Weltmacht USA - Weltmacht IdSSR

Maurynna

Neues Mitglied
Liebe Forumler,
ich frage euch mal wieder um Rat. Ich unterrichte das erste mal eine 10. Klasse Realschule, und unser Thema momentan ist Geteilte Welt / Kalter Krieg. Wir sind nun nach den ganzen innerdeutschen Geschehnissen angelangt bei dem Vergleich USA - UdSSR. Meine Herausforderung: In 45 Minuten klare Schwerpunkte setzen und auf den Punkt bringen. Ich möchte in dieser Stunde die beiden Weltmächte vergleichen und auf die Grundlage hinaus, warum es zum Kalten Krieg überhaupt kommen konnte.
Die Krux an der Sache: Das Ganze ist mein Protokollbesuch, also der erste sehr wichtige Schritt in meinem Referendariat, der bewertet wird.
Habt ihr Quellentipps für mich, die ich nutzen könnte? Ich würde die Klasse in zwei Gruppen aufteilen, jeweils Informationen bearbeiten lassen und am Ende ein Quiz folgen lassen in welchem spielerisch die Erkenntnisse aus der Unterrichtsstunde gesammelt werden.
Ich wäre euch super dankbar..Denn dieses ist das Thema, in welchem ich überhaupt nicht "drin" bin.
(Leider konnte ich den Protokollbesuch nicht in meiner 7. Klasse mit der UE Dreißigjähriger Krieg" machen, was viel mehr mein Ding gewesen wäre :( )
Es grüßt euch lieb
Maurynna aus Hannover
 
DAs ganze ist sicherlich sehr komplex. Eine pro-US-Sicht bieten eigentlich alle Arbeiten von Gaddis. Er hat eine Reihe wichtiger Publikationen dazu geschrieben. Zusammengefaßt in:

John Gaddis: We now know. (Titel liegen von ihm auch auf deutsch vor)

Etwas kritischer geht beispielsweise Bacevich mit der Rolle des Westens / USA um. Beispielsweise im Reader:

- A. Bacevic(Ed.): The Long War.

Die Entwicklung der Konfrontation aus der Sicht der UdSSR ist beispielsweise bei

R. Daniels: Russia. The Roots of Confrontation

oder

V. Mastny: Russia`s Road to the Cold War.

Eine deutsche Zusammenfassung liegt bei Stöver: Der Kalte Krieg vor. Und natürlich unzählige Beiträge via Wiki oder google, die sich damit beschäftigen.

Als Quellen liegen beispielweise die Sicht von Truman (Mr. President) oder die Sicht von Molotow (Molotov remembers) vor.
 
Ich erinnere mich an meine eigene Schulzeit, in der mein Lehrer, ebenfalls Referendar uns an die unterschiedlichen Sichtweisen von Ost- und West durch Zeitungsartikel zu jeweils dem gleichen Ereignis gegeben hat. So etwas ist für dich evtl. auch machbar. Also nicht den großen Topf aufmachen, sondern es an einem konkreten Beispiel entwickeln, Kubakrise oder so. Da du wohl keine Amerikanischen und russischen Artikel verwenden kannst wirst du als Annäherung auf West und Ostdeutsche Artikel, die im Grundtenor gleich sein sollten zurückgreifen.
 
Liebe Forumler,
ich frage euch mal wieder um Rat. Ich unterrichte das erste mal eine 10. Klasse Realschule, und unser Thema momentan ist Geteilte Welt / Kalter Krieg. Wir sind nun nach den ganzen innerdeutschen Geschehnissen angelangt bei dem Vergleich USA - UdSSR. Meine Herausforderung: In 45 Minuten klare Schwerpunkte setzen und auf den Punkt bringen. Ich möchte in dieser Stunde die beiden Weltmächte vergleichen und auf die Grundlage hinaus, warum es zum Kalten Krieg überhaupt kommen konnte.

Ich vermute, du wirst den Kalten Krieg anhand der globalen Konfrontation abhandeln. Als exemplarische Beispiele werden im Unterricht meist typische Konflikte wie der Korea-Krieg, der Ungarnaufstand, die Kubakrise und der Vietnamkrieg behandelt, was in der Regel auch im Lehrplan verankert ist.

