Die Kimmerer

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Ganz einfach: Wenn Du die Fußnote 15 studiert hast, hast Du gesehen, dass sich das mit dem Keltentum der Kimbern auf den antiken griechischen Geographen Poseidonios (zitiert bei Strabon) stützte. Poseidonios identifizierte die Kimmerer mit den Kimbern (also dem Volk, das der römische Feldherr Marius schlug) und hielt "Kimmerer" für die griechische Bezeichnung für "Kimbern". Allerdings passt Poseidonios' Ansicht ohnehin nicht zu Deiner Theorie, wonach die Kimmerer vom Schwarzen Meer aus nach Westen gezogen seien, denn um seine Gleichsetzung hinzubekommen, nahm er an, dass die Kimbern/Kimmerer kreuz und quer durch Europa gezogen wären. Ihre eigentliche Heimat vermutete er anscheinend in Nordeuropa (wo es zu seiner Zeit noch Kimbern gab), von wo aus sie ins Gebiet am nördlichen Schwarzen Meer nur mal kurz einen Abstecher gemacht hätten.
Frühere antike Autoren (aus der Zeit, als noch nicht klar zwischen Kelten und Germanen differenziert wurde) haben die Kimbern als Kelten eingestuft, nicht aber Strabon, der sie den Germanen zuordnet.

Nicht angeführt in dieser Fußnote ist Diodor, der auch schrieb, dass manche der Ansicht seien, bei den Kimmerern habe es sich um Gallier gehandelt und sie seien mit den Kimbern identisch. Auch dieser Ansicht nach kamen die Kimmerer dann aber aus Europa und fielen nur einmal vorübergehend in Asien ein.
Auch Plutarch erwähnte die Theorie von der Gleichsetzung der Kimmerer mit den Kimbern und dass sie zu den "Keltoskythen" (ein Sammelbegriff für Kelten, Germanen und Skythen) gehört hätten, distanzierte sich aber von ihr, außerdem erwähnte er, dass die Kimbern nach der herrschenden Ansicht Germanen gewesen seien.

Halten wir also fest: Dass die Kimmerer Kelten gewesen seien, wurde von manchen antiken Autoren zwar angenommen, aber nur aufgrund ihrer (auf der Ähnlichkeit der Namen beruhenden) Gleichsetzung mit den Kimbern, die von manchen für Kelten gehalten wurden. Außerdem gingen diese Ansichten dann stets davon aus, dass die Kimbern/Kimmerer ihre eigentliche Heimat in Europa gehabt hätten und nur einmal vorübergehend einen großen Raubzug ins Schwarzmeergebiet und nach Asien gemacht hätten.
Diese Theorie mancher griechischer Autoren (die keineswegs allgemein vertreten wurde) widerspricht also dem Umstand, dass die Kimmerer längere Zeit im Gebiet nördlich des Schwarzen Meeres lebten, und dass die Kimbern als Germanen eingestuft werden.
 
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@Kirpian, das steht doch schon in Beitrag 2:

Das scheint eine zusammenfassende Übersetzung des englischen Wikipedia-Artikels zu sein, dort findest du Fußnoten, die dich auf die entsprechenden Literaturhinweise zurückführen. Die Zuordnung zum Keltischen scheint - ich beziehe mich hier aber nur auf den englischen Wikipedia-Artikel - v.a. in der Antike vorgenommen worden zu sein, nicht auf linguistischen Studien der Trümmer zu beruhen, die wohl eher auf das Iranische weisen.

Lehmann-Haupt präsentiert einen etwa 100 Jahre alten Forschungsstand (oder vielleicht sogar nur eine Annahme?). In wie weit der noch gilt oder überholt ist, hängt davon u.a. ab, wie viele Sprachtrümmmer aus dem Kimmerischen seitdem ermittelt werden konnten.
 
4. Die gut bekannten Legenden der Inselkelten liefern uns direkte Beweise, dass die Theorie solcher Auswanderungen glaubwürdig sein könnte. Diese Legenden erzählen uns darüber, dass die Vorfahren von den Inselkelten von Spanien kamen, und noch früher aus dem „Land der Skythen“!

Die Kimmerer waren Kelten und zwar eine uralte keltische Bevölkerung im Osteurpa, woher alle Kelten irgendwann kamen. Die waren eine hochentwickelte Gesellschaft im Gegenteil zu den Mittell- und Westeuropäischen Kelten.
Ich kenne zwar tatsächlich eine Legende, die von Breoghan, die von einer Einwanderung aus Spanien nach Irland berichtet, aber keine davon, dass Breoghan oder seine Vorfahren aus Skythien gekommen seien.
Milesians
If the coming of the Tuatha de Danann represents the coming of the Bronze Age to Ireland then the arrival of the Milesians embodies the Iron Age. The story of their wanderings before reaching Ireland is an elaborate one. It is generally assumed that they -- or at least their culture -- were Celtic in origin. Their point of origin, for what it is worth, is Scythia in SE Europe.
Ireland in Prehistory - A concise account
Die Milesians waren die letzte Welle der keltischen Einwanderer in Irland um 100 B.C. Sie verbinden ihre Herkunft klar mit Süd-Osteuropa (und danach mit Spanien).
 
Ja, ja, was so alles behauptet wird...
Das Problem der Überlieferung liegt darin, dass im Mittelalter Überlieferungen – allen voran die der Bibel – absolute Autorität hatten. Sich ausschließende Überlieferungen mussten harmonisiert werden, dazu kam ein teleologisches Geschichtsbild (von griechisch telos, das Ziel). Wenn man sich die Weltchronistik anschaut, dann beginnt diese meist bei Adam und Eva und den Patriarchen, dann kommen häufig nahöstliche Großkönige, Griechen, Römer und mit den Römern beginnt dann irgendwann die Fokussierung auf einer „nationale“ Geschichtsschreibung.
Oberste Priorität hat dabei für den mittelalterlichen Geschichtsschreiber immer die Anschlussfähigkeit an die Bibel. Wenn die Bibel sagt, dass die Sintflut nur die Nachfahren von Noah überlebt haben, dann ist die biblische Völkertafel für mittelalterliche Weltchronisten bindend. Sprich: Alle Europäer müssen von einem der Söhne Noahs abstammen. Da die Bibel berichtet, dass die Söhne von Ham Ägypten, Pusch und Kana'an sind, hat man die Hamiten nach Afrika gesetzt, die Söhne Sems waren die Völker des Zweistromlandes und die Söhne Japhets lebten dann im Norden; hier im Thread wurde schon über die Identifikation Gomers mit den Kimmerern gesprochen, Gomer war ein Sohn Japhets, sprich, für die mittelalterlichen Geschichtsschreiber waren alle Europäer Söhne Japhets und mussten daher alle aus der Schwarzmeerregion kommen, alles andere hätte geheißen, die Bibel als fehlerhaft anzunehmen. (Diese Vorstellung hat im Übrigen Spuren bis in die wissenschaftliche Gegenwart hinterlassen, vor einigen Jahrzehnten hat man den Begriff der hamitischen Sprachen fallen lassen, die japhetitische Hypothese hatte sich sowieso nie wirklich durchsetzen können und hat ihr langes Überleben wohl vor allem den politischen Gegebenheiten der Sowjetunion zu verdanken, aber von semitischen Sprachen sprechen wir heute noch.)
Kommen wir nun zu den Legenden der irischen Mönche aus dem (9.?) 11. Jahrhundert. Neben der Bibel waren die nächsthöhere Autorität die Kirchenväter. Zu diesen zählten u.a. Orosius und Isidor, zwei "spanische" Autoren.
Auf Orosius dürfte der Kern der Erzählung von Breoghan und auf Nennius die von den "Milesiern" zurückgehen, eigentlich die Míl Espaine: (hinter Míl Espaine steht der Begiff militis hispaniae. Nennius: „venerunt tres filii militis Hispaniae cum triginta ciulis apud illos et cum triginta coniugibus in unaquaque ciula et manserunt ibi per spatium unius anni.“), denn das Buch der Invasionen (Lebor Gabála Érenn) berichtet von einem Turm in Spanien, von dem aus man Irland sehen konnte, was sich auch bei Orosius und seiner Erwähnung des römischen Leuchtturms von Brigantia (La Coruña) findet. Der Stadtname Brigantia wurde – wie Nennius' militis – korrumpiert zu Breoghan und somit zum Personennamen. Orosius berichtet im ersten Buch seiner Geschichten gegen die Heiden drei Mal, dass man von der spanischen Küste aus Irland sehen könne:


Et quoniam oceanus habet insulas, quas Britanniam et Hiberniam uocant, quae in auersa Galliarum parte ad prospectum Hispaniae sitae sunt, breuiter explicabuntur.
[...]
Hispania [...] secundus angulus circium intendit; ubi Brigantia Gallaeciae ciuitas sita altissimam pharum et inter pauca memorandi operis ad speculam Britanniae erigit.
[...]
Hibernia insula inter Britanniam et Hispaniam [...] huius partes priores intentae Cantabrico oceano Brigantiam Gallaeciae ciuitatem ab Africo sibi in circium occurrentem spatioso interuallo procul spectant, …


Den Turm können wir sicher auf das zweite nachchristliche Jahrhundert datieren, die "Milesier" bzw. den Personennamen Mil Espaine dank Nennius sicher als lateinischen Terminus militis Hispanae identifizieren. Den irischen Mönchen war das offensichtlich nicht möglich. Irland hatte keine römische Vergangenheit, daher bedurfte es anderer Anknüpfungspunkte, die sich mit dem Bericht des Isidor von Sevilla vereinbaren ließen, dass Irland von Schotten besiedelt wurde, und so wurde aus Scotta schnell die ägyptische Prinzessin, welche Moses im Weidenkorb gefunden hatte. Damit hatte die irische Geschichte dann einen doppelten Anschluss an – nach mittelalterlichem Verständnis – die Frühgeschichte der Bibel, der über Spanien ging, nämlich einen Anschluss an die Noah-Geschichte aus Genesis und einen zweiten an die Exodus-Geschichte.
Mit der heidnischen Geschichtsmythologie ließ sich die Völkertafel und Nachkommenschaft aus Troja auch verbinden. Hatte nicht Vergil erzählt, dass die Überlebenden aus Troja die Vorfahren der Römer waren? Der römische Trojamythos findet sich nicht umsonst dann auch bei mittelalterlichen Historiographen wieder, die ihn z.B. auf die Franken anwenden. Und nach Nennius war der erste König der Britanniens, Brutus, der Enkel eben jedes Aeneas, dessen Nachfahren auch Rom gründeten. Nach Brutus sei Britannien benannt und seit ihm sei es, kurz nach der Sintflut besiedelt worden: die Trojaner waren – so Nennius – natürlich Nachfahren des Japhet.


Fassen wir also zusammen:

  • es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Kimmerer ein keltisches Idiom gesprochen hätten
  • es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Hallstatt oder La Tène-Kultur einen kimmerischen Anstoß erhalten hätten, geschweige denn eine Kontinuität
  • es gibt keinen Hinweis darauf, dass die kurganbauenden und körperbestattenden Kimmerer sich ethnisch in den brandbestattenden und keine oberirdischen Grabdenkmäler hinterlassenden Gallaekiern fortgesetzt hätten, abgesehen davon, dass die Wanderung vom Schwarzen Meer bis in den Westen der iberischen Halbinsel offenbar keine Spuren hinterlassen hat...
  • die historischen Traditionen der britischen Inseln zur Besiedlung derselben und insbesondere Irland weisen einen Anschluss sowohl an die Bibel, als auch an die vorchristliche lateinische Literatur (Vergils Aeneis) auf, aus der sich auch der Trojamythos anderer mittelalterlicher Geschichtsschreibungen generiert.
  • Der zum Namen Míl Espáine umgeformte Begriff der tres filli militis Hispanie verrät die auf Nennius aufbauende Tradition des keltischen Textes, nicht etwa umgekehrt, dass Nennius auf einer älteren keltischen Mythos aufbaut.
Noch enger zusammengefasst:

  • Es gibt keine sprachlichen Hinweise.
  • Es gibt keine archäologischen Hinweise.
  • Die historischen Hinweise sind arg konstruiert und zeugen mehr vom mittelalterlichen Bedürfnis, die „Nationalgeschichte“ mit der verbindlichen Bibel und damit harmonisierbaren anderen alten – gelehrten, weil lateinischen, nicht keltischen – Überlieferungen zu verbinden.
 
Aber auch das hatte ich dir - in Kurzfassung - schon vor anderthalb Monaten dargelegt:

Ich kenne zwar tatsächlich eine Legende, die von Breoghan, die von einer Einwanderung aus Spanien nach Irland berichtet, aber keine davon, dass Breoghan oder seine Vorfahren aus Skythien gekommen seien.
Aber selbst wenn, die entsprechenden Legenden stammen aus Büchern mittelalterlicher Mönche, die zum Teil die biblischen Geschichten fortspinnen und "irisieren". Da könnten wir genauso gut den Trojamythos der Franken erst nehmen.
 
Das ist chronologisch ein wenig geschönt. Die Kimmerer werden zwar als eine frühe eisenzeitliche Kultur gesehen, aber auch schon vor ihrer - hypothetischen! -Vertreibung vom Schwarzen Meer war die eisenzeitliche Technologie in Europa und insbesondere im Hallstatt-Kontext bekannt. Zudem fand die Ausbreitung der Eisenverhüttung nicht sprunghaft statt, sondern allmählich, eine Katastrophe (wie z.B. eine Vertreibung) kann also kaum die Ursache dafür gewesen sein.

Es ist nicht geschönt. Hallstatt im Westen beginnt ganz zufällig sofort nach der Vertreibung der Kimmerer am Schwarzen Meer (Ende des 9. Jahrhunderts V. Chr. - Anfang des 8. Jahrhunderts V. Chr.).
Bis zu diesem Zeitpunkt war die eisenzeitliche Technologie nur im Osteuropa bekannt. Im Westeuropa herrschte noch die Bronzezeit.
Meiner Meinung nach, kamen mit den Kimmerern nach Westeuropa nicht nur Eisenverhüttung, aber auch andere fortgeschrittenen Technologien.
Aber jetzt komme ich zu einer anderen Frage:

Haben wir Beweise, überhaupt irgendwelche Beweise, dass in der Zeit vor 800 v. Chr. eine keltischsprachige Bevölkerung in Westeuropa gab?
Also wohnten die Kelten in Westeuropa vor 9. Jahrhundert v. Chr. oder sie wanderten erst später ein?
 
Kiprian, niemand bestreitet, dass die Eisenzeit im Nahen Osten früher Einzug hielt als in Osteuropa und dort früher als in Mittel- und Westeuropa. Trotzdem muss man die von dir präsentierte Chronologie als geschönt bezeichnen, da die Eisenzeit in Europa (ab 800) etwa 200 Jahre vor deiner hypothetischen(!) Vertreibung der Kimmerer (Zerschlagung ihres Reiches um 600) und ihrer von dir behaupteten Wanderung nach Nordspanien - für die es keinerlei belastbare Hinweise gibt, außer einer auf der biblischen Genesis basierenden mittelalterlichen Geschichtsauffassung die sich nebenbei selbst etymologisch entlarvt - begann. Etwas was vorher da war, kann nicht durch eine hypothetische Katastrophe ausgelöst worden sein die erst danach stattfand.
 
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Es ist nicht geschönt. Hallstatt im Westen beginnt ganz zufällig sofort nach der Vertreibung der Kimmerer am Schwarzen Meer (Ende des 9. Jahrhunderts V. Chr. - Anfang des 8. Jahrhunderts V. Chr.).
Bis zu diesem Zeitpunkt war die eisenzeitliche Technologie nur im Osteuropa bekannt. Im Westeuropa herrschte noch die Bronzezeit.
Meiner Meinung nach, kamen mit den Kimmerern nach Westeuropa nicht nur Eisenverhüttung, aber auch andere fortgeschrittenen Technologien.

Wie die Kenntnis der Eisenverhüttung Europa erreichte, ist unbekannt. Am ehesten werden Fernhändler ihr Wissen über Zwischenstationen von Kleinasien Richtung Westen getragen haben. Die Wanderung eines Volks ist nicht notwendigerweise für einen solchen Wissenstransfer verantwortlich.

Als Herkunftsbereich der Eisenerzverhüttung und Eisenverarbeitung wird im allgemeinen Inneranatolien zur Zeit der Hethiter angenommen (einmal abgesehen von der Herkunft der Eisenmetallurgie in Afrika südlich der Sahara und weiten Teilen Asiens). Seit dem 13./12. Jh. v. Chr. wurden im östlichen Mittelmeerraum auch Waffen aus Eisen hergestellt und aus dem ägäischen Raum breitete sich die Kenntnis des Verfahrens in den ersten Jahrhunderten des 1. Jahrtausends v. Chr. über Italien (Etrusker) und die Balkanhalbinsel nach Mittel- und Westeuropa aus.

Haben wir Beweise, überhaupt irgendwelche Beweise, dass in der Zeit vor 800 v. Chr. eine keltischsprachige Bevölkerung in Westeuropa gab?
Also wohnten die Kelten in Westeuropa vor 9. Jahrhundert v. Chr. oder sie wanderten erst später ein?

Die meisten Wissenschaftler sind der Ansicht, dass bereits die westliche Hallstattkultur ab dem 8. Jh. v. Chr. von Kelten getragen wurde. Einige vermuten, dass Protokelten bereits während der Unrnenfelderzeit ab etwa 1200 v. Chr. in ihren später belegten Sitzen ansässig waren, d.h. in Ostfrankreich, Süddeutschland. und Böhmen. Diese Ansicht ist jedoch völlig ungesicherte Spekulation, und Annahmen, wo Protokelten davor siedelten, sind pure Kaffeesatzleserei. Überhaupt vermag niemand zu sagen, ob es vor 800 v. Chr. bereits eine keltische Identität, geschweige denn ein keltisches Idiom gab.
 
Haben wir Beweise, überhaupt irgendwelche Beweise, dass in der Zeit vor 800 v. Chr. eine keltischsprachige Bevölkerung in Westeuropa gab?
Wie denn, mangels sprachlicher Hinterlassenschaften aus dieser Zeit? Auch griechische Quellen, die bestimmte Bevölkerungen als keltischsprachig bezeichnen, setzen erst viel später ein.
 
Kiprian argumentiert, erst mit den Kimmerern wäre von Osten fortschrittliche Technologien nach Mitteleuropa gekommen, und mit dem Eintreffen der Kimmerer wäre die Hallstattkultur ausgelöst worden. Der Technologietransfer von Ost nach West wird allgemein oft den Etruskern zugeschrieben, die wahrscheinlich durch die "thyrrenische" Einwanderung im 8. Jahrhundert von Lydien (Kleinasien) diese Technologie aufnahmen. Die Handels - und Tauschbeziehungen zwischen der Keltike und Etrurien sind als bekannt vorauszusetzen. Ein anderer möglicher Weg ist über Griechenland und den Balkan. Ein Transfer über die ungarische Tiefebene in den Osthallstattkreis ("thrako-kimmerischer Horizont") ist möglich, muss aber nicht mit einer massiven Einwanderungswelle verbunden gewesen sein, sondern mit Kulturkontakten.
Einer der bisher ältesten in Deutschland gefundene Eisenschmelzofen (mit entsprechender Schlacke) ist der Ofen von Hillesheim in der Eifel (Hunsrück- Eifel-Kultur). So wurde nahe Hillesheim 1928/1929 unter einem hallstattzeitlichen Hügelgrab eine mit Eisenschlacken durchsetzte Feuerstelle gefunden, die als "Eisenschmelzofen" von Hilllesheim
in die Literatur einging.Neuere Untersuchungen am Geowissenschaftlichen Zentrum der Universität Göttingen geben nun Rückschlüsse auf die Art der Eisenherstellung. Die Eisenwerkstatt ist in die ältere Latènezeit zu datieren. Zur "vollen Blüte" kommt die Eisenverhüttung und Schmiedetechnik in Mitteleuropa wohl erst in der Latenezeit, und noch nicht in der Hallstattzeit.
 
Zum Osthalstattkreis möchte ich auf den folgenden Artikel von P. Gleirscher verweisen: av.zrc-sazu.si/pdf/57/AV_57_Gleirscher.pdf , der einen thrako-kimmerischen Fundhorizont im mittleren Donauraum anführt, und einen schon im 10.Jahrhundert v.Chr. einsetzenden kulturellen Wandel im pannonischen Tiefland mit Bezügen zur nordpontischen Steppe. Übrigens ist die ungarische Tiefebene auch später "Endpunkt"
in der Bedeutung von dauerhafter Herrschaftsbildung reiternomadischer Stämme /bzw. Stammesverbände (Hunnen, Awaren, Ungarn) gewesen.
 
Der Technologietransfer von Ost nach West wird allgemein oft den Etruskern zugeschrieben, die wahrscheinlich durch die "thyrrenische" Einwanderung im 8. Jahrhundert von Lydien (Kleinasien) diese Technologie aufnahmen.

Die Weitergabe der Eisentechnologie folgt einem ost-westlichen Kulturtransfer. Ob daran die Kimmerer beteiligt waren, ist unbekannt. Die Etrusker haben von ihren Sitzen in Norditalien aus für eine Weitergabe dieser Technologie gesorgt. Ob Vorfahrwn der Etrusker in Kleinasien siedelten, ist nicht zu belegen und strittig. Meist wird heute angenommen, dass sich die Etrusker autochthon aus der eisenzeitlichen italienischen Villanova-Kultir entwickelten.
 
El[/FONT schrieb:
Quijote;664320]Kiprian, niemand bestreitet, dass die Eisenzeit im Nahen Osten früher Einzug hielt als in Osteuropa und dort früher als in Mittel- und Westeuropa. Trotzdem muss man die von dir präsentierte Chronologie als geschönt bezeichnen, da die Eisenzeit in Europa (ab 800) etwa 200 Jahre vor deiner hypothetischen(!) Vertreibung der Kimmerer (Zerschlagung ihres Reiches um 600) und ihrer von dir behaupteten Wanderung nach Nordspanien - für die es keinerlei belastbare Hinweise gibt, außer einer auf der biblischen Genesis basierenden mittelalterlichen Geschichtsauffassung die sich nebenbei selbst etymologisch entlarvt - begann. Etwas was vorher da war, kann nicht durch eine hypothetische Katastrophe ausgelöst worden sein die erst danach stattfand.
El Quijote, das mit “der Zerschlagung ihres Reiches um 600” stimmt nicht ganz genau. Es ist bekannt und sogar in der Wikipedia steht geschrieben, dass die erste Erwähnung der Kimmerer 714 v. Chr. in den assyrischen Quellen statt findet.
Damals waren sie Verbündeten der Assyrer gegen Urartu und noch damals (714 v. Chr.) war das Reich der Kimmerer an der nördlichen Küste des Schwarzen Meeres längst von den Skythen zerschlagen.

Und jetzt habe ich etwas neues, und glaube auch für sie Interessantes, bemerkt. Die Assyrer sahen eine klare Verbindung zwischen Kimmerern aus der nördlichen Küste des Schwarzen Meeres und den Mannaean aus dem Land Mannea.
Laut der Assyrer, nach der Zerschlagung ihres Reiches, wanderte ein Teil der Kimmerer nach Mannea (im heutigen Westiran). Das könnte nicht früher als 850 v. Chr. passieren. Also ganz genau die Zeit der Verbreitung der neuen „Eisentechnologien“ in Westeuropa.

Und noch etwas. Das Land Mannea, die Mannaen………….. Diese Namen, auf den ersten Blick, sind fast identisch mit dem Namen des berühmten keltischen Gottes Manaan!
 
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El Quijote, das mit “der Zerschlagung ihres Reiches um 600” stimmt nicht ganz genau. Es ist bekannt und sogar in der Wikipedia steht geschrieben, dass die erste Erwähnung der Kimmerer 714 v. Chr. in den assyrischen Quellen statt findet.


Was hat die assyrische Ersterwähnung der Kimmerer 714 mit der Zerschlagung ihres Reiches etwa 100 Jahre später zu tun?

Und jetzt habe ich etwas neues, und glaube auch für sie Interessantes, bemerkt. Die Assyrer sahen eine klare Verbindung zwischen Kimmerern aus der nördlichen Küste des Schwarzen Meeres und den Mannaean aus dem Land Mannea.
Laut der Assyrer, nach der Zerschlagung ihres Reiches, wanderte ein Teil der Kimmerer nach Mannea (im heutigen Westiran). Das könnte nicht früher als 850 v. Chr. passieren. Also ganz genau die Zeit der Verbreitung der neuen „Eisentechnologien“ in Westeuropa.

Nur damit ich das richtig verstehe: durch die Ost-Wanderung der Kimmerer von der nördlichen Schwarzmeerküste nach Westiran, also wohl über den Kaukasus, denn von dort fielen sie ja auch nach Anatolien ein, soll in der entgegengesetzten Richtung ein Technologiesprung verursacht worden sein? Das musst du mir erklären.

Und noch etwas. Das Land Mannea, die Mannaen… Diese Namen, auf den ersten Blick, sind fast identisch mit dem Namen des berühmten keltischen Gottes Manaan!

Vielleicht auch mit dem germanischen Mann, man, dem biblischen Himmelsbrot Manna (waren die Israeliten vielleicht auch Kimmerer?!) oder auch dem Arabischen mān
iʿ ('Hindernis') oder vielleicht dem Arabischen mann, was 'Geschenk' bedeutet (letzteres wird wohl wiederum mit dem oben erwähnten hebräischen Manna zusammenhängen)? :nono:
Oder kam Ma-na-an aus Ka-na-an? :fs:

Nur ein Tipp: Manchmal sollte man, statt es beim oberflächlichen ersten Blick zu belassen, doch noch mal einen tiefergehenden zweiten und dritten Blick wagen.
 
Zum Osthalstattkreis möchte ich auf den folgenden Artikel von P. Gleirscher verweisen: av.zrc-sazu.si/pdf/57/AV_57_Gleirscher.pdf , der einen thrako-kimmerischen Fundhorizont im mittleren Donauraum anführt, und einen schon im 10.Jahrhundert v.Chr. einsetzenden kulturellen Wandel im pannonischen Tiefland mit Bezügen zur nordpontischen Steppe.
Danke, Totilas. Ich bewerte das als noch einen Beweis, dass die Vernichtung des Kimmerenreiches am Schwarzen Meer nicht später als im 10. Jahrhundert vor Chr. passierte.
Dieses Ereignis, möglicherweise, gab den Anstoß für die Verbreitung den Eisentechnologien in Europa durch die Einwanderung der Kimmerer nach Westen.
Ein Teil der Kimmerer (also Kelten) machten sich auf den Weg nach Südosten, wo sie im Westiran einen eigenen Staat (Mannea) gründeten. Es ist möglich, dass dieses Land nach den keltischen Gott Mannaan benannt wurde.

Wer war Maannan in der keltischen Mythologie?
Der Gott des Himmels, des Jenseits, wo alle gestorbenen während eines unendlichen Festes glücklich weiter leben.
Das Land von Mannaan ist das versprochene Land der Kelten.

Also die ausgewanderten Kelten (Kimmerer) nach dem Schrecken des Krieges fanden im 10 Jahrhundert vor Chr. ein ruhiges und reiches Land im Westiran, am Ufer des Urmiasee - des größten Binnensee vom Iran. Damals war das See noch größter als heute. Ein Paradies auf der Erde. Und dann benannten die Kelten dieses Land nach ihren Gott Mannaan - Mannea.

Also meine Damen und Herren, diese Hypothese könnte als Vorwand für eine Dienstreise nach Iran dienen.
 
Danke, Totilas. Ich bewerte das als noch einen Beweis, dass die Vernichtung des Kimmerenreiches am Schwarzen Meer nicht später als im 10. Jahrhundert vor Chr. passierte.
Dieses Ereignis, möglicherweise, gab den Anstoß für die Verbreitung den Eisentechnologien in Europa durch die Einwanderung der Kimmerer nach Westen.

Wie die Eisentechnologie nach Westen gelangte, ist völlig unklar. Ihre Weitergabe folgt einem ost-westlichen Kulturtransfer und ein wanderndes Volk muss daran nicht notwendigerweise beteiligt sein.

Ein Teil der Kimmerer (also Kelten) machten sich auf den Weg nach Südosten, wo sie im Westiran einen eigenen Staat (Mannea) gründeten. Es ist möglich, dass dieses Land nach den keltischen Gott Mannaan benannt wurde.

Von den Kimmeriern wissen wir so gut wie nichts und es besteht nicht die geringste Veranlassung, sie als "Kelten" zu betrachten. Vermutet wird eine Stammeskonföderation unbekannter ethnischer Herkunft, zuweilen werden thrakische und iranische Gruppen angenommen. Sprachliche Spuren sind so gut wie keine vorhanden.

Mit den Kelten hat das alles allerdings nichts zu tun, denn von denen kann man frühestens seit dem 7. Jh. v. Chr. sprechen. Damals saßen sie in Ostfrankreich und Süddeutschland, währed der Schwerpunkt der Kimmerier in der Ukraine und Südrussland lag, später Züge durch Kleinasien urkundlich belegt sind. Die Kimmerer verschwinden im 7. Jh. v. Chr. aus den Quellen, während die Kelten erst zu diesem Zeitpunkt allmählich greifbar werden.

Wer war Maannan in der keltischen Mythologie?
Der Gott des Himmels, des Jenseits, wo alle gestorbenen während eines unendlichen Festes glücklich weiter leben. Das Land von Mannaan ist das versprochene Land der Kelten.

Also die ausgewanderten Kelten (Kimmerer) nach dem Schrecken des Krieges fanden im 10 Jahrhundert vor Chr. ein ruhiges und reiches Land im Westiran, am Ufer des Urmiasee - des größten Binnensee vom Iran. Damals war das See noch größter als heute. Ein Paradies auf der Erde. Und dann benannten die Kelten dieses Land nach ihren Gott Mannaan - Mannea.

Mannäa war ein kleiner Pufferstaat im westiranischen Bergland südlich des Urmia-Sees, der vom 9.-7. Jh. in assyrischen und urartäischen Texten genannt wird. Ausgehend von den Namen zeigen sich hurritische Züge, was angesichts des benachbarten Urartu nicht verwundert. Hurritisch und Urartäisch sind miteinander verwandt und weder indoeurpäische noch semitische Sprachen. Folglich haben die Mannäer ethnisch nichts mit den Kimmerern und schon gar nichts mit den mehrere tausend Kilometer entfernten Kelten zu tun.

Allerdings fielen Kimmerer etwa um 700 v. Chr. ins Land Mannäa ein und die Mannäer schlossen auch Bündnisse mit ihnen. Somit ist es nicht undenkbar, dass kimmerische Gruppen sich ansiedelten und assimiliert wurden. Auf jeden Fall werden die Kimmerer nach 600 v. Chr. nicht mehr in den Quellen genannt.
 
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Es wird immer klarer, mit den Kimmerern kam auch die Ironie nach Westeuropa. Beweis? Englisch 'Eisen' ist iron, die Ironie kann nur hiervon abgeleitet sein. :nono:
 
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