Kollaps der Wikinger-Besiedlung von Grönland?

Wie kommst du auf diese Zahl von 10%? Meiner Ansicht nach war der Anteil der Norweger bei den Wikingern deutlich höher, auch wenn ich dir dahin gehend zustimme, dass der Gros Dänen waren.
Da müsste ich nachschauen. Ich meine, das aus Horst Zettel: Das Bild der Normannen und der Normanneneinfälle in westfränkischen, ostfränkischen und angelsächsischen Quellen des 8. bis 11. Jahrhunderts zu haben.

Von welcher Zeit sprichst du? Beispielsweise begannen sogar viele Könige von Norwegen als Wikinger wie unter anderen Olav Tryggvason.
Kein König wurde in den Quellen als Wikinger bezeichnet. Im Zusammenhang mit Harald Blauzahn wird von seinem Neffen Gullharald berichtet, dass er, da er nicht König wurde, stattdessen “Wikinger” wurde. Hier wird also nur der nicht zum Zuge kommende Thronprätendent als “Wikinger” bezeichnet, der seinen Unterhalt durch Raubzüge erstreitet.

Der Staatshaushalt vieler nordischer Könige rekrutierte sich in bestimmten Zeiträumen zu ganz beachtlichen Anteilen aus Raubzügen, Schutzgelderpressungen und Plünderungen, sehr sicher auch in Norwegen.
Du spielst auf Danelag an. Das waren Dänen, nicht Norweger. "Sehr sicher auch in Norwegen"? Woher hast du das? Natürlich ernährte der Krieg den Krieg. Aber nach Bezahlung der Trupen blieb kaum was übrig.

Waren die ersten Siedler auf Grönland nun Wikinger? Wenn man den Begriff Populärwissenschaftlich im Sinne von Skandinavier im Frühmittelalter her nimmt ja.
Sicher. Aber in einem Geschichtsforum sollte man schon genauer sein.

...na komm, nicht heulen - schließlich hast du in diesen Faden ein paar unpassende Themen hereingebracht... :winke::winke:
Also, ich fand den Vergleich im theoretischen Konjunktiv durchaus passend, wenn auch drastisch. Ich habe das andernorts auch gemacht, wenn der Quellenwert zeitgenössischer christlicher Chronisten und Annalisten im Hinblick auf ihren Opferstatus angezweifelt wurde. Da habe ich dann gefragt, ob denn die Berichte von KZ-Häftlingen auch angezweifelt würden, weil sie ja Opfer gewesen seien. Da hat niemand aufgeheult wegen des Nazivergleichs. (Und ich schreibe nicht in rechten Foren!). Deshalb war ich so überrascht über die Reaktion hier.

hm, dann also nicht im Sinne des terminus technicus (der allerdings nicht immer und überall im Sinne der Wiki-Definition galt) -- aber muss ich mir nun vorstellen, dass die im noch Frühmittelalter auf Grönland eintreffenden Neusiedler (bitte nicht mit dem gleichnamigen See verwechseln) ohne Waffen auf der riesigen Insel eintrafen und auch keine Waffen zu benutzen gewohnt waren?
Nein. Ich sagte schon: Zum Mann gehörte die Waffe. Außerdem gab es ja zwischen den Bauern gewaltsame Konflikte über Weideland, Frauen, Familienehre usw. Blutrache inbegriffen. Da brauchte man ein Schwert. Aber deshalb würde ich sie nicht als Wehrbauern bezeichnen.
 
Nein. Ich sagte schon: Zum Mann gehörte die Waffe. Außerdem gab es ja zwischen den Bauern gewaltsame Konflikte über Weideland, Frauen, Familienehre usw. Blutrache inbegriffen. Da brauchte man ein Schwert. Aber deshalb würde ich sie nicht als Wehrbauern bezeichnen.
mit Verlaub: wo in diesem Grönlandfaden hast du das gesaagt??? (und bedenke. man muss deine gesammelten Werke oder Aussprüche nicht kennen :winke:) und deshalb auch mein nachfragen, ob und wie friedliebend oder gewaltbereit (im Falle von Konflikten) deiner ansicht nach die Grönlandbesiedler anfangs und später waren. Da hat Robert Guiscard schon erhellendes zum kulturellen Umfeld gesagt - ich will es mal salopp-humorig ausdrücken: diese Besiedler waren mental und kulturell näher den Wikingern als den irofränkischen Betschwestern :):)

du siehst, für Leser, die nicht über detailierte Fachkenntnisse verfügen, ist das insistieren auf den friedlichen Schafzüchtern irreführend - es hat ganz schön lange gedauert, von dir zu hören, dass Fehden etc. wie überhaupt das Schwert zu verwenden alltäglich war :winke:

Also, ich fand den Vergleich im theoretischen Konjunktiv durchaus passend, wenn auch drastisch. Ich habe das andernorts auch gemacht, wenn der Quellenwert zeitgenössischer christlicher Chronisten und Annalisten im Hinblick auf ihren Opferstatus angezweifelt wurde. Da habe ich dann gefragt, ob denn die Berichte von KZ-Häftlingen auch angezweifelt würden, weil sie ja Opfer gewesen seien. Da hat niemand aufgeheult wegen des Nazivergleichs. (Und ich schreibe nicht in rechten Foren!). Deshalb war ich so überrascht über die Reaktion hier.
die Moderation hat doch, für meinen Geschmack viel zu rücksichtsvoll, darum gebeten, dergleichen hier zu unterlassen - dir scheint es aber schwer zu fallen...
deutlicher: lass du mal die überlebenden KZ-Häftlinge aus spätmittelalterlichen Grönlandfäden raus, da haben die nichts verloren!

bzgl. des von dir genannten Quellenwerts: niemand bezweifelt hier, dass Raubfahrten von Wikingern grausam waren - allerdings gibt es keinen Grund, andere Kriegszüge als auffallend weniger grausam hinzustellen. Mittelalterliche Quellen sind keine neutralen Forschungsergebnisse, sondern sie sind zumeist tendenziös, das umso mehr, wenn christliche/klerikale Autoren über feindliche Heiden schreiben. Ansonsten denk nur an das Auftreten alemannischer Horden (Leuthari und Buchtilin) und wie die geradezu als Schlächter vorgingen zeitlich vor den Wikingern, denk zeitlich nach den Wikingern an den vom Deutschen Orden veranstalteten Genozid.
 
