Hab mir da was ganz Blödes eingebrockt!
Hätte es eigentlich wissen müssen, dass die Vite dieser ›Nordischen Spätgotiker‹ nicht so einfach zu fassen sind. Habe zwar einen Text zusammengestellt (Lit’angaben noch unvollständig), bezweifle aber, dass ich ihn posten werde – es brauchte sehr viel mehr Aufwand, um sicher zu sein, dass alles wirklich koscher ist. Soll halt der Weyden Niederländer bleiben – so schlecht ist der jetzige Wikipedia-Artikel auch wieder nicht. Bei mir hingegen klingt alles viel zu kompliziert (und müsste eigentlich noch komplizierter geschrieben sein, um mögliche Unwahrheiten aufzuzeigen):
Rogier van der Weyden
Rogier van der Weyden (* 1399/1400 in Tournai, in der damals zum Königreich Frankreich gehörenden Stadt in Flandern; † 18. Juni 1464 in Brüssel, damals Hauptstadt des Burgunderreiches), war ein flämischer Maler der Spätgotik und gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Flämischen Primitive, der die Malerei wesentlich beeinflusste.
Rogier van der Weydens ursprünglicher Name war
„Rogier de le Pasture“, wie ihn damalige Dokumente aus Tournai vereinzelt erwähnen. Die meisten Quellen nennen ihn
„Rogier“, oder
„maistre Rogier“ in den unterschiedlichsten Schreibweisen.
Es sind heute keine signierten Werke von Rogier van der Weyden erhalten, die ihm zweifellos zugeordnet werden könnten. Seine einzig bekannte Signatur befand sich auf dem Gemälde
Justice de Trajan, das 1695, bei der Bombardierung von Brüssel verloren ging. Der französische Reisender und Geschichtsschreiber Dubuisson-Aubenay (um 1590–1652) hat den Wortlaut überliefert:
„Rogerius Sweidenus civis pinxit 1439“ (‚gemalt von Roger, Bürger Weidens, 1439‘).[1]
Leben
Aus Rogier van der Weydens jungen Jahren ist nichts bekannt. Lediglich der Eintrag einer Auszahlung vom 21. Oktober 1435 verweist auf sein Geburtsjahr, in dem sein Alter mit 35 angegeben wird.[2]
Demnach erblickte Rogier van der Weyden in 1399 oder 1400 in Tournai die Welt, wo sein Vater Henry Messerschmied war. Einen Hinweis auf seine Jugendjahre liefert erst das Register der Lukasgilde von Tournai: 1427 soll ein gewisser
„Rogelet de le Pasture“ in der Werkstatt von Robert Campin tätig gewesen sein. Das diminutive
„Rogelet“ wirft Fragen auf, lässt sich zwar mit dem Status eines Lehrlings erklären und wirkt dennoch unpassend für einen 27-Jährigen, der zu dieser Zeit möglicherweise bereits verheiratet war.[3] Eine Erklärung für die Verniedlichung könnte die allgemein akzeptierte Datierung der Quelle in die frühen 1480er sein, wonach das Register der Gilde eine spätere Abschrift ist.
Am 1. August 1432 [genau zu der Zeit, als Robert Campins Werkstatt wegen dessen Problemen mit der Justiz geschlossen war!] wird
„Maistre Rogier de la Pasture“ mit dem Titel
„franc maître“ in die Lukasgilde von Tournai aufgenommen, besagt eine weitere Abschrift des Registers aus den 1480-ern.[4]
Rogier van der Weyden hatte vor 1427 die fünf Jahre jüngere Ysabel Goffart (auch: Elisabeth Goffairts) aus Brüssel geheiratet, die Tochter des Schuhmachers Jehan Goffart und dessen Ehefrau Cathelyne van Stockem. Das Paar hatte zwei Kinder, Cornille und Marguerite, als es am 21. Oktober 1435 bereits in Ysabel Goffarts Heimatstadt in Brüssel wohnte, wo Rogier van der Weyden als Stadtmaler tätig war. Es sind weder das Jahr des Umzugs nach Brüssel, noch Näheres zur Anstellung als Stadtmaler überliefert. Bekannt ist lediglich ein Schreiben der Stadtverwaltung von Brüssel aus 1436, in dem erklärt wird, dass nach
„Meester Rogiers“ Tod kein neuer Stadtmaler mehr ernannt wird. Aus dieser Zeit stammt auch der Eintrag einer Zahlung, in dem der Maler zum ersten Mal
„Rogier Van der Weyden“ genannt wird.
Rogier van der Weyden blieb jedenfalls noch eine Weile bestens erhalten. Den beiden Kindern folgten zwei weitere, Pieter und Jan. Jan wurde später Goldschmied und Pieter trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Maler.
Rogier van der Weydens Aufträge mehrten sich. Seine florierende Wekstatt befand sich in Cantersteen, damals das Quartier der Silberschmiede in Brüssel. Über seine Mitarbeiter und Lehrlinge ist kaum etwas überliefert; es ist lediglich eine Vermutung, dass Hans Memling und Vrancke van der Stockt (vor 1420–1495) bei ihm beschäftigt waren, wobei der Stil des Letzteren zweifellos von Rogier van der Weydens Werk geprägt ist. Mehr als wahrscheinlich gilt hingegen die Annahme, dass Rogier van der Weydens Sohn Pieter bei ihm seine Ausbildung erhielt.
Zu van der Weydens Auftraggebern zählten neben dem Brüsseler Magistrat die Reichen der Gesellschaft im In- und Ausland, insbesondere aus Spanien und Italien. Der erfolgreiche Maler gehörte zusammen mit seiner Frau zur Elite der Stadt und spendete derart großzügige Beträge für wohltätige Zwecke, dass später eine jährliche Messe in der Kirche Saint-Jasques-sur-Coudenberg zum Gedenken an den Maler abgehalten wurde. Er starb am 18. Juni 1464 in Brüssel und hinterließ eine wohlhabende Witwe. Sein Sohn Pieter führte die Malerwerkstatt weiter, bis sie 1492 dessen Sohn Goossen van der Weyden übernahm und um 1500 nach Antwerpen verlegte.
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(1) Reinhard Liess:
Jan Vermeer van Delft, Pieter Bruegel d. Ä., Rogier van der Weyden: Drei Studien zur niederländischen Kunst. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, S. 98.
(2) Elisabeth Dhanens und Jellie Dijkstra:
Rogier de le Pasture van der Weyden. Renaissance Du Livre, Tournai 1999, S. 157.
(3) Maryan Wynn Ainsworth:
Early Netherlandish Painting at the Crossroads: A Critical Look at Current Methodologies, Metropolitan Museum of Art, New York City 2001, S. 34f.
(4) Dhanens/Dijkstra 1999, S. 156.