Rezeption der Thermopylen

Radetzky

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Die von Leonidas von Sparta geführte Thermophylen-Schlacht wurde ja immer wieder beschworen, als Beispiel für den tapferen Kampf bis zum letzten Mann. Allerdings von sehr unterschiedlichen polit. Systemen, unter sehr unterschiedlichen Vorzeichen.
Als Beispiel könnte man hier Görings Stalingrad-Rede aufführen (Wanderer kommst du nach Stalingrad....) oder auch das Kanaltal, das oftmals als Thermophylen Österreichs bezeichnet wurde.
Im Kanaltal verteidigten sich 290 österr. Pioniere 1809 unter Hpt. Hensel gegen rund 150.000 Franzosen und auch im 1. Weltkrieg wurde wieder Kampfstätte.
Friedrich Hensel (Hauptmann) – Wikipedia
Weiß jemand noch weitere Beispiele, für die Verklärung dieser Schlacht?
 
Das passt nicht ganz, aber ist andererseits auch nicht zu weit entfernt.

In der Antike nimmt z.B. Pausanias massiv Bezug auf die Schlacht und vergleicht sie mit der Schlacht der vereinigten Griechen gegen die Kelten um 280 v. Chr., wobei Athen besonders hervorgehoben wird, die Leistung Athens in dieser Schlacht an den Thermophylen über die der Spartaner gehoben wird.
 
Nicht zu vergessen die Weltkriegsgeschichte von Heinrich Böll, Wanderer, kommst du nach Spa... in der im inneren Monolog eines Schülers im Lazarett (nach Kampfeinsatz, in seiner ehemaligen Schule, seine Kreideschrift steht noch an der Tafel!) den Heldenmythos und die Nazpropaganda konterkariert.
 
Es gibt so viele Beispiele für die Verwendung der Schlacht bei den Thermopylen...

Ein andres Beispiel ist die Beschreibung der Schlacht am Shipka-Pass durch Ivan Vazov, wo er oft den Kampf der Freiwilligen auf dem Shipka-Pass gegen die Osmanen mit dem Kampf der Spartaner gegen die Perser "vergleicht".
 
Hallo,

@tela: Sprichst du von dem Kelteneinfall durch "Brennos"?
Haben die damals nicht die Thermopylen umgangen? Inwiefern bezieht sich Pausanias darauf, dass es (im Vergleich zum Kelteneinfall) geklappt hat den Persern in der Engstelle entgegenzutreten?
 
Wir sprechen ja nicht unbedingt davon, was damals wirklich passiert ist, sondern wie die Geschichte rezipiert wurde.

Dazu zwei Stellen aus Pausanias:
'Man erkannte, dass es bei diesem Kampf (gegen die Kelten an den Thermyphylen) nicht nur um die Freiheit Griechenlands ging, wie damals bei den Medern. [...] Dass es hier nur um Untergang oder Sieg ging, war jedem einzelnen Mann wie auch der Gesamtheit klar.' (Paus., 10,20,1).

Die Bedeutung des Kampfes an den Thermophylen wird hier also nicht nur mit den Perserkriegen verglichen, sondern noch in seinen Konsequenzen über diese hinausgehoben.

Und die Rolle Athens bei diesen Kämpfen wird mehrfach von Pausanias betont:
Der Befehlshaber des athenischen Aufgebots wird bei Pausanias zum Oberbefehlshaber über alle griechischen Truppen. Die Flotte Athens nimmt nicht nur teil, sondern rettet die Eingeschlossenen, als die Thermophylen durch Verrat umgangen werden können.

Schließlich schreibt Pausanias: 'Die Thermophylen [...], wo doch die Lakedaimonier ihre Großtat gegen die Meder und danach die Athener ihre nicht geringere gegen die Galater vollbrachten. (Paus. 7,15,3)
 
Bei der Lektüre von Die Perserkriege von Wolfgang Will hat sich mir gerade die Frage aufgedrängt, wieso Leonidas schließlich mit den Spartiaten zurückgeblieben ist, um weiter zu kämpfen?

Militärisch war dies, wie sich denke ich auch alle einig sind, mit Sicherheit nicht sinnvoll. Die griechische Flotte bei Chalkis zu decken scheidet auch aus, da die Niederlage bei Beginn des Rückzuges der Flotte bereits besiegelt war.
Am naheliegensten ist wohl, dass man den Rückzug der Phoker, Lokrer und restlichen Peleponnesier sicher wollte, aber interessant erscheint mir auch die Frage, ob Leonidas vielleicht bewusst einen spartanischen Mythos schaffen wollte, der von den Lakedaimoniern später stillisiert werden und ihnen nutzen konnte?
 
Da hat sich dann aber die Begründung für das Aushalten wieder verschoben: Nicht der Wunsch zum Mythos zu werden, sondern den Rückzug zu decken und sich nicht, ohne sich zu wehren, ins Unvermeidliche zu fügen.
Wir werden immer bei den Quellen stehen bleiben. Wir können die darin angegeben Gründe für das Aushalten glauben oder es sein lassen bzw. allenfalls noch aus anderen zeitgenössischen Quellen Gründe heranziehen, die plausibler erscheinen, weil wir der Auffassung sind, dass Herodot als Hauptquelle uns die wahren Gründe nicht verraten hat. Aber letztlich bewegen wir uns da mit wackligen Beinen im trügerischen Sumpf der Spekulation.
 
Ich denke, du meinst (wie auch von einigen meiner Vorredner richtig in Ihren Antworten verwendet) die Thermopylen ... also die "heißen Tore". Thermophylen wären "heiße Stämme" ... also z.B. Amazonen :rofl:
 
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