… und deshalb auch mein nachfragen, ob und wie friedliebend oder gewaltbereit (im Falle von Konflikten) deiner ansicht nach die Grönlandbesiedler anfangs und später waren. Da hat Robert Guiscard schon erhellendes zum kulturellen Umfeld gesagt - ich will es mal salopp-humorig ausdrücken: diese Besiedler waren mental und kulturell näher den Wikingern als den irofränkischen Betschwestern :):)

du siehst, für Leser, die nicht über detailierte Fachkenntnisse verfügen, ist das insistieren auf den friedlichen Schafzüchtern irreführend - es hat ganz schön lange gedauert, von dir zu hören, dass Fehden etc. wie überhaupt das Schwert zu verwenden alltäglich war :winke:
Entschuldige. ich hatte vielleicht voreilig Minimalkenntnisse vorausgesetzt. Es ging um Wikinger, also Räuberbanden. Es ging nicht um Familienfehden und um Blutrache. Dass Konflikte zwischen Familien blutig ausgetragen wurden, hatte ich bei der Erwähnung von Schafzüchtern als bekannt vorausgesetzt. Aber das macht sie noch nicht zu Wikingern.

die Moderation hat doch, für meinen Geschmack viel zu rücksichtsvoll, darum gebeten, dergleichen hier zu unterlassen - dir scheint es aber schwer zu fallen..
Habe ich erst gelesen. als ich das Posting bereits abgeschickt hatte. Hab ich ihr auch so geschrieben. Die kleine 1 in der Eingangspost hatte ich in der Hitze des Gefechts schlicht übersehen. Ist hier halt sehr schwühl heute.

bzgl. des von dir genannten Quellenwerts: niemand bezweifelt hier, dass Raubfahrten von Wikingern grausam waren - allerdings gibt es keinen Grund, andere Kriegszüge als auffallend weniger grausam hinzustellen. Mittelalterliche Quellen sind keine neutralen Forschungsergebnisse, sondern sie sind zumeist tendenziös, das umso mehr, wenn christliche/klerikale Autoren über feindliche Heiden schreiben.
Das stimmt wohl. Aber wie kommt man zu der Aussage, dass sie grausam waren, wenn man diue Quellen in diesem Punkt für unglaubwürdig hält? Abgesehen davon gibt es auch arabische Quellen über diese Grausamkeit.

Ansonsten denk nur an das Auftreten alemannischer Horden (Leuthari und Buchtilin) und wie die geradezu als Schlächter vorgingen zeitlich vor den Wikingern, denk zeitlich nach den Wikingern an den vom Deutschen Orden veranstalteten Genozid.

Das hatten wir schon - mit Theoderich. Aber es ist trotzdem erklärungsbedürftig, wieso der Schrecken in Europa über die Wikinger so groß war, wenn das ohnehin zu dieser Zeit Gang und Gäbe war. Da muss es einen Unterschied gegeben haben. Im 6. Jh. war das allgemeine Erfahrung. im 10. und 11. eben nicht. Und der Genozit des Deutschen Ordens fand eben keinen Homer, d.h. er wurde an einem Volk verübt, das keine in Europa verbreitete Literatur darüber hinterließ. Die Opfer waren örtlich begrenzt und weit weg.
 
Entschuldige. ich hatte vielleicht voreilig Minimalkenntnisse vorausgesetzt. Es ging um Wikinger, also Räuberbanden. Es ging nicht um Familienfehden und um Blutrache. Dass Konflikte zwischen Familien blutig ausgetragen wurden, hatte ich bei der Erwähnung von Schafzüchtern als bekannt vorausgesetzt. Aber das macht sie noch nicht zu Wikingern.
kannst du auch ohne Polemik und den Versuch von rhetorischer Trickserei argumentieren? =)
...und was den fett markierten Satz betrifft: merkst du auch, was für eine herrliche Stilblüte das ist? :yes::yes:
ok, Spaß und Fopperei, auch wenns Spaß macht und den Austausch lebendig macht und würzt, beiseite: was du da schreibst, geht doch ganz direkt in die robert Guiscards Beschreibung des soziokulturellen Umfelds der Wikinger hinein - also salopp gesagt: die mit Waffengebrauch, Blutrache, Fehde etc. sozialisierten Schafzüchter sind enger mit Wikingern als mit Betschwestern verwandt ;););)

da sind wir uns einig :yes:

Aber wie kommt man zu der Aussage, dass sie grausam waren, wenn man diue Quellen in diesem Punkt für unglaubwürdig hält?
in den vielen verschiedenen Quellen zu allerlei Kriegshandlungen des frühen Mittelalters, seien es spätmerowingische Zwistigkeiten, seien es hin und her schwappende Überfälle an der "Slawengrenze", seien es Streitigkeiten mit awaren und später Ungarn, seien es die Überfälle von Wikingern: die für uns heute unvorstellbare Graumsamkeit (wir hätten ja gerne den klinisch sauberen Krieg, obwohl es den wohl nicht gibt...) ist auffallend. Das muss eine alltägliche Erfahrung im Frühmittelalter gewesen sein (vgl. u.a. Scheibelreiter) Was obendrein auffällt, ist, dass christliche Quellen gerne den Furor der Heiden ganz besonders herausstellen - und das ist eben eine gewisse Tendenz der Quellen.
Ein regionaler Zwist, irgendeine merowingische Strafexpedition usw - das waren "kriegerische" Handlungen, die mit einem zahlenmäßig recht geringen Aufgebot stattfanden - kaum mehr, als ein Wikingerüberfall. Aber das andere, das fremde: das überwog in der Summierung des Schrecklichen. indiesem Sinne galten die ungar. Reiter und die schnell wie aus dem Nichts auftauchenden Wikinger als besondere Heimsuchung - allerdings an Grausamkeit dürften sie alle sich ziemlich gleich gewesen sein.

Abgesehen davon gibt es auch arabische Quellen über diese Grausamkeit.
das interessiert mich jetzt sehr!!
wo und wie gerieten Wikinger sich mit Arabern in die Haare, und zwar so sehr, dass es darüber eine arabische Überlieferung gibt?
Ibn Fadlan und den Zank, ob der frühe Russen oder Wikinger beschreibt, kenne ich.

Aber es ist trotzdem erklärungsbedürftig, wieso der Schrecken in Europa über die Wikinger so groß war, wenn das ohnehin zu dieser Zeit Gang und Gäbe war. Da muss es einen Unterschied gegeben haben. Im 6. Jh. war das allgemeine Erfahrung. im 10. und 11. eben nicht. Und der Genozit des Deutschen Ordens fand eben keinen Homer, d.h. er wurde an einem Volk verübt, das keine in Europa verbreitete Literatur darüber hinterließ. Die Opfer waren örtlich begrenzt und weit weg.
das fett markierte ist eine Annahme, keine Gewißheit.

...bissel herzlos ist es schon, den vom Deutschen Orden veranstalteten Genozid mit "die hatten halt keinen Homer, Pech" abzutun... :winke::winke::winke: ...was würdest du sagen, wenn der Deutsche Orden deine Wikinger da an Grausamkeit übertrifft?
 
oh verflucht... mit unseren letzten Beiträgen driften wir arg weit weg vom Ende der Grönländer... --- aber interessant isses trotzdem!! :yes::yes:
 
dekumatland:

Was man mittels mit Muskelkraft betriebenen Werkzeugen einem menschlichen Körper so antun kann, ist ja auch im Endeffekt beschränkt. Von der Qualität her würde ich trotzdem speziell den Wikingern einen gewissen Spitzenplatz einräumen. Obwohl sie vom reinen Prozedere des qualvollen Tötens und Abschlachtens sicher nicht mehr tun konnten als andere, fällt doch auf, dass alle Quellen ohne Ausnahme gerade bei den Wikingern eine über das Maß der Zeit hinaus gehende Mordlust hervor heben.

Speziell die Wikinger als Gruppe fielen durch eine über die Verhältnisse in dieser Zeit noch hinaus gehende Mordlust aus, die ihre Zeitgenossen vor allem auch wegen der Anarchistischen und Chaotischen Weise als besonders grauenvoll empfanden. Sicher, auch andere in dieser Zeit töteten Babys, vergewaltigten junge Mädchen und hackten Menschen in Stücke, aber bei den Wikingern geschah dies als ein wesentlicher Teil ihres Selbstverständnisses und ihrer Kultur in einem selbst für diese Zeit besonderen Maße. Von daher könnte man sagen, dass in dem ohnehin extrem gewalttätigen Frühmittelalter sich die Wikinger noch mal von den anderen Gewalttätern aufgrund der für ihre Zeit extremen Mordlust noch mal abhoben.


Bezüglich Grönland:

fingalo hat geschrieben, dass in Grönland keine Schiffe gebaut wurden und dass die Bauern keine Schiffsbaukenntnisse haben mussten und deshalb auch keine bauen konnten.

Dem möchte ich klar wiedersprechen:

Der Anteil an Meeresgetier im Speiseplan der Grönländer nahm die ganze Zeit der Besiedelung dort immer mehr zu. Es handelte sich aber nicht zuletzt um Meeresgetier, dass man nicht einfach vom Strand her hätte fangen könnten. Auch die fahrten zu den nördlichen Jagdgründen erfolgten nicht mit den Handelsschiffen aus Norwegen sondern mit eigenen Booten.

Die Grönländer stellten nachweislich eigene Boote her. Wenn man aber nun ein Boot bauen kann, kann man auch ein Schiff bauen (Holz vorausgesetzt). Auf den Faröern können manche Bauern noch heute relativ große Boote für die Fischerei als Nebenerwerb selbst bauen. Mit einem solchen größeren Boot von den Faröern ist ein erfahrener Segler vor einigen Jahren sogar mal nach Grönland gesegelt und wieder zurück. Dabei geriet er zwischen Eisberge und in einen heftigen Sturm, und kam trotzdem mit dem Boot heil durch.

Eine gewisse grönländische Schifffahrt mit eigenen Schiffen hat es also nachweislich gegeben. Noch darüber hinaus hat man in Grönland ein Bootshaus ausgegraben.

Die Frage ist also nicht, ob die Grönländer eigene Schiffe hatten, sondern ab wann und warum sie dann keine mehr hatten. Solange noch Schiffe da waren, konnte man Holz aus Markland holen, dass war im Sommer seemännisch keine Herausforderung und mit diesem Holz neue Schiffe bauen. Und manche Bauern konnten schlicht und einfach Schiffe bauen.

