Wartburgfest-Geburtsstunde des deutschen Nationalismus ?

aila11

Neues Mitglied
Hallo zusammen,
ich befasse mich grad mit dem Thema Wartburgfest und da ist mir die oben genannte Frage gekommen. .
Was meint ihr dazu und warum ?
Freue mich über viele verschiedene Meinungen.
Liebe Grüße:)
 
Es gibt viele Wartburgfeste.
Im Moment laufen die Vorbereitungen für das 500jährige Reformationsfest.
Meinst Du ein besonderes?
 
Es war die Zeit, in welcher der Nationalismus an Fahrt aufnahm. Als "Geburtsstunde" würde ich es nicht ansehen. Einige Jahre vor dem Wartburgfest gab es zum Beispiel schon folgende Veranstaltung:

http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Moritz_Arndt

Die Gedichte von Arndt und Theodor Körner, besonders "Des Deutschen Vaterland" von 1813 , Des Deutschen Vaterland ? Wikipedia enthalten bereits schon einige fortgeschrittene nationale Ideen

Selbst dort würde ich jedoch noch nicht den ersten Anstoß für nationale Ideen sehen - diese kamen schon vorher aus Kunst und Wissenschaft in Aufklärung und Romantik.
Ein frühes Werk, dass sich der Idee von einer "nationalen Kultur" näherte und alte deutsche Dichtunga aus der Vergessenheit holte, war bereits 1779 Herders' "Stimmen der Völker in Liedern": Stimmen der Völker in Liedern ? Wikipedia

Ideell geht es hier noch um die Lieder aller oder vieler europäischer Völker, aber sie sollte den Weg weisen für viele ähnliche speziell deutsche Sammlungen von Gedichten, Liedern oder historischen Quellentexten in der Romantik, auf denen aufbauend sich dann auch gewisse Ideen von Volk und Deutschtum entwickelten.
 
Hallo,

das mit den "Geburtsstunden" ist so eine Sache; klar, in Geschichte prüft es sich leichter, wenn man gewisse Daten abfragen kann wie die Kaiserkrönung Karls des Großen oder den Sturm auf die Bastille. Aber gerade bei ideologischen Strömungen wie dem Nationalismus ist von einem längerfristigen und keinesfalls homogenen Prozess auszugehen.

Jörg Echterkamp datiert den Aufstieg des deutschen Nationalismus auf die Jahre 1770-1840 (so sein gleichnamiges Buch).

Das Wartburgfest ist ja nur ein Stein in einer komplexen Entwicklung, in der es grundsätzlich um den Kampf um politische Rechte "des Volkes" (Meinungsfreiheit, Repräsentativverfassung) ging und in dem die Studenten/Burschenschaften eine Vorreiterrolle einnahmen. Eine gewisse Signalwirkung kann man dem Wartburgfest sicher nicht absprechen - obwohl es eher auf die konservativ-reaktionäre Gegenseite alarmierend wirkte (ähnlich wie bei der Ermordung August von Kotzebues durch Karl Ludwig Sand), aber der Nationalismus als solches war im frühen 19. Jahrhundert noch weit davon entfernt, eine Massenbewegung zu sein, und die Ursprünge reichen weit ins 18. Jahrhundert (oder je nach Sichtweise noch weiter) zurück. Von einer Geburtsstunde würde ich daher nicht sprechen.

Zum Wartburgfest, den Turnvereinen, Burschenschaften etc. und der politischen "Reaktion" unter der Führung Metternichs (mit seinem System) darauf (Das Imperium schlägt zurück???) gibt es genug aktuelle Literatur bzw. ist zu den Jubiläumsjahren wieder mit einer Flut von Neuerscheinungen zu rechnen.

lg, Marie Luise
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Relativ stark nationale Töne schlagen eigentlich schon Mitte des 18. Jahrhunderts "Vitichab und Dankwart, die alemannischen Brüder" von Krüger und "Herrmann" von J. E. Schlegel an, wo den Deutschen bereits ganz ähnliche Charaktereigenschaften wie dann in der Zeit Arndts zugeschrieben werden. Sie sind ehrlich, mutig, stark und die Römer verschlagen und intrigant. Den Germanen wurde schon damals der Stempel "Deutsch" aufgeprägt. Kann natürlich sein, dass diese relativ frühen nationalen Töne daher kamen, dass sich gerade das Theater in Deutschland um eine Eigenständigkeit vom franz. Vorbild zu bemühen begann. Überhaupt nehmen ja in den 1740ern ganz erheblich die eigenen, regelmäßigen (später auch unregelmäßigen) gedruckten deutschen Theaterstücke zu, während man zuvor vor allem mit Übersetzungen arbeitete, weil das deutsche Theater in weiten Teilen ein Stegreiftheater geblieben war.
Allerdings nahm die Ablehnung der Vorbildwirkung französischer Kultur und Sprache in der 2. Hälfte des 18. Jh. enorm in deutscher Kunst und Kultur zu.
 
