Vertreibung der Hebräer

Immerhin - so weit lässt du also die Quellen gelten, dass du Juda und Israel als real ansiehst.
Ja, klar.

Am wichtigsten sind doch aber zentrale historische Ereignisse: Dass der Nordstaat Israel von den Assyrern vernichtet wurde und auch später dort kein jüdisches Staatsgebilde mehr entstand.
das bestreite ich auch nicht.

Ferner, dass der Staat Juda nur knapp überlebte, ein Teil der jüdischen Bevölkerung (Elite?) nach Mesopotamien deportiert wurde, dort zu einer neuen (oder erstmaligen?) jüdischen Identität fand und und zu einer jüdischen Gelhrsamkeit zusammen mit einem kodifizierten Glauben.
Es wurden doch wahrscheinlich nur die Eliten oder besondere handwerker verschleppt. bauern arbeiten am lukrativsten auf ihren Feldern. In der Diaspora, daß ist noch heute so, egal ob juden oder andere, können nur die bestehen, die sich abkapseln von der übrigen Gesellschaft. Diesen Weg scheinen auch die Eliten Judas gegangen zu sein.

Das sind doch die wesentlichen Handlungsstränge und ob Israel und Juda mal vereint waren oder nicht, ist für das spätere Judentum eher zweitrangig.
Naja, die frühe Geschichte finde ich schon nicht unbedingt zweitrangig. Der Auszug aus Ägypten, nicht zu vergessen Abraham und Co. sind doch wichtiger Bestandteil der jüdisch-christlichen tradition. Genauso David und Salomo. Und wenn es vor den Hasmonäern niemals ein geeintes Israel gegeben hätte, wäre das schon von bedeutung.
 
Naja, die frühe Geschichte finde ich schon nicht unbedingt zweitrangig. Der Auszug aus Ägypten, nicht zu vergessen Abraham und Co. sind doch wichtiger Bestandteil der jüdisch-christlichen tradition. Genauso David und Salomo. Und wenn es vor den Hasmonäern niemals ein geeintes Israel gegeben hätte, wäre das schon von bedeutung.

Dazu schrieb ich oben schon, dass die Existenz zweier Volksgruppen im Raum Palästina sicher ist, da wir die verwandten nordwestsemitischen Sprachen hebräisch und kanaanitisch/phönizisch vorfinden. Ich glaube ebenfalls, dass es sich bei den Hebräern um Halbnomaden handelte, die die Kanaaniter unterwanderten.

Aber der Auszug aus Ägypten?

Es mag ja sein, dass hebräische Nomaden im Rahmen des Weidewechsels das Nildelta durchzogen und irgendein Wesir sie zu Fronarbeit zwang. Das war dann sicher nur ein Teil der Hebräer, während der andere sein Vieh über Weidegebiete in Palästina trieb. Möglicherweise erzeugte der aus Ägypten zurückgewanderte hebräische Teil dann sagenhafte Blüten, die in der Bibel über Jahrhunderte vertieft prächtige Ausschmückung fanden. Dass die ägyptischen Hebräer eine eher monotheistische Sicht im Gepäck mitbrachten, ist denkbar, ebenfalls ein Glaubensfanatiker mit Namen Moses - oder auch nicht. :D
 
Finkelstein und Silbermann setzen dieses "wann und warum" in der Regierungszeit Josijas an, welcher versuchte, auch über die nördlichen Stadtstaaten Macht zu erringen. Unter ihm gab es die große Reinigung des Tempels und eine Erneuerung der Religion.
Auch wenn die Endfassung erst in Baylon entstand, begann unter Josia das Zusammenfassen der heiligen Schrift. Ob es dabei tatsächlich einen Propheten Namens Jeremia gab, mag offen bleiben.
warum war die jesreel-Ebene weniger bedroht? natürlich ist es möglich, daß ein saul existierte. Er könnte seinen Stamm gegen die Philister geführt haben und seine Erfolge sorgten dafür, daß sich andere ihm anschlossen. Aus der Bibel kennen wir die Schlacht baraks gegen die philister. das deborah-lied kennt sechs Stämme die dort zusammenarbeiteten, Benjamin, Ephraim, Issachar, machir, Naphtali und Sebulon. saul erscheint bei samuel als "nagid", als militärischer führer. Saul soll gegen die Ammoniter gekämpft haben, vielleicht konnte auch dieser Erfolg seine Stellung herausheben. Seine letzte Schlacht am Berg Gilboa war wieder bei der Jesreel-Ebene. Von daher könnte Saul also tatsächlich militärischer Führer aller Hebräer gewesen sein, doch dafür gibt es wieder keinen Beweis, denn die Stämme die ihn unterstützten wurden nicht genannt.
Von Kämpfen im Süden wird tatsächlich nichts berichtet, möglicherweise war Hebron längst Vasall der Philister.
Was mir immer wieder auffällt, ist die sehr selektive Verwendung der Bibel als Geschichtsquelle. Einfach gesagt: Wenn man ein in der Bibel beschriebenes Ereignis als unhistorisch verwerfen möchte, verweist man darauf, dass es dafür außerhalb der Bibel keinen Beleg gebe. Auf der anderen Seite aber wird sehr wohl auf einzelne Bibelstellen zurückgegriffen, um irgendwelche Annahmen zu stützen, die doch ins eigene Geschichtsbild passen. Dafür dass Josija ein großer religiöser Reformer war, der den Kult reinigte und erneuerte, gibt es außerhalb der Bibel doch anscheinend auch keinen direkten Beleg. Warum also soll die Geschichte von seiner Reformtätigkeit wahrer sein als andere, die als unhistorisch verworfen werden? Ebenso gut könnte man als Bibelskeptiker argumentieren, dass Josija eine mythisch verklärte Gestalt a la Numa Pompilius war, der allerhand religiöse Reformen zugeschrieben wurden.
Das gilt erst recht für irgendwelche Kämpfe Sauls. Einerseits wird Sauls Existenz bezweifelt, andererseits aber werden doch irgendwelche in der Bibel beschriebene Ereignisse aus seiner Zeit als Beleg eigener Annahmen herangezogen oder gar aus der Nichterwähnung bestimmter Ereignisse Schlüsse gezogen.

