Stammt von Napoleon der Ausspruch "Geographie ist Schicksal"?

jonash0

Neues Mitglied
Hallo Zusammen

ich bin ganz neu in dem Forum und bereits auf Eure Hilfe angewiesen. An verschiedenen Orten konnte ich lesen, dass Napoleon den Spruch "Geographie ist Schicksal" geprägt hat.

Könnte mir jemand sagen aus welcher Zeit das Zitat stammt und zu welchem Anlass er dies geäussert hat.

Wäre super wenn mir jemand helfen könnte.

Vielen Dank und hoffentlich auf bald

Jonash0
 
Ob, wie und wo er diesen ihm zugeschriebenen Ausspruch getätigt hat, ist wohl umstritten. Vermutlich hat er jedoch vielmehr wie viele andere in politischer, wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht die Bedeutung der Geographie erkannt.

Das betrifft zum einen die Gefahren, die aus einer geographsichen Lage resultieren, z.B. im Zentrum einer feindlichen Allianz und zum anderen auch die Chancen, entweder durch die Logistik der "inneren Linie" oder durch besonders vorteilhafte natürliche Grenzen (Gebirge, Seen, Flüsse, Meere etc.).

Die geographische Lage der einzelnen Länder in Europa bedeutete für Napoleon vor allem ein spezifisches historisches Schicksal, in das er hineingeboren worden ist. Frankreich war bereits vor Napoleon eine "atlantische Nation", die intensiv mit den anderen atlantischen Nationen, vor allem mit GB, um den atlantischen Handel gekämpft hat, inklusive dem Zugang zu den eigenen oder fremden Kolonien.

Neben dem geographisch definierten Zugang zum atlantischen Handel bzw. dann auch zum kontinentalen mittel- & nord-europäischen Handel, der in starkem Maße durch das napoleonische Frankreich dominiert wurde, ergibt sich die politische und somit auch militärische Situation zum kontinentalen Europa.

Im Konflikt mit GB wird am deutlichsten, welchen Einfluss die Geographie hatte. Die Invasion von GB, im Anschluss an das Lager von Boulogne, sollte den Rivalen GB bezwingen. Die Niederlage von Trafalger verhinderte diese Invasion der "Insel".

In der Konsequenz dieser Verhinderung seiner Invasionsabsichten konzentrierte sich Napoleon erneut auf die Kriegsführung auf dem europäischen Kontinent, um seine hegemonialen Ambitionen zu verfolgen.

Aus der gegenläufigen Perspektive von GB betrachtet wird deutlich, dass die atlantische Seemacht der kontinentalen Landmacht Frankreich in einem direkten Konflikt unterliegen mußte.

Diese relative Schwäche reflektierte Wellington in der Vorbereitung seines Feldzuges auf der iberischen Halbinsel und er verlegte sich eher auf eine hinhaltende Ermattungsstrategie bzw. den "kleinen Krieg", die zunächst in der Anfangsphase des Feldzuges die offene Feldschlacht vermeiden sollte.

An diesem beiden Beispielen wird deutlich, dass eine politische und militärische Strategie eng an die Geographie gebunden ist, als zu akzeptierendes Schicksal.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe keine positiven Nennungen gefunden, sondern lediglich den Zweifel, ob er es so formuliert hat.

Keinen Zweifel habe ich persönlich, dass er diese Sichtweise auf die Geostrategie der damaligen Zeit hatte.
 
Keinen Zweifel habe ich persönlich, dass er diese Sichtweise auf die Geostrategie der damaligen Zeit hatte.

Ok., Danke.
Kritisch hinterfragen muesste man allerdings, ob ihm diese Sichtweise nicht irgendwann abhanden gekommenn sind bzw. ob er meinte, geograpische Gegebenheiten mit seinem Willen (Planung) bezwingen zu kønnen:

Stichworte: Distanzen, Klima, Versorgung/Logistik, Zeit.

Insofern wære anzunehmen, dass dieser Ausspruch, so er von ihm kommt, eher in den Anfangsjahren seiner Laufbahn, oder alternativ auf St. Helena getan wurde.

Gruss, muheijo
 
Zurück
Oben