Römerlager entdeckt?

jein, falls es ein Marschlager oder sogar nur ein Übungslager gewesen wäre, wäre das im Prinzip nur ein Zeltplatz mit Wall und Graben gewesen, ohne daß im Inneren viel an Spuren (vielleicht Zelthering oder ein paar Münzen) zurückbleiben müßte.

Das ist durchaus richtig. In den meisten Faellen sind sogar aufgrund der kurzen Verweildauer kaum Keramikfragmente vorhanden. Sicherlich zu wenig, um einen Laien aufmerksam werden zu lassen.

Von Struktur A muesste man wohl noch andere Luftbilder sehen, bei Struktur B koennte es sich ohne weiteres um ein sog. Teillager handeln.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Archäologie spricht hier von sogenannten temporären Lagern. Bisweilen findet man dort sogar gar nichts. So geschehen im Gewerbegebiet in Hedemünden (Grote 2012), wo man 7 verschiedene Spitzgräben im November 2007 im Baggerprofil ermitteln konnte.

Grüße Michael
 
Das ist durchaus richtig. In den meisten Faellen sind sogar aufgrund der kurzen Verweildauer kaum Keramikfragmente vorhanden. Sicherlich zu wenig, um einen Laien aufmerksam werden zu lassen.

Von Struktur A muesste man wohl noch andere Luftbilder sehen, bei Struktur B koennte es sich ohne weiteres um ein sog. Teillager handeln.

Ist ist eh fraglich, ob die Römer überhaupt viel Keramik mit sich führten. In Kalkriese sind zwei oder drei recht unscheinbare Sigillata-Fragmente gefunden worden. Keramik ist schwer und geht schnell kaputt, ist also auf dem Marsch eher unpraktisch. Praktischer sind organische Behältnisse, wie Fässer und Lederbeutel/-schläuche, die leichter sind und auch mal einen Schlag abbekommen können, ohne gleich in Scherben zu gehen. Viele Sigillaten würde ich daher in einem Marschlager im "Ausland" gar nicht erwarten.
 
Ist ist eh fraglich, ob die Römer überhaupt viel Keramik mit sich führten. In Kalkriese sind zwei oder drei recht unscheinbare Sigillata-Fragmente gefunden worden. Keramik ist schwer und geht schnell kaputt, ist also auf dem Marsch eher unpraktisch. Praktischer sind organische Behältnisse, wie Fässer und Lederbeutel/-schläuche, die leichter sind und auch mal einen Schlag abbekommen können, ohne gleich in Scherben zu gehen. Viele Sigillaten würde ich daher in einem Marschlager im "Ausland" gar nicht erwarten.

Dem stimme ich absolut zu.
Für den Marsch sicherlich viel zu unpraktisch und daher überrascht es nicht, wenn man solche Keramik auch nicht vorfindet.

Anders sieht es dann bei festen Standlagern aus. Hier findet man häufig Kermikscherben. Und gerade solche Scherben geben einen ersten Hinweis auf ein mögliches festes Römerlager. Das war z.B. in Anreppen so (dort haben wohl spielende Kinder römische Keramikscherben entdeckt) und soviel ich weiß ganz aktuell auch in Olfen.
 
Korrekt, in einem Standlager, in dem man sich häuslich einrichtete, bzw. den anliegenden cannabae sieht es mit Keramik und ihrem Nutzen wieder völlig anders aus.
 
Dem stimme ich absolut zu.
Für den Marsch sicherlich viel zu unpraktisch und daher überrascht es nicht, wenn man (...) Keramik auch nicht vorfindet.

Ich glaube, wir muessen hier zwischen mehreren eigentlich voellig unterschiedlichen Moeglichkeiten unterscheiden. Divicus meinte Lager, die sich praktisch im Feindesland befanden und daher wohl als temporaere Marschlager zu verstehen sind. Dies kristallisierte sich aber erst im spaeteren Verlauf des Threads heraus. Natuerlich war die mitgefuehrte Keramik bei den Feldzuegen deutlich reduziert, wo es moeglich war, kamen Wasserschlaeuche oder Feldflaschen aus organischen Materialien zum Einsatz. Vermutlich waren auch die meisten Soldatenteller aus Holz - im Feld eindeutig stabiler, leichter und geraeuschaermer. Der andere Grund fuer die vorwiegend sehr geringe Funddichte an diesen Orten ist nichtzuletzt die kurze Verweildauer der Truppe.

Ich bin urspruenglich eher davon ausgegangen (erwaehnt wurde u.a. Xanten etc.), dass es sich bei den Strukturen um vermutete roemische Militaerlager innerhalb des Limes handelt. Auch da gibt es natuerlich unterschiedliche Voraussetzungen, in diese Richtung gingen meine Postings. Die Idealform eines roemischen Militaerlagers war meist aus Stein und darauf angelegt, dauerhaft eine Legion oder mehrere Kohorten zu beherbergen. Diese grossen Lager befanden sich durchwegs entweder direkt am Limes, oder in der Naehe einer wichtigen Roemerstadt im Landesinneren.

Desweiteren existierten im Hinterland, in einer Art zweite Verteidigungslinie, kleinere Lager, die wohl ebenfalls dauerhaft besetzt waren, aber nicht zwingend in Steinbauweise errichtet sein mussten.

Zusaetzlich gab es aber auch innerhalb des Roemischen Reiches Lager, die den Anschein erwecken, nur fuer den Fall einer Mobilmachung angelegt worden zu sein, um eventuell Reservisten oder Hilfstruppen aufzunehmen. Diese Lager sind meist sehr fundarm, wenngleich sich das duerftige Fundspektrum oft ueber mehrere Jahrhunderte erstreckt. Daraus schliesse ich, dass diese Lager zu bestimmten Anlaessen immer wieder fuer einige Zeit besetzt wurden, vielleicht logierte dort eine kleine Einsatzgruppe zur Instandhaltung etc. permanent. Genau diese Lager habe ich angesprochen, sie waren meist Holz-Erde Konstruktionen, Keramik tritt zwar gelegentlich zutage, aber ebenfalls sehr wenig und viele davon sind so unscheinbar, dass sie erst nach und nach entdeckt werden - oder vielleicht auch nie.

Eventuell hatte so manche der heute als Uebungslager angesprochenen Anlagen im Bedarfsfall genau diese Funktion.
 
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