Der Capricorn von Emlichheim

Hermundure

Aktives Mitglied
Der Unterschied zwischen Kalkriese und deiner Hypothese: Kalkriese ist durch außerordentliche reiche Funde gedeckt. Für deine Hypothese spricht bisher gar nichts.

In ein paar Kilometern Entfernung fand man 1935 bei Emlicheim das bronzene Emblem eines Capricornus (Ziegenfisch). Dieser gehörte eindeutig zur Legio II und nicht zur XXII.

Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte

Die Legio II kämpfte unter Germanicus von 14-16 n. Chr. und ihr Emblem war ebenfalls der Ziegenfisch.

"Legio XXII - Ihre Embleme waren der Steinbock, dessen religiöse Symbolik mit der Göttin Fortuna in Verbindung stand, sowie der Gott Hercules. Interessant sind in diesem Zusammenhang Symbole, die auf manchen Dachziegeln aus den Legionswerkstätten auftauchen. Sie zeigen einen Löwen, der sich scheinbar mit einer Amphore spielt. Es handelt sich dabei jedoch um kein Legionsemblem, sondern vermutlich um die Darstellung eines uns unbekannten Legionsmythos."

"Legio II Augusta - Die Embleme waren zunächst der Steinbock (des Kaisers Sternzeichen), das Flügelross Pegasus (seit den Einsätzen in Britannien) und der Kriegsgott Mars. Ab dem späten 3.Jh.n.Chr. erschien nur mehr der Steinbock als Emblem."

imperium-romanum.com - Heer - Legionen

Ach ja, war es nicht so das ein Teil der Einheit im Wattenmeer umkam?

"Nach den Einsätzen in Spanien und der verheerenden Niederlage im Teutoburger Wald kam die Legion an der Rheingrenze und 14 bis 16 n.Chr. unter Germanicus im freien Germanien zum Einsatz. Wie XIV Gemina soll sie dabei bei einer Unterstützungsaktion für die Marine im Wattenmeer durch eine plötzlich hereinbrechende Flutwelle überrascht worden sein."

Hmm, ist schon komisch ...

Grüße
 
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In ein paar Kilometern Entfernung fand man 1935 bei Emlicheim das bronzene Emblem eines Capricornus (Ziegenfisch). Dieser gehörte eindeutig zur Legio II und nicht zur XXII.

Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte

Die Legio II kämpfte unter Germanicus von 14-16 n. Chr. und ihr Emblem war ebenfalls der Ziegenfisch.

Nach den Wiki-Artikeln zur Legio II Augusta ? Wikipedia und Legio XXII Primigenia ? Wikipedia benutzten beide Legionen das Capricorn.

Die 2. Legion war nach der Varusschlacht in Mainz von 9 bis 17 n. Chr. stationiert. Von dort nahm sie an den Germanicus-Kriegszügen teil.

Die 22. Legion wurde 39 n. Chr. aufgestellt und nahm an Feldzügen gegen die Chatten teil.

Wie dieser Anhänger nach Bad Bentheim kam, ist vollkommen unklar. Ich weiß auch nicht, anhand welcher Fakten dieser Anhänger nur der 2. oder nur der 22. Legion zugeordnet werden kann. Die von Hermundure verlinkte Seite weist ihn der 22. zu, während ihn Hermundure der 2. Legion zuweist.:grübel:
 
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Nun ist die Frage, was der Fund von Emlichheim mit der Katastrophe im Wattenmeer des Jahres 15 zu tun hat...
Wir Carolus schon zu recht feststellte, wird auf der Seite, welche du zitierst, behauptet, dass es sich um ein Verluststück der 22. Legion handele. Du behauptest nun, es handele sich um ein Verluststück der 2. Legion. Wenn es keine Inschrift auf dem Gegenstand gibt, dann wird das kaum seriös zu entscheiden sein.
Dass die 22. Legion den Capricornus als Enblem benutzte, kann man bsp.w. auf diesem Ziegel von der Saalburg erkennen:

220px-Legio_XXII_Ziegelstempel_Saalburg.jpg

Ich erwähne das nur, weil ich aus deinen Worten nicht ganz schlau werde:

Hermundure schrieb:
Dieser gehörte eindeutig zur Legio II und nicht zur XXII.
Wieso und wie kannst du das ausschließen?!

