Verbot von Fremdsprachen im Dritten Reich

Carolus

Aktives Mitglied
Hallo,

ich bin schon häufiger durch Gespräche mit Verwandten, Nachbarn, aber auch Medien darauf aufmerksam geworden, dass im Dritten Reich der Gebrauch von Fremdsprachen durch die deutsche Bevölkerung verboten war.

In den zweisprachigen Teilen des Ostens hat es wohl Verbote gegeben, die polnische Sprache in der Öffentlichkeit zu benutzen. Anscheinend gab es da wohl Ausnahmen für den Gottesdienst der katholischen Kirche, in dem im wöchentlichen Wechsel Deutsch und Polnisch benutzt wurden.

Mir hat vor einiger Zeit ein älterer Herr erzählt, dass sein Vater als Kriegsgefangener in Frankreich während des 1. Weltkriegs Französisch gelernt hat. Mit einigen anderen ehemaligen Kriegsgefangenen, die auch in der Gefangenschaft Französisch gelernt haben, hat er sich dann beim Kartenspielen in der Kneipe immer auf Französisch unterhalten. Als die Nazis an die Macht kamen, wurde das dann verboten (die Unterhaltung auf Französich, nicht das Skatspielen).

Nach der Annexion Elsaß-Lothringens wurden auch Verbote erlassen, die französische Sprache zu benutzen.

Ich habe leider nichts weiteres dazu finden können. Weiß jemand, ob es da entsprechende Anweisungen / Gesetze zu dem Verbot gab?
 
Gerade heute morgen lief auf SWR2 ein Beitrag zu dem Thema, da wurden viele Elsässer interviewt die damals (zwangs)rekrutiert wurden, oder sich dem entzogen.

Es wurde von einem Lager berichtet, in dem vorrangig Elsässer eingesperrt waren - unter anderem wegen dem öffentlichen sprechen der Französischen Sprache.

solche Vorschriften kann ich also für Volksdeutsche bestätigen.
SWR2 Wissen: "Wider unseren Willen" - SWR2 :: Programm :: Sendungen A-Z :: Wissen | SWR.de

die Bildunterschrift spricht von "beutedeutschen" ;)
 
Die dänisch-sprachige Minderheit in Südschleswig konnte wohl ihre Schulen auch zwischen 33-45 - wenn auch unter Druck - weiterbetreiben.
Dänischer Schulverein für Südschleswig ? Wikipedia

Darin sehe ich eine Ausnahme gegenüber der öffentlichen Nutzung von z.B. Polnisch oder Französisch. Dies könnte sich durch den NS-Rassenwahn erklären lassen ("Dänen als arische Blutsverwandte").
 
Zuletzt bearbeitet:
Die dänisch-sprachige Minderheit in Südschleswig konnte wohl ihre Schulen auch zwischen 33-45 - wenn auch unter Druck - weiterbetreiben.
Dänischer Schulverein für Südschleswig ? Wikipedia

Darin sehe ich eine Ausnahme gegenüber der öffentlichen Nutzung von z.B. Polnisch oder Französisch. Dies könnte sich durch den NS-Rassenwahn erklären lassen ("Dänen als arische Blutsverwandte").

Im Zusammenhang mit der NS-Rassenideologie erscheint das logisch.

Nicht nur Fremdsprachen waren verboten sondern auch die Sprache der ethnischen Minderheit der Sorben:
Nationalsozialistisches Regime - offener Terror und versuchte Zwangaussiedlung

Grüße
excideuil

Das dürfte ähnlich wie für den Gebrauch der polnischen Sprache im Osten gehandhabt worden sein. Immerhin waren das beide slawische Sprachen.

Interessant ist auch die Politik der Umbenennung von Ortschaften (die Ersetzung von slawischen Ortsnamen durch deutsche). Gleiches gab es nach 1933 auch im deutschen Osten. Konsequent wäre gewesen, wenn man sämtliche slawische Namen ersetzt hätte. Dann hätte man aber auch die größte deutsche Stadt (Berlin) umbenennen müssen.:scheinheilig:
 
War nicht Germania im Gespräch für den neuen Namen von Berlin.

Das war irgendwie im Gespräch: Welthauptstadt Germania ? Wikipedia. Andererseits hätte man konsequenterweise jede Menge Orte, die auf römische, keltische oder slawische Namen zurückgehen, umbenennen müssen.

Die ganzen Namensendungen -ow oder -itz in den östlichen Teilen Deutschlands zeigen eine slawische Vorbevölkerung an. Mainz kommt von einem Mogontiacum, hinter dem der Name eines keltischen Gottes sich verbirgt. Jülich kommt von Iuliacum (lateinisch), Köln von Colonia (auch lateinisch)....
 
Mich würden Quellen zu offiziellen Verboten interessieren.

Kennt jemand zu den Schulen die Publikation: "Englischunterricht im Nationalsozialismus". Was war mit den Universitäten?

Bzgl. der Wehrmacht, bei der man sich das ebenfalls vorstellen kann, gibt der Absolon keine Quelle für Sprachverbote, es gab aber in der ersten Phase des Krieges wohl Einzelanweisungen in der Truppe bzgl. Feldpost und vorgeschriebener deutscher Sprache wegen der Zensur.
 
Ich denke, man muss hier zwischen familiär gesprochenen Minderheitensprachen (unerwünscht) und sekundär erlernten Fremdsprachen unterscheiden. Und ich meine, dass wir zum Thema Fremdsprachenunterricht im Dritten Reich einen ganz guten Thread haben.
 
Mich würden Quellen zu offiziellen Verboten interessieren.

Da sind wir schon zwei::winke:

Hallo,

Ich habe leider nichts weiteres dazu finden können. Weiß jemand, ob es da entsprechende Anweisungen / Gesetze zu dem Verbot gab?

Ich denke, man muss hier zwischen familiär gesprochenen Minderheitensprachen (unerwünscht) und sekundär erlernten Fremdsprachen unterscheiden. Und ich meine, dass wir zum Thema Fremdsprachenunterricht im Dritten Reich einen ganz guten Thread haben.

Meinst Du evtl. den hier? http://www.geschichtsforum.de/f66/sprachen-im-3-reich-27757/ (der ist allerdings nicht so besonders)
 
Inwiefern das hier reinpasst sei dahingestellt, ich finde es aber doch erwähnenswert. Das Verbot der Frakturschrift 1941 durch Hitler hatte auch interessante Ursachen bezüglich Sprache. So ging es hauptsächlich darum, dass deutsche Propaganda in besetzten Gebieten gelesen werden konnte.

Dazu auch das Goebbels-Zitat: „Der Führer ordnet an, daß die Antiqua künftig nur noch als deutsche Schrift gewertet wird. Sehr gut. Dann brauchen die Kinder wenigstens keine 8 Alphabete mehr zu lernen. Und unsere Sprache kann wirklich Weltsprache werden."
 
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