Das Massaker von Lidice

Thomas1212

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Im Vergleich zum Holocaust und die Ermordung von Juden fanden Massaker in besetzten Ländern wie die Tschechoslowakei weniger Beachtung.

In Lidice richteten deutsche Schutzpolizisten aus Rache wegen des Attentates an Reinhard Heydrich ein Massaker an den Bewohnern des Dorfes.

Der Film ist vor wenigen Tagen auf DVD erschienen.
 
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Hallo Turgot,

Auch diese schlimmen Ereignisse finden leider nur wenig Beachtung. Das NS-Regime nutzte die Massaker der Roten Armee für eigene Propagandazwecke, um eigene Greueltaten zu rechtfertigen.

Ich weiss nicht auf was für Literatur du dich beziehst, aber so ganz stimmt deine Behauptung nicht. Nenn uns doch deine Quellen, es gibt genügend Literatur über die Massaker im Osten.

Zu Lidice gibt es eine neue Studie:

Stefan Klemp (2012)
"Rücksichtslos ausgemerzt" - Die Ordnungspolizei und das Massaker von Lidice

Stadt Münster: Villa ten Hompel - Publikationen
 
Hallo Turgot,

Auch diese schlimmen Ereignisse finden leider nur wenig Beachtung. Das NS-Regime nutzte die Massaker der Roten Armee für eigene Propagandazwecke, um eigene Greueltaten zu rechtfertigen.

Keine Beachtung? Ich staune. Diese Links dokumentieren das Gegenteil, nämlich das beispielsweise Katyn und Babi-Jar immer noch Aufmerksamkeit, in denMedien, Schule etc., erzeugt.

Russland schuldig gesprochen - Zeit - derStandard.at ? Wissenschaft

Gedenken an Massaker : Russland und Polen ? Annäherung in Katyn - Nachrichten Politik - Ausland - DIE WELT

Massaker an 21.000 Polen in Katyn: EU: Russland "unmenschlich" - n-tv.de

Tod zwischen den Zeilen: Die Schlucht von Babi Jar - SPIEGEL ONLINE

Holocaust-Referenz : Das Massaker von Babi Jar

Massaker von Babi


Ansonsten schließe ich mich den Ausführungen von Ursi an.
 
Ich wollte hier eigentlich keine Diskussion lostreten! Oder geht es Euch darum, "nur" Recht zu haben?

Meiner Meinung nach wird in den Medien zu wenig über diese Greueltaten berichtet. Nur wenn zum 70. oder 80. Jahrestag mal ein Bundespräsident einen Kranz an einer Gedenkstätte niederlegt - das reicht nicht. Guckt Euch doch mal um, n-tv und N24 berichten nur über Hitler und die "bekannten" Verbrecher.

Nichts für ungut. @Ursi: Muss ich mich auf eine gewisse Literatur beziehen? Ich beziehe mich auf meine Meinung!
 
Ich wollte hier eigentlich keine Diskussion lostreten! Oder geht es Euch darum, "nur" Recht zu haben?

Es geht doch nicht darum ob wir Recht haben, sondern darum, dass die Massaker eben gut dokumentiert sind. Das es genügend wissenschaftliche Literatur darüber gibt. Und so nebenbei sind wir hier ein Diskussionsfourm, bei uns wird über Geschichte diskutiert.

M
einer Meinung nach wird in den Medien zu wenig über diese Greueltaten berichtet. Nur wenn zum 70. oder 80. Jahrestag mal ein Bundespräsident einen Kranz an einer Gedenkstätte niederlegt - das reicht nicht. Guckt Euch doch mal um, n-tv und N24 berichten nur über Hitler und die "bekannten" Verbrecher.

Nein ich guck eben nicht n-tv und N24 Dokus. Warum ich die nicht schaue? Ganz einfach sind mir zu Populärwissenschaftlich und für mich nicht wirklich weiterführend.


Nichts für ungut. @Ursi: Muss ich mich auf eine gewisse Literatur beziehen? Ich beziehe mich auf meine Meinung!

Nein musst du nicht. Wenn du nicht wissen möchtest was in der Forschung so gerade diskutiert wird, brauchst du dich nicht auf die Literatur zu beziehen.

Wenn du aber mehr wissen möchtst hilft es doch mal in die Forschungsliteraur zu schauen.
 
Ich kann Thomas ein Stück weit verstehen. Im wissenschaftlichen Rahmen sind die nichtjüdischen Opfergruppen und die Parallelvorgänge und die Frühphase des später fabrikmäßigen Holocaust inzwischen sehr gut aufgearbeitet, wobei ja immer noch hin und wieder einzelne Verbrechen neu aufgedeckt werden. In der breiten Öffentlichkeit allerdings überlagert die Erinnerung an Auschwitz alles andere. Das ist auch ein Problem der Erinnerungskonkurrenzen (wobei diese mehr den Rahmen der Täter-Opfer-Ambivalenz betreffen, also Deutsche als Täter, aber mit Beginn des Bombenkrieges über Deutschland dann eben auch als Opfer).

Ich wollte hier eigentlich keine Diskussion lostreten!

Genau dazu ist ein Forum allerdings da.
 
nun, es möchte eben niemand in die Nähe von "Aufrechnern" gerückt werden. Und so werden eben die anderen Verbrechen in den Medien der Bundesrebublik Deutschland nicht/kaum erwähnt. Unabhängig von der wissenschaftlichen Literatur.
 
Thomas1212 schrieb:
Ich wollte hier eigentlich keine Diskussion lostreten! Oder geht es Euch darum, "nur" Recht zu haben?

Keinesfalls! Ich habe dir mit den Links einfach nur zeigen wollen, das auch andere Verbrechen in den Medien und Schulen präsent sind.
 
Schon etwas länger her die Diskussion hier, aber ich würde Thomas 1212 recht geben, dass vor allem die Massaker in den Ländern der Sowjetunion oder Polen wenig thematisiert worden sind, das ist einfach mein Eindruck, sowas ist wertend.

In der Tschechoslowakei war die Besatzungspolitik nicht so drastisch wie anderswo. Das lag vor allem in der Bedeutung der Rüstungsindustrie in Böhmen und Mähren, die eine pragmatischere Politik. Man wollte vor allem Ruhe im Land, der Terror war gezielter.

Das Attentat auf Heydrich, liess für gut einen Monat von dieser Politik etwas abrücken. Die Auswahl, das Dorf Lidice auszulöschen basierte auf reiner Spekulation. Was allerdings an diesem Fall besonders war, dass er öffentlich publik gemacht worden ist. Das war in erster Linie zur Abschreckung gedacht. Es hatte aber auch zur Folge, dass der Fall weltbekannt wurde. Es führte zu grossen Solidaritätskundgebungen in GB und USA. Vor allem Englische Bergarbeiter gründeten die Initiative "Lidice shall live". Vor diesen hiel der CSR-Exilpräsident eine Rede, die gegoogelt warden kann. Er hielt fest, dass es bemerkenswert sei, dass ds NS Regime sich offen zu solchen Taten bekennt und dies so zu ihrer offiziellen Politik macht.

Von diesem her ist der Fall Lidice etwas besonderes.
 
Schon etwas länger her die Diskussion hier, aber ich würde Thomas 1212 recht geben, dass vor allem die Massaker in den Ländern der Sowjetunion oder Polen wenig thematisiert worden sind, das ist einfach mein Eindruck, sowas ist wertend.

Mein persönlicher Eindruck aus einigen Jahrzehnten Medienkonsum ist, dass die NS-Verbrechen in Osten schon stark thematisiert werden. Dabei steht Polen (mit besonderen Fokus auf den jüdischen Bevölkerungsteil) im Vordergrund.

In der Tschechoslowakei war die Besatzungspolitik nicht so drastisch wie anderswo. Das lag vor allem in der Bedeutung der Rüstungsindustrie in Böhmen und Mähren, die eine pragmatischere Politik. Man wollte vor allem Ruhe im Land, der Terror war gezielter.

Da fällt mir doch ein an Menschenverachtung kaum noch zu überbietendes Zitat von Hans Frank (Generalgouverneur von Polen) ein:

Generalgouverneur Hans Frank sagte im Februar 1940 gegenüber einem Journalisten: „In Prag waren zum Beispiel große rote Plakate angeschlagen, auf denen zu lesen war, dass heute sieben Tschechen erschossen worden sind. Da sagte ich mir: wenn ich für je sieben erschossene Polen ein Plakat aushängen lassen wollte, dann würden die Wälder Polens nicht ausreichen, das Papier herzustellen für solche Plakate.“

aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Generalgouvernement#Das_Generalgouvernement
Das Attentat auf Heydrich, liess für gut einen Monat von dieser Politik etwas abrücken. Die Auswahl, das Dorf Lidice auszulöschen basierte auf reiner Spekulation. Was allerdings an diesem Fall besonders war, dass er öffentlich publik gemacht worden ist. Das war in erster Linie zur Abschreckung gedacht. Es hatte aber auch zur Folge, dass der Fall weltbekannt wurde. Es führte zu grossen Solidaritätskundgebungen in GB und USA. Vor allem Englische Bergarbeiter gründeten die Initiative "Lidice shall live". Vor diesen hiel der CSR-Exilpräsident eine Rede, die gegoogelt warden kann. Er hielt fest, dass es bemerkenswert sei, dass ds NS Regime sich offen zu solchen Taten bekennt und dies so zu ihrer offiziellen Politik macht.

Von diesem her ist der Fall Lidice etwas besonderes.

Ich bin bei der Lektüre eines FAZ-Artikels darauf gestoßen, dass eine Liebelei auch Anstoß für die Auswahl von Lidice gegeben haben könnte:

Die Besatzer wollten Rache. Und dann gab es zugleich die harmlose Liebelei eines jungen Mannes namens Václav Riha mit dem Dorfmädchen Anna.

Weil er verheiratet war und Angst hatte, die Geschichte könnte auffliegen, erfand er wilde Abenteuer. Er sei im Widerstand und sie dürfe niemandem über ihn erzählen, schärfte er seiner Geliebten ein. Irgendwann wollte er die Affäre beenden und fand seinen Vorwand ausgerechnet im Attentat auf Heydrich: In einem Brief deutete er an, dass er damit etwas zu tun habe und erst einmal untertauchen müsse. Und dann richtete er noch Grüße aus an ein paar Jungs in Lidice, die er in Wirklichkeit gar nicht kannte. Václav Riha schickte den Brief an die Arbeitsstelle des Mädchens - dort las ihn der Chef und machte Meldung. Ein paar Tage später gab es Lidice nicht mehr.

aus: Die Geschichte eines Ortes: Das dritte Lidice - Porträts & Personalien - FAZ
 
Mein persönlicher Eindruck aus einigen Jahrzehnten Medienkonsum ist, dass die NS-Verbrechen in Osten schon stark thematisiert werden. Dabei steht Polen (mit besonderen Fokus auf den jüdischen Bevölkerungsteil) im Vordergrund.

Hervorhebung im Zitat durch mich.

Da habe wir eigentlich keinen Widerspruch - der Fokus liegt auf dem Holocaust. Die Verbrechen an (nichtjüdischen) Polen und den Völkern der Sowjetunion stand weit weniger im Fokus, das lag M.E. aber auch daran, dass diese Länder slebst zu Zeit des Sozialismus die Opferrolle ihrer Volker nicht so gern thematisierte.
 
Ich bin bei der Lektüre eines FAZ-Artikels darauf gestoßen, dass eine Liebelei auch Anstoß für die Auswahl von Lidice gegeben haben könnte:



aus: Die Geschichte eines Ortes: Das dritte Lidice - Porträts & Personalien - FAZ

Dabei war der Gestapo klar, dass diese Liebesgeschichte keinen Zusammenhang mit dem Attentat auf Heydrich hatte. Aber K.H. Frank (nicht zu verwechseln mit Frank aus dem Generalgouvernement) wollte trotzdem ein Exempel statuieren.
 
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