Nun dann sollte das Beispiel der Eroberung Indiens passen .
Angesichts der guten Profite , welche die Niederländer in Indien /Südostasien
erzielten , wollten breite Kreise britischer Geschäftsleute dort ebenfalls
verdienen .
Dazu erfolgte die Gründung der Britisch-ostindischen Kompagnie ( EastIndiaCompany )
mit einer grossen Zahl britischer Geschäftsleute als Anteilseigner .
Diese betrieb die Gründung von Handelsposten , die Eroberung von
Teilgebieten ( teils mit Hilfe regulärer britischer Truppen und Schiffen )
und zwar sowohl gegen die einheimischen Herrscher als auch gegen Niederländer
und Franzosen als lästigen Konkurrenten.
Die Exporte tropischer Produkte wie Tee , Gewürze , Edelhölzer sowie
von Seide , Edelsteinen , Handwerksarbeiten brachte exorbitante Gewinne.
Ganz so glatt lief das sicher gute Beispiel Indien aber nicht durch.
Nachdem das 16. Jhdt. den Portugiesen in Indien "gehörte", lösten unbestritten die Niederländer mit der VOC diese Vorherrschaft im 17. Jhdt. ab, und zwar in erster Linie durch eine Dominanz im Schiffsverkehr in Südostasien, wofür es eine Reihe von Gründen gab.
Um das zu illustrieren:
- bei den Portugiesen standen die Importe mit Pfeffer und Gewürzen im Vordergrund (75%)
- bei den Niederländern wechselte das zu Textilien, Tee und Kaffee (ca. 80%)
Die Entwicklung der britischen Handelskompangnie war wechselhaft, und auch durch politische Instabilitäten im Heimatland, aber auch durch Vorfälle in Indien (Massaker von Ambon, Finanzkrisen etc.) geprägt, bis man 1657 mit der dezimierten Gesellschaft den Tiefpunkt erreichte. Die Gesellschaft wurde neu strukturiert, mit neuem Kapital ausgestattet. Der Neustart basierte (zunächst) wesentlich auf dem Basis-Importgut Salpeter, ähnlich einer Initialzündung (anders als bei der Konkurrenz), und dies war durch die Standorte Madras und Calcutta bedingt.
Die enormen Ausmaße des Subkontinents kamen auch der - von der Konkurrenz weitgehend ungestörten - Entwicklung entgegen, der ua. kriegsbedingte Salpeterhunger Europas sorgte für rasches Wachstum, was schon nach wenigen Jahren auch bei den Briten durch Pfeffer (25%) und Textilien (50%) bei weiter exorbitanten Profiten für Salpeter abgelöst wurde.
Die
Verschiebung, die ihre Ursache neben den Entwicklungen in Indien vor allem durch Kräfteverschiebungen in Europa hatte, lässt sich wie folgt anhand der Exportwerte in Gulden/Florin nach Europa zeigen
1668/70 Britisch 4,3 Mio Holländisch 10,8
1698/00 Britisch 13,8, Holländisch 15,0
1738/40 Britisch 23,0, Holländisch 19,3
1778/80 Britisch 69,3, Holländisch 20,8
Hier liegt keine "Umverteilung" vor, sondern unterschiedlich starkes Wachstum.
Brown, Merchant Kings
Parthesius, Dutch Ships in Tropical Waters - The Development of the ... VOC Shipping Network in Asia.
Dixon, South East Asia in the World Economy
Prakash, Europ. Commercial Enterprise in Pre-Colonial India
Robins, The Corporation that changed the World - How the EIC chaped the Modern Multinational
Interessant ist demnach die Frage, ob es sich um einen "Angriff" auf die Wettbewerber oder um regional und güterbezogen verschiedenes Wachstum handelte. Sehr in Zweifel ziehen würde ich, ob hier für die EIC ein "Masterplan" über ein Jahrhundert zugrunde lag.