Krönung Konrads I.?

Bevor ich noch eine negative Bewertung kassiere, weil ich in einem thread nicht reagiere, den ich begonnen habe, auch hier ein großes Dankeschön für die tollen Beiträge, die schönen und infomativen links. Hat mir sehr weitergeholfen!
 
Ich habe immer das Gefühl, dass die Quellen in dieser Sache einfach nicht genau sind, die fraglichen Herrscher also gesalbt und gekrönt wurden. Jedenfalls sehe ich keinen Grund, dass es von König zu König unterschiedlich gehandhabt wurde. Wir reden hier doch von einer Zeit, in der dem Ritual eine große Bedeutung zukam.
Ich denke, wenn es eine Krönung gab, so wurde die auch von den Chronisten erwähnt.
Ich sehe das wie Riothamus, ganz zuverlässig sind die Chronisten wohl nicht.
Ich lese gerade Wipos Biographie von Kaiser Konrad II., und da ist mir aufgefallen, dass Wipo bei der ausführlichen Darstellung von dessen Inthronisierung mehrmals Konrads consecratio erwähnt, aber nie ausdrücklich, dass er gekrönt worden sei. Bei dessen Sohn hingegen heißt es zur Krönungszeremonie später ausdrücklich: "consecratus et coronatus", wird also ausdrücklich geschrieben, dass Heinrich auch gekrönt worden sei. Laut Wikipedia wurde aber auch Konrad II. gekrönt.
 
Ich lese gerade Wipos Biographie von Kaiser Konrad II., und da ist mir aufgefallen, dass Wipo bei der ausführlichen Darstellung von dessen Inthronisierung mehrmals Konrads consecratio erwähnt, aber nie ausdrücklich, dass er gekrönt worden sei. Bei dessen Sohn hingegen heißt es zur Krönungszeremonie später ausdrücklich: "consecratus et coronatus", wird also ausdrücklich geschrieben, dass Heinrich auch gekrönt worden sei. Laut Wikipedia wurde aber auch Konrad II. gekrönt.

Dass Konrad I. gesalbt - und somit konsekriert - wurde, hat Muspilli bereits in seinem Beitrag # 6 nachgewiesen.
Von einer Krönung geht die Forschung offensichtlich nicht aus.
 
Den Beitrag habe ich gelesen, und ich schrieb ja auch nicht von Konrad I. Das Beispiel mit Wipo und Konrad II. habe ich nur gebracht, um zu zeigen, dass das Schweigen von Quellen über die Krönung nicht unbedingt bedeuten muss, dass keine stattfand; denn zumindest bei Konrad II. wird anscheinend trotzdem von einer Krönung ausgegangen.
 
Dass Konrad I. gesalbt - und somit konsekriert - wurde, hat Muspilli bereits in seinem Beitrag # 6 nachgewiesen.

Nachgewiesen ist weder das eine noch das andere.
Muspillis Link belegt, dass "die Forschung" sich nicht einig ist, ob eine Salbung stattgefunden hat.

Von einer Krönung geht die Forschung offensichtlich nicht aus.
Rudolf Schieffer hält eine Krönung für plausibler als eine Salbung:

Wenn 911 weniger ein dauerhafter Dynastiewechsel oder das fehlende königliche Geblüt des Erkorenen die Gemüte bewegt hat, entfallen zugleich wesentliche Stützen für die Nachricht von der Salbung des neuen Königs Konrad, die wiederum exklusiv von Widukind zu einer Zeit in Umlauf gebracht wurde, als die Königssalbung im Ottonenreich üblich geworden war. Viel plausibler erscheint der Gedanke an eine Krönung, die jedenfalls bei Ludwig dem Kind 900 in Forchheim durch den Zeitgenossen Regino sicher bezeugt ist.
Rudolf Schieffer
König Konrad I. in der modernen Geschichtswissenschaft
In: Konrad I. - Auf dem Weg zum "Deutschen Reich"? hg. v. Hans-Werner Goetz
Bochum 2006
S. 37/38
 
Nun ja, das Mittelalter war rechtlich anders organisiert als unsere heutige Zeit. Nicht schriftliche fixierte Gesetze bestimmten das Zusammenleben, sondern Rechtsgewohnheiten, die flexibel und nicht über einen längeren Zeitraum verbindlich waren. Heinrich I. verzichtete bekanntlich auf eine Salbung, was der älteren Forschung, die die eigene, moderne Rechtsmentalität (die eben von fixierten und dauerhaften Gesetzen ausgeht) einiges an Kopfzerbrechen bereitet hat. Die moderne Forschung geht davon aus, dass es im Rahmen der damaligen Zeit durchaus möglich war, auf manche Elemente einer Königserhebung zu verzichten - sei es unbewusst oder auch bewusst, um damit eine Botschaft zu vermitteln. Wenn nun von Konrad I. oder auch von Konrad II. keine Krönung überliefert ist, so muss man davon ausgehen, dass es keine gegeben hat und sich auch keine weiteren Gedanken dazu machen. Eine ritualisierte Königserhebung scheint es in beiden Fällen - auch ohne demonstrative Krönung - gegeben zu haben und das hat für die Zeitgenossen auch gereicht, um den betreffenden Herrscher anzuerkennen.
Bei Konrad I. kann man vielleicht auch als Argument anführen, dass die Quellen zu seiner Regierungszeit vergleichsweise spät (etwa fünfzig bis sechzig Jahre nach seinem Tod) entstanden sind und man sich an eine potentielle Krönung womöglich auch gar nicht mehr erinnert hat...