Barak kämpfte laut der Bibel übrigens nicht gegen die Philister, sondern gegen die Kanaaniter, was nicht nur aus dem Buch der Richter selbst hervorgeht, sondern auch aus dem darin enthaltenen Deborahlied, das oft als authentische zeitnah entstandene Quelle betrachtet wird.

Soweit ich das beurteilen kann, ist die Zahl der bibelfernen Quellen für die Zeit vom 9. Jh. bis zum babylonischen Exil dürftig. Dennoch täte ich mich schwer, den Staaten Israel und Juda sowie dem Exil ihre Existenz abzusprechen. Sicher aber muss man überall sehr kritisch vorgehen.
Die Existenz eines Nord- und eines Südreichs ist durch außerbiblische, u. a. assyrische, Quellen gesichert, die auch einzelne - aus der Bibel bekannte - Könige namentlich nennen.
Da haben wir allerdings auch wieder einen Fall einer höchst selektiven Verwendung der Bibel als Geschichtsquelle: Was von den Schilderungen der Bücher der Könige und der Chronik durch außerbiblische Quellen belegt ist, wird notgedrungen als historisch akzeptiert. Die anderen Darstellungen werden gerne mangels außerbiblischer Belege als unhistorisch verworfen. Wenn aber verschiedene biblische Nennungen von Namen und Schilderungen von Ereignissen eindeutig historisch sind, warum sollen es dann andere dazwischen nicht auch sein? Bei dieser selektiven Betrachtungsweise müsste man den Verfassern dieser Bücher geradezu unterstellen, dass sie vorhersehen konnten, was Historiker in späteren Jahrtausenden durch außerbiblische Quellen über die Geschichte Israels und Judas würden wissen können, und das hätten sie notgedrungen in ihre Bücher aufgenommen, während sie beim Rest ihrer Fantasie freien Lauf lassen konnten und ließen.
 
Was mir immer wieder auffällt, ist die sehr selektive Verwendung der Bibel als Geschichtsquelle. Einfach gesagt: Wenn man ein in der Bibel beschriebenes Ereignis als unhistorisch verwerfen möchte, verweist man darauf, dass es dafür außerhalb der Bibel keinen Beleg gebe. Auf der anderen Seite aber wird sehr wohl auf einzelne Bibelstellen zurückgegriffen, um irgendwelche Annahmen zu stützen, die doch ins eigene Geschichtsbild passen.

Hmmm. Das ist zwar nicht der Gotenthread, aber dort wird Jordanes ebenso selektiv verwendet, u.a. auch von dir.
 
Die Existenz eines Nord- und eines Südreichs ist durch außerbiblische, u. a. assyrische, Quellen gesichert, die auch einzelne - aus der Bibel bekannte - Könige namentlich nennen.

Was niemand abstreitet. Allerdings aus einer Zeit, über die kein Dissenz besteht. Aus dem "Großreich" oder der Frühzeit beider Reiche - so sie dennn existierten - existieren diese Belege eben nicht.
 
Wenn aber verschiedene biblische Nennungen von Namen und Schilderungen von Ereignissen eindeutig historisch sind, warum sollen es dann andere dazwischen nicht auch sein? Bei dieser selektiven Betrachtungsweise müsste man den Verfassern dieser Bücher geradezu unterstellen, dass sie vorhersehen konnten, was Historiker in späteren Jahrtausenden durch außerbiblische Quellen über die Geschichte Israels und Judas würden wissen können, und das hätten sie notgedrungen in ihre Bücher aufgenommen, während sie beim Rest ihrer Fantasie freien Lauf lassen konnten und ließen.

Es ist nun einmal ein gängiger Propagandatrick, gesicherte Historie mit Fantasie zu vermischen, um eine bestimmte Wirkung zu erreichen.
Die Existenz Attilas belegt nicht die Wahrheit des Nibelungenliedes.
Ein unkritisches Herangehen an die Quellen führt sicher nicht zu mehr Erkenntnisgewinn.
 