Meiner Meinung nach führte die Klimaverschlechterung im 15 Jahrhhundert dann zum Zusammenbruch der Schifffahrt in der Davis Straße und damit zum Ende des Holznachschubs. Laut Untersuchungen von Sedimenten in Grönland setzte die Abkühlung dort lokal aber sogar bereits früher ein. Bereits in der zweiten Hälfte des 14 Jahrhhundert könnte so der Holznachschub versiegt sein.

Boote bauen konnten die Grönländer auf jeden Fall. Aber ohne Holz eben nicht und Holz aus Norwegen war aufgrund der immer seltener werdenden Schiffe von dort ein immer teureres Importgut.
 
das interessiert mich jetzt sehr!!
wo und wie gerieten Wikinger sich mit Arabern in die Haare, und zwar so sehr, dass es darüber eine arabische Überlieferung gibt?
Ibn Fadlan und den Zank, ob der frühe Russen oder Wikinger beschreibt, kenne ich.

...

Im Jahr 844 haben Wikinger einen großen Raubzug durch al Andalus geführt und dabei Lisboa, Cadiz und Sevilla angegriffen, und wurden schliesslich in der Schlacht von La Tablada besiegt.

858 ist eine weitere Flotte plündernd die spanische Mittelmeerküste hochgezogen und dann bis Italien weitergesegelt. Dabei wurden auch ein paar Orte in Nordafrika angegriffen.

Darüber gibt es ausführliche arabische Aufzeichnungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
kannst du auch ohne Polemik und den Versuch von rhetorischer Trickserei argumentieren? =)
...und was den fett markierten Satz betrifft: merkst du auch, was für eine herrliche Stilblüte das ist? :yes::yes:
Nur für den unbedarften Laien.

was du da schreibst, geht doch ganz direkt in die robert Guiscards Beschreibung des soziokulturellen Umfelds der Wikinger hinein - also salopp gesagt: die mit Waffengebrauch, Blutrache, Fehde etc. sozialisierten Schafzüchter sind enger mit Wikingern als mit Betschwestern verwandt ;););)
Was heißt hier "verwandt"? Natürlich gab es Verwandtschaftsverhältnisse, das bestreitet ja niemand. Aber zwischen Familienfehden und Wikingerraubzügen gibt es schon markante Unterschiede. Die Fehden wurden auch nach der Wikingerzeit so ausgetragen. Und der lang andauernde Bürgerkrieg war ja auch nicht ohne. Aber Raubzüge mit sinnlosen Abschlachtungen wurde da nicht mehr verübt. Das waren eben keine Wikinger. Nicht jeder, der ein Schwert benutzt, ist Wikinger. Und das gilt auch für Island.

in den vielen verschiedenen Quellen zu allerlei Kriegshandlungen des frühen Mittelalters, seien es spätmerowingische Zwistigkeiten, seien es hin und her schwappende Überfälle an der "Slawengrenze", seien es Streitigkeiten mit awaren und später Ungarn, seien es die Überfälle von Wikingern: die für uns heute unvorstellbare Graumsamkeit (wir hätten ja gerne den klinisch sauberen Krieg, obwohl es den wohl nicht gibt...) ist auffallend. Das muss eine alltägliche Erfahrung im Frühmittelalter gewesen sein (vgl. u.a. Scheibelreiter) Was obendrein auffällt, ist, dass christliche Quellen gerne den Furor der Heiden ganz besonders herausstellen - und das ist eben eine gewisse Tendenz der Quellen.
Ein regionaler Zwist, irgendeine merowingische Strafexpedition usw - das waren "kriegerische" Handlungen, die mit einem zahlenmäßig recht geringen Aufgebot stattfanden - kaum mehr, als ein Wikingerüberfall. Aber das andere, das fremde: das überwog in der Summierung des Schrecklichen. indiesem Sinne galten die ungar. Reiter und die schnell wie aus dem Nichts auftauchenden Wikinger als besondere Heimsuchung - allerdings an Grausamkeit dürften sie alle sich ziemlich gleich gewesen sein.
Volle Zustimmung.
Die zeitgenössische Annalistik erwähnt ihre Grausamkeit. In der mehr örtlich orientierten Hagiographie tritt die unglaubliche Grausamkeit als besonderes Merkmal deutlich hervor. In der Angelsächsischen Chronik wird die Grausamkeit der Wikinger nicht explizit erwähnt. Dies hängt aber mit der Thematik und Darstellungsabsicht, den Aufstieg des Hauses Wessex und den Kampf Alfreds des Großen zu schildern, zusammen. Außerdem wird in den vielen Quellen die Vertragstreue betont. D. h., dass sie nach Empfang des Lösegeldes tatsächlich abzogen. Die fränkischen Quellen hingegen schildern häufiger, dass die Wikinger das Geld annahmen, dann aber weiterheerten. Auch in angelsächsischen Quellen ist häufig von Vertragsbrüchen die Rede. Das hat mit dem Vertragsrecht der damaligen Zeit und der Stellung des Anführers der Wikinger in seiner Mannschaft zu tun.


wo und wie gerieten Wikinger sich mit Arabern in die Haare, und zwar so sehr, dass es darüber eine arabische Überlieferung gibt?
Ibn Fadlan und den Zank, ob der frühe Russen oder Wikinger beschreibt, kenne ich.
Das hat Bdaian schon beantwortet.


das fett markierte ist eine Annahme, keine Gewißheit.
Doch, das ist Gewissheit. Dafür reicht die Quellenlage aus.

