Europa und die Welt um 1500

jmoove

Neues Mitglied
Hey Leute..bin neu hier und hab eine Frage bezüglich der frühen Neuzeit...
Was sind die wichtigsten Merkmale, Charakteristiken und Entwicklungen dieser Zeit ?
Freue mich über jede Antwort und bedanke mich im voraus! :D
 
Hi JMoove,

denk mal an eine Erfindung eines Herrn Gutenberg aus Mainz, an die Entdeckung eines Genuesers in spanischen Diensten, an die Erfolge die Heinrich der Seefahrer post mortem feierte, an die Geschichte Konstantinopels, an die aus Italien nach Europa schwappende neue Geldwirtschaft, an ein Mönchlein aus Wittenberg usw. Damit hättest du die Grundlagen für die Frühe Neuzeit und für viele ihrer Konflikte, die sie prägten.

EQ
 
Hi :winke:

Für mich markiert 1500 immer den Beginn der modernen Kartografie und die Ablösung von Claudius Ptolemäus durch Leute wie Waldseemüller und militärisch fällt mir die Durchsetzung der Arkebusen ein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine frage hätte aber noch..
Diese neue geldwirtschaft..war das eine kapitalistische Geldwirtschaft?.und wenn ja..hatte sie große/positive Auswirkungen? Und waren hauptsächlich Wohlhabende, die das steuerten?
 
Die neue Geldwirtschaft brachte eine Finanzkrise in die Länder, wenn ich mich nicht irre. Da aus der Neuen Welt Unmengen an Gold herangekarrt wurden, wurden einfach mal neue Münzen geprägt, die sich aber selbst entwerteten...

Wenn ich die Quelle noch finden sollte, werde ich sie nachtragen.

Was meinst du mit "steuern"? Das Münzregal wurde vom höchsten Fürsten (deutscher König/römischer Kaiser) vergeben (an andere Fürsten und Städte), sodass immer die staatliche Einrichtung das Monopol über die Wirtschaft hatte, vor allem weil es eine wirtschaftliche Homogenisierung noch gar nicht stattgefunden hatte (was ja Ziel des Deutschen Zollvereins war). Jedes Fürstentum hatte oftmals seine eigene Währung (obwohl es auch kostbare Währungen wie die Gulden gab, die auch überregional anerkannt wurden). http://www.mittelalter-server.de/Mittelalter-Geld/Das-Mittelalter_ma_waehrung.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sprach extra von der neuen Geldwirtschaft, die aus Italien nach Europa schwappte, woher heute noch viele unserer Begriffe stammen, wie Giro, Bank, Bankrott, Agio und Disagio. In Italien seit dem SpätMA immer verbreiteter alsbald auch in anderen Ländern Europas. Es ist natürlich richtig, dass die Silberschwemme aus Amerika (und zusätzlich das blühende Fälscherhandwerk) ihren Teil zu Inflation etc. beitrugen. Das halte ich aber nicht so sehr für ein Phänomen der FNZ.
 
Noch eine (revisionistische) Sicht der Dinge:

Wallerstein, Capitalist Agriculture and the Origins of the European World-Economy in the Sixteenth Century, The Modern World System I, Studies in social discontinuity
 
Noch eine (revisionistische) Sicht der Dinge:

Wallerstein, Capitalist Agriculture and the Origins of the European World-Economy in the Sixteenth Century, The Modern World System I, Studies in social discontinuity

Kurze Anmerkung und leicht OT. Sofern man die Beschäftigung bzw. das Zitieren eines Theoretikers durch andere Wissenschaftler auch als eine gwisse Wertschätzung definieren möchte, erfährt Wallerstein durchaus eine gewisse Aufmerksamkeit, wie bei T. Skocpol, C. Tilly oder auch bei M. Mann.

Theda Skocpol ? Wikipedia

Wie auch in diesem Beitrag seine Sichtweise eine differenzierte Bewertung erhält.

Weltgesellschaft: Theoretische Zugänge und empirische Problemlagen - Google Books

Neben T. Mason ist er damit m.E. der zweite "unorthodoxe" Marxist, der von den "Weberianern" im Rahmen ihrer eigenen Diskussion wahr- bzw. ernstgenommen wird.
 
Danke für die Klarstellung, thanepower.:winke:

Ich hatte unterstellt, dass der Hinweis nicht negativ verstanden wird, aber das war wohl missverständlich.
 
Wenn wir schon bei der Wirtschaftsgeschichte sind,so fällt auf ,daß ab Mitte des 15.Jahrhunderts ein neuer Unternehmertyp hervortrat, der auf diversen Feldern engagiert war und mit einer Art Holding arbeitete die viele Sparten abdeckte.
Leute wie Jacques Coeur, Francesco Datini, Hans Boner,JohanThurzo,Andreas und Jacob Fugger, Christoph Herwarth, Anton Tucher ,Matthias Mulich, Bartholomäus Welser, Fillippino Strozzi und Giovanni di Bicci deMedici waren sowohl Fernhändler als auch Bankiers,Montanunternehmer ,Produzenten und Reeder.
Diese Allspartenkonzept ,das Finanz-,Produktions-und Handelssektor in einer Hand verband war relativ neu .
 
Wenn wir schon bei der Wirtschaftsgeschichte sind,so fällt auf ,daß ab Mitte des 15.Jahrhunderts ein neuer Unternehmertyp hervortrat, der auf diversen Feldern engagiert war und mit einer Art Holding arbeitete die viele Sparten abdeckte.

Das ist eine sehr neuzeitliche Betrachtungsweise.:winke:

Wenn Du mal die Ausstellung im Kloster Walkenried besuchst, ist deren Darstellung zum "Montanwirtschafts- und Finanzkonzern" ca. 200 Jahre zuvor interessant, der sich über den ganzen Harz und die dortigen ökonomische Aktivitäten erstreckte.

Das Kloster diente hier als "Klammer", ähnlich wie die Akteure (Personen, Familien etc.) oben. Dessen Aufstiegs-"Treiber" war know how, anders als nachfolgend es eher der steigende Finanzbedarf war.
 
Nun,ganzvergleichbar ist das m.E. nicht.
Daß insbesondere geistliche Institutionen und hier besonders Klöster auf lokaler Ebene wirtschaftlich breit aufgestellt waren ist eigentlich nichts neues.
Antrieb war hierbei Autarkie und die Ausbeutung der lokalen Ressourcen.

Was den neuen Unternehmertyp davon unterschied war die Verknüpfung von breit aufgestellter Produktion ,Handel und Finanz-und Geldwirtschaft und das auf überregionaler Ebene.
Ansatzweise Vergleichbares würde ich im Mittelalter allenfalls noch im Wirtschafts- und Finanzsystem der Templer sehen.
 
Antrieb war hierbei Autarkie und die Ausbeutung der lokalen Ressourcen.

... und der benediktinische Grundsatz "ora et labora", dem besonders auch die Zisterzienser bei der Urbarmachung öder Gebiete folgten. Diese geistliche Zielsetzung sollte man gegenüber rein ökonomischen Gesichtspunkten nicht vergessen. Dass Klöster wie Walkenried darüber die religiöse Motivation zuweilen aus den Augen verloren und ihnen wirtschaftliche Macht vor Spiritualität ging, ist ein anderes Kapitel.

Was den neuen Unternehmertyp davon unterschied war die Verknüpfung von breit aufgestellter Produktion ,Handel und Finanz-und Geldwirtschaft und das auf überregionaler Ebene.
Ansatzweise Vergleichbares würde ich im Mittelalter allenfalls noch im Wirtschafts- und Finanzsystem der Templer sehen.

Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft entstand auch eine neue Wirtschaftsgesinnung, die die Zunftordnung sprengte. Einzelne Unternehmerfamilien wie die Medici, Fugger oder Welser waren in verschiedenen Geschäftsbereichen europaweit aktiv: im Handel, Geldverleih, Bergbau und Verlagswesen (Produktion von Fertigwaren durch abhängige Lohnarbeiter anstatt selbstständiger Handwerker). Diese Unternehmerfamilien besaßen die erforderlichen Mittel, um Produktion und Handel im großen Stil durchzuführen. Und sie waren bereit, ihr Geld zur Erhöhung der Gewinne stets neu im Unternehmen anzulegen.

Diese "frühen Kapitalisten" prägten den erst im 20. Jh. entstandenen historichen Begriff "Frühkapitalismus".
 
Das ist ja genau das,was ich oen bereits angesprochen habe.
Wir haben es mit Unternehmen zu tun,die nicht nur in einer Sparte z.B. Produktion, sondern in allen Sparten ,also Produktion ,Rohstoffe, Handel, Transport, Finanzen tätig sind und das überregional bzw. global und die dabei massiven Einfluss auf die Politik gewinnen und sich selbst und ihrer Familie auch Aufstiegsmöglichkeiten bis hin zum Hochadel eröffen. Man denke hier nur an die Fugger oder die Medici.
 
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