Härteausbildung der SS-Totenkopfstandarte

In diesem Sinne stimme ich Deinen Einwänden eineingeschränkt zu. Ich füge nur an: Allein Bildung kann verhindern, dass wir so eine Barbarei wieder erleben.
Bildung allein ersetzt keine Fähigkeit zum Mitgefühl. Mengele war ein hochgebildeter Mann und quälte ohne mit der Wimper zu zucken Kinder bei seinen grauenhaften Versuchen. Er soll dabei sogar noch äußerst freundlich gewesen sein. Auch Heydrich hatte eine gute Bildung, galt als kutiviert und musisch begabt . Goebbels war ebenfalls nicht dumm oder unwissend. Man sollte es sich nicht so einfach machen und sie alle als ein Heer von Dummköpfen zu betrchten.
Mitgefühl ist kein Privileg der Gebildeten. Der Kluge neigt doch im Gegenteil dazu den weniger Gebildeten als ein Wesen zu betrachten welches tief unter ihm steht. Von der Überheblichkeit zur Gefühllosigkeit ist es nur ein kleiner Schritt.

Die Soldaten des ersten Weltkrieges besaßen zum größten Teil eine eher mäßige Bildung und trotzdem verübten sie nicht derartige Gräueltaten.
Es liegt n.M. viel mehr daran ob eine Grausamkeit vom Staat bestraft oder belohnt wird.
Der Mensch verhält sich nicht gesetzestreu weil er so gut ist sondern weil er Angst vor den Konsequenzen (Strafe) hat. Entfällt das , ist es schnell mit der Gesetzestreue vorbei. Wenn Grausamkeiten von ihm, von Staatsseite erwartet und sogar noch belohnt werden so wird er das, nach einer Gewöhnungszeit für ganz in Ordnung finden und das auch tun.
Eine besondere Methode das Gewissen zu beruhigen ist die Entpersonalisierung der Opfer. Man spricht z.B. nur von den Juden, nimmt ihnen den individuellen Namen, gibt ihnen eine Nummer, lässt sie scheren und zieht ihnen allen die gleiche hässliche Kleidung an. Wenn sie dann noch halb verhungert, verdreckt und übel riechend sind betrachtet der SS-Mann sie schon gar nicht mehr als Seinesgleichen und die Hemmschwelle sinkt beträchtlich.
Die Personen, die zur Foltertruppe von Abu Graib gehörten sind sicher nicht zur Grausamkeit von Kindheit an erzogen worden, sondern in einem freien Land mit christlichen Werten großgeworden. Warum taten sie dann was sie taten? Weil sie die Gelegenkeit dazu bekamen und es wohl auch durften.
 
Moin,

also ich gehe mit der Ansicht Silesias vollkommen konform, dass die Taten der Totenkopfstandarte unmittelbar mit der Person Theodor Eicke in Verbindung stehen. Ohne Eicke wären vielleicht nicht diese extremen Auswüchse entstanden. Eicke stellt dabei die Schlüsselfigur da. Jetzt fehlt natürlich das Buch von
Niels Weise: Eicke. Eine SS-Karriere zwischen Nervenklinik, KZ-System und Waffen-SS, Verlag Ferdinand Schöningh GmbH, 2013, ISBN-13: 978-3506777058. Leider liegt mir das Buch nicht vor. Nur der Klappentext:

Theodor Eicke, gescheiterter Unterzahlmeister des Ersten Weltkriegs, wurde erst zum Kommandanten des KZ Dachau, dann zu einem der fanatischsten SS-Generale, ehe er 1943 den Tod an der Ostfront fand. Niels Weise schildert die Karriere dieser furchtbaren Berühmtheit auf einer teilweise erstmals ausgewerteten Quellenbasis. So wird nicht nur die Bedeutung Eickes für den Aufbau des KZ-Systems und der Waffen-SS beleuchtet. Auch die von Bürgerkriegsphobien getragenen Übergänge zwischen NS-Bewegung und Rechtsterrorismus am Ende der Weimarer Republik sind erstmals dargestellt. 1933 nutzte Himmler den Umstand aus, dass Eicke aufgrund politischer Intrigen in die Psychiatrie eingewiesen wurde, um den eigensinnigen SS-Führer an sich zu binden. Die Nervenheilanstalt diente Himmler als Werkzeug: Eine auf den Faktoren Erziehung, Verpflichtung und Treue basierende SS-Karriere nahm ihren verhängnisvollen Lauf.

Das KZ Dachau wurde zu Beginn von einer bayrischen Polizei-Einheit bewacht, welche die Häftlinge noch einigermaßen human behandelte. Sie haben vielleicht nicht mit ihnen Weißbier getrunken und Skat gedroschen aber es kam nicht zu sadistischen Übergriffen.

Das änderte sich radikal, als die SS Totenkopf-Standarte übernahm und mit ihr Personen wie Eicke und Hilmar Wäckerle.

Im März 1933 wurde Wäckerle vom damaligen SS-Oberabschnittsleiter „Süd“, Friedrich Jeckeln, zu den entstehenden SS-Totenkopfverbände („Sonderkommando der SS-Brigade Süd“) versetzt und als erster Kommandant des KZ Dachau eingesetzt. Stets betrat er das Lager mit einem Ochsenziemer in der Hand und in Begleitung eines Schäferhundes. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München wegen Morden an Häftlingen wurde er aber bereits im Juni 1933 wieder seines Postens enthoben
(WP Hilmar Wäckerle)

Gruss,
Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:
Es sieht ganz so aus, als würde dieses Buch sehr viele Fragen beantworten:

KAPITEL I
PRÄGENDE JAHRE 1892-1932
1. Elternhaus, Kindheit, Jugend 1892-1909
2. Militärdienst 1909-1919
3. Ziellos 1919-1921
4. Schutzpolizist in Ludwigshafen 1921-1923
5. BASF und I.G. Farben 1923-1932
6. Pfälzischer Separatismus
7. Der Aufstieg des Nationalsozialismus in der Pfalz
KAPITEL II
»IM VORKAMPF« 1928-1933
1. Eintritt in die NSDAP, SA und SS
2. Der Aufbau der pfälzischen SA und SS
3. Berni, Eicke und die 10. SS-Standarte
4. Ursprung der Fehde mit Josef Bürckel
KAPITEL III
TREUE: DIE PIRMASENSER BOMBENAFFÄRE 1931-1933
1. Vorgeschichte, Verlauf und Hintergründe
2. Eicke wird Führer der 10. SS-Standarte
3. Prozess und Urteil
4. Zur Einordnung der »Pirmasenser Bombenaffäre«
5. Eskalation des Konflikts mit Bürckel
KAPITEL IV
ERZIEHUNG: EICKE IN DER WÜRZBURGER NERVENKLINIK 1933
1. Die Demütigung: Schutzhaft in der Psychiatrie
2. »Ich musste verrückt werden.« Begründung und Urheberschaft der
Einweisung
3. Eickes Briefe aus der Psychiatrie
4. Die Auseinandersetzung um Eickes Freilassung
5. Der Erzieher der SS
6. Erziehung durch »Papa Eicke«
EXKURS: Vom Würzburger Psychiater zum Organisator der Euthanasie.
Das symbiotische Verhältnis von Werner Heyde und Theodor Eicke
6 Inhaltsverzeichnis
KAPITEL V
VERPFLICHTUNG: DACHAU 1933-1934
1. Dachau unter Hilmar Wäckerle
2. Abhängigkeit, Verpflichtung und Bewährung
3. Eicke und das »Musterlager« Dachau
4. Eicke und die Ermordung Ernst Röhms
KAPITEL VI
VON DACHAU NACH ORELKA 1934-1943
1. Die Reorganisation des KZ-Wesens durch Theodor Eicke
2. »Die Gefangenen bleiben.« Der Aufbau des KZ-Systems
3. Von den SS-Wachmannschaften zu den SS-Totenkopfverbänden
4. An die »äußere Front«
5. Eicke und die SS-Division »Totenkopf« 1939-1943
KAPITEL VII
TREUE, ERZIEHUNG, VERPFLICHTUNG. GRUNDLAGEN EINER EXEMPLARISCHEN
SS-KARRIERE 1930-1943
1. Inszenierte Nähe. Heinrich Himmler und Theodor Eicke
2. SS-Mentalität
3. Treue
4. Theodor Eicke und die Treue
5. »Papa Eicke«: Treue, Korpsgeist, Kameraderie
KAPITEL VIII
SCHLUSSBETRACHTUNG
Drohbrief Eickes an Josef Bürckel, 12.3.1933
Briefentwurf Eickes an Hermann Göring, 18.5.1933
 
@BerndHH:

Sicher kann man ein System Eicke sehen, und das Buch stellt diesen besonderen Einfluss heraus.

Dennoch wäre es zu kurz geschlossen, dieses a) als notwendige Vorausetzung oder b) in einer zwingenden Folge für Verbrechen anzusehen.

a) die von einigen Diskutanten angesprochenen Polizeieinheiten - siehe auch Hinweise von ElQ - waren in hohem Maße in Verbrechen involviert. "Ganz normale Männer" - Offiziere in Polen zT in Begleitung ihrer Familien, ehemalige Sozialdemokraten, alle Bildungsschichten, keine auffälligen Biographien.

b) umgekehrt gingen aus dem Ausbildungsschliff SS-Verbände hervor, auch aus dem obligatorischen Dachau-Zugführerlehrgang oder den Junkerschulen, die "wie normale" Kampfverbände wirkten. Nicht jede SS-Kompanie beging dann - sozusagen losgelassen - Verbrechen gegen jede Menschlichkeit.

Ein differenzierter Blick ist hier also notwendig. Bei allem ist im Blick zu halten, dass das Gesamturteil "verbrecherische Organisation" lautete - und die weltanschauliche tiefüberzeugte Befürwortung von Verbrechen der "Kollegen" in den 12 Jahren und hartnäckige Verleugnung der Verbrechen in den Nachkriegsjahren, ohne jede Distanzierung (vom kleinen SS-Mann als "Veteran" bis zum Hausser, Kumm, Gille) zur verbrecherischen Organisation.

Bzgl. der Qualität der militärischen Ausbildung habe ich noch ein interessantes Dokument zur SS-Leibstandarte gefunden: dieser wurde von Seiten der Korpsführung (Wehrmacht) ein vernichtendes Urteil und militärisches Versagen attestiert, im Polenfeldzug. Die LSSAH wies diesen Vorwurf natürlich entrüstet zurück.
 
Hallo Silesia,
hättest Du vielleicht die Möglichkeit, einen Textauszug des angesprochenen Dokumentes hier zu veröffentlichen?
Um noch einmal auf Eicke zu sprechen. Sein eigenmächtiger Befehl, während des Westfeldzuges 1940, ohne Rücksicht auf Verluste den La-Bassée-Kanal zu stürmen, hatte ihn ebenfalls einen Tadel von ganz oben eingebracht.
Das genaue Geschehen ist mir nicht bekannt aber er soll seine Totenkopf-Division frontal gegen die britischen Stellungen anstürmen lassen, was zu starken Verlusten führte.
Eicke war nun mal kein Feldherr.

Gruss,
Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:
Vieles ist schon längst bekannt, doch hier noch einmal aus verschiedenen Quellen:

FAZ Niels Weise: Eicke Auffallend dumm und brutal
Niels Weise: Eicke: Auffallend dumm und brutal - Politische Bücher - FAZ
„Eickes Absicht war, seine SS-Männer durch seine dauernden Belehrungen und entsprechenden Befehle über die verbrecherische Gefährlichkeit der Häftlinge von Grund auf gegen die Häftlinge einzustellen, sie auf die Häftlinge, scharf zu machen, jegliche Mitleidsregung von vornherein zu unterdrücken. Er erzeugte damit einen Hass, eine Antipathie gegen die Häftlinge, die für Außenstehende unvorstellbar ist.“ Diese Sätze sind den autobiographischen Aufzeichnungen von Rudolf Höß, dem berüchtigten Kommandanten von Auschwitz, entnommen. Höß hatte sein grausames Handwerk bei Theodor Eicke - zunächst in Dachau, später dann in Sachsenhausen - gelernt.
[…]
Durch die Einführung einer festen „Disziplin- und Strafordnung“ sollte der Terror strukturiert werden. Unter ihm wurde Dachau für die SS als „Schule der Gewalt“ etabliert. Durch Lager- und Wachordnungen wurde das KZ-System insgesamt normiert. Die Lager sollten gegen jegliche Einmischung von außen - auch der Justiz - abgeschottet und vor unerwünschten Einblicken abgeschirmt werden. In diesem Zusammenhang ist auch die von Eicke ab Herbst 1934 angeregte Herauslösung der SS-Wachmannschaften aus der Allgemeinen SS und ihre Unterstellung unter die von ihm geführten „SS-Totenkopfverbände“ einzuordnen.
[…]
Eicke ging skrupel- und rücksichtslos gegen die Häftlinge vor, was er genauso von seinen Wachmannschaften verlangte. Dabei schreckte er weder vor wahllosen noch vor gezielt geplanten Morden zurück - zu deren Opfern „alle Feinde“ des nationalsozialistischen Staates werden konnten. So war es Eicke, der gemeinsam mit einem anderen SS-Schergen den SA-Chef Ernst Röhm während des sogenannten „Röhm-Putsches“ im Jahr 1934 im Gefängnis Stadelheim eigenhändig und kaltblütig exekutierte.
Während des Zweiten Weltkrieges war Eicke Kommandeur der gefürchteten SS-Division „Totenkopf“, die zunächst in Belgien und Frankreich, ab Sommer 1940 dann im Osten eingesetzt wurde, wo sie in den Kampfhandlungen ebenso rücksichtslos wie gegen die Zivilbevölkerung vorging.
[…]
Nach seinem Tod setzte sofort die NS-Propagandamaschinerie ein: Er wurde als einer „der treuesten und bewährtesten Mitarbeiter des Reichsführers SS“ und als vorbildlicher „politischer Soldat“ stilisiert. Die Verehrung und Idealisierung durch ehemalige Mitglieder der SS und vor allem von Angehörigen der SS-Totenkopfdivision hörte jedoch mit dem Untergang des „Dritten Reiches“ nicht auf: Noch im Jahr 1984 trafen sich ehemalige Angehörige dieser SS-Einheit im nordhessischen Oberaula, um ihres Kommandeurs „zu gedenken“.
[…]
Niels Weises Darstellung reiht sich nun in die seit vielen Jahren boomende NS-Täterforschung ein. Sie will nicht nur die Biographie Eickes rekonstruieren, sondern dessen gebrochenen Lebenslauf - Schulabbrecher, gescheiterte militärische und berufliche Karriere, Verurteilung, Flucht und Einweisung in die Psychiatrie - sowie den Aufstieg im „Dritten Reich“ prototypisch für SS-Laufbahnen von mittleren und höheren Chargen entwerfen. Er entwickelt anhand von Eicke den Typus eines ungebildeten und ideologisch geprägten Gewaltmenschen als Gegenbild zu den „intellektuellen“ SS-Funktionären vom Schlage eines Werner Best und der „Generation des Unbedingten“, bei denen karrieristische Motive eine erhebliche Rolle spielten.
[…]
In einem zusammenfassenden Kapitel führt der Autor seine These von der „exemplarischen SS-Karriere“ Eickes aus. Dreh- und Angelpunkt dieses Werdegangs ist für Weise das Verhältnis Eickes zu Himmler. Mittels ausgesuchter Indikatoren - wie Anredeformeln, Zuwendungen, Auszeichnungen, Ehrungen, Begegnungen mit dem Reichsführer SS, Protektion bei Fehlverhalten und Treuebekundungen - versucht der Autor anhand von Eicke ein allgemeingültiges Muster einer SS-Karriere zu zeichnen.

Die Welt, 26.08.2013 Nationalsozialismus : Der KZ-Kommandeur, der aus der Psychiatrie kam - Nachrichten Geschichte - Zweiter Weltkrieg - DIE WELT
Der KZ-Kommandeur, der aus der Psychiatrie kam
So schrieb Theodor Eicke, hoher SS-Offizier und Inspekteur aller Konzentrationslager, im Oktober 1940 mit unverhohlener Befriedigung an seinen Untergebenen Hans Büttner: "In der Schutzstaffel bin ich von allen SS-Führern den härtesten Weg über Zuchthaus, Gefängnis, Exil und psychiatrische Klinik gegangen. Ich habe dabei die nötigen Härtegrade erhalten. Diese Härtegrade wünsche ich jedem SS-Führer."
[…]
Bis Anfang 1932 war Eicke ein "absolut durchschnittlicher SS-Führer", schreibt Weise. Mit 17 Jahren war er 1909 als Zweijährig-Freiwilliger der Bayerischen Armee beigetreten und entschied sich für eine Verwaltungstätigkeit, den Zahlmeisterdienst. Die ersten beiden Jahre des Weltkriegs blieb Eicke der Front fern; erst 1916 erlebte er seine "Feuertaufe". Mit der Militärlaufbahn allerdings kam der junge Mann nicht zurecht; später behauptete er wahrheitswidrig, er sei Offizier geworden. Möglicherweise stammte sein späterer Hass auf die Armee aus Erfahrungen der Zurücksetzung.


Täter - Nils Weise beleuchtet in seiner Schwerpunktbiografie „Eicke“ Beziehungsgeflechte im NS-Herrschaftssystem und Niklas Frank fordert in „Bruder Norman!“ seinen Bruder zur Auseinandersetzung mit dem Vater und Naziverbrecher Hans Frank auf : liter
Das Foto auf dem Buchumschlag zeigt Theodor Eicke bei einem Besuch des KZ Lichtenburg im März 1936. Eine feiste Gestalt im SS-Dienstmantel mit tumb-mürrischem Gesichtsausdruck. Der Zigarettenstumpen im Mundwinkel vermittelt den umstehenden lachenden Wachmännern eine kumpelhafte Lässigkeit, hinter der brutale Bösartigkeit lauert. Einer jener Typen, die furchtbare Bedeutung gewinnen, wenn man ihnen eine Uniform verpasst und sie Macht ausüben lässt.
[…]
Seitdem er im März 1934 zum Kommandanten des Dachauer Lagers berufen worden war, hatte Eicke dort seine Vorstellungen eines von der SS geführten Konzentrationslagers umgesetzt. Das „Dachauer Modell“ zielte darauf, den Terror und die Brutalität in den Lagern zu systematisieren und durch Zentralisierung gegenüber ‚zivilen‘ Instanzen und jeder Öffentlichkeit abzuschotten. Immerhin hatte es zu Anfang der Dachauer Lagerzeit noch Ermittlungen wegen Mordverdachts gegen das Lagerpersonal gegeben. Vor solchen Anwandlungen ziviler Stellen sollte das Lagersystem der SS endgültig geschützt sein. Zum Modell Dachau gehörte auch die Ausbildung der KZ-Wachmannschaften und jener Führungskader, die später als KZ-Kommandanten ‚Karriere‘ machten. Aus der „Dachauer Schule“ kamen Rudolf Höß, Hans Aumeier, Richard Baer, Kommandanten in Auschwitz, Karl Koch, Kommandant in Buchenwald und Majdanek, Josef Kramer, Kommandant in Natzweiler, Auschwitz-Birkenau und Bergen-Belsen – um nur diese wenigen Namen zu nennen.
[…]
Bereits kurz nach der Einrichtung des Dachauer Lagers im März 1933 war es dort zu den ersten Morden gekommen. Bis Ende Mai wurden 13 Menschen ermordet. Diese Vorfälle missfielen dem bayrischen Justizminister Hans Frank. Nicht, dass ihn humanitäre Gründe motiviert hätten, vielmehr missbilligte Frank das „Sonderstrafrecht“, mit dem in Dachau hantiert wurde. Es drohte eine Machtfrage: Wer hat in den Konzentrationslagern das Sagen? Himmler bot ein Bauernopfer, den damaligen Kommandanten Wäckerle. Nach ihm kam Eicke und mit ihm gelang es Himmler schließlich, das Lagersystem von allen äußeren Einflüssen abzuschotten. Hans Frank kümmerte das nicht mehr. Als bayrischer Justizminister hatte er noch die Morde im Zusammenhang mit dem sogenannten „Röhm-Putsch“ im Sommer 1934 (darunter auch die Erschießung Röhms in seiner Stadelheimer Gefängniszelle, die eigenhändig Theodor Eicke vorgenommen hatte) gedeckt und unterstützt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist schon sehr hobbesianisch und verrät ein sehr negatives Menschenbild.
Oder ein nüchternes und nichtidealisiertes Menschenbild und ein Versuch der Erklärung dafür, weshalb ganz durchschnittliche Menschen, die sich bisher regelkonform verhalten haben, in sehr kurzer Zeit zu Ungeheuerlichkeiten fähig waren, nur weil sich die Regeln geändert hatten.
Wozu brauchen wir denn ganze Büchereien voller Gesetze, eine große Anzahl von Polizei, Gerichten und Gefängnissen, wenn der Mensch von Natur aus ein so moralisches Wesen ist ? Doch nur um einigermaßen in sehr großen Verbänden miteinander leben zu können.
 
Wozu brauchen wir denn ganze Büchereien voller Gesetze, eine große Anzahl von Polizei, Gerichten und Gefängnissen, wenn der Mensch von Natur aus ein so moralisches Wesen ist ? Doch nur um einigermaßen in sehr großen Verbänden miteinander leben zu können.

Richtig, aber das geht in eine andere Richtung als die oben angesprochene Präventivwirkung. Es geht dann um Rechtsfrieden und Rechtsordnung. Strafe wird dann weder auf die Betroffenen und Opfer bzw. auf Vergeltung gespiegelt, noch auf die Abschreckung von Tätern (Prävention), sondern vorrangig auf die gesellschaftliche Ordnung und den (Rechts-)Frieden.
 
Genau. Deshalb hatte ich ja geschrieben:


Daneben war es ein eben Bruchteil. Warum der? Und wie genau lief das ab?

Die Überlegungen oben liefen mir zu sehr ins Blaue hinein, ohne jeden Bezug zu den vorliegenden Untersuchungen. Deshalb der erneute beispielhafte Verweis.
Was Du schreibst ist ja auch vollkommen richtig. Ich denke nur, es verstellt den Blick auf die Realitäten. Ein Zweig der modernen Pädagogik widmet sich stark der Erforschung solcher "biografischen" Faktoren. Er ermöglicht es, wissenschaftlich sehr präzise darzulegen, wie eine ganz bestimmte Person zu dem wurde, was sie letztlich war. Diese Präzision verleitet allerdings zu dem Fehlschluss, dass damit die Erklärung für die Existenz von Organisationen wie der SS gefunden ist. Die entscheidende Frage hast Du gestellt: Warum der Fritz und warum nicht der Franz oder der Erich oder einer von den vielen anderen? Die Antwort lautet: Zufall. Es war nunmal der Fritz, der in dieses System geraten ist. Wäre es der Franz gewesen, wäre das Ergebnis vielleicht - vielleicht sogar wahrscheinlich - dasselbe gewesen. Die auf Biografie gestützte Wissenschaft begnügt sich mit der Beantwortung der Frage, warum der Fritz so ein Schweinehund geworden ist, der Franz aber nicht. Viel spannender wäre aber doch die Antwort auf die Frage: Was hat der Fritz an sich oder in sich, das ihn fähig macht, unter bestimmten Umständen zu einem Schweinehund zu werden? Das Problem liegt nicht in den Umständen. Es liegt im Fritz. Und vermutlich auch im Franz.

Was Du in Deinem Beitrag Nr. 44 schreibst, passt dazu sehr gut und ist völlig richtig! Man kann die biografischen Ursachen für bestimmtes Verhalten ermitteln. Aber man kann mit diesem durchaus wissenschaftlichen Instrumentarium nicht erklären, warum andere Individuen unter ähnlichen Umständen ganz anders reagieren. Die Ursachen sind bekannt, aber sie sind weder notwendige noch zwingende Ursachen. Also muss es tiefer liegende andere Ursachen geben, die grundlegendere Wirkung haben.

Meiner Ansicht nach spielt hier der Faktor Bildung eine Rolle. Ich vermute, dass Menschen aufgrund ihrer Struktur als soziale Wesen fähig sind, sich so sehr in den "Dienst ihres eigenen Rudels" zu stellen, dass sie bereit sind ein anderes und als feindlich wahrgenommenes "Rudel" mit extremer Konsequenz zu bekämpfen. Die Ursachen dafür sind nicht rationaler Natur, sondern hängen mit Instinkten zusammen. Bildung kann dies verhindern, denn Menschen sind ja nicht grundsätzlich instinktgesteuert sondern mehr von ihrer Kultur geprägt.

Bildung allein ersetzt keine Fähigkeit zum Mitgefühl. Mengele war ein hochgebildeter Mann und quälte ohne mit der Wimper zu zucken Kinder bei seinen grauenhaften Versuchen. Er soll dabei sogar noch äußerst freundlich gewesen sein.
Ich hätte präziser sein und von politischer oder sozialer Bildung reden sollen. Deshalb misstraue ich auch den Tendenzen unseres Bildungssystems, Schulen und Universitäten auf die schnellstmögliche Vermittlung von funktional notwendigem Wissen zu reduzieren. Mengele war zweifellos hochgebildet, und vielleicht hatte er sogar herausragende medizinische Kenntnisse. Aber ein guter Arzt oder gar ein guter Mensch war er deshalb nicht, denn dazu sind auch gewisse "soft skills" notwendig. Mitgefühl zum Beispiel. Oder die Bereitschaft und Fähigkeit, Hilfe unabhängig von persönlichen Vorlieben für bestimmte Personen zu leisten.

Deine Meinung, dass die Angst vor Strafe zu gesetzestreuem Verhalten motiviert, teile ich nicht. Ich glaube, dass es eher der Wunsch ist, die eigene Zugehörigkeit zu einer "Gesellschaft" nicht zu gefährden. Gesetze und die damit verbundenen Strafandrohungen richten sich immer nur gegen eine geringe Zahl von möglichen Abweichlern. Gegen Minderheiten. Gesetze, die das Verhalten von Mehrheiten einschränken sollen, halten nicht lange, weil sie von zu vielen Leuten gebrochen oder umgangen werden.

MfG
 
Kogon geht auf S. 309ff auf das Drohnendasein der SS ein. Ein Aspekt, der so in dieser Form zwar evident aber sicher noch nicht allen bekannt war:

Im schärfsten Gegensatz zum Leben der KL-Häftlinge stand das Leben der SS. Dort Raumenge, Hunger, Fronarbeit, Martern, Angst und Tod – hier Luxus, Völlerei, Faulheit, Weichlichkeit (??) und jede Art von Laster. Welch asgardweiter Unterschied zwischen den “Ordensidealen” des Herrn Himmler und dem Drohnendasein seiner “Totenkopf-Auslese”.

Die Reithalle der “Kommandeuse” Ilse Koch war etwa 40x100 Meter groß und gut 20 Meter hoch…

In diesem “trauten Heimen” spielte sich das von Himmler streng geforderte Familienleben der SS-Führer ab. Sie waren fast alle verheiratet und hatten Kinder, aber sie liebten auch die Promiskuität. Auseinanderzuhalten, wer mit wem ein Verhältnis oder wer mit wem gerade Feindschaft hatte, war für die Häftlinge, deren Schicksal von den Launen der beteiligten Herrschaften abhing, nicht immer leicht. Der Kalfaktor Kurt titz war dieserhalb nicht selten in ernsten Schwierigkeiten. Wenn er im Hause Koch zur vorgeschriebenen Zeit die Kinder geweckt, zur Toilette geführt, gewaschen und angezogen, den Hund gefüttert und ausgeführt, den Kaffee gekocht und der “gnädigen Frau” ans Bett gebracht hatte, in dem sie aufgedeckt zu liegen pflegte, kam häufig auch schon, sofern der Kommandant abwesend war, der Lagerarzt Dr. Hoven, genannt der “schöne Waldemar”. Und wenn Titz nicht aufpasste, übersah er, dass zur Nacht der Lagerführer Florstedt von der eigenen Frau zur Kommandeuse flüchtete. Eine falsche Erwähnung des Lagerführers beim Lagerarzt konnte den Häftling rasch in Ungnade bringen und ihn das Leben kosten. (In der Tat ist Titz gestürzt, hat aber den Bunker und das KL Flossenbrück überlebt.)

Ein besonderes Kapitel waren die Kameradschaftsabende der Ss, die in Buchenwald von 1938 an mit einem Freilichtfest ihren Anfang nahmen und für den Kommandanturstab durchschnittlich jeden Monat einmal stattfanden. Es waren Freß- und Saufgelage, die fast immer mit wüsten Orgien endeten.

Folglich war es für den Staffelanwärter, den Sturmmann äußerst erstrebenswert, möglichst schnell dem Status “Schütze Arsch” ganz tief unten zu entkommen und sich von der Stufe der Mannschaftsdienstgrade zu den Scharführern und weiter hochzudienen.
Auffallend ist auch, dass die SS ihre Aggressionen an Häftlingen insbesondere durch militärisches Strafexerzieren ("Hinlegen!" "Auf!" -"Hinlegen!" "Auf!", "Hinlegen!" "Auf!", "Bis auf meine Höhe vorrobben!" abreagieren ließ. So ließen sie einige Häftlinge gern auf dem Appellplatz strafexerzieren. Sie sollten genau das durchmachen, was ihre Peiniger am Anfang ihrer Laufbahn ebenfalls auszuhalten hatten.

Zur Psychologie der SS schreibt Kogon auf S. 363ff:

…ob die Triebrichtung den vorgeschriebenen SS-Zielen entsprach. Sie nannten das – in einer gewissen preußischen Überlieferung -: den “inneren Schweinehund” überwinden. […] Wurde Grausamkeit für nützlich oder erforderlich gehalten – “notwendige Härte gegen andere” nannte sich das -, so galt Mitleid –“Humanitätsduselei” – eben als eine Regung des inneren Schweinehundes, die unterdrückt werden musste. […] Und weil es geistig keine beachtlichen Anforderungen an sie stellte, ihren Trieben aber eine breite Bahn, sich “auszuleben”, öffnete, nahmen sie den Dämmen einer zwingenden und harten Disziplin, innerhalb deren die Triebbahnen verlaufen konnten, mehr oder weniger willig hin; bot dies doch sogar den zusätzlichen Genuss, den Zwang, den der Drill ihnen zeitweise auferlegte, an anderen, ja auch an ihresgleichen, umso “kraftvoller” und “männlicher” wieder abzuregieren: da konnte der Schweinehund “voll und ganz” in den Mitmenschen verlagert und an ihnen mit Wonne, die bis zum Sadismus reichte, “bekämpft” werden.

Die SS wurde in dieser Hinsicht geradezu der Brennspiegel des gesamten Nationalsozialismus. Das galt von den Begründern Himmler und Heydrich, deren tiefsitzendes Minderwertigkeitsbewusstsein durch einen maßlosen Ehrgeiz überkompensiert wurde, bis zu den Stammannschaften der Totenkopfverbände. Aus dem deutschen Volk, der NSDAP und den Berufsmilitärs oder Neigungssoldaten haben sich im Laufe der Zeit über die Allgemeine SS und die Verfügungstruppen hauütsächlich jene in dem Schwarzen Korps zusammengefunden, die gleiche oder ähnliche seelische oder soziale Merkmale aufwiesen. Dieser Kern war echte SS. Die meisten anderen kehrten im Laufe der Zeit entweder wieder in normale Verhältnisse zurück, oder sie wurden ausgestoßen, oder sie waren lediglich kommandiert; eine kleine Minderheit geriet allmählich in innere Schwierigkeiten, aus denen sie keinen Ausweg mehr fand. Den meisten während des Krieges hinzugekommene Mitglieder der Waffen-SS beschränkten sich darauf, ein einziges Stück SS-Ideal zu verwirklichen: Härte und Draufgängertum. Darin allein lag für sie der SS-Inbegriff; im übrigen wussten sie konkret vom SS-Staat und von den SS-Zielen wenig oder nichts. Freilich vollzog sich auch bei ihnen die Auslese der nach unserem Urteil Schlechtesten, nach dem Urteil der SS-Führung Besten zum SD und zu den KL-Stammannschaften hin. Ein siegreiches Ende des Krieges erst hätte gezeigt, wer von den Hunderttausenden Mitgliedern der Waffen-SS ein echter SS-Mann im vollgültigen Sinne gewesen, geblieben oder geworden wäre: ein Primitiver der Kaste, dessen seelisches Verhalten sich nicht individuell, sondern stets typisch äußerte.

Ja, ich weiß, auch das ist nicht wirklich etwas Neues.
 
Oder ein nüchternes und nichtidealisiertes Menschenbild und ein Versuch der Erklärung dafür, weshalb ganz durchschnittliche Menschen, die sich bisher regelkonform verhalten haben, in sehr kurzer Zeit zu Ungeheuerlichkeiten fähig waren, nur weil sich die Regeln geändert hatten.

Du machst da einen Gegensatz auf, der in dieser Form nicht existiert. Deinen Äußerungen zufolge würden wir alle, wenn es keine Gesetze gäbe - und das ist hobbesianisch - aufeinander los gehen. Aber das ist eben nicht der Fall.
In der Psychologie gilt es als ausgemacht, dass genau das Gegenteil der Fall ist: Menschen zu helfen macht ist sinnstiftend und macht glücklich.
 
Und um noch einmal E. Kogon zu bemühen: S. 367f

All dies musste sich Eicke selbst zusammenorganisieren; wie, das war seine Sache! Er bewältigte die Aufgabe. Als Mannschaften und Führer wurden alle Arten von Sozialdeklassierten aufgenommen, vor allem nationalsozialistische Flüchtlinge aus Österreich und den Balkanländern, also Knüppel- und Revolveraktivisten, die jeden sozialen Halt unter den Füßen verloren hatten, Wanderburschen, verkrachte Fuhrleute, Forstgehilfen, Friseure, Handelsangestellte, Studenten, Gefängniswärter, in das Führungskorps ehemalige Baltikum- und Freikorpskämpfer, Wehrmachts- und Polizeioffiziere, die nicht weitergekommen waren oder aus irgendwelchen Gründen ihren Dienst haben aufgeben müssen, Landsknecht emit so etwas wie militärischen Kenntnissen und Erfahrungen. Sie drillten und wurden gedrillt á la Fridericus Rex. Und zwar wo? In abgelegenen Lagern, die bald mit den von der SA übernommenen Konzentrationslagern zusammengelegt wurden.
 
BerndHH:

Kogon ist nicht Stand der Dinge. Wenn Du am Thema interessiert bist, kommst Du um die soziostrukturellen Analysen von Orth zur Konzentationslager-SS oder von Wildt zur Führungsschicht nicht herum.

Zur Frage der Verfügungstruppe 1939 poste ich noch etwas, so Böhlers Analyse, die Vorgänge bei der LSSAH und die Frage der Vergleichbarkeit zu ordinären Wehrmachtsverbänden, zu den Einsatzgruppen und Polizeieinheiten.
 
@BerndHH

Ich fürchte, Du willst zuviel aufeinmal. Einerseits die Psychologie von Einzeltätern verstehen, da Du in Deinem Beitrag w.o. auf Buchenwald abstellst, ein Beispiel:

Martin Sommer ? Wikipedia

Andererseits den Machtmechanismus innerhalb eines totalitären Regimes verstehen, inkl. ihrer paramilitärischen Organisationen.

Und dann noch, gleichsam empirisch, die Ausbildungsmechanismen innerhalb dieser Organisationen erklären können.

Darüber hinaus die Einbindung dieser paramilitärischen Organisationen in übergeordnete "Staatsziele".

Noch eines mehr, die das normale individuelle Gegensatzpaar persönliche Ziele vs. Einbindung dieser Ziele in die Macht- und Funktionsstrukturen beinhaltet.

Ich finde, das ist etwas viel.

Sollte der Thread was bringen, dann wäre etwas Struktur erforderlich.

M.
 
Und um noch einmal E. Kogon zu bemühen: S. 367f

"das grausame Geschäft blieb denjenigen vorbehalten, die aufgrund ihrer sozialen Stellung (Adel = Offiziere) dazu bestimmt waren oder sich wegen des Mangels an sozialer Stellung zum Kriegsdienst anwerben ließen"

So schreibt John Keegan in "Kultur des Krieges" über die Heere vor Entstehung der Wehrpflicht.

Die Zusammensetzung der SS unterscheidet sich m.E. nicht signifiknat von der anderer Freiwilligenarmeen, ob der britischen oder US-Army, Legion oder auch der professionellen Bundeswehr.

Nur das schnelle Wachsen der SS führte vielleicht zu noch niedrigeren Standards.
 
Moin,
@Silesia: das ist gut möglich, dass Kogon mittlerweile überholt ist und der Stand der Forschung schon wesentlich weiter.
Für mich ist Kogons “SS-Staat”, 1946 erschienen, ein wichtiges Dokument dieser Zeit, da er selbst Opfer des SS-Staates war. Eugen Kogon, Publizist, Soziologe und Politikwissenschaftler war von 1938-45 Häftling im KZ Buchenwald.

Du spielst sicherlich auf diese Bücher an:
• Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Studienausgabe, Hamburger Edition, 2003, ISBN-13: 978-3930908875
• Michael Wildt: Nachrichtendienst, politische Elite und Mordeinheit. Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS, Hamburger Edition, 2003, ISBN-13: 978-3930908844
• Karin Orth: Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Pendo Verlag, 2002, ISBN-13: 978-3858424501
• Karin Orth: Die Konzentrationslager-SS: Sozialstrukturelle Analysen und biographische Studien, Deutscher Taschenbuch Verlag, 2004, ISBN-13: 978-3423340854

Zulegen werde ich mir die Bücher wohl nicht. Wildt ist unter den Kennzeichnungen Efm 3.4#WILD, Efm 3.7#NACH, Frau Orth unter Efm 3.4#ORTH und Efm 3.4#ORTH in den Hamburger Bücherhallen einsehbar. Nur das Eicke-Buch von Niels Weise haben Sie noch nicht vorrätig aber gut, das ist off topic.

@Melchior: ja, Du hast recht, vielleicht bin ich nicht so ganz auf einen bestimmten Aspekt fokussiert. Mit einer Strukturierung bin ich natürlich einverstanden. Mir ging es originär um das Thema Ausbildungsmethodik beim TV. Also ganz konkret um das WIE. Einige Fragen wurden ja auch schon beantwortet bzw. teilweise erschlossen sie sich mir selbst. Eicke hat sich also aus dem zusammengewürfelten Haufen von Hazardeuren, Knüppel- und Revolveraktivisten, etc. eine ganz eigene Truppe für die besonderen Belange im KZ zusammengestellt. Offenbar weniger durch Auslese, sondern eher durch…keine Ahnung. Eicke war anscheinend sehr gut darin, Leute zur Sau zu machen, sie zu brechen, ihren Willen zu brechen und sie dann wieder aufzubauen.
Die nächste Stufe war die Fragestellung, wie bekommt man Leute dahin, das zu tun, was der Wachsturmbann Dachau damals in die Praxis umsetzte?

Die späteren Totenkopfverbände entstanden aus den „SS-Sonderkommandos“ bzw. nach deren Reorganisation aus den „Politischen Bereitschaften“ und wurden dort zu SS-Wachverbänden und später zu SS-Totenkopfwachsturmbannen zusammengefasst. Sie waren als kasernierte Einheiten von Anfang an bewaffnet und unterstanden dem damaligen SS-Gruppenführer Theodor Eicke. Der erste offizielle SS-Wachverband, der Sturmbann „Dachau“, wurde am 17. März 1933 im KZ Dachau durch den damaligen SS-Sturmbannführer Hilmar Wäckerle aufgestellt, der dieses Lager bis zu seiner Entlassung am 26. Juni 1933 führte.
https://de.wikipedia.org/wiki/SS-Totenkopfverb%C3%A4nde

Ich denke das Thema "Altpreußischer Drill gestern und heute" werden ich in einem anderen Thread behandeln

Gruss,
Bernd
 
Genau die waren gemeint.

Um die ausstehenden Hinweise abzuarbeiten (ich gehe auf Polen 1939 noch einmal ein), hier der Vermerk zur LSSAH, Anlage I zu XIII, Ia Nr. Q100/39 vom 7.9.1939 (Anlage KTB XIII. Armeekorps):

"Die Leibstandarte war nur zum Teil in der Lage, ihren Auftrag durchzuführen. Sie nahm zunächst durch Handstreich die Brücke von Gola, geriet dann aber auf der Hauptstraße vorfahrend in einen Hinterhalt am Südrand von Boleslawez. Sie hatte dort die ersten Toten und verbiss sich dann in einen frontalen Häuserkampf mit schwachem Gegner, dem sie aber ausbildungsmäßig im Infanteriegefecht nicht gewachsen war.

Die Masse der L. Würde nicht eingesetzt. die Möglichkeiten, den Gegner ostwärts Bol. Zu umgehen, wurde nicht ausgenützt. Es wurde lediglich mit schwerer Artillerie Haus um Haus zusammengeschossen und erst, wenn alles Leben erloschen schien, weiter vorgegangen. Auf diese Weise wurde der Kampf lediglich mit den vordersten Kompanien geführt, der Rest der Standarte stand zunächst dahinter. Eine eigentliche Standartenführung hat nicht stattgefunden. an Abend hatte die L. statt Wieruszow die Gegend von Meleschin erreicht. Der Auftrag war nicht ausgeführt."
 
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