...bissel herzlos ist es schon, den vom Deutschen Orden veranstalteten Genozid mit "die hatten halt keinen Homer, Pech" abzutun... :winke::winke::winke: ...was würdest du sagen, wenn der Deutsche Orden deine Wikinger da an Grausamkeit übertrifft?
Nu, gar nichts. Daraus hat sich eben kein europaweiter Schrecken hergeleitet.

Was man mittels mit Muskelkraft betriebenen Werkzeugen einem menschlichen Körper so antun kann, ist ja auch im Endeffekt beschränkt. Von der Qualität her würde ich trotzdem speziell den Wikingern einen gewissen Spitzenplatz einräumen. Obwohl sie vom reinen Prozedere des qualvollen Tötens und Abschlachtens sicher nicht mehr tun konnten als andere, fällt doch auf, dass alle Quellen ohne Ausnahme gerade bei den Wikingern eine über das Maß der Zeit hinaus gehende Mordlust hervor heben. … usw.
Den nagel auf den Kopf getroffen.

fingalo hat geschrieben, dass in Grönland keine Schiffe gebaut wurden und dass die Bauern keine Schiffsbaukenntnisse haben mussten und deshalb auch keine bauen konnten.

Dem möchte ich klar wiedersprechen:

Der Anteil an Meeresgetier im Speiseplan der Grönländer nahm die ganze Zeit der Besiedelung dort immer mehr zu. Es handelte sich aber nicht zuletzt um Meeresgetier, dass man nicht einfach vom Strand her hätte fangen könnten. Auch die fahrten zu den nördlichen Jagdgründen erfolgten nicht mit den Handelsschiffen aus Norwegen sondern mit eigenen Booten.
Ruderboote zum Fischfang kann man importieren. Archäologisch gibt es keinerlei Hinweise auf eigenen Bootsbau.

Die Grönländer stellten nachweislich eigene Boote her.
Der Nachweis interessiert mich nun.

Eine gewisse grönländische Schifffahrt mit eigenen Schiffen hat es also nachweislich gegeben. Noch darüber hinaus hat man in Grönland ein Bootshaus ausgegraben.
Klar, Boote hatten sie. Aber wo wurden sie gebaut? Der Nachweis interessiert mich. Und mit ruderbooten zum Fischfang kann man keinen nennenswerten Holzimport bewerkstelligen.

Die Frage ist also nicht, ob die Grönländer eigene Schiffe hatten, sondern ab wann und warum sie dann keine mehr hatten. Solange noch Schiffe da waren, konnte man Holz aus Markland holen, dass war im Sommer seemännisch keine Herausforderung und mit diesem Holz neue Schiffe bauen. Und manche Bauern konnten schlicht und einfach Schiffe bauen.
Quelle: sankt Spekulatius. Ein Ruderboot zum Fischfang zu bauen und eine Knorr zu bauen ist ein Unterschied.

Meiner Meinung nach führte die Klimaverschlechterung im 15 Jahrhhundert dann zum Zusammenbruch der Schifffahrt in der Davis Straße und damit zum Ende des Holznachschubs. Laut Untersuchungen von Sedimenten in Grönland setzte die Abkühlung dort lokal aber sogar bereits früher ein. Bereits in der zweiten Hälfte des 14 Jahrhhundert könnte so der Holznachschub versiegt sein.
Das würde nicht ausreichen. denn auch bei Abkühlung gab es genug Tage im Jahr mit ruhiger See, in dene man nach Vinland hätte fahren können.
 
Nur für den unbedarften Laien.
du willst aber nicht ernsthaft behaupten, dass das harmlose Wort "Schafzüchter" ein ganz spezieller Fachbegriff der Skandinavistik und Wikingerforschung sei? ;) selbstverständlich war der Satz komisch - und das ist auch nicht schlimm, sondern unterhaltsam


Was heißt hier "verwandt"? Natürlich gab es Verwandtschaftsverhältnisse, das bestreitet ja niemand. Aber zwischen Familienfehden und Wikingerraubzügen gibt es schon markante Unterschiede. Die Fehden wurden auch nach der Wikingerzeit so ausgetragen. Und der lang andauernde Bürgerkrieg war ja auch nicht ohne. Aber Raubzüge mit sinnlosen Abschlachtungen wurde da nicht mehr verübt. Das waren eben keine Wikinger. Nicht jeder, der ein Schwert benutzt, ist Wikinger. Und das gilt auch für Island.
man muss nicht mit Gewalt missverstehen - ich formuliere es anders: einem mit Fehden, Blutrache, Waffengebrauch und sogar Bürgerkriegen sozialisierten frühmittelalterlichem Schafzüchter kann es leichter fallen, zum Wikinger zu werden, als es einem Klosterbruder aus dem Scriptorium fallen würde. Wie schon Robert Guiscard erklärt hat, ist das soziokulturelle Umfeld der frühen Grönländer und Isländer wohl nicht völlig fern vom "Wikingerdasein" (was ja nicht heisst, dass sie das auch ständig gemacht hätten) Dass nicht jeder, der ein Schwert besitzt und damit umgehen kann, ein Wikinger ist, ist völlig klar - aber es kann ihm leichter fallen, einer zu werden als besagter Klosterbruder, denn mit dem Waffengebrauch bringt er schon eine Qualifikation mit (und wenn er aus dem entsprechenden soziokulturellen Umfeld stammt, und in dem waren die Wikinger keine Fremdkörper!) dann kann es ihm leichter fallen.

