Cinticulus? Insignien

Primus Pili

Neues Mitglied
Schönen guten Tag liebe Forumgemeinde,


seit längerem schon beschäftige ich mich mit den Insignien der unterschiedlichen Ränge der Angehörigen der römischen Legionen.


Beim Lesen von Stephen Dando-Collins englischsprachigem Rome (US-Erstausgabe) auf Seite 44 steht unter der Abbildung der Steintafel auf der eindeutig ein Tribun gezeigt sein soll folgendes:

"A rare depiction of a tribune on a second-century relief. His mulded cuirass was reserved for officers of Equestrian and Senatorial rank; centurions wore the same armour as the rank and file. Were this officer a legate, he would be girdled by a CINTICULUS, tied in a bow at the front, insignia of rank of Legion and army commanders".


1.) Was ist denn ein "Cinticulus"? Bei Google bekomme ich die Bilder irgendwelcher kleinen Faulholzpilze.


Des Weiteren stellt sich mir, da ich seit Jahren Figuren für meine Vitrine erstelle, die Frage,
2.) ob es klare Insignien für den Optio/Tesserarius gibt?
Simon Scarrow nennt einen weißen V-Wimpel am Panzer für den jungen Optio Cato?

Der Tesserarius scheint wohl keinerlei Unterschied zu einem normalen Legionär gehabt zu haben, der Optio wird gewöhnlich mit dem Stab und dem runden Knauf dargestellt. Auf seinem Helm zwei Federn, ggf. noch ein Pferdehaarbusch. Gibt es hier noch andere Belege?
Ich stelle gewöhnlich ganze Kohorten dar, sprich 10 Mann breit, 8 Mann tief. Der Centurion äußerst links vorne, Tesserarius angenommen hinten links (Die beiden Kommandoträger im Gefecht) und der Optio mit dem Stab hinten rechts. Die Standarte mittig nach vorne, den Cornicularius hintenan, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass er mit seinem Instrument in den vorderen Reihen Speere fangen möchte.


3.) War für Centurionen, die in Republikanischer Zeit ja gewählt wurden, die Cresta Traversa eigentlich schon verbindlich? Und wie verhielt es sich mit der Ausrüstung dieser Personen? Ist hier eine starke Differenzierung (gerade bei den Príncipes, Triariern) gegeben?



Ich hoffe ich stelle zu beginn nicht gleich zu viele Fragen,
aber von diesem Forum bin ich eigentlich kompetente und durchdachte Aufarbeitung von gestellten Fragen durchweg gewöhnt und lege meinen "Vitrinenstandart" daher vertrauensvoll in Eure Hände :winke:


Grüße aus Ingolstadt,


"Primus Pili"
 
Beim Lesen von Stephen Dando-Collins englischsprachigem Rome (US-Erstausgabe) auf Seite 44 steht unter der Abbildung der Steintafel auf der eindeutig ein Tribun gezeigt sein soll folgendes:

"A rare depiction of a tribune on a second-century relief. His mulded cuirass was reserved for officers of Equestrian and Senatorial rank; centurions wore the same armour as the rank and file. Were this officer a legate, he would be girdled by a CINTICULUS, tied in a bow at the front, insignia of rank of Legion and army commanders".


1.) Was ist denn ein "Cinticulus"? Bei Google bekomme ich die Bilder irgendwelcher kleinen Faulholzpilze.

Mir würde nur cingulum einfallen.
 
... den Cornicularius hintenan, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass er mit seinem Instrument in den vorderen Reihen Speere fangen möchte.

Ich denke du meinst hier den Cornicen. Denn der Cornicularius war der Leiter des Büros eines höheren Offiziers und Kommandeurs (e.g. Cornicularius legati).

Weit hinter der Centurie macht der Cornicen auf jeden Fall mehr Sinn als neben dem Centurio. Der Signifer wird allerdings eher neben dem Centurio vermutet.