Wichtig ist es in diesem Zusammenhang, die Bedrohungsängste beider Supermächte zu verdeutlichen: auf Seiten der Sowjetunion ihre Einkreisung durch zahlreiche Staaten im Verbund mit den westlichen Verteidigungspakten der NATO, SEATO, CENTO, ANZUS-Pakt. Auf Seiten der USA und ihrer Verbündeten die Ausdehnung des sowjetischen Machtbereichs durch Errichtung kommunistischer Herrschaftssysteme in den osteuropäischen Staaten.

An Quellen habe ich nicht viel zu bieten. Vielleicht "Die Teilung der Welt. Geschichte des Kalten Kriegs" von Wilfried Loth aus dem Jahr 2000. Oder das Fischer-Taschenbuch "Der Kalte Krieg" von Rolf Steininger. Interessant wäre auch "Kalter Krieg. Hintergründe der US-Außenpolitik von Jalta bis Vietnam" von David Horowitz oder "Der Kalte Krieg. Die Totrüstung der Sowjetunion" von Jürgen Bruhn. - Nicht zu vergessen die Standardlektüre im Unterricht bei dieser Thematik: Die "Truman-Doktrin" als Beispiel für die Eindämmumgspolitik der USA, hier im Wortlaut abgedruckt: Truman-Doktrin ? Wikipedia
 
Für die amerikanische Seite: Ein grundlegender Text war das "Lange Telegramm", dass der US-Diplomat George Kennan 1946 aus Moskau schickte. Darin erläuterte er, warum er einen modus vivendi mit der Sowjetunion langfristig für illusorisch halte. Diese Überlegungen schlugen sich in der sogenannten Truman-Doktrin (März 1947) nieder.

Für die sowjetische Seite: Der sowjetische Spitzenfunktionär Andrei Schdanow verkündete daraufhin (September 1947) die "Zwei-Lager-Theorie".

Beide Texte müßten relativ leicht zu finden sein.

Darf es für Deine Schüler zur Illustration des Themas auch etwas Heiteres sein?

Dann empfehle ich die Filme "Eins, Zwei, Drei" von Billy Wilder und "Dr. Seltsam, oder wie ich lernte die Bombe zu lieben" von Stanley Kubrick. Beide Filme nehmen den Kalten Krieg und ihre Akteure herrlich auf die Schippe, wobei alle ihr Fett wegbekommen, Kapitalisten, Kommunisten, Altnazis.
 
Liebe Forumler,
vielen Dank für eure Antworten! Sekundärquellen im Form von Büchern kann ich in dieser Stunde leider nicht gebrauchen, daher war meine Frage eher auf Primärquellen wie die Truman-Doktrin gerichtet. Vielen Dank dafür!

Ich könnte diesen Auszug als Quelle für einen Teil der Klasse nutzen:
"„Zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Weltgeschichte muss fast jede Nation zwischen alternativen Lebensformen wählen. Nur zu oft ist diese Wahl nicht frei. Die eine Lebensform gründet sich auf den Willen der Mehrheit und ist gekennzeichnet durch freie Institutionen, repräsentative Regierungsform, freie Wahlen, Garantien für die persönliche Freiheit, Rede- und Religionsfreiheit und Freiheit von politischer Unterdrückung. Die andere Lebensform gründet sich auf den Willen einer Minderheit, den diese der Mehrheit gewaltsam aufzwingt. Sie stützt sich auf Terror und Unterdrückung, auf die Zensur von Presse und Rundfunk, auf manipulierte Wahlen und auf den Entzug der persönlichen Freiheiten. Ich glaube, es muss die Politik der Vereinigten Staaten sein, freien Völkern beizustehen, die sich der angestrebten Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch äußeren Druck widersetzen. Ich glaube, wir müssen allen freien Völkern helfen, damit sie ihre Geschicke auf ihre Weise selbst bestimmen können. Unter einem solchen Beistand verstehe ich vor allem wirtschaftliche und finanzielle Hilfe, die die Grundlage für wirtschaftliche Stabilität und geordnete politische Verhältnisse bildet. Die Welt ist nicht statisch und der status quo ist nicht heilig. Aber wir können keine Veränderungen des status quo erlauben, die durch Zwangsmethoden oder Tricks wie der politischen Infiltration unter Verletzung der Charta der Vereinten Nationen erfolgen. Wenn sie freien und unabhängigen Nationen helfen, ihre Freiheit zu bewahren, verwirklichen die Vereinigten Staaten die Prinzipien der Vereinten Nationen. Die freien Völker der Welt rechnen auf unsere Unterstützung in ihrem Kampf um die Freiheit. Wenn wir in unserer Führungsrolle zaudern, gefährden wir den Frieden der Welt - und wir schaden mit Sicherheit der Wohlfahrt unserer eigenen Nation."