Volle Zustimmung.
Die zeitgenössische Annalistik erwähnt ihre Grausamkeit. In der mehr örtlich orientierten Hagiographie tritt die unglaubliche Grausamkeit als besonderes Merkmal deutlich hervor. In der Angelsächsischen Chronik wird die Grausamkeit der Wikinger nicht explizit erwähnt. Dies hängt aber mit der Thematik und Darstellungsabsicht, den Aufstieg des Hauses Wessex und den Kampf Alfreds des Großen zu schildern, zusammen. Außerdem wird in den vielen Quellen die Vertragstreue betont. D. h., dass sie nach Empfang des Lösegeldes tatsächlich abzogen. Die fränkischen Quellen hingegen schildern häufiger, dass die Wikinger das Geld annahmen, dann aber weiterheerten. Auch in angelsächsischen Quellen ist häufig von Vertragsbrüchen die Rede. Das hat mit dem Vertragsrecht der damaligen Zeit und der Stellung des Anführers der Wikinger in seiner Mannschaft zu tun.
ich werde einen neuen Faden eröffnen - hoffentlich können wir dieses ja nun nicht nach Grönland und schon gar nicht ins grönländische Spätmittelalter passende Thema dort weiter diskutieren und ausleuchten.

Doch, das ist Gewissheit. Dafür reicht die Quellenlage aus.
das diskutieren wir - hoffentlich machst du mit - im neuen Faden

Nu, gar nichts. Daraus hat sich eben kein europaweiter Schrecken hergeleitet.
da kann man sehen, wie relativ "Schrecken" ist und wie sehr abhängig von einer interessierten (! aus welchem Grund und mit welcher Absicht auch immer) Überlieferung... denn der Deutsche Orden übertraf da die Wikinger.

bzgl. der Überfälle auf Spanien: die Ereignisgeschichte ist mir da bekannt - aber die arabischen Quellen speziell zur Grausamkeit der Madjus kenne ich nicht - da wäre ich für einen Hinweis dankbar
 
man muss nicht mit Gewalt missverstehen - ich formuliere es anders: einem mit Fehden, Blutrache, Waffengebrauch und sogar Bürgerkriegen sozialisierten frühmittelalterlichem Schafzüchter kann es leichter fallen, zum Wikinger zu werden, als es einem Klosterbruder aus dem Scriptorium fallen würde. Wie schon Robert Guiscard erklärt hat, ist das soziokulturelle Umfeld der frühen Grönländer und Isländer wohl nicht völlig fern vom "Wikingerdasein" (was ja nicht heisst, dass sie das auch ständig gemacht hätten) Dass nicht jeder, der ein Schwert besitzt und damit umgehen kann, ein Wikinger ist, ist völlig klar - aber es kann ihm leichter fallen, einer zu werden als besagter Klosterbruder, denn mit dem Waffengebrauch bringt er schon eine Qualifikation mit (und wenn er aus dem entsprechenden soziokulturellen Umfeld stammt, und in dem waren die Wikinger keine Fremdkörper!) dann kann es ihm leichter fallen.
Das ist doch in seiner Allgemeinheit trivial.
Und die Erstsiedler Islands hatten zum Großteil eine Wikingerkarriere hinter sich.
Aber hier ging es um die Auswanderer nach Grönland. Und da sind keine räuberischen Wikingerhorden eingefallen.

ich werde einen neuen Faden eröffnen - hoffentlich können wir dieses ja nun nicht nach Grönland und schon gar nicht ins grönländische Spätmittelalter passende Thema dort weiter diskutieren und ausleuchten.

bzgl. der Überfälle auf Spanien: die Ereignisgeschichte ist mir da bekannt - aber die arabischen Quellen speziell zur Grausamkeit der Madjus kenne ich nicht - da wäre ich für einen Hinweis dankbar
Guck mal hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikingerraubzüge_ins_Mittelmeer
 
Im Jahr 844 haben Wikinger einen großen Raubzug durch al Andalus geführt und dabei Lisboa, Cadiz und Sevilla angegriffen, und wurden schliesslich in der Schlacht von La Tablada besiegt.

858 ist eine weitere Flotte plündernd die spanische Mittelmeerküste hochgezogen und dann bis Italien weitergesegelt. Dabei wurden auch ein paar Orte in Nordafrika angegriffen.

Darüber gibt es ausführliche arabische Aufzeichnungen.

Hier gibt's ein paar Quellenauszüge:
http://www.geschichtsforum.de/408801-post43.html
 
fingalo:

Den Nachweis führe ich dir gerne.

Wir wissen aufgrund der archäologischen Ausgrabungen ungefähr den Anteil von Meerestieren in der Nahrung der Grönländer. Und wir wissen die ungefähre Einwohnerzahl. Daraus ergibt sich eine bestimmbare Menge von Meeresgetier einschließlich Robben, die nicht vom Strand aus, sondern mit Booten gefangen werden mussten.

Wenn man nun sich traditionelle Fischerei früher auf Island, den Faröern oder der Westirischen Küste ansieht, und sieht was mit den Booten die diese Fischer dort hatten aus dem Wasser Mengenmässig in einem bestimmten Zeitraum heraus geholt werden konnte, dann muß es auf Grönland (wo die Fangperiode kürzer war) ungefähr um die 200 Boote gegeben haben, um die nachgewiesene Menge an Meeresgetier überhaupt fangen zu können.

So viele Boote konnte man aber nicht importieren. Begründung:

Es liefen ungefähr 2 Schiffe pro Jahr Grönland an und diese Schiffe waren von ihrer Transportkapazität her beschränkt und mussten auch noch andere Waren als Boote transportieren. Nur um die notwendige Menge an Booten aufzubauen hätte man dann über Jahrzehnte ! hinweg Boote importieren müssen. Bei 5 Booten pro Jahr beispielsweise nicht weniger als 40 Jahre.