Eine etwas allgemeine Literaturempfehlung dazu: Gerd Althoff, Die Ottonen. Bezüglich der zeitgenössischen Rechtsmentalität verweise ich auf Steffen Patzold, Königserhebungen zwischen Erbrecht und Wahlrecht? Thronfolge und Rechtsmentalität um das Jahr 1000, in: Deutsches Archiv 58 (2002), 467-501. Zwar behandelt der Aufsatz explizit ein anderes Problem, aber er bietet einen guten Überblick über den Umgang der Forschung mit dem andersartigen Rechtserständnis des Mittelalters (und mit weiterführender Literatur).
 
Nicht ganz: Wenn die Quellen etwas nicht berichten, ist es müßig darüber zu spekulieren, ob es das gegeben hat, da man es nun einmal weder verifizieren noch falsifizieren kann. Dann ist es schlichtweg einfacher und vernünftiger, davon auszugehen, dass es das nicht gegeben hat - auch wenn man sich möglicherweise irrt. Im Falle Konrads I. ist es jedenfalls unsinnig, von einer Krönung auszugehen, wenn die Quellen nichts davon berichten und eine Krönung wohl auch nicht notwendig war.
 
Nicht zwingend, wenn in mehreren un abhängigen Quellen ein König genannt wird, ist davon auszugehen, das es diesen König gab.
Auch wenn von einer Whl, einer Inthronisation und einer Krönung nicht berichtet wird, muß man zumindest von irgendeiner Wahl ausgehen. Und irgendeine Krönung ist auch anzunehmen...
 
Es ist, glaube ich, nicht ganz so einfach wie Wilfried erklärt, aber das Prinzip stimmt. Wir wissen, wie ein normaler Herrschaftsantritt aussah. Wenn nichts berichtet wird, müssen wir davon ausgehen, dass alles normal ablief. Allerdings können wir darüber disputieren, ob dies Ritual damals eine Entwicklung durchmachte. Das muss man dann aber präzisieren. Die Abwesenheit von Quellen kann dabei kein Argument sein. Dies wollte ich ausdrücken.

Verweist nicht gerade Althoff auf die Bedeutung des Rituals in jener Zeit?
 
Ja, er verweist auf die Bedeutung von Ritualen, aber auch auf ihre Veränderlichkeit und Neuerfindung je nach Situation und Kontext. Von daher lässt sich von einem "normalen" Krönungsablauf gar nicht sprechen. Althoff selbst vergleicht in seinem Buch "Die Ottonen" die Thronerhebungen Heinrichs I. und Ottos des Großen und macht dabei eine Reihe von Unterschieden im Ablauf aus (wobei die Krönung immerhin in beiden Fällen genannt wird...).
 
Nun, warum?
Fest steht nach den Quellen, das im Namen des Königs Konrad Urkunden gefertigt wurden.
Daraus kann man schließen, das es einen König Konrad gab, auch sagen die Quellen aus, das er von verschiedenen Großen zum König gewählt wurde.

Das Ergebnis dieser Wahl ist ganz sicher bekanntgegeben worden und es werden ihm zumindest die Wahlmänner gehuldigt haben. Seine Urkunden wurden scheinbar anerkannt und in Fulda wird auch nicht jeder beerdigt.

Ob jetzt Konrad feierlich gekrönt wurde, können wir nicht sagen, auch über eine feierliche Inthronisation ist ja nichts berichtet.

"Normal" können beide Veranstaltungen nicht gewesen sein, denn Konrad ist ja so ziemlich einer der ersten, der "inthronisiert und gekrönt" worden wäre.

Ohne Krone und Thron des ostfränkischen Reichs ist so etwas auch schlecht möglich.
Trotzdem muß man bei einer Wahl und Huldigung von so etwas wie Inthronisation und bei einer "öffentlichen Bekanntmachung" von einer Krönung sprechen.
 
Daraus kann man schließen, das es einen König Konrad gab, auch sagen die Quellen aus, das er von verschiedenen Großen zum König gewählt wurde.
Welche Quellen sagen das aus?

Ohne Krone und Thron des ostfränkischen Reichs ist so etwas auch schlecht möglich.
Laut Widukind von Corvey war eine Krone vorhanden.
Mit der wollte man ursprünglich Otto den Erlauchten krönen.
Später soll Konrad I. seinen Bruder beauftragt haben, die Krone und die übrigen Reichskleinodien (darunter auch die Heilige Lanze - ein Anachronismus Widukinds) Heinrich I. zu überbringen.

Von Konrads Vorgänger Ludwig dem Kind schreibt der Zeitgenosse Regino von Prüm, er sei gekrönt worden.
 
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