Das wäre machbar. Was jedoch würde Sinn machen der anderen Hälfte, welche sich mit der Sowjetunion auseinandersetzen sollen, "vorzusetzen" zum Bearbeiten? existiert eine Quelle aus der UdSSR welche vielleicht als Antwort auf diese Rede gilt?
 
..ich glaube, ich nehme zur Abrundung des Ganzen noch Churchills Telegramm dazu. Dann teile ich die zwei Hälften in nochmal zwei Gruppen, eine mit der Truman-Doktrin, eine mit dem Churchill-Telegramm.
Bleibt noch die Frage nach der Primärquelle (am besten ebenfalls zwei Stück?) für die andere Klassenhälfte..
 
Hier wäre eine Auseinandersetzung mit der berüchtigten "Breschnew-Doktrin" möglich. 1968 besetzten Truppen des Warschauer Paktes unter Führung der UdSSR die Tschechoslowakei, um die Reformbewegung des "Prager Frühlings" gewaltsam zu beenden. Um diesen Einmarsch zu rechtfertigen, vertrat der sowjetische Generalsekretär Breschnew die These, dass alle Staaten des sozialistischen Lagers lediglich ein "eingeschränktes Selbstbestimmungsrecht" hätten. Daher hätte die UdSSR das Recht zur Intervention, falls der Sozialismus in einem Land gefärdet sei. Breschnew-Doktrin ? Wikipedia

Wo der genaue Text der Doktrin zu finden ist, die Breschnew auf einem Parteitag verkündete, weiß vielleicht die Tiefe des Internets. ;)
 
Hallo Dieter,
vielen Dank! Jedoch wird dann bemotzt werden, dass die Quellen 20 Jahre auseinander liegen, das ist geschichtsdidaktisch nicht sinnvoll. Findet meine Seminarleitung ;) Ebenfalls haben die SuS keinen blassen Schimmer vom Warschauer Pakt bis jetzt, ebenfalls nicht von der Gründung der NATO (haben gerade Währungsreform, Marshallplan, Luftbrücke und Teilung in 4 Zonen behandelt) und auch der Prager Frühling wird den Schülern ein Fremdwort sein.

Ich überlege, ob ich als Gegenstatement die "Zwei-Lager"-Rede nehme? Sie ist mit sehr vielen Fremdworten gespickt, aber die kann ich erklären. Dann fehlt mir nur noch eine sowjetische Quelle..
 
Hallo Dieter,
vielen Dank! Jedoch wird dann bemotzt werden, dass die Quellen 20 Jahre auseinander liegen, das ist geschichtsdidaktisch nicht sinnvoll. Findet meine Seminarleitung ;) Ebenfalls haben die SuS keinen blassen Schimmer vom Warschauer Pakt bis jetzt, ebenfalls nicht von der Gründung der NATO (haben gerade Währungsreform, Marshallplan, Luftbrücke und Teilung in 4 Zonen behandelt) und auch der Prager Frühling wird den Schülern ein Fremdwort sein.

Ich überlege, ob ich als Gegenstatement die "Zwei-Lager"-Rede nehme? Sie ist mit sehr vielen Fremdworten gespickt, aber die kann ich erklären. Dann fehlt mir nur noch eine sowjetische Quelle..

Die Breschnew-Doktrin habe ich übrigens gefunden. Sie findet sich im Europa-Archiv, XXV. Jahrgang (1969), Folge 11, 10. Juni 1969, S. D 257 ff. Würde wunderbar den Kontrapunkt zur Truman-Doktrin abgeben.