Über mehrere Jahrzehnte hinweg aber verbrauchen sich solche Boote auch. Wenn man den Verschleiß von Island her ansetzt, dann war es schlicht und einfach gar nicht möglich, mittels Import von fertig zusammen gesetzten Booten den Bedarf in Grönland aufrecht zu erhalten.

Umkehrschluss: Wenn die Boote gar nicht fertig zusammen gesetzt aus Norwegen importiert werden konnten, müssen sie vor Ort gebaut worden sein.

Weiteres Indiz: In den letzten Jahrzehnten der Kolonie nimmt der Anteil an Meeresgetier in der Nahrung drastisch ab. Warum? Die Klimaverschlechterung ist dafür unzureichend als Erklärung, eine gute Erklärung aber wäre, dass nicht mehr genug Boote zur Verfügung standen.
 
fingalo:

Den Nachweis führe ich dir gerne.

Wir wissen aufgrund der archäologischen Ausgrabungen ungefähr den Anteil von Meerestieren in der Nahrung der Grönländer. Und wir wissen die ungefähre Einwohnerzahl. Daraus ergibt sich eine bestimmbare Menge von Meeresgetier einschließlich Robben, die nicht vom Strand aus, sondern mit Booten gefangen werden mussten.

Wenn man nun sich traditionelle Fischerei früher auf Island, den Faröern oder der Westirischen Küste ansieht, und sieht was mit den Booten die diese Fischer dort hatten aus dem Wasser Mengenmässig in einem bestimmten Zeitraum heraus geholt werden konnte, dann muß es auf Grönland (wo die Fangperiode kürzer war) ungefähr um die 200 Boote gegeben haben, um die nachgewiesene Menge an Meeresgetier überhaupt fangen zu können.

So viele Boote konnte man aber nicht importieren. Begründung:

Es liefen ungefähr 2 Schiffe pro Jahr Grönland an und diese Schiffe waren von ihrer Transportkapazität her beschränkt und mussten auch noch andere Waren als Boote transportieren.
Die Zahl der Schiffe ist nicht bekannt. Es müssen mehr gewesen sein, jedenfalls, so lange Walrosszahn Exportartikel war.

Weiteres Indiz: In den letzten Jahrzehnten der Kolonie nimmt der Anteil an Meeresgetier in der Nahrung drastisch ab. Warum? Die Klimaverschlechterung ist dafür unzureichend als Erklärung, eine gute Erklärung aber wäre, dass nicht mehr genug Boote zur Verfügung standen.

Für den Holzimport waren aber solche Boote nicht geeignet.
 
fingalo:

Für den Holzimport waren aber solche Boote nicht geeignet.

Wer Boote bauen kann, kann auch kleinere Schiffstypen bauen. Die Boote die in Grönland Verwendung fanden werden nicht anders gewesen sein als die normalen Fischerboote auf den Färöern die dort beispielsweise für den Dorschfang eingesetzt wurden.

Nun hat 1992 eine Werft die genau solche Fischerboote bisher angefertigt hat einen Nachbau eines größeren "Wikinger"schiffes, die Wiking Saga angefertigt. Genau genommen war die "Wiking Saga" vom Aufbau her eher ein solches modernes Boot als ein damaliges Schiff, aber sie war vor allem deutlich größer als die besagten Fischerboote auf den Färöern und sie war mit einem Mast und Rahsegel ausgestattet. Immerhin 15 m lang und 3 m breit, damit vom Typ her ein Karfi.

Was folgt daraus: Wer ein Fischerboot bauen konnte, konnte zumindest einen Karvi durchaus bauen. Und damit konnte man durchaus Holz importieren. Die Fahrt von Grönland insbesondere nach Markland ist aufgrund der Winde und Strömungen sehr leicht.

Sie ist sehr viel leichter als die Fahrt von Norwegen nach Grönland, weil die Wind- und Strömungsverhältnisse insbesondere in der Dänemarkstraße zwischen Island und Grönland sehr schwierig für Schiffe sind. Dort stoßen der Irmingerstrom und der Ostgrönlandstrom aufeinander und das führt zu sehr harter See selbst ohne Sturm. Für die damaligen Schiffe war die Fahrt nach Westen nach Markland im Vergleich zur Überquerung der Dänemarkstraße viel leichter.

Man muß sich ja mal vor Augen halten, dass bereits bei der Erstbesiedelung 11 Schiffe von 25 auf der Fahrt von Island nach Grönland verloren gingen.

Die Zahl der Schiffe ist nicht bekannt. Es müssen mehr gewesen sein, jedenfalls, so lange Walrosszahn Exportartikel war.

Es gab ein norwegisches Handelsmonopol und die Norweger schickten schlicht und einfach im Schnitt 2 Schiffe pro Jahr.
 
Den Nachweis führe ich dir gerne.

Wir wissen aufgrund der archäologischen Ausgrabungen ungefähr den Anteil von Meerestieren in der Nahrung der Grönländer. Und wir wissen die ungefähre Einwohnerzahl. Daraus ergibt sich eine bestimmbare Menge von Meeresgetier einschließlich Robben, die nicht vom Strand aus, sondern mit Booten gefangen werden mussten.

Bitte schreib etwas konkreter zu den Zahlen, sofern sie dir vorliegen, damit deine Argumentation auch nachvollziehbar ist.
 
Keine Antwort? Gut. Dann zitiere ich mal Jared Diamond, Kollaps, S. 342 f. zur Ernährung der nordländischen Grönlandsiedler.