Auf der von dir verlinkten Website wird ein Verlust dieses Gegenstandes durch die LEG XXII im Rahmen des Bataveraufstandes angenommen. Ich halte das für genauso fraglich, wie ein Verlust durch die Legio II, ohne Be(i)funde ist der Fund im Prinzip kaum etwas wert.

Aber tun wir dir den Gefallen und nehmen an, dass dieses Feldzeichen im Rahmen der Germanicus-Feldzüge verloren gegangen sei: Wir wissen über die LEG II im Jahre 15 - auf das du ja anspielst - folgendes:

Tac. ann. I, 37: Die Legio II wird von Germanicus zu einem Treueeid auf Tiberius genötigt.
Tac. ann. I, 70: Die zweite Legion steigt gemeinsam mit der 14. im Wattenmeer unter das Kommando des Vitellius gestellt aus. Viele aus dieser Legion kommen bei der Flut um.

Müssen wir dieses Legion westlich der Ems suchen? Im Jahr 15 wohl eher nicht. Es sei denn, sie wäre mit Caecina zur Ems marschiert. Wenn wir aber davon ausgehen, dass es wahrscheinlicher ist, dass Germanicus genau die Legionen wieder am Emstreffpunkt einschiffte, die er zuvor dort ausgeschifft hatte und Caecina schon auf dem Hinweg über dieselben Legionen verfügte, wie auf dem Rückweg, also die 1., die 5., die 20. und die 21. (Tac. ann. I, 64), dann brauchen wir darüber nicht weiter zu spekulieren.

Schaun wir uns also das Jahr 16 an. Nachdem Germanicus einigermaßen siegreich aus den Schlachten bei Idistaviso und am Angrivarierwall zurück zur Emsmündung marschiert ist, wo die Flotte lagerte, befahl er erneut einem allerdings nicht näher bezeichneten Teil der Armee, zu Fuß zurückzumarschieren:

Sed aestate iam adulta legionum aliae itinere terrestri in hibernacula remissae; pluris Caesar classi inpositas per flumen Amisiam Oceano invexit. (Tac. ann. II, 23)​

Wenn wir den Fundplatz Bentumersiel (der als germanicus-zeitlicher einheimisch-römischer Stapelplatz angesprochen wird) als Ort der Anlandung annehmen, dann würde der Rückmarsch von Bentumersiel nach Nijmwegen (Koops Plateau wird ja als Germanicus' Wohnung angesprochen), nach Xanten oder nach Utrecht (wo die Flotte in eine der fossa Drusiana hätte einlaufen können) über die Region in der auch Emlichheim liegt laufen.
Natürlich können wir das nicht beweisen, denn wir wissen nicht, welchem Truppenteil Germanicus den Befehl gab, aber es läge im Rahmen der Möglichkeiten, wenn man sich mit dir auf die LEG II festlegte. Aber wie gesagt, mir ist nach wie vor nicht klar, wie sich diese Festlegung rechtfertigen lässt.
 
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Auf der von dir verlinkten Website wird ein Verlust dieses Gegenstandes durch die LEG XXII im Rahmen des Bataveraufstandes angenommen.

Ich muss mich korrigieren. Die Seite behauptet nicht, dass das Capricorn im Rahmen des Bataveraufstandes verloren gegangen sei.

