Names des Doms St. Stephan in Passau

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Hallöchen,

Heute würde ich gerne wissen, wie man den "Dom St. Stephan" in Passau im 11. Jhd. genannt hat. Ich weiß, dass der Dom zu diesem Zeitpunkt noch nicht so aussah wie heute, aber St. Stephan war auf jeden Fall schon der Schutzpatron des Bistums Passau, also gehe ich davon aus, dass er auch schon nach ihm benannt war.

Die Frage ist nur, wie genau nannte man den Dom, wenn man damals von ihm sprach. Dom St. Stephanus? Stephanus-Dom? Nannte man es überhaupt schon Dom, oder eher Kathedrale?

Ich schreibe grad eine Geschichte und für meine Zwecke wäre es von Vorteil, wenn man ihn auch einfach nur "St. Stephan/us" genannt hat, also ohne Zusatz "Dom" oder ähnlichem. Wäre das möglich?

Für Anregungen oder helfende Quellen wäre ich sehr dankbar :)
 
Ja, St. Stephan, das Patrozinium geht auf das 8. Jahrhundert zurück. Ebenfalls seit dem 8. Jahrhundert ist Passau Bischofssitz, damit ist St. Stephan (bis heute) in erster Linie eine Kathedrale (ecclesia cathedralis), ein Dom (Domus Dei) ist St. Stephan allerdings auch, nämlich die Hauptkirche Passaus.

Du müsstest das noch genauer recherchieren, aber mWn gab es im 10. Jahrhundert noch nicht so viele weitere Kirchen in Passau neben dem Dom. Außer der Klosterkirche Niedernburg und St. Paul müsste es das schon gewesen sein.
 
Ja, St. Stephan, das Patrozinium geht auf das 8. Jahrhundert zurück. Ebenfalls seit dem 8. Jahrhundert ist Passau Bischofssitz, damit ist St. Stephan (bis heute) in erster Linie eine Kathedrale (ecclesia cathedralis), ein Dom (Domus Dei) ist St. Stephan allerdings auch, nämlich die Hauptkirche Passaus.

Du müsstest das noch genauer recherchieren, aber mWn gab es im 10. Jahrhundert noch nicht so viele weitere Kirchen in Passau neben dem Dom. Außer der Klosterkirche Niedernburg und St. Paul müsste es das schon gewesen sein.

Danke, das hilft schonmal. Aber wie haben die Menschen den Dom damals genannt? Ich meine damit: Wie würde man den Namen des Doms erwähnen, wenn man in der Zeit leben würde. Gibt es vielleicht sogar schriftliche Erwähnungen aus der Zeit? Das würde mich noch interessieren.
 
Im Kleinen Mittelhochdeutschen Wörterbuch kommen Dom und Kathedrale noch nicht vor. Kirche (mhd kirche, kilche, kireche, lat. ecclesia) schon. Das lateinische 'domus die' heißt 'Gotteshaus' (mhd gotes-hûs oder, wenn das 'e' verschluckt wird gotz-hûs), und 'ecclesia cathedralis' ist 'Bischofs-(sitz)-kirche'. Die mhd Entsprechung habe ich nicht gefunden. In lateinischen Urkunden wird von Kathedralen auch als 'ecclesia des Ortes x', z.b. ecclesia Passavis (oder Pattavis?)gesprochen, und wenn es mehrere Kirchen gibt, von der 'ecclesia maior', der 'Hauptkirche'. In Paderborn und anderen Orten hat sich das etwas anders übersetzt bis heute gehalten: der 'Hohe Dom zu Paderborn'.

Da die Mönche den Gläubigen den Gebrauch nach lateinischer Sprache beibrachten, wird dieser im Mittelhochdeutschen nicht viel anders ausgesehen haben; daher die Heranziehung lateinischer Ausdrücke.

Ohne mittelhochdeutsche Zeugnisse durchsucht zu haben, kannst Du von Bischofskirche, (hohe) Kirche von Passau, Stephanskirche schreiben. Auch, ob der Name des Heiligen damals schon allein für die Kirche genutzt wurde, muss jemand berufeneres beantworten, denn St.Stephan ist ja ursprünglich nicht der Name, sondern der Patron der Kirche.

Und: Du schreibst doch sicher keine Dokumentation des Mittelhochdeutschen und auch nicht auf Mittelhochdeutsch. Wenn es künstlerisch geboten ist, schreib St. Stephan(us).

Kirche und ecclesia hatten eine gegenüber heute erweiterte Bedeutung: Gemeinde und Gemeindeversammlung, bei der Kirche noch Altar.
 
Zuletzt bearbeitet:
In erster Linie würde ich mich an das heute übliche Verständnis halten, da Du ja das Ganze in der heutigen Sprache für heutige Menschen schreibst.(wie gerade von Riothamus ausgeführt)

Unter »Dom« verstehe ich eine sehr große Kirche mit Kuppel, eigentlich aus der Renaissance, oder dem Barock. In Deutschland steht »Dom« aber allg. für große Kirchen.
Unter »Kathedrale« sehe ich (also rein visuell) eine hohe, ausschließlich gotische Kirche.

Für die Kirche in Passau im 11. Jh. halte ich beide Begriffe für unpassend. Es handelte sich um eine frühromanische, dreischiffige Basilika mit Doppelturmfassade, eine Episkopalkirche, die offenbar in vier Jahren mehr oder weniger fertiