Es gab ja auch ganz verschiedene Phasen der skandinavischen Expansion.
Die organisierten Angriffe dänischer Berufskrieger unter Königen wie Sven Gabelbart oder Knut dem Großen hatten ja beispielsweise eine ganz andere Form und Qualität als die direkt nach dem Tod Karls des Großen einsetzenden unorganisierten Plünderungszüge einzelner Adeliger.
Eine Armee wie das Große Heer hatte eine ganz andere Schlagkraft als der übliche saisonale Beutezug einer Schar Norweger von Irland nach Wales.
Die Besetzung der Normandie hatte eine ganz andere Form und Auswirkung, als die heillose Anarchie in der Zeit der Besetzung der Bretagne.
Resultieren die Erfolge der Wikinger des 8.-10. Jh. nur und einzig daraus, dass ihre Gegner geschwächt bzw. zerstritten waren?
Von daher kann man hier meiner Ansicht nach keine Aussagen über "die" "Wikinger" treffen. Man müsste sehr klar nach Zeit, Ort und beteiligten Parteien sowie deren Zielsetzung unterscheiden. All diese Faktoren unterschieden sich erheblich.
Die Erfolge völlig unterschiedlicher skandinavischer Angriffe in dieser Zeit hatten ebenso völlig unterschiedliche Gründe.
Ich sehe den Grund in einer Kombination von innerer Schwäche (in dem Sinn, dass es den Königen immer schwerer fiel, ihre widerspenstigen Vasallen zusammenzutrommeln) der Frankenreiche und der hohen Mobilität der Wikinger
Meiner Ansicht nach kommt da noch eine zunehmende ökonomische Schwäche insbesondere der Frankenreiche hinzu. Es fehlten aus dieser resultierend schlicht und einfach die Mittel zum Unterhalt ausreichend großer Streitkräfte. Demgegenüber nahm der Gegner aufgrund seiner Einnahmen aus den Plünderungen, Eroberungen, Danegeldzahlungen usw immer mehr an Stärke zu.
Im angelsächsischen Bereich hatten nur die Danegelder selbst schon sehr negative ökonomische Folgen, insbesondere zur Zeit von Sven Gabelbart. Ohne diese Schwächung und umgekehrt zugleich die Stärkung der Dänischen Könige wären die Eroberungen Knuts des Großen gar nicht möglich gewesen.