Der Cinticulus ist mir auch noch nie untergekommen, sondern nur cingulus.
Edit: im Netz habe ich dazu cinta picolina (ein Synonym?), wohl aus dem italienischen gefunden. Das sind schmale, farbige Stoffstreifen. Eine gelbe Schnur für den antiken Spieß? Nette Vorstellung, aber doch etwas weit hergeholt.

Der Centurio trug meines Wissens keine Lorica Segmentata, sondern eine Hamata. Das bezieht sich aber auf die Kaiserzeit. In der Republik gab es eh noch keine Segmentata. Wobei ich mich hier auch nicht erinnere, ob die Hamata des Centurio auf konkrete Quellen zurückgeht, oder nur eine weitere gut begründete Vermutung moderner Historiker ist.
 
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Das Verb zum cingulum ist natürlich cingere, das Partizip davon cinctum. Das wäre wiederum deklinierbar und diminutivfähig. Damit käme man auf ein cinctulus.
 
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Weit hinter der Centurie macht der Cornicen auf jeden Fall mehr Sinn als neben dem Centurio. Der Signifer wird allerdings eher neben dem Centurio vermutet.
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Ist der Cornicen nicht für die Übermittlung von Befehlen da? Wie soll das erfolgen wenn er weit weg vom Centurio steht?


Das Verb zum cingulum ist natürlich cingere, das Partizip davon cinctum. Das wäre wiederum deklinierbar und diminutivfähig. Damit käme man auf ein cinctulus.

Also ein Gürtelchen?
 
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Ist der Cornicen nicht für die Übermittlung von Befehlen da? Wie soll das erfolgen wenn er weit weg vom Centurio steht?

Wozu sollte ein Centurio einen Trompeter brauchen, um Befehle zu übermitteln, an 80 Mann, die in enger Formation in einem größeren Wohnzimmer Platz finden? Und wer sollte bei dem ganzen unterschiedlichen Getröte von rechts und links noch wissen, was er zu tun hat? Noch ein Soldat ohne Schild neben dem Signifer in den vorderen Reihen, den Andere im Notfall mit decken mussten, tat nun wirklich nicht Not.

Ein weit größeres Problem, ist die Übermittlung von Befehlen von den Tribunen oder anderen Abschnittskommandeuren an die Centurionen, die bekanntlich weit weg vorne im Getümmel standen. Ausserdem gab es zwar 60 Centurionen, aber nur etwas mehr als 30 Cornicen. Es ist also eher vorstellbar, daß die Cornicen die Signale der Tribunen an die Centurionen und die Truppe weiter gaben, oder die Signale des Feldherrn wiederholten, so daß sie vorne auch von den Centurionen gehört wurden. Damit ist ihre optimale Position aber hinter den Linien, oder (teilweise) bei den Tribunen.

Leider wissen wir es nicht genau. Aber der Cornicen beim Centurio ist noch die am wenigsten plausible Vermutung, die Historiker bisher so äußerten. Daß der Cornicen auf der Stammrolle einer Centurie stand, steht nicht in Zweifel. Das gilt für alle Unteroffiziere, und sogar die Equites Legionis, unabhängig davon, ob sie auf dem Schlachtfeld in der Linie eingereiht kämpften oder nicht. Denn alle Soldaten waren aus verwaltungstechnischen Gründen (z.B. Soldzahlung durch einen Signifer) einer Centurie zugeordnet.
 
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Ein weit größeres Problem, ist die Übermittlung von Befehlen von den Tribunen oder anderen Abschnittskommandeuren an die Centurionen, die bekanntlich weit weg vorne im Getümmel standen. Ausserdem gab es zwar 60 Centurionen, aber nur etwas mehr als 30 Cornicen. Es ist also eher vorstellbar, daß die Cornicen die Signale der Tribunen an die Centurionen und die Truppe weiter gaben, oder die Signale des Feldherrn wiederholten, so daß sie vorne auch von den Centurionen gehört wurden. Damit ist ihre optimale Position aber hinter den Linien, oder (teilweise) bei den Tribunen.
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das klingt logisch.
 
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