Was mich ein wenig stört...
Da stellt jemand, den hier keiner kennt, mal so eine Frage am 05.11. 16.30 Uhr.
Heute, 07.11. 11.44 Uhr haben wir noch immer nichts vom Fragesteller gehört, obwohl von uns Fragen gestellt und Annahmen getroffen wurden.
Tut mir leid, ich finde das unanständig!
Da man vom Fragesteller nichts wieder gehört hat, hier ein Bild auch von einem Wartburgfest.
Möglicherweise meinte er dies:
Zum Innenhof Hotel Wartburg.jpg
 
Was mich ein wenig stört...
Da stellt jemand, den hier keiner kennt, mal so eine Frage am 05.11. 16.30 Uhr.
Heute, 07.11. 11.44 Uhr haben wir noch immer nichts vom Fragesteller gehört, obwohl von uns Fragen gestellt und Annahmen getroffen wurden.
Tut mir leid, ich finde das unanständig!

Mir ist æhnliches schon øfter aufgefallen.

Das ist wohl der Zeitgeist, so wie die Kids an Halloween, die neuerdings noch nicht mal "Knask eller knep" ("Suesses oder Saures") ueber die Lippen bringen, sondern einem nur noch die Plastiktueten entgegenrecken, die man gefælligst mit Suessigkeiten aufzufuellen hat.

Im Forum zumindest, und das als Trost, hat sich trotzdem die eine oder andere Diskussion ergeben, ohne das wir jemals erfahren haben, ob's der Fragesteller jemals ueberhaupt gelesen hat.
 
Im Forum zumindest, und das als Trost, hat sich trotzdem die eine oder andere Diskussion ergeben, ohne das wir jemals erfahren haben, ob's der Fragesteller jemals ueberhaupt gelesen hat.
So ist es. Außerdem besteht immer auch die Möglichkeit, dass Viren und/oder Bazillen den Fragesteller hindern das Geschichtsforum zu besuchen... Vielleicht meldet er/sie sich ja noch. Und wenn nicht, dann eben nicht.
 
Was mich ein wenig stört...
Da stellt jemand, den hier keiner kennt, mal so eine Frage am 05.11. 16.30 Uhr.
Heute, 07.11. 11.44 Uhr haben wir noch immer nichts vom Fragesteller gehört, obwohl von uns Fragen gestellt und Annahmen getroffen wurden.
...
Ungeduld, lieber Ralf, sollte als Privileg der Jugend vorbehalten bleiben.. :D
 
Tut mir sehr leid, dass ich mich nicht gemeldet habe! Mir war es aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich.
Hab mich aber über die vielen verschiedenen antworten gefreut. Ich sehe das auch ähnlich, das Wartburgfest war eins von vielen Faktoren, der zum deutschen Nationalismus geführt hat..
Doch durch die Fürsten und deren Reaktionwn wurde alles ein wenig verlangsamt..
 
Relativ stark nationale Töne schlagen eigentlich schon Mitte des 18. Jahrhunderts "Vitichab und Dankwart, die alemannischen Brüder" von Krüger und "Herrmann" von J. E. Schlegel an, wo den Deutschen bereits ganz ähnliche Charaktereigenschaften wie dann in der Zeit Arndts zugeschrieben werden. Sie sind ehrlich, mutig, stark und die Römer verschlagen und intrigant. Den Germanen wurde schon damals der Stempel "Deutsch" aufgeprägt. Kann natürlich sein, dass diese relativ frühen nationalen Töne daher kamen, dass sich gerade das Theater in Deutschland um eine Eigenständigkeit vom franz. Vorbild zu bemühen begann. Überhaupt nehmen ja in den 1740ern ganz erheblich die eigenen, regelmäßigen (später auch unregelmäßigen) gedruckten deutschen Theaterstücke zu, während man zuvor vor allem mit Übersetzungen arbeitete, weil das deutsche Theater in weiten Teilen ein Stegreiftheater geblieben war.
Allerdings nahm die Ablehnung der Vorbildwirkung französischer Kultur und Sprache in der 2. Hälfte des 18. Jh. enorm in deutscher Kunst und Kultur zu.

Könnte man in v. Grimmelshausens "Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch" von 1668/69 nicht auch schon etwas erkennen, das auf eine Art "Nationalbewusstsein" - zumindest im Sinne von deutschsprachiger Literatur für ein deutschsprachiges Publikum - schließen lässt?
Simplicius Simplicissimus von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen - Text im Projekt Gutenberg
 
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