Entstehung der mobilen Feldartillerie

Gubernator

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Ab wann wurde eine echte mobile Feldartillerie eingesetzt? Darunter verstehe ich Geschütze, die von Pferdegespannen auf Lafetten in die Schlacht gezogen wurden und schnell genug feuerbereit gemacht werden konnten, um in das Kampfgeschehen eingreifen zu können und über eine Feuerrate verfügten, die ihren Einsatz lohnend erschienen ließ. Ganz wichtig zur Höhenverstellung des Kanonenrohrs war die genial einfache Erfindung der Schildzapfen.

Solche pferdebespannten Lafetten kamen bereits in der französischen Invasion Italiens Endes des 15. Jahrhunderts zum Einsatz, allerdings frage ich mich, ob die damaligen Kanonen bereits diese Zapfen besassen.
 
Die ersten mit Rädern versehenen Lafetten tauchen schon vor 1400 auf. So bei der "Mons Meg" von 1385 mit vier Rädern und bei einer italienischen Steinbüchse von 1390. Obwohl ich mir nicht sicher bin ob die Lafette der "Mons Meg " der orginale Zustand ist. Entsprechende Abbildungen für mobile Laffetten finden sich auch schon im ältesten Feuerwerkerbuch von 1420. Dabei handelt es sich um Wiegen- oder Blocklafetten welche lediglich mit zwei oder vier Rädern versehen wurden.(siehe erster Link) Die unter Karl dem Kühnen (also vor 1477) eingeführte "Burgunderlafette" weist eine Oberlade, auf an der das Geschützrohr angebracht ist, welche scharnierartig an einer Unterlade mit Rädern befestigt wurde.
Die später gebräuchliche Form der Lafettierung mittels Schildzapfen taucht gegen Ende des 15.Jh. auf. (siehe Holzschnitt von Dürer)
 
Ist das ein fest angegossener Zapfen?
da das der Form nach ein gegossenes Bronzestück ist, ist der Zapfen mit hoher wahrscheinlichkeit angegossen.

In der Samlung des DHM gibt es auch ein paar schmedeiserne geschütze aus dem 15. jahrhundert die bereits angeschmiedete Schildzapfen aufweisen.

Üblicherweise wird der Beginn der mobilen Feldartillerie auf die Burgunder unter Karl dem Kühnen gelegt, wie bereits Hardy erwänt hat. Es gab aber bereits vorher vereinzelt bewegliche Geschütze. Die Hussiten z.B. machten ausgiebigen Gebrauch von mobiler Artillerie. Bei diesen waren es jedoch Kanonen die auf Wagen montiert und in ihren Wagenburgen integriert waren, also eine andere Art der Verwendung als die Feldschlangen Karls, die tatsächlich als Feldartillerie in der offenen Schlacht zum Einsatz kamen.
 
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@Bdaian
mich würde dieses schmiedeeiserne Geschütz mit angeschmiedeten Schildzapfen interessieren, hast du da eine Quelle? In meinen Büchern über die Einführung zu den Schildzapfen ist nur ungenau die Rede von der zweiten Hälfte des 15.Jh. Dem Namen nach würde man eine Anbringung an einem Schutzschild vermuten (ähnlich der Verwendung von Hakenbüchsen), mir sind aber keine historischen Quellen oder Abbildungen bekannt.
In der Bilddatenbank des DHM lässt sich eine Steinbüchse (Mörser) mit Schildzapfen mit recht vager Datierung (1401/1449) wobei der Zapfen durchaus später hinzugefügt sein kann. Dies hat Optisch auch den Anschein. http://www.dhm.de/datenbank/dhm.php?user=uml&seite=5&fld_0=MI004693

Bei vielen frühen Hauptstücken lässt sich eine wesentlich spätere Lafettierung nachweisen. ein Beispiel dafür ist die "Faule Magd von Dresden" hier wurde das Rohr um 1430 und die Laffette um1660 hergestellt. Spätere Umbauten, gerade besonders großer Geschütze waren durchaus üblich.