Es gibt im übrigen eine interessante Quelle, in der der bekannte amerikanische Diplomat und Russlandspezialist George F. Kennan die einseitige Verteufelung der UdSSR kritisierte. Seine Analyse aus dem Jahr 1982 erstreckt sich ganz grundlegend auf diese Frage, ist also nicht an das Jahr des Zitats gebunden. Die Quelle ist: George F. Kennan, Im Schatten der Atombombe. Eine Analyse der amerikanisch-sowjetischen Beziehungen, Köln 1982, S. 285 ff.
 
Für die amerikanische Seite: Ein grundlegender Text war das "Lange Telegramm", dass der US-Diplomat George Kennan 1946 aus Moskau schickte. Darin erläuterte er, warum er einen modus vivendi mit der Sowjetunion langfristig für illusorisch halte. Diese Überlegungen schlugen sich in der sogenannten Truman-Doktrin (März 1947) nieder.

Für die sowjetische Seite: Der sowjetische Spitzenfunktionär Andrei Schdanow verkündete daraufhin (September 1947) die "Zwei-Lager-Theorie".

Als Ergänzung zu dem Hinweis noch folgende Links, die ihrerseits auf die Quellen verweisen.

Wichtig ist beispielsweise der Hinweis von Melchior auf die Lenin`sche Imperailsimustheorie, die das Verständnis von Stalin für seine Außenpolitik bestimmt hat.

http://www.geschichtsforum.de/f71/herausbildung-des-kalten-krieges-14650/

http://www.geschichtsforum.de/f71/shdanow-bezug-zu-truman-und-marshall-37682/

http://www.geschichtsforum.de/f71/zwei-lager-theorie-10951/

Zusätzlich wird sie durch eine realpolitische Komponente ergänzt, die eine Mischung ist aus traditioneller russischer Großmachtpolitik in Kombination mit einer machiavellistischen Sichtweise und einem extrem übersteigerten Sicherheitsbedürfnis, nicht zuletzt noch zusätzlich verstärkt durch die Millionen an Toten, die die Gesellschaft der UdSSR zu ertragen hatte.

Insgesamt, so Haslam, kann man davon ausgehen, dass Stalin der zentrale Architekt der sowjetischen Außenpolitik war. Dieses bestätigen aktuelle Dokumente zur Nachkriegsperiode.

Andere Personen spielten keine Rolle, zumal sich in 46/47 in Moskau eine zweite Welle der "Säuberungen" im Politikbüro und der Armee ala 37 abspielte. Die Konsequenzen waren für die Betroffenen allerdings deutlich weniger lebensbedrohlich. Dennoch traf es unter anderem die Person von Molotow und auch beispielsweise Schukow.
 
Wow, vielen Dank für eure Beiträge! Ihr habt mir wirklich sehr geholfen.
Nun meine Frage noch zum Einstieg der Stunde - gibt es ein oder zwei Bildquellen, welche die Situation "USA - UdSSR" gut und aussagekräftig darstellen?
 
[...]Ebenfalls haben die SuS keinen blassen Schimmer vom Warschauer Pakt bis jetzt, ebenfalls nicht von der Gründung der NATO (haben gerade Währungsreform, Marshallplan, Luftbrücke und Teilung in 4 Zonen behandelt) und auch der Prager Frühling wird den Schülern ein Fremdwort sein.

Ich überlege, ob ich als Gegenstatement die "Zwei-Lager"-Rede nehme? Sie ist mit sehr vielen Fremdworten gespickt, aber die kann ich erklären. Dann fehlt mir nur noch eine sowjetische Quelle..

Ich weiß nicht, ob Dir die Zeit noch reichen wird, aber zum Thema Entstehung Warschauer Vertragsorganisation (Warschauer Pakt) und der Zusammenhang der DDR, kann ich Dir empfehlen: Die NVA und die Volksmarine in den Vereinten Streitkräften - Geheimnisse der Warschauer Vertragsorganisation von Fritz Minow (steffen verlag).
Wichtig für Dich wäre das 1. Kapitel zur Entstehung und Funktion der Warschauer Vertragsorganisation.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine sowjetische Karikatur aus dem Jahr 1949 zur Gründung der NATO aus meinem alten Schulgeschichtsbuch:

Titel: "Auf der Oberfläche - und darunter"

Auf dem Banner steht: "Nord Atlantik Pakt - doppelt friedlich und rein defensiv"

Auf dem Torpedo steht: "Angriffspakt"
 

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