Aramäisch und Persisch

Mithridates

Aktives Mitglied
Ein Thema was mich schon länger brennend interessiert ist die Lingua franca der Antike im Nahen Osten. Aramäisch hat vor allem im Iran eine Rolle gespielt als administrative Sprache schon unter den Achämeniden und viel präsenter schien sie zu Zeiten der Sassaniden gewesen zu sein.

Nun aber zu einem Punkt den ich nicht so sehr nachvollziehe, ich hätte nämlich erwartet, dass das Aramäische stark auf das Persische abfärbt, aber es ist eher anderherum, es sind mehr persische Wörter im Aramäischen.
Das obwohl die Sassaniden gerade zur Spätphase eine Mischsprache gemacht hatten, man verwendete aramäische Wörter und Schrift, persisch ausgesprochen inklusive persischer Endungen an die aramäischen Wörter, unter solchen Voraussetzungen fällt es einem schon schwer, dass es angeblich mehr persische Lehnwörter gibt im Aramäischen.

Tatsächlich ist Aramäisch ziemlich wichtig, da altpersische Begriffe im aramäischen Vorhanden sind, die wohl mit der Arabisierung verloren gegangen wären, ich finde dennoch die Verbindung zwischen Aramäisch und Persisch sehr interessant, quasi eine linguistische Lovestory :rofl:
 
Nun aber zu einem Punkt den ich nicht so sehr nachvollziehe, ich hätte nämlich erwartet, dass das Aramäische stark auf das Persische abfärbt, aber es ist eher anderherum, es sind mehr persische Wörter im Aramäischen.
Das obwohl die Sassaniden gerade zur Spätphase eine Mischsprache gemacht hatten, man verwendete aramäische Wörter und Schrift, persisch ausgesprochen inklusive persischer Endungen an die aramäischen Wörter, unter solchen Voraussetzungen fällt es einem schon schwer, dass es angeblich mehr persische Lehnwörter gibt im Aramäischen.

Tatsächlich ist Aramäisch ziemlich wichtig, da altpersische Begriffe im aramäischen Vorhanden sind, die wohl mit der Arabisierung verloren gegangen wären, ich finde dennoch die Verbindung zwischen Aramäisch und Persisch sehr interessant, quasi eine linguistische Lovestory :rofl:

Wichtige Kontaktsprachen des Aramäischen waren in der Antike Akkadisch, Persisch und Hebräisch. Somit zeigen die lokalen Varianten des Aramäischen die Einwirkung lokaler Kontaktsprachen. Das Aramäische wurde nie von einem aramäischen Reich gestützt, sodass es als lingua franca vielfältigsten Einflüssen der Staaten ausgesetzt war, in denen es als Amts- oder Kanzleisprache fungierte. Somit kann es vorkommen, dass das lokale Aramäisch in Persien eine Vielzahl persischer Lehnwörter aufgenommen hat.
 
Das obwohl die Sassaniden gerade zur Spätphase eine Mischsprache gemacht hatten, man verwendete aramäische Wörter und Schrift, persisch ausgesprochen inklusive persischer Endungen an die aramäischen Wörter,

Mangels Kompetenz in beiden Sprachen kann ich dem nicht seriös widersprechen, aber ich kann das soo, wie ich das, was da steht, verstehe, nicht ganz glauben.

Wenn das so zu verstehen wäre, dass einzelne Worte aus dem Aramäischen ins Persische übernommen wurden und die grammatischen Morpheme dann persisch gebildet wurden, dann wäre das ein normaler, fast alltäglicher Entlehnungsvorgang. Wenn das aber so zu verstehen ist, wie ich das aus diesen Worten verstehe, nämlich, dass das Vokabular des Sassanidischen deutlich mehrheitlich Aramäisch gewesen wäre, die Grammatik aber Persisch, dann würde ich die Aussage - trotz mangelnder Kompetenz - doch sehr in Frage stellen wollen.

An meiner gewundenen Ausdrucksweise ist vielleicht ersichtlich, dass ich eher nicht glaube, dass ich deine Aussage richtig verstanden habe. Vielleicht willst du ja Aufklärung bringen und wenn ich dich doch richtig verstanden habe, erläutern, woher du deine Weisheit hast.
 
@quijote : Sooooooooo, ich war auf Reisen, deshalb hat das jetzt ein wenig gedauert, ich beziehe mich bei meinem Beitrag auf den österreichischen Iranisten Bert Fragner, der schrieb in der SPIEGEL-Geschichte Ausgabe Persien :
"Es war eine Revolution (die Eroberung Irans durch die Araber), vor allem sprachlich-sozial [...] Aramäische Wörter und Buchstaben, aber persisch gesprochen und mit persischen Wortendungen - ein hochexklusives, esoterisches Gebilde, zur Verständigung untauglich"
Jetzt wenn ich es noch mal lese, kann man es aber auch als Gebilde in der Führungsebene im Iran verstehen und nicht als Verständigungsform des Volkes, was erklären würde, warum es nicht auf die persische Sprache abgefärbt hat.
 
Ja, was Fragner da meinte, war die Verwaltungssprache und nicht die Umgangssprache.
(Im Übrigen sehr, sehr zu empfehlen, dieses Spiegel-Spezialheft "Persien". Ist ja nicht immer der Fall bei solchen Heftchen.)
 
Ja, was Fragner da meinte, war die Verwaltungssprache und nicht die Umgangssprache.
(Im Übrigen sehr, sehr zu empfehlen, dieses Spiegel-Spezialheft "Persien". Ist ja nicht immer der Fall bei solchen Heftchen.)
Das stimmt allerdings, normalerweise lohnt es sich nicht diese Sonderhefte vom Spiegel sich zu besorgen, aber es gibt halt Ausnahmen.
 
Das stimmt allerdings, normalerweise lohnt es sich nicht diese Sonderhefte vom Spiegel sich zu besorgen, aber es gibt halt Ausnahmen.
Ich hatte mir das nur im Vorbeigehen gegriffen, weil ich immer gern weiß, was meine Reisegäste so lesen (bin Reiseleiterin). Und als ich dann einen Artikel nach dem anderen von richtig guten Fachleuten entdeckte, war ich ganz begeistert.
Fragner ist sowieso eine Klasse für sich. Ein Bonvivant erster Güte - und kochen kann der! :pfeif:
 
Hallo,
ich bin allerdings kein Sprachforscher aber ich spreche sowohl persisch als auch aramäisch und kann sagen, dass beide Sprachen gleichzeitig aufeinander großen Einfluss ausübten.

Von beiden Sprachen gibt es viele Wörter in der Kontaktsprache.
 
Hallo,
ich bin allerdings kein Sprachforscher aber ich spreche sowohl persisch als auch aramäisch und kann sagen, dass beide Sprachen gleichzeitig aufeinander großen Einfluss ausübten.

Von beiden Sprachen gibt es viele Wörter in der Kontaktsprache.

Aramäisch war im mehrsprachigen Perserreich offizielle Reichssprache, d.h. Kanzleisprache, Bildungssprache und Sprache der internationalen Diplomatie. Es ist daher gut möglich, dass das Persische während dieser Epoche Lehnworte aus dem Aramäischen aufgenommen hat.

Ansonsten handelt es sich um zwei völlig verschiedene Sprachen, denn Aramäisch ist eine semitische, Persisch eine indogermanische Sprache. Etwa 50% des persischen Wortschatzes sind Entlehnungen aus dem Arabischen, ebenfalls eine semitische Sprache. Verwechselst du da möglicherweise aramäische mit arabischen Lehnwörtern im Persischen?
 
Hallo Dieter,
ja, die Araber haben mit der Invasion viele Wörter der arabischen Sprache in die iranische mit reingebracht.

Die syrische / aramäische Sprache war aber schon viel früher im Iran weit verbreitet war und hinterließ bestimmt auch ihre Spuren. Mindestens von 500 v Chr bis 638 n Chr ohne Araber.

Da aber beide Sprachen wie Du richtig sagst semitisch sind, ist es nicht immer möglich zu sagen, jenes persische Fremdwort wurde aus dem arabischen und jenes aus dem aramäischen übernommen.

Des Weiteren gab es auch sehr viel Austausch zwischen den einzelnen semitischen Sprachen untereinander. Hebräisch - Syrisch / Aramäisch - Arabisch haben sich immer untereinander bedient.

Genauso gibt es im Englischen etliche Deutsche Wörter und andersrum sowieso!

Ein Wort aus dem Aramäischen könnte also durchaus ins Arabische gekommen sein und dann in das Persische.


Andersrum (also von Persisch in die semitischen Sprachen) gab es auch Worttransporte!

Es ist also genauso wie beim Vergleich Deutsch - Englisch.
 
aramesh heisst kurioserweise auf persisch Frieden.
Vielleicht entspricht das persische Wort aramesh =der Wortbedeutung für aramäisch.
 
Eher nicht. Das -isch ist ein deutsches Morphem. Aramäisch auf Persisch ist Arami.
.... und -esh ist im Persischen ein Suffix, das aus Adjektiven und Verbstämmen Substantive bildet, meist mit abstrakter Bedeutung.
z.B. kushidan (sich bemühen, anstreben) => kushesh (Bemühung); raftan (gehen, Verbstamm raw-) => rawesh (Handlungsweise, Verfahren, Methode)
 
.... und -esh ist im Persischen ein Suffix, das aus Adjektiven und Verbstämmen Substantive bildet, meist mit abstrakter Bedeutung.
z.B. kushidan (sich bemühen, anstreben) => kushesh (Bemühung); raftan (gehen, Verbstamm raw-) => rawesh (Handlungsweise, Verfahren, Methode)

Ja das stimmt da aramesh Frieden aus aram friedlich gebildet wurde. Trotsdem passt der Wortstamm zu dem Wort aramäisch.
Wenn aramäisch auf persisch Arami heisst passt der Wortstamm auch in diesen Fall zu aram(friedlich)
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum Wortstamm aram passt auch zu dem Namen Ariaramna .Er war der dritte König des altpersischen Achämenidenreichs. 653 v. Chr. befreiten die Skythen die Perser von der Herrschaft der Meder. Zu Ehren der der Skythen hat der persische König Teispes einen seiner Söhne mit dem Namen Ariaramna benannt.Sein Name bedeudet Altpersisch aus Aryau = Arier und ramna - friedlich. Wortstamm ramna zu aram bzw. arami
 
Hier eine weiter persische aramäische Wortverwandschaft persisch= باز =bAz ist verwandt mit aram. patih -offen als Ableitung vom sumerisch -akk. Stamm pa = öffnen ,offen , altchaldäisch- ba = auf ( vergleiche auch althochdeutsch uf bzw. englisch up)
Ich könnte noch weitere persisch- aramäische Wortverwandtschaften aufführen. das würde aber hier den Rahmen sprengen.
 
Wenn du von Wortverwandtschaften sprichst, ist das zweideutig.
Wenn ein Wort aus Sprache A in Sprache B entlehnt wurde, handelt es sich natürlich um verwandte Worte. Wenn du also aus dem Karibischen Mahiz ins Spanische entlehnst und daraus wird dann span. maiz, deutsch Mais, englische maize etc. dann kann man sagen, dass das Wort verwandt sei, bzw. sogar das gleiche. Aber es sagt nichts über die Verwandtschaft der Sprachen untereinander aus. Man unterscheidet daher in Erb- und Lehnwörter. Eine Sprachverwandtschaft ist nur bei eine gemeinsamen Erbwortschatz gegeben.
 
Dir ist aber schon bewusst, dass Aramäisch und Persisch zu zwei völlig unterschiedlichen Sprachfamilien gehören oder? Mit Erbwörtern wird es da schwierig.
 
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