Sicher ist jedenfalls, dass die deutschen Landesfürsten im 18. Jh. nicht die geringste Scham dabei empfanden, ihre Soldaten gegen beträchtliche Summen ins Ausland zu vermieten bzw. zu verkaufen. Dort kämpften die deutschen Truppen im Dienst vor allem Spaniens, Frankreichs und Englands an zahlreichen Kriegsfronten, während der Soldatenverkauf an die englische Krone während des nordamerikanischen Unabhängigkeitskriegs besondere Ausmaße annahm, was schon damals Vertreter der Aufklärung verurteilten.
Die Einnahmen aus dem Verkauf ihrer Untertanen verwendeten die Landesherren zur Begleichung ihrer Schulden und zur Finanzierung einer prunkvollen Hofhaltung und nicht wenige repräsentative Barockschlösser beruhen auf dem Blutgeld des Soldatenhandels.
Hessen- Kassel hatte seit dem späten 17. Jahrhundert eine stehende Armee aufgestellt, die im Grunde genommen für die Wirtschaftskraft einer Mittelmacht, eines Agrarstaats total überdimensioniert war. Gemessen an der Einwohnerzahl gab es im 18. Jahrhundert in Hessen mehr Soldaten, als in Preußen. Um diese Armada zu finanzieren waren die Landgrafen praktisch gezwungen, sie an Interessenten zu vermieten. Der Soldatenhandel war durchaus riskant, mancher Reichsfürst, selbst der geschickte Karl von Hesssen Kassel musste gelegentlich drauflegen. Um für Interessenten attraktiv zu sein, musste die Armee schlagkräftig sein, was wiederum voraussetzte, dass Militärstaaten wie Hessen- Kassel aufrüsten mussten und abhängig von Subsidien wurden. Polititisch wollte sich Wilhelm VIII.heraushalten, bzw. mit beiden Seiten verhandeln. Im Österreichischen Erbfolgekrieg diente sein Sohn, Erbprinz Friedrich II. in der Armee Karl VII., während gleichzeitig hessische Truppen in britischem Sold in der pragmatischen Armee Georg II. dienten. 1743 trafen bei Dettingen hessische Truppen auf beiden Fronten aufeinander, doch Wilhelm VIII. hatte auch für diesen Fall vorgesorgt und Klauseln einfügen lassen, dass die eigenen Truppen nicht gegeneinander kämpfen mussten.
Das Kalkül Wilhelm VIII ging aber im folgenden großen Weltkrieg, dem Siebenjährigen nicht mehr auf. Die hochgerüstete Armee diente in britischen Diensten unter Ferdinand von Braunschweig und stand am Rhein und an der Weser, war also gar nicht imstande, Hessen zu verteidigen, das zum Aufmarschgebiet der französischen und alliierten Armeen wurde. Städte wie Marburg und Kassel wechselten ein Dutzend Mal den Besitzer. Hessen wurde von den Franzosen und Alliierten gleichermaßen ausgeplündert. Die Franzosen mussten ihre Kontributionen senken, da die Bauern zu passivem Widerstand übergingen und aufhörten, die Felder zu bestellen. Aber auch die verbündeten machten wenig Federlesen. In einem Dorf nahe der Festung Ziegenhain, die 1761 heftig belagert und von den eigenen Truppen mit Brandbomben beschossen wurde, plünderten Soldaten der berüchtigten Legion Britannique die Vorräte.
Im gegensatz zu seinem Vater glaubte Friedrich II. nicht an das Bündnis mit Preußen und England. Die Verbündeten fürchteten, er könnte die Fronbt wechseln, weshalb man ihn in Braunschweig kaltstellte, aber großzügig unterbrachte. Die britischen Subsidien wurden freundlicherweise nach Kriegsende weitergezahlt.
Für den kommenden Konflikt in Nordamerika wollten die Briten eigentlich lieber mit Katherina II. ins Geschäft kommen, da die deutschen Fürsten, zumal die Hessen ihnen zu teuer waren. Schon im Siebenjährigen Krieg waren Hessen und Braunschweiger dreimal so teuer wie preußische Soldaten und man hätte nur mit einem Anbieter verhandeln müssen. Friedrich II. gelang es nicht zuletzt dank britischer Subsidien das Land wieder aufzubauen. Größter Arbeitgeber in Hessen aber waren die Armeee und der landgräfliche Hof. Vor allem die Residenz Kassel profitierte von großzügigen Bauprojekten. Es erstand´dort das Fridericianum, das erste Museum Europas, das der Öffentlichkeit zugänglich war und 1785 wurde Wilhelmshöhe gebaut.
Um aber weiterhin eine politische Rolle spielen zu können, musste wieder aufgerüstet werden, und wenn der Begriff der Staatsräson, der oft bemüht wurde und wird, überhaupt einen Sinn ergeben soll, wird man den deutschen Reichsfürsten zubilligen müssen, dass es keinen Sinn ergeben hätte, wenn sie sich diese Gelegenheit hätten entgehen lassen. Die teuren, arbeitslosen Armeen waren plötzlich wieder gefragt, und es zahlte der Hof von St. James großzügige Subsidien in harter Währung, während man die Truppe in deutschem Geld bezahlte. Und die Briten konnten nicht genug Soldaten bekommen, sie heuerten 80 % der gesamten Armee an.
Die Werber hatten einiges zu bieten, und zu Kriegsbeginn fehlte es nicht an Freiwilligen. Um die Arbeitskraft der heimischen Landwirtschaft zu erhalten, warb man im "Ausland" vor allem um die Reichsstadt Frankfurt und in Thüringen.