Keine Gründung Israels ohne die Türkei?

Ferguson

Neues Mitglied
Hallo,

ich beschäftige mich seit kurzem mit der Gründung des Staates Israels (ich schreibe hier, weil ich für den entsprechenden Bereich nicht freigeschalten bin, ich hoffe das ist erlaubt)

Bei einem Artikel auf hagalli, bin ich auf einen User-Kommentar gestoßen dem ich eure Ansichten gerne hören möchte:

Jüdische Historiker jedenfalls wissen und schätzen die Rolle der noch jungen Republik Türkei bei der Gründung Israels. Denn auch das ist eine Realität, die man ebenfalls klein und kaputtredet. Denn die Briten hatten, den jüdischen Zionisten und auch den Arabern ein Stück Land versprochen, dass ihnen nicht einmal gehörte. Auch über diese Tatsache gibt es einen jüdischen Witz, der so beginnt: „Warum haben uns die Briten ein Land gegeben, was ihnen nicht gehört? Warum haben sie uns nicht gegeben die Schweiz?“

Nun, dieses Palästina gehörte tatsächlich nicht den Briten, aber völkerrechtlich dem Nachfolgestaatsprinzip der noch jungen Republik Türkei. Deshalb war das Einverständnis der Türkei notwendig, um den Staat Israel gründen zu können. Die enorme Kühle der Beziehungen der Arber zur Türkei war also nicht unbedingt begründet aus der osmanischen Zeit, sondern vielmehr der Anerkennung Israels der Türkei als ersten Staat in der Welt! Deshalb machten auch die griechischen Reeder um den verstorbenen Onassis das Rennen um den Transport des arabischen Öl´s. Vielleicht lässt sich auch besser erklären, warum gerade die türkische Armee mit der israelischen Armee schon seit Jahrzehnten Manöverübungen veranstaltet.

Die Türkei, die Juden und der Holocaust


Was ist davon zu halten? Steckt da etwas wahres dran?

Ist es wirklich so, dass ohne Zustimmung der Türkei, die Briten nicht Palästina hätten weiterreichen dürfen? Gibt es solche Regelungen, also wie im Kommentar erwähnt ein "Nachfolgestaatenprinzip".

Ist das der wirkliche Grund, weshalb die Araber eine nicht so gute Beziehung zu den Türken hatten?

Würde mich über sonstige Literatur über dieses Thema sehr freuen.

Beste Grüße

Ferguson
 
Ist es wirklich so, dass ohne Zustimmung der Türkei, die Briten nicht Palästina hätten weiterreichen dürfen? Gibt es solche Regelungen, also wie im Kommentar erwähnt ein "Nachfolgestaatenprinzip".

Das Völkerbundsmandat für Palästina wurde 1920 vom Völkerbund Großbritannien übertragen. Die Türkei hatte damit nicht das mindeste zu tun und war ein neu geschaffener Staat auf den Trümmern des Osmanischen Reichs.
 
Das Völkerbundsmandat für Palästina wurde 1920 vom Völkerbund Großbritannien übertragen. Die Türkei hatte damit nicht das mindeste zu tun und war ein neu geschaffener Staat auf den Trümmern des Osmanischen Reichs.

Das muss nichts heissen, es gab auch Völkerrechtsmandate bei denen die Verwaltung aber nicht die Souveranität übertragen wurde.

Aber ehrlich gesagt denke ich nicht, dass diese Behauptung stimmt. Ich habe recht viel über das Thema gelesen und es ist mir nie eine solche These untergekommen. Was jedoch schon zutrifft, ist dass die Türkei als eines der ersten Länder überhaupt, bereits Anfang 1949 den Staat Israel anerkannte. Das hatte m.E. jedoch nichts mit früheren Zeiten sondern mit damals aktuellen strategischen und politischen Überlegungen zu tun. Die USA waren anscheinend zeitweilig verschnupft, weil die rasche Anerkennung nicht in ihre eigenen diplomatischen Pläne passte.

Hier sit ein interessanter Abriss über die Beziehungen zwischen beiden Ländern: Hintergründe der israelisch-türkischen Krise, 20.09.2011 (Friedensratschlag)
 
Das Völkerbundsmandat für Palästina wurde 1920 vom Völkerbund Großbritannien übertragen. Die Türkei hatte damit nicht das mindeste zu tun und war ein neu geschaffener Staat auf den Trümmern des Osmanischen Reichs.

Danke für die Info,

war es aber nicht so, dass der Vertrag von Serves nie von dem Osmanischen Reich, und auch nicht von der türkischen Bewegung anerkannt, bzw. ratifiziert wurden?

Somit hätte ja das Völkerbundsmandat keine Bedeutung, weil weder das Osmanische Reich noch der Nachfolgestaat darin ihre Zustimmung gaben.

Oder ist das alles irrelevant geworden durch den Vertrag von Lausanne?


@Bdaian

Danke für den Link, ist sehr informativ.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sévres wurde von den Vertretern der Osmanischen Reiches unterzeichnet, nicht jedoch von der Republik anerkannt. Beide existierten ja mehrere Jahre parallel.

Im Vertrag von Lausanne wurden einige Bedingungen abgeändert, m.W. jedoch nicht die Abtretung Palästinas.
 
war es aber nicht so, dass der Vertrag von Serves nie von dem Osmanischen Reich, und auch nicht von der türkischen Bewegung anerkannt, bzw. ratifiziert wurden?

Somit hätte ja das Völkerbundsmandat keine Bedeutung, weil weder das Osmanische Reich noch der Nachfolgestaat darin ihre Zustimmung gaben.

Oder ist das alles irrelevant geworden durch den Vertrag von Lausanne?

Der Vertrag von Sèvres war wie der Vertrag von Versailles ein Diktatfrieden, durch den bedeutende Teile vom Osmanischen Reich abgetrennt wurden. Er war allerdings auch ein völkerrechtlicher Vertrag. Die Türkei hatte als Nachfolgestaat keinerlei Mitspracherechte in den ehemals osmanischen Gebieten, wie auch Deutschland im abgetretenen Elsass oder Westpreußen kein Mitbestimmungsrecht mehr hatte.

DassTeile der türkischen Bevölkerung den Vertrag von Sèvres ablehnten, spielte ebenso wenig eine Rolle, wie die Ablehnung des Versailler Vertrags durch die deutsche Bevölkerung. Völkerrechtlich waren durch Sèvres und Versailles klare und unumstößliche Tatsachen geschaffen worden, die völkerrechtliche Bindung hatten.
 
Dem kann man sich nur anschließen.

Eine kleine Ergänzung: mit dem Lausanne-Vertrag hat dann auch die Türkei in (Völker-)Rechtsnachfolge des Osmanischen Reiches die "Südgrenze" vom Mittelmeer bis zum Irak, somit inkl. einiger kleinerer Korrekturen die Regelungen im Vertrag von Sèvres, verbindlich anerkannt.
 
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