Lungenentzündung

Artefakt

Mitglied
Hallo Forum,

in einer Geschichte, die ich schreibe, erkrankt jemand um ca. 1510 an einer Lungenentzündung.
Ort des Geschehens ist das Weser Bergland.
Ich nehme nicht an, dass man damals von einer "Lungenentzündung" sprach.
Könnt ihr mir sagen, welche Bezeichnung man damals dafür gebrauchte? Man wird ja vor allem das Fieber und das schwere Luftbekommen bemerkt haben.
Wisst ihr, wo ich im Internet Texte über Medizin und Krankenpflege Anfang des 16. Jhdts nachlesen kann?

Besonders zur Lungenentzündung interessieren mich alle Therapieversuche.

Ich bin nicht sicher, ob mein Text hier richtig steht. Falls es einen besseren Ort gibt, bitte verschieben.

Schöne Grüße
Arti
 
Danke! Interessante Seite!

Dort steht "Schwindsucht" - Das hat man ja schon gehört. Ich denke aber, das ist eine romantische Bezeichnung, passt wahrscheinlich nicht ins 15. 16. Jh. Aber ich habe einen Ansatz

Grüße Arti
 
Für Atembeschwerden finde ich den Begriff "Brustkiste" und "Brustkränke" und die Grippe hieß "Bürzel" Für lungenkrank "empicus" oder "kalte Lunge".
Jetzt habe ich die Lungenentzündung gefunden, sie hieß" Pleurisie".
 
Zuletzt bearbeitet:
Besonders zur Lungenentzündung interessieren mich alle Therapieversuche.
Als Therapieversuche des sogenannten Brustgeschwers könnte ich mir den damals üblichen Aderlass sowie die Behandlung unter anderem mit Lungenkraut, Salbei und Thymian vorstellen.

Darüber hinaus waren dem Erkrankten vor allem eine robuste Konstitution sowie eine einigermaßen trockene und warme Bettstatt zu wünschen; ansonsten ganz schlechte Karten besonders für Säuglinge und Kleinkinder sowie alte Menschen...
 
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Dort steht "Schwindsucht" - Das hat man ja schon gehört. Ich denke aber, das ist eine romantische Bezeichnung, passt wahrscheinlich nicht ins 15. 16. Jh. Aber ich habe einen Ansatz

Grüße Arti

Die Schwindsucht war die Tuberkulose, nicht eine gewöhnliche Lugenentzündung.
 
Die Schwindsucht war die Tuberkulose, nicht eine gewöhnliche Lugenentzündung.
Es ist aber fraglich, ob man die beiden Krankheiten so strikt unterscheiden konnte. Die Erreger waren völlig unbekannt und auch die Antibiotika zur Behandlung waren noch in weiter Ferne. Ohne entsprechende Medikamente ist auch die Lungenentzündung eine tötliche Krankheit.
 
Es ist aber fraglich, ob man die beiden Krankheiten so strikt unterscheiden konnte. Die Erreger waren völlig unbekannt und auch die Antibiotika zur Behandlung waren noch in weiter Ferne. Ohne entsprechende Medikamente ist auch die Lungenentzündung eine tötliche Krankheit.

Das Krankheitsbild ist völlig anders. Die Tuberkulose kann sich über Jahre hinziehen, während die Lungenentzündung recht kurzfristig zum Exitus führte oder kuriert wurde.
 
Die Unterscheidung zwischen Tuberkulose und anderen chronischen Lungenerkrankungen gelang erst im 18./19. Jh. Eine Lungenentzündung als akute Erkrankung mag auf einem anderen Blatt stehen. Es gibt aber auch chronische Formen der Lungenentzündung, wenn ich das richtig erinnere.

Interessant wäre wohl, wie Artefakt die Krankheit in seiner Geschichte verwenden will: Als relative kurze, heftige Erkrankung mit schnellem Ende (zum guten oder bösen), oder als langwierige Erkrankung mit langer Bettlägerigkeit.
 