"Die Wikinger aßen ebenfalls Karibus und Hasen, aber zusätzlich sorgten sie dafür, dass ihre Kühe, Schafe und Ziegen die Pflanzen in Milch und Fleisch verwandelten. Deshalb verfügten die Wikinger potenziell über eine breitere Nahrungsgrundlage als alle früheren Bewohner Grönlands, und entsprechend besser waren ihre Überlebensaussichten. Hätten sie nicht nur einige wilde Nahrungsmittel verzehrt, die auch die amerikanischen Ureinwohner in Grönland nutzten (insbesondere Karibus, wandernde Robben und Seehunde), sondern darüber hinaus auch noch die anderen Nahrungsmittel der Ureinwohner ausgebeutet (insbesondere Fisch, Ringelrobben und nicht nur jene Wale, die strandeten), hätten sie wahrscheinlich überlebt. Dass sie auf Ringelrobben, Fische und Wale keine Jagd machten, obwohl sie sahen, dass die Inuit es taten, war ihre eigene Entscheidung. Die Wikinger verhungerten inmitten einer Fülle ungenutzter Nahrungsressourcen.“

Dies ist natürlich nur eine Zusammenfassung aus Diamonds Buch. Deutlich wird jedoch, dass die nordländischen Siedler in Grönland Bauern waren, aber eben keine Fischer. Und das war ihr Verhängnis im sensiblen Ökosystem Grönlands.
 
Neues von den Grönländern und deren Amerikanischen Niederlassungen:
Die Archäologin PatriciaSutherland machte Schlagzeilen mit der These: Die Grönländer trieben regen Handel mit den amerikanischen Ureinwohnern.
Sie stützt diese Theorie auf Bänder und Schnüre,die sie in einem Dorset-Lager auf Baffin Island ausgegraben hat und die denen der Grönländer frappant ähneln.
Nun könnte man einwenden,daß Grönland ja gerade gegenüber von Baffinland auf der anderen Seite der Davisstrasse liegt und die Gröbnlandwikinger nicht nur die Österbyggd und die Vesterbyggd als Siedlungsplätze hatten sondern auch die Nordseter als eine Art Sommerweidegebiet relativ weit im Norden von Westgrönland. Von da nach Baffin Island ist es nur ein Katzensprung
Hinzu kommt, daß die ganze Region ab Beginn des 15.Jhdts im Siedlungsbereich der Thule-Eskimos lag . Und die haben die verlassenen Wohnplätze der Grönländer gerne nach Brauchbarem durchsucht. Entsprechende wikingische Kleinartefakte finden sich daher in vielen ehemaligen Inuit-Siedlungen in Westgrönland .Die Bänder und deren Machart kann also ohne weiteres auf diesem Weg auch nach Baffinland gekommen sein.
Offenbar handelt es sich aber hier nicht um einen Einzelfund in einer Thule-Siedlung ,sondern im Rahmen einer größeren Grabungskampagne in den Dorsetsiedlungen Nunguvik,Willow Island,Tanfield valley und Avayalik auf Baffin Island und Nordlabrador aufgetretene Funde. Darunter waren neben den Schnüren Wollspindeln,Holzteile mit Bohr-und Nagellöchern ,hölzene Rechenstäbe und Wetzsteine, wie sie die Grönländer benutzten .In Tanfield Valley wurden zudem wohl Fundamente eines Gebäudes aus Stein und Grassoden freigelegt, das man den Wikingen zuordnet.Das alles deutet also doch auf Handelsaktivitäten hin.
Und,was überrascht- einer der hölzernen Artefakte wurde mittels C14 auf das 14 Jahrhundert datiert.
Um diese Zeit scheinen also noch Fahrten nach Amerika stattgefunden haben.
Interessant ist auch,daß im 15-Jahrhundert sowohl Grönländer als auch Dorset-Leute verschwanden und die Thule-Eskimos die Gebiete besetzten.Das ganze fällt auch noch mit einer verschärften Klimasituation zusammen.

Was mich erstaunt ist,daß ein solcher Handelskontakt in keiner der bekannten Quellen erwähnt wird.
 
Interessant ist auch, daß im 15. Jahrhundert sowohl Grönländer als auch Dorset-Leute verschwanden und die Thule-Eskimos die Gebiete besetzten. Das ganze fällt auch noch mit einer verschärften Klimasituation zusammen.

Ich denke Dorset und Thule bezeichnen lediglich archäologische Stufen der Inuitkultur, etwa wie Hallstatt und La Téne Stufen der archäologischen Kultur der Kelten. Insofern kann man von einem Verschwinden der Leute nicht sprechen.
 
Was mich erstaunt ist,daß ein solcher Handelskontakt in keiner der bekannten Quellen erwähnt wird.

Das ist so erstaunlich nicht: Es gibt keine in Grönland abgefassten Texte. Daraus kann man schließen, dass es in Grönland keine Buchproduktion gegeben hat.
Bleiben also norröne Quellen. Die Sagas und Romane aus dieser Zeit befassen sich mit herausragenden Persönlichkeiten und ihrem Schicksal. Da keiner der geschilderten Personen an den Handelskontakten zum Baffinland teilgenommen hat, ist auch über diese Kontakte nichts zu erwarten. Die Annalen sind außerordentlich knapp, erwähnen nur das allerwichtigste und nichts über das tägliche Leben. Also auch da ist nichts zu erwarten.
Die Überlieferung ist also nicht nur lückenhaft, sondern auch in starkem Ungleichgewicht. Hinzukommt, dass viele Texte verloren sind, vor allem durch den Bibliotheksbrand in Kopenhagen.:cry:
 
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