Hmmm. Das ist zwar nicht der Gotenthread, aber dort wird Jordanes ebenso selektiv verwendet, u.a. auch von dir.
Von mir nicht. Ich billige den bei Iordanes dargestellten Ereignissen ab Mitte des 3. Jhdts. n. Chr., als die Goten also in den Wahrnehmungsbereich der römischen und griechischen Welt und ihrer Autoren traten, im Zweifel Historizität zu, auch wenn manches (wie König Ostrogotha) nicht ausdrücklich durch andere erhaltene Quellen bestätigt wird.

Was niemand abstreitet. Allerdings aus einer Zeit, über die kein Dissenz besteht.
Nicht so ganz. In einem weiter oben (#15) von Dieter verlinkten Text, der sich auf Finkelstein/Silberman beruft, wird der Bibel vorgeworfen, die Regierung Omris und seiner Dynastie völlig falsch darzustellen(, wobei ich in #22 bereits aufgezeigt habe, dass viele vom Text als vertuscht unterstellte Tatsachen sehr wohl in der Bibel vorkommen).

Aus dem "Großreich" oder der Frühzeit beider Reiche - so sie dennn existierten - existieren diese Belege eben nicht.
Allerdings existieren aus dieser Zeit leider praktisch gar keine Belege.
Immerhin legt aber die Inschrift aus Tel Dan aus dem 9. oder 8. Jhdt. nahe, dass es tatsächlich einen Dynastiegründer namens David gab, wenngleich das natürlich kein Beweis ist, dass auch die ihm zugeschriebenen Taten stimmen.
 
Das ist doch schon selektiv genug.
Nein, weil ich nach Plausibilität und Einklang mit anderen Quellen urteile. Es stimmt zwar, dass manches, was Iordanes über die Geschichte der Goten ab dem 3. Jhdt. schreibt, nicht durch andere Quellen bestätigt wird (ihnen aber weitestgehend auch nicht widerspricht), allerdings ist das nur heute so. Heute haben wir generell das Problem, dass wir über die römische Geschichte ab dem 3. Jhdt. n. Chr. (mit Ausnahme des vom Werk von Ammianus Marcellinus erhaltenen Teil behandelten Zeitabschnitts) relativ wenige bzw. nur relativ knappe Quellen haben. In der Antike war das aber nicht so, zu Cassiodors/Iordanes Zeiten gab es noch weitere, heute verlorene Quellen über die spätrömische Geschichte, in denen wohl auch über die diversen Konfrontationen der Römer mit den Goten berichtet wurde. Cassiodor wird diese Quellen gekannt und benützt haben - oder zumindest vermieden, ihnen zu widersprechen, um sein Werk, das sich in erster Linie wohl an belesene Römer richtete, nicht unglaubwürdig zu machen. Für die Zeit vor dem 3. Jhdt., vor dem Auftauchen der Goten im römischen Gesichtsfeld, war das anders, da konnte er praktisch alles behaupten.

Es ist nun einmal ein gängiger Propagandatrick, gesicherte Historie mit Fantasie zu vermischen, um eine bestimmte Wirkung zu erreichen.
Die Existenz Attilas belegt nicht die Wahrheit des Nibelungenliedes.
Ein unkritisches Herangehen an die Quellen führt sicher nicht zu mehr Erkenntnisgewinn.
Ein "unkritisches Herangehen" fordere ich auch nicht. Natürlich muss man die Berichte auf historische Plausibilität und Widersprüche zu sonstigen Quellen abklopfen.
Ich kritisiere aber, dass zuerst ein Wunschgeschichtsbild (z. B. "Israel war völlig unbedeutend", "Israel gab es nie" oder aber "das Omridenreich waren ein Imperium", "Josija war ein bedeutender Reformer und Geschichtsverfälscher") gebastelt wird und man sich dann aus der Bibel das heraussucht, was dieses Wunschbild stützt, während der widersprechende Rest unter Berufung auf mangelnde außerbiblische Belege als erfunden verworfen wird.
Weiters kritisiere ich, dass die biblische Darstellung der Geschichte Israels und Judas unter den Generalverdacht gestellt wird, erfunden zu sein, sofern nicht zufällig etwas durch außerbiblische Belege bestätigt wird, statt aus dem Umstand, dass so einiges auch außerbiblisch belegt ist, zu schließen, dass auch andere Ereignisse wahr sein könnten.

Der Vergleich mit dem Nibelungenlied hinkt, da es gar nicht den Anspruch erhebt, eine Königschronik zu sein.