Interessant wäre wohl, wie Artefakt die Krankheit in seiner Geschichte verwenden will: Als relative kurze, heftige Erkrankung mit schnellem Ende (zum guten oder bösen), oder als langwierige Erkrankung mit langer Bettlägerigkeit.

M.E. wære wichtiger, ob der Arzt eine (Fehl-)Diagnose ueberhaupt stellen konnte. Also, konnte er damals schon zwischen Tuberkulose und Lungenentzuendung unterscheiden, und wenn ja, hætten sich daraus unterschiedliche Behandlungsmethoden ergeben?
Ich vermute fast, dass er einfach mangels Unterscheidungsmøglichkeit "Schwindsucht" annahm, oder noch schlimmer: Diagnose: "Krank", und dementsprechend den/mehrere Aderlass(e) machte.
Oder war man doch schon weiter?

Gruss, muheijo
 
Ich vermute fast, dass er einfach mangels Unterscheidungsmøglichkeit "Schwindsucht" annahm, oder noch schlimmer: Diagnose: "Krank", und dementsprechend den/mehrere Aderlass(e) machte.
Oder war man doch schon weiter?

Gruss, muheijo
Ich vermute, dass man die bei einer Lungenentzündung typische Krisis aus vielfältiger Erfahrung schon kannte. Ob es nun zum Aderlass kam, hing davon ab, ob sich ein Bader des Kranken "annahm". Heilkräuter gehörten doch eher in eine andere "Berufssparte", waren aber auch durch Hildegard von Bingen in den Focus geraten.
 
Gemäß Danielle Jacquart (Theory, Everyday Practice, and Three Fifteenth-Century Physicians) bezogen sich spätmittelalterliche (hier vielleicht schon frühneuzeitliche) Mediziner eher auf Avicenna und Mesue und weniger noch auf Galen. Hippokrates bliebe aber maßgeblich, namentlich im Falle der Pleuresie (Pneumonie). So wird eine Epidemie aus März 1440 in Padua, Treviso & Venedig erwähnt, von der wohl Michele Savonarola berichtete.

Source nach jstor: Osiris, 2nd Series, Vol. 6, Renaissance Medical Learning: Evolution of a Tradition (1990), pp. 140-160 (Angaben aus S.156)
 
Wenn die Symptome nicht ganz passen, könnte das Autor/in auch auf eine/n "problematischen" Heiler/in zurückführen - eine (aus heutiger Sicht) fehlerhafte Behandlung dürfte auch aus einer Schwindsucht eine kurze heftige Krankheit (mit möglichen tödlichen Ausgang) machen.
 
Ich denke mal, der Kranke hatte mächtig Glück. Ärzte gabs im Weserbergland kaum, auf dem Land um die Zeit aber sowas wie "wissende Frauen". Lungenkraut und anderes wächst da auch, leider kein Thymian.

Die gute Frau wird dem Kranken Wadenwickel verpassen, um das Fieber zu senken, heiße trockene Tücher um/auf die Brust um die Feuchtikeit zu ziehen, dann eben Lungenkraut und Hühnerbrühe + Zwiebelhonig. Dazu frischen Knoblauch, um das Böse zu vertreiben und den Atem zu reinigen. Dazu irgendwelches Räucherwerk in der Krankenstube ...

Nach dem ganzen "um die Schwäche zu vertreiben" weißes Fleisch, also Kaninchen, Hühnchenbrust und ähnliches. Ohne Arzt und Bader hatte der Mensch gute Überlebenschancen
 
Ärzte sind sicherlich nicht einmal annähernd so verfügbar gewesen wie heute, in deinem Bergland wirds keinen gegeben haben.
Schwindsucht war sicher eine Sammelbezeichnung für alle möglichen Erkrankungen; in unserem Stadtbuch hab ich einmal alte Sterbelisten angeschaut und da war Schwindsucht die Haupttodesursache, zumindest bei Kindern, und die haben sicher nicht alle diagnostiziere Tubekulose gehabt.
 
Vielen Dank euch allen für die vielen Hinweise. Ihr habt meine Fragen restlos aufgeklärt.
Besonders an Wilfried einen schönen Dank, für den Therapiepplan.

Grüße
Arti
 
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