Die Untersuchung des Fundes ergab, dass es sich um ein Feldzeichen der 22. römischen Legion handelte. Diese Legion mit dem Beinamen "Primigenia" war [...] anfangs in Mainz stationiert und wurde später nach Xanten verlegt. In den Jahren 69 und 70 war die Legion gegen die aufständischen Bataver im Einsatz.
[...] Ob Römer allerdings jemals das Gebiet der heutigen Grafschaft betreten haben, ist mehr als ungewiss. Es ist allenfalls denkbar, dass bei den römischen Vorstößen auch die Vechte eine Rolle gespielt hat. Flüsse waren willkommene Transportwege.

Wir wissen nicht, wie das Capricorn nach Emlichheim gelangte. Denkbar ist, dass es bei kriegerischen Auseinandersetzungen in germanische Hände fiel. Denkbar ist auch, dass es durch Handel oder als Souvenir eines Germanen, der sich in römische Dienste begeben hatte, in unsere Gegend gelangte. Denkbar ist schließlich auch, dass es über Yjssel und Vechte per Schiff hierher kam und z. B. während eines Feldlagers am Ufer der Vechte verloren ging. Man kann allerdings auch nicht ausschließen, dass es erst in späterer Zeit auf den Acker des Bauern Wilde gelangte.​

Interessant finde ich jedenfalls die Passage "Die Untersuchung des Fundes ergab..." Demnach gibt es vielleicht ja sogar tatsächlich die Legionsinschrift... Einen anderen Grund wüsste ich jedenfalls nicht, wie man das Capricorn so sicher der 22. Legion zuordnen könnte.
 
Mit 14 cm ist das Teil nicht gerade groß für ein Feldzeichen, die Nagellöcher weisen auf einen Beschlag hin. Ich würde selbst auf den militärischen Kontext keinen Monatslohn verwetten, das Ding könnte auch ein Beschlag einer schicken Kiste oder eines Wagens gewesen sein.
 
Interessant finde ich jedenfalls die Passage "Die Untersuchung des Fundes ergab..." Demnach gibt es vielleicht ja sogar tatsächlich die Legionsinschrift... Einen anderen Grund wüsste ich jedenfalls nicht, wie man das Capricorn so sicher der 22. Legion zuordnen könnte.

Leider wird auf der verlinkten Seite nicht gesagt, was dazu geführt, dass der Fund der 22. Legion zugeordnet worden ist.

Nach Arms and Armour of the Imperial Roman Soldier - Graham Summer, Raffaele D'Amato - Google Books wird der Fund als Emblem auf einem Schild interpretiert. Welche Legion dieser zugeordnet wird, steht nicht dabei.

Unter http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/233/1/roemische_toreutik.pdf wird der Capricorn auch erwähnt. Der Fund befindet sich (oder zumindest befand sich) im Landesmuseum Hannover. In der Fußnote wird weitere Literatur zu dem Fund genannt. Vieleicht geht daraus hervor, warum dieser Fund der 22. Legion zugeordnet wird.
 
In dem Link vom Hermunduren wird ja ein Band der Kunde genannt. Den habe ich mir bestellt aber noch nicht abgeholt.
 
Der Artikel von C. Krumbein (der im Übrigen Dr. med. war) in der Kunde von 1937 ist mehr als dürftig, was Infos zur Legionszugehörigkeit angeht (er ist auch bloß eine Seite lang (S. 41 – 42, jeweils eine halbe Seite umfassend)). Im Klartext: "Der Gegenstand wurde zur Bestimmung an das Römisch-Germanische Zentralmuseum nach Mainz geschickt. Die Antwort war überraschend. 'Die eingesandte Bronze stellt das Signum, Wappentier der XXII. Legion dar, das sogenannte Capricorn (Steinbock).'"
Dann führt Krumbein weiter aus, dass die Leg XXII erst 39 n. Chr. gegründet wurde und von 71 – 93 in Vetera stationiert war.
Die einzig wirklich interessante Info ist, dass der Acker des Bauern Wilde in der Vechte-Schleife leicht erhöht war und es hier viele Scherben, gebe. Krumbein spekuliert, dass Abteilungen der Leg XXII in tubantischen Siedlungen einquartiert waren.
 
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