Was das Mischen von "Historie mit Fantasie" betrifft: Die Bibelautoren konnten nicht wissen, was später aus außerbiblischen Quellen bekannt werden würde. Sie konnten nicht wissen, was in assyrischen und babylonischen Archiven an Informationen über Israel und Juda lagerte. Vor allem aber schrieben sie ihre Werke nicht für Historiker späterer Jahrtausende, sondern für die Juden ihrer Zeit, die ohnehin nicht in der Lage waren, in assyrischen oder babylonischen Archiven zu stöbern. Sie hätten also gleich ganz auf die Historie pfeifen können, statt sich z. B. verzweifelt die Mühe zu machen, nach religiösen Erklärungen dafür zu suchen, wieso es in der wechselvollen Geschichte von "Gottes auserwähltem Volk" so viele Höhen und Tiefen gab. Wäre es ihnen nur um Fantasie und Propaganda gegangen, wäre es doch naheliegend gewesen, einfach zu verschweigen, dass auch Götzendienerkönige wie Ahab erfolgreich regierten, andererseits aber so mancher Rechtgläubige tragisch endete, und stattdessen einfach propagandistisch effektvoll alle Götzendiener als Versager darzustellen und alle braven Jahwegläubigen als erfolgreich - oder aber umgekehrt alle erfolgreichen Könige als rechtgläubig und alle Versager als Götzendiener. Auch in den Geschichten über David und Salomo tauchen so manche Berichte auf, die so gar nicht in ein fantasievolles Propagandabild großer frommer Könige passen. Außerdem wäre es propagandistisch sinnvoll gewesen, das Nordreich als schwächliches, ohne die Führung Judas und seiner weisen Könige kaum lebensfähiges Gebilde zu schildern, statt über seine Erfolge zu berichten und sogar durchschimmern zu lassen, dass das Nordreich zeitweise eine Art Hegemonie über das Südreich beanspruchen konnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu schrieb ich oben schon, dass die Existenz zweier Volksgruppen im Raum Palästina sicher ist, da wir die verwandten nordwestsemitischen Sprachen hebräisch und kanaanitisch/phönizisch vorfinden. Ich glaube ebenfalls, dass es sich bei den Hebräern um Halbnomaden handelte, die die Kanaaniter unterwanderten.
Mindestens zwei. man bildet nicht dieselbe Ethnie, nur weil man entweder nomadisch oder seßhaft ist.

Aber der Auszug aus Ägypten?

Es mag ja sein, dass hebräische Nomaden im Rahmen des Weidewechsels das Nildelta durchzogen und irgendein Wesir sie zu Fronarbeit zwang. Das war dann sicher nur ein Teil der Hebräer, während der andere sein Vieh über Weidegebiete in Palästina trieb. Möglicherweise erzeugte der aus Ägypten zurückgewanderte hebräische Teil dann sagenhafte Blüten, die in der Bibel über Jahrhunderte vertieft prächtige Ausschmückung fanden. Dass die ägyptischen Hebräer eine eher monotheistische Sicht im Gepäck mitbrachten, ist denkbar, ebenfalls ein Glaubensfanatiker mit Namen Moses - oder auch nicht. :D
ich denke du verstehst mich da falsch. Die von mir genannten "Eckpfeiler" der jüdischen Geschichte halte ich alle für, wie man heute auf Neudeutsch sagen würde, gefaked.
 
Was mir immer wieder auffällt, ist die sehr selektive Verwendung der Bibel als Geschichtsquelle. Einfach gesagt: Wenn man ein in der Bibel beschriebenes Ereignis als unhistorisch verwerfen möchte, verweist man darauf, dass es dafür außerhalb der Bibel keinen Beleg gebe. Auf der anderen Seite aber wird sehr wohl auf einzelne Bibelstellen zurückgegriffen, um irgendwelche Annahmen zu stützen, die doch ins eigene Geschichtsbild passen. Dafür dass Josija ein großer religiöser Reformer war, der den Kult reinigte und erneuerte, gibt es außerhalb der Bibel doch anscheinend auch keinen direkten Beleg. Warum also soll die Geschichte von seiner Reformtätigkeit wahrer sein als andere, die als unhistorisch verworfen werden? Ebenso gut könnte man als Bibelskeptiker argumentieren, dass Josija eine mythisch verklärte Gestalt a la Numa Pompilius war, der allerhand religiöse Reformen zugeschrieben wurden.
Das gilt erst recht für irgendwelche Kämpfe Sauls. Einerseits wird Sauls Existenz bezweifelt, andererseits aber werden doch irgendwelche in der Bibel beschriebene Ereignisse aus seiner Zeit als Beleg eigener Annahmen herangezogen oder gar aus der Nichterwähnung bestimmter Ereignisse Schlüsse gezogen.
Ja, da hast du im Grunde genommen Recht. Normalerweise sollten wir so unsichere Quellen wie die Bibel gar nicht nutzen. Es ist vielmehr die Hoffnung, daß man doch etwas historisch verwertbares aus ihr herausbekommt. Ich persönlich denke, daß die Bibel vieles historische enthält, manch Ereignis in den Ablauf eingeflochten hat. Die Frage ist nur was. Eine Schlacht Sauls kann also genauso erfunden sein, wie Saul selbst, wenn beides nirgendwoanders bestätigt wird. Ein Reich Davids kann so erfunden sein wie David selbst und seine Schlachten. man muß in solch einem Fall immer persönlich entscheiden, was bin ich bereit als wahr in Erwägung zu ziehen, was kann ich verwerfen.

Barak kämpfte laut der Bibel übrigens nicht gegen die Philister, sondern gegen die Kanaaniter, was nicht nur aus dem Buch der Richter selbst hervorgeht, sondern auch aus dem darin enthaltenen Deborahlied, das oft als authentische zeitnah entstandene Quelle betrachtet wird.
Ja, tatsächlich. Da muß ich wohl was verwechselt haben. Ich dachte als ich das letzte Mal im Konfirmandenunterricht in der Bibel las, wäre es genug fürs ganze Leben. Ich scheine nach 30 jahren jetzt doch was durcheinanderzubringen :D

Die Existenz eines Nord- und eines Südreichs ist durch außerbiblische, u. a. assyrische, Quellen gesichert, die auch einzelne - aus der Bibel bekannte - Könige namentlich nennen.
Da haben wir allerdings auch wieder einen Fall einer höchst selektiven Verwendung der Bibel als Geschichtsquelle: Was von den Schilderungen der Bücher der Könige und der Chronik durch außerbiblische Quellen belegt ist, wird notgedrungen als historisch akzeptiert. Die anderen Darstellungen werden gerne mangels außerbiblischer Belege als unhistorisch verworfen. Wenn aber verschiedene biblische Nennungen von Namen und Schilderungen von Ereignissen eindeutig historisch sind, warum sollen es dann andere dazwischen nicht auch sein? Bei dieser selektiven Betrachtungsweise müsste man den Verfassern dieser Bücher geradezu unterstellen, dass sie vorhersehen konnten, was Historiker in späteren Jahrtausenden durch außerbiblische Quellen über die Geschichte Israels und Judas würden wissen können, und das hätten sie notgedrungen in ihre Bücher aufgenommen, während sie beim Rest ihrer Fantasie freien Lauf lassen konnten und ließen.
Es gilt hier was ich schon oben sagte. es gibt keinen Beweis für Saul. Ich meine es gibt einen ähnlichen Namen, bei einem Nachbarvolk. Vielleicht okkupierte man den für die eigene Geschichte. Alles spekulativ.
Die Bibel berichtet nun von Saul. Jeder muß jetzt persönlich entscheiden, nimmt er Saul als wahr an oder nicht. Das ist in diesem Fall eine 50:50 Entscheidung. Wenn ich nun annehme, daß es ihn nicht gab, bleiben immer noch seine Taten. gab es die, werden sie einem anderen zuzuordnen sein? Glaube ich an seine Existenz muß ich mich fragen, sind die geschichten über ihn genauso wahr wie seine Existenz. Diese Entscheidungen sind rein subjektiv. Fakt ist lediglich, daß wir keinen außer-biblische Quelle kennen, die die Bibel stützt und keine archäologische.
 
Nein, weil ich nach Plausibilität und Einklang mit anderen Quellen urteile. Es stimmt zwar, dass manches, was Iordanes über die Geschichte der Goten ab dem 3. Jhdt. schreibt, nicht durch andere Quellen bestätigt wird (ihnen aber weitestgehend auch nicht widerspricht), allerdings ist das nur heute so. Heute haben wir generell das Problem, dass wir über die römische Geschichte ab dem 3. Jhdt. n. Chr. (mit Ausnahme des vom Werk von Ammianus Marcellinus erhaltenen Teil behandelten Zeitabschnitts) relativ wenige bzw. nur relativ knappe Quellen haben. In der Antike war das aber nicht so, zu Cassiodors/Iordanes Zeiten gab es noch weitere, heute verlorene Quellen über die spätrömische Geschichte, in denen wohl auch über die diversen Konfrontationen der Römer mit den Goten berichtet wurde. Cassiodor wird diese Quellen gekannt und benützt haben - oder zumindest vermieden, ihnen zu widersprechen, um sein Werk, das sich in erster Linie wohl an belesene Römer richtete, nicht unglaubwürdig zu machen. Für die Zeit vor dem 3. Jhdt., vor dem Auftauchen der Goten im römischen Gesichtsfeld, war das anders, da konnte er praktisch alles behaupten.

Nach von dir definierter Plausibilität und einem deiner Meinung nach bestehenden Einklang mit anderen Quellen urteilen ist doch selektiv urteilen, was denn sonst? Es sind nun einmal Lücken vorhanden, die sich nicht mit anderen Quellen füllen lassen.


Ich kritisiere aber, dass zuerst ein Wunschgeschichtsbild (z. B. "Israel war völlig unbedeutend", "Israel gab es nie" oder aber "das Omridenreich waren ein Imperium", "Josija war ein bedeutender Reformer und Geschichtsverfälscher") gebastelt wird und man sich dann aus der Bibel das heraussucht, was dieses Wunschbild stützt, während der widersprechende Rest unter Berufung auf mangelnde außerbiblische Belege als erfunden verworfen wird.

Da die Bibel - wie du selbst schreibst - kein historisches Werk war, geht man erst mal von dem aus, was man historisch hat. Und da ist Israel unbedeutend, da nicht in den historischen Quellen vorhanden. Das hat mit Wunschbildern nichts zu tun, das ist Realität.
Dass auch in der Bibel historische Elemente stecken, wird allgemein akzeptiert, nur ist für jede einzelne Information der Vergleich mit den außerbiblischen Quellen zu führen. Alles andere wäre äußerst unwissenschaftlich.

Was deinen letzten Absatz betrifft - selbstverständlich hatten Juden und Israeliten eine eigene Überlieferung - dazu brauchten sie keine assyrischen Archive. Ob es da auch schriftliche Überlieferungen gab, wissen wir nicht, aber die Existenz mündlicher Überlieferung anzuzweifeln, wäre absurd.
Dass sich diese Überlieferung also in den biblischen Texten wiederfinden muss, ist nur logisch. Aussagekraft für den Wahrheitsgehalt des Gesamttextets, oder darüber, welche Textabschnitte der gemeinsamen Überlieferung angehören, welche dagegen frei dazu erfunden wurden, sind uns aber nicht möglich. Also bleibt eben nur der Vergleich mit außerbiblisschen Quellen und dem archäologischen Befund.
 
Ich denke der Vergleich mit dem Nibelungenlied hinkt nicht. Er könnte so durchaus in der Bibel stehen. der junge jüdische Held, der den philistischen Drachen tötet und dem Gott oder ein Prophet weissagt, wenn er in seinem Blut watet, wird JHWH in schützen. Er gerät an den Hof des Königs......

Schauen wir doch mal genau hin. Die Sage berichtet von der Vernichtung der Burgunden, von König Gunther, von seinem Feind Etzel/Attila. Selbst Siegfried könnte ein fränkischer Königssohn sein. Alles möglich oder einige Personen sogar sicher belegt. Siegfried ist nicht belegt, er kann dennoch historisch sein, als person, nicht seine Taten. Allerdings zogen die Burgunden nicht zu Attila und Attila vernichtete sie auch nicht, sondern Aetius, sprachlich übrigends gar nicht so fern von Etzel. Was stimmt also an der Geschichte? Nichts so wie es erzählt wird, lediglich Personen und Geschehnisse wurden hier hineinerzählt. es ist also nicht komplett erfunden aber auch nicht wahr.
das gilt zB für Artus. es könnte einen Artus gegeben haben. nein, es könnte sogar mehrere Artuspersonen gegeben haben. doch keiner kommt dem mythischen gleich und der mthische ist nicht identisch mit irgendeinem der historishen. Die Schlachten mag es so gegeben haben, muß aber nicht. letztlich war ist, daß es gegen die sächsische Eroberung britanniens Widerstand der Einheimischen gab, mehr nicht.
 
Nach von dir definierter Plausibilität und einem deiner Meinung nach bestehenden Einklang mit anderen Quellen urteilen ist doch selektiv urteilen, was denn sonst?
Das hängt dann davon ab, was man unter "selektiv" versteht. Ich habe oben kritisiert, dass manche die einzelnen Bibelstellen danach bewerten, ob sie in ihr Geschichtsbild passen, bzw. sich ihr Geschichtsbild basteln und dann in der Bibel nach passenden Belegstellen als Bestätigung suchen, während sie den widersprechenden Rest als unhistorische Propaganda verwerfen.

Da die Bibel - wie du selbst schreibst - kein historisches Werk war, geht man erst mal von dem aus, was man historisch hat.
Die "geschichtlichen" Bücher sind der Versuch, die Geschichte Israels aus dem göttlichen Wirken heraus zu erklären. Deshalb hatten die Verfasser auch so viele Schwierigkeiten zu erklären, wieso es den Israeliten mitunter in Zeiten des Abfalls zu den Götzen gut ging und unter rechtgläubigen Königen schlecht. Propagandistisch sinnvoller wäre es gewesen, konsequent Rechtgläubigkeit mit Erfolg und Götzendienertum mit Misserfolg zu verbinden, um die Leser erfolgreich zu einem gottgefälligen Verhalten zu motivieren.

Und da ist Israel unbedeutend, da nicht in den historischen Quellen vorhanden. Das hat mit Wunschbildern nichts zu tun, das ist Realität.
Genauer gesagt: Nicht Israel ist in den historischen Quellen nicht vorhanden, sondern die historischen Quellen sind nicht vorhanden. Es macht einen Unterschied, ob über ein Gebiet berichtet wird und dabei ein bestimmtes Reich nicht aufscheint (was es in der Tat wahrscheinlich macht, dass das Reich dann nicht existiert haben kann), oder ob über ein Gebiet erst gar nicht berichtet wird.
(Deshalb wurde auch so lange und wird teilweise immer noch Afrika südlich der Sahara als "geschichtsloser" Kontinent gesehen: Was in der Antike oder im Mittelalter im Kongo oder an den großen Seen geschah, steht nicht in den zeitgenössischen Quellen, also war dort gar nichts los.)
Mit dem Zusammenbruch der ägyptischen Hegemonie über Palästina verschwand die Region leider auch weitestgehend aus den ägyptischen Quellen, und Assur drang erst später in den Levanteraum vor. Damals wurden noch keine Texte über fremde Staaten um ihrer selbst willen geschrieben, sondern in Zusammenhang mit Siegesberichten, diplomatischen Korrespondenzen, Berichten über Tributzahlungen abhängiger Könige etc. Gebiete außerhalb des eigenen Machtbereichs, mit denen man nichts zu tun hatte, waren uninteressant.
Für die Existenz eines vereinigten Israel gibt es keine außerbiblischen Quellen, die sie belegen, aber auch keine, die sie widerlegen.

Was deinen letzten Absatz betrifft - selbstverständlich hatten Juden und Israeliten eine eigene Überlieferung - dazu brauchten sie keine assyrischen Archive. Ob es da auch schriftliche Überlieferungen gab, wissen wir nicht, aber die Existenz mündlicher Überlieferung anzuzweifeln, wäre absurd.
Der Autor der beiden Bücher der Könige beruft sich auf eine "Chronik der Könige von Juda". Sofern man, wie Du es unter Berufung auf Finkelstein/Silberman in #27 selbst getan hast, annimmt, dass mit der Arbeit an den Büchern der Könige (die ursprünglich wohl nur ein Buch waren) unter Josija begonnen wurde, kann man wohl annehmen, dass wie in anderen orientalischen Staaten tatsächlich zumindest ein Palastarchiv existierte, auf das der Autor zurückgreifen konnte. Aber auch wenn die Bücher erst im Exil verfasst wurden, kann man nicht ausschließen, dass hohe Palastbeamte Aufzeichnungen ins Exil mitnahmen.
Wenn man aber annimmt, dass sich der Autor nur auf mündliche Überlieferungen stützen konnte, wäre es schon seltsam anzunehmen, dass er zwar über einen König Ahab (dessen Herrschaft zu Zeiten des Exils schon dreihundert Jahre zurücklag) einer lebendigen mündlichen Überlieferung entsprechend berichten musste, aber einen König Salomon (dessen Herrschaft zu Zeiten des Exils vierhundert Jahre zurücklag) erfinden konnte. Über Ahab soll es also nach dreihundert Jahren noch so exakte mündliche Überlieferungen gegeben haben, dass der Autor notgedrungen die Wahrheit schreiben musste, obwohl sie ihm propagandistisch nicht ins Konzept passte, aber andererseits soll niemandem aufgefallen sein, dass er von einem nur hundert Jahre früher regierenden mächtigen König Salomon schreibt, von dem noch nie ein Mensch zuvor gehört hatte?
Generell halte ich es allerdings für äußerst unwahrscheinlich, dass die mündliche Überlieferung über Jahrhunderte hinweg so exakt sein konnte, dass sie manche Ereignisse so präzise (denn manche biblischen Berichte werden ja recht präzise durch zeitgenössische außerbiblische Quellen bestätigt) der historischen Realität entsprechend überliefern konnte. Daher halte ich die Abfassung der Bücher der Könige realistischerweise nur unter Benützung von schriftlichen Quellen für möglich.
 
Ich zitiere hier gerne das Zwölftafelgesetz
Tertiis nundinis partis secanto. Si plus minusve secuerunt, se fraude esto.

1)Aus Insolvenzrecht IV, Wintersemerster 2012/13. Dr. Hans-Peter Rechel
Tertiis nundinis partis secanto. Si plus minusve secuerunt, se fraude esto.“
꞊ „(Mehrere Gläubiger) sollen (den Schuldner) am dritten Markttag in Stücke schneiden, und
wenn der einzelne mehr oder weniger schneidet (als ihm gebührt), soll es kein Unrecht sein.“

2)andere Übersetzung
6. TERTIIS NUNDINIS PARTIS SECANTO. SI PLUS MINUSVE SECUERUNT, SE FRAUDE ESTO. Am dritten Markttag sollen (die Gläubiger) sich die Teile schneiden. Wenn einer zu viel oder zu wenig abgeschnitten hat, soll dies ohne Nachteil sein.

3) aus: Alain Robbe-Grillet, Planmäßige Sanierung....Diss Univ. München 2006
......1. Personalexekution
Die Personalexekution ist die älteste Vollstreckungsform, die uns aus
der römischen Zeit bekannt ist. Sie diente dazu, dem Gläubiger ein Druckmittel gegen seinen Schuldner zu verschaffen, um diesen zur Zahlung oder zum Abarbeiten seiner Schuld zu bewegen. Es handelt sich also um eine Vollstrekkungsart, durch welche die Gläubiger nur mittelbar, d.h. über die Person des Schuldners, an dessen Vermögen herankommen können.Das Verfahren ist bereits im Zwölftafelgesetz (451 v. Chr.) geregelt und geprägt durch einen stark pönalen Charakter: Wenn der Schuldner binnen
30 Tagen seine – von ihm anerkannte oder durch Urteil festgestellte – Geldschuld nicht zahlt, haben die Gläubiger das Recht, ihn per manus iniectionem in Gewahrsam zu nehmen. Ist nach weiteren 60 Tagen und wiederholter Vorführung des Schuldners vor dem Praetor die Zahlung immer noch nicht erfolgt, kann der Schuldner getötet oder trans Tiberim als Sklave verkauft werden.
Wird ersteres vollzogen, teilen sich die Gläubiger noch seine Überreste.Das Tötungs- und Verkaufsrecht des Gläubigers wurde durch die Lex Poetelia von 313 v. Chr. abgeschafft3. Die Schuldknechtschaft als Recht, den
Schuldner für sich arbeiten zu lassen, blieb jedoch wesentlich länger in Geltung. Es ist ungewiss, ob sie ebenfalls abgeschafft oder ab einem gewissenZeitpunkt faktisch nicht mehr angewandt wurde. Sie wurde durch die Vermögensvollstreckung ersetzt.

4)oder von wikipedia:
Die Schuldknechtschaft war in der Antike bei den Griechen, Römern, Germanen und in Gallien[2] ein Mittel, Geldschulden einzutreiben (also persönliche Haftung). Der Schuldner wurde wegen nicht gezahlter Geldschulden, insbesondere wenn er sich zur Vermeidung der Schuldknechtschaft zur Zahlung verpflichtet hatte, dem Gläubiger als Sklave, zur Abarbeitung der Schuld, zum Verkauf, selbst mit dem Recht, sich an den Leib des Schuldners zu halten – ihn buchstäblich in Stücke zu hauen – zugesprochen.
In Athen wurde dieses Recht durch Solon im Rahmen der Seisachtheia abgeschafft, in Rom hörte wohl die strengste Form (in partes secanto), wie sie in dem Zwölftafelgesetz festgeschrieben war, schon früh auf. Die Schuldknechtschaft wurde 326 v. Chr. durch das Gesetz „Lex Poetelia Papiria de nexis“ abgeschafft.[3]. Erwähnt wird die Schuldhaft aber noch in der Kaiserzeit, wo sie allerdings durch die Zwangsvollstreckung ergänzt wurde.


Die Römer fanden diese Bestimmung des ZTG schrecklich und grausam. Obwohl das ZTG aus dem jahre 450 zeitlich gar nicht so weit entfernt war, jedenfalls näher als so manche Niederschrift über biblische Themen.

Was ist also der Kern dieser ZTG-Bestimmung? "Tertiis nundinis partis secanto. Si plus minusve secuerunt, se fraude esto." Am dritten Markttag sollen sie in Teile schneiden! Nur wen, den Schuldner? Nein, den oder die Kupferbarren die man als Erlös für den Verkauf des Schuldners erhielt. Da es keine Geldstücke gab, wurden von einem Kupferbarren Stücke abgeschnitten und anteilig auf die Gläubiger verteilt, daher "Si plus minusve secuerunt, se fraude esto." Bei einem Oberschenkel wäre das wohl egal gewesen. Das soll hier zeigen, wie schnell etwas völlig entstellt werden konnte.
 
Wenn man aber annimmt, dass sich der Autor nur auf mündliche Überlieferungen stützen konnte, wäre es schon seltsam anzunehmen, dass er zwar über einen König Ahab (dessen Herrschaft zu Zeiten des Exils schon dreihundert Jahre zurücklag) einer lebendigen mündlichen Überlieferung entsprechend berichten musste, aber einen König Salomon (dessen Herrschaft zu Zeiten des Exils vierhundert Jahre zurücklag) erfinden konnte. Über Ahab soll es also nach dreihundert Jahren noch so exakte mündliche Überlieferungen gegeben haben, dass der Autor notgedrungen die Wahrheit schreiben musste, obwohl sie ihm propagandistisch nicht ins Konzept passte, aber andererseits soll niemandem aufgefallen sein, dass er von einem nur hundert Jahre früher regierenden mächtigen König Salomon schreibt, von dem noch nie ein Mensch zuvor gehört hatte?

Ahab war wohl der mächtigste und erfolgreichste unter den Omriden. Der größte König, den Israel je hatte. Den Namen dürfte jedes Kind gekannt haben, wie hierzulande den "alten Fritz". Auch heute dürften nur wenige in der Lage sein, den Großvater Friedrichs des Großen zu benennen, ganz wenigen wird noch der große Kurfürst in der Ahnenliste einfallen.
Die Franken schaffen es, schon Childerichs Vater, also Chlodwigs Großvater, ins Sagenhafte zu verschieben.

Natürlich wollte man sich auf die mächtige Tradition der Omriden beziehen, wieso sollte man diese zu negativ darstellen? Warum die politischen Erfolge abstreiten? An die wollte man doch anknüpfen! Offensichtlich sah sich Josia doch in der Tradition der Omriden, nur diesmal mit dem rechten Glauben als Fundament. Denn die Omriden scheiterten letztlich nur, weil bei Ihnen der Glauben nicht richtig gepflegt wurde. Das ist nun bei Josia anders.

Gleichzeitig schiebt man Omri und Ahab noch mächtigere judäische Vorfahren unter. Das mächtige Nordreich war somit - laut Bibel - schon immer judäisch gewesen.
Josia ist der einzige, der als König in Frage kommt, das ist die Hauptbotschaft.

Generell halte ich es allerdings für äußerst unwahrscheinlich, dass die mündliche Überlieferung über Jahrhunderte hinweg so exakt sein konnte, dass sie manche Ereignisse so präzise (denn manche biblischen Berichte werden ja recht präzise durch zeitgenössische außerbiblische Quellen bestätigt) der historischen Realität entsprechend überliefern konnte. Daher halte ich die Abfassung der Bücher der Könige realistischerweise nur unter Benützung von schriftlichen Quellen für möglich.

Man sollte zwar die mündliche Überlieferung nicht unterschätzen, die manchmal erstaunlich präzise sein kann, wo diese Übereinstimmungen im Bereich der Königsbücher mit außerbiblischen Quellen liegen sollen, ist mir aber unklar. Hier und da taucht mal ein ähnlich klingender Name auf. Was noch?
 
Immerhin wüsste man aus dem Nibelungenlied, dass es ein Reich der Burgunder um Worms gab, ferner einen König Gunther/Gundahar sowie einen Sieg der Hunnen über die Burgunder.

Das ist doch schon was!
Nur, daß es römische Truppen waren, die die Burgunden schlugen, wenn auch hunnische Hilfstruppen.
 
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