Die hussitischen Kriegswagen stellen einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Feldartillerie dar und forcieren diese, es handelt sich aber wie du sagtest noch nicht um den Gebrauch von fahrbaren Lafetten im eigentlichen Sinne.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Bdaian
mich würde dieses schmiedeeiserne Geschütz mit angeschmiedeten Schildzapfen interessieren, hast du da eine Quelle? In meinen Büchern über die Einführung zu den Schildzapfen ist nur ungenau die Rede von der zweiten Hälfte des 15.Jh. Dem Namen nach würde man eine Anbringung an einem Schutzschild vermuten (ähnlich der Verwendung von Hakenbüchsen), mir sind aber keine historischen Quellen oder Abbildungen bekannt.
In der Bilddatenbank des DHM lässt sich eine Steinbüchse (Mörser) mit Schildzapfen mit recht vager Datierung (1401/1449) wobei der Zapfen durchaus später hinzugefügt sein kann. Dies hat Optisch auch den Anschein. DHM Objektdatenbank

Bei vielen frühen Hauptstücken lässt sich eine wesentlich spätere Lafettierung nachweisen. ein Beispiel dafür ist die "Faule Magd von Dresden" hier wurde das Rohr um 1430 und die Laffette um1660 hergestellt. Spätere Umbauten, gerade besonders großer Geschütze waren durchaus üblich.

Die hussitischen Kriegswagen stellen einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Feldartillerie dar und forcieren diese, es handelt sich aber wie du sagtest noch nicht um den Gebrauch von fahrbaren Lafetten im eigentlichen Sinne.

Ich habe ein kleines Büchlein, "Alte Geschütze" herausgegeben vom Museum für deutsche Geschichte, Berlin (also noch aus der DDR) von Dr. Heinrich Müller, in diesem sind eine Steinbüchse und mehrere Kammerschlangen aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts mit Schildzapfen oder Schildzapfenähnlichen Ansätzen.

Das von Dir verlinkte Exemplar ist eines davon.
 
...vager Datierung (1401/1449) wobei der Zapfen durchaus später hinzugefügt sein kann. Dies hat Optisch auch den Anschein. DHM Objektdatenbank
Das glaube ich nicht. Um zwei eiserne Teile schmiedetechnisch miteinander zu verbinden, müssen beide zumindest hellrotglühend heiß sein. Beide müssen wenigstens einen teigigen Zustand besitzen. Das kann ich mir hier, wo der Ring bereits im ganzen Geschütz integriert ist, nicht wirklich vorstellen.
 
Hier ist eine Darstellung der Schlacht von Beverhoutsveld, 1382 in Flandern. Da sind mehrere Geschütze zu sehen die man eindeutig als Feldgeschütze bezeichnen könnte. Allerdings mehrere Läufe auf einer Lafette. Die Darstellung müsste zeitnah entstanden sein.
 

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Da sind mehrere Geschütze zu sehen die man eindeutig als Feldgeschütze bezeichnen könnte. Allerdings mehrere Läufe auf einer Lafette. Die Darstellung müsste zeitnah entstanden sein.
Die Zeit des Experimentierens. Obwohl ich da sagen möchte, das Problem war nicht die Lafette, die aus Holz recht schnell herzustellen war, sondern das Rohr. Warum drei schwer herzustellende Rohre auf einer leichter herzustellenden Lafette? Drei Lafetten mit jeweils einem Rohr wären zudem schneller beweglich. Ich denke, hier war die Fantasie des Künstlers Wunschkind. Man erträumte sich das MG. Ein klein wenig Scince-Fiction, Anfang 15. Jahrhundert.
Kennt noch jemand die niederländische Fernseherserie: Floris, der Mann mit dem Schwert?
 
Die Zeit des Experimentierens. Obwohl ich da sagen möchte, das Problem war nicht die Lafette, die aus Holz recht schnell herzustellen war, sondern das Rohr. Warum drei schwer herzustellende Rohre auf einer leichter herzustellenden Lafette? Drei Lafetten mit jeweils einem Rohr wären zudem schneller beweglich. Ich denke, hier war die Fantasie des Künstlers Wunschkind. Man erträumte sich das MG. Ein klein wenig Scince-Fiction, Anfang 15. Jahrhundert.
Ist schon möglich. Vielleicht auch eine darstellerische Freiheit um viele "Bouches de Feu"darzustellen ohne, so viele Lafetten malen zu müssen, noch dazu in diesem hässlichen Braunton. So ein Teil wäre auch viel zu schwer für eine so filigrane Radkonstruktion gewesen.

Kennt noch jemand die niederländische Fernseherserie: Floris, der Mann mit dem Schwert?
Leider nein.
 
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Kennt noch jemand die niederländische Fernseherserie: Floris, der Mann mit dem Schwert?

Lang, lang ist es her. Lief so anno post Blitzkrieg 1975-77 im Vorabendprogramm der ARD. Neben Rutger Hauer, der damals noch mit langer, blonder Mähne den Titelhelden Floris von Rozemund mimte, spielte auch Ferdy Maine (Tanz der Vampire) in dieser niederländischen Fernsehserie zu sehen. Die Serie hieß Floris (nl) (von Rosemund.
 
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