Francos Tod - UNO-Flagge auf Halbmast?

iamNex

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Bin hier gerade auf eine Stelle gestoßen: Nach Francos Tod soll in der Generalversammlung der UN die Fahne auf Halbmast gesetzt worden sein...
Kann da jemand noch was dazu beitragen? ist doch irgendwie unpassend...
 
Bin hier gerade auf eine Stelle gestoßen: Nach Francos Tod soll in der Generalversammlung der UN die Fahne auf Halbmast gesetzt worden sein...
Kann da jemand noch was dazu beitragen? ist doch irgendwie unpassend...

Ich kann weder sagen, ob das stimmt oder nicht, noch kenne ich mich mit den Gepflogenheiten der UNO aus. Seit 1955 war Spanien, nachdem dem Land 1945 die Aufnahme verweigert worden war, Mitglied der Vereinten Nationen. Wenn es üblich ist oder war, wenn ein Staatschef eines Mitgliedsstaats der UNO im Amt verstirbt, die Flagge auf Halbmast zu setzen (wahrscheinlich nicht in der Generalversammlung sondern vorm UN-Gebäude in New York, oder?), dann gibt es keinen Grund das in irgendeiner Form für ungewöhnlich zu halten. Es wäre vielmehr ein Affront gegen das entsprechende Land, dies nicht zu tun.
Bemerkenswert wäre es, wenn dieser Brauch nicht gepflegt würde und man hätte die Flagge auf Halbmast gesetzt. Das wäre also erst mal zu recherchieren.
 
@Nex

Der Botschafter, hier der Botschafter Spaniens, ist persönlicher Vertreter des Staatschefs eines Landes. Stirbt der Staatschef eines Landes und wird dann die Fahne in dem Entsendestaat auf "Halbmast" gesetzt, wird der Empfängerstaat, bzw. die Internationale Organisation dieses, mit der Flagge des Entsendestaates, in Auftrag des Botschafters, ebenfalls tun. Das hat nichts mit der Wertschätzung des gestorbenen Staatsoberhauptes zu tun, sondern mit diplomatischen Gepflogenheiten.

Als Rechercheansatz, "Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen" 1961:

http://www.admin.ch/ch/d/sr/i1/0.191.01.de.pdf

Dort Artikel 20.

Im Analogieschlußverfahren, der spanische Botschafter bei der UN bestimmt wie die Flagge zu hissen ist, also nicht die UN bestimmt, sondern der spanische Botschafter.

Nur so, als Ansatz.

M.
 
Ich hab Nex so verstanden, dass nicht die spanische Flagge auf Halbmast gesetzt worden sei, sondern die Flagge der Vereinten Nationen.

http://www.un.org/depts/dhl/maplib/docs/stsgb132.pdf Siehe Punkt 9, Mourning.
Punkt 9? Du meinst bestimmt "V." der Regulations, mit denen der Flag Code umgesetzt wird.

Wer die Vorschriften auf deutsch sucht, wird hier fündig: http://www.protokoll-inland.de/Shar...g/BesBeflaggung/un.pdf?__blob=publicationFile
 

Punkt 9? Du meinst bestimmt "V." der Regulations, mit denen der Flag Code umgesetzt wird.

Wer die Vorschriften auf deutsch sucht, wird hier fündig: http://www.protokoll-inland.de/Shar...g/BesBeflaggung/un.pdf?__blob=publicationFile

Nee, ich meinte Punkt 8 des Flaggenkodex. Aber du ahst Recht, in den Vorschriften ist das viel ausführlicher, die geben viel mehr her. Demnach handelte es sich, wie ich schon vermutete, um einen regulären Akt "beim Tode eines Staats- oder Regierungschefs eines Mitgliedstaats", und es wäre wirklich ein Affront gewesen, dies nicht zu tun. An dem Akt, dass zu Francos Tod die UN-Flagge auf halbmast gesetzt wurde, ist also an und für sich nichts bemerkenswertes. Um so interessanter wird wiederum die Quelle, aus der Nex das entnommen hat und warum die diesen "gewöhnlichen" Akt möglicherweise betont.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist natürlich ein guter Hinweis!

Zur Abrundung:
Im Artikel von Walter Haubrich in der Zeit vom 17.11.2005 (Zeitläufte: Als Spanien stillstand | Zeitläufte | ZEIT ONLINE) wird die Zusammensetzung der internationalen Trauergemeinde beschrieben, die Franco die letzte Ehre erwies: "König Hussein von Jordanien, Rainier von Monaco als Großmeister des Malteserordens, Imelda Marcos, die Frau des philippinischen Diktators Ferdinand Marcos, und Augusto Pinochet, der zwei Jahre zuvor in Chile durch einen blutigen Putsch an die Macht gekommen war". Auch schreibt Haubrich, dass die Amtseinführung von Juan Carlos als spanischer König um ein paar Tage verschoben werden musste, da die Staats- und Regierungschefs der demokratischen Länder, die an dieser gerne teilnehmen wollten, sich weigerten, an der Bestattung von Franco teilzunehmen. Juan Carlos musste dann auch noch Pinochet nach Hause schicken, weil sich Giscard d’Estaing und Scheel weigerten, an der Amtseinführung teilzunehmen, solange Pinochet noch im Lande ist.

Das sind doch schon sehr starke Hinweise darauf, dass sich die Trauer in der Staatenwelt auf kleine, skurille Kreise beschränkte.

Interessant ist der Artikel auch, weil er die Situation und Atmosphäre beschreibt, die in diesen Tagen in Spanien herrschte.
 
Zuletzt bearbeitet:
"In der Generalversammlung der Vereinten Nationen wurde die Fahne auf Halbmast gesetzt und eine Schweigeminute eingelegt. Dennoch wies das Echo aus dem Ausland eher in die Zukunft als in die Vergangenheit. [...] Das vorsichtig abgefasste Telegramm der Bundesrepublik Deutschland distanzierte sich, wenn auch sehr diplomatisch, von der spanischen Diktatur [...]. Der Schweizer Präsident unterstrich ebenfalls das Ende einer Epoche der spanischen Geschichte und sprach sich für die zukünfige 'progressive Integration Spaniens in die Gemeinschaft der Nationen Westeuropas' aus."

(Josefina Cuesta: Der Franquismus und die Erinnerungspolitik, in: Bruno Groppo und Christine Schindler (Hrsg.): Erinnerung an Diktatur und Verfolgung im internationalen Vergleich. Leipzig 2001, S. 61-89, Zitat auf S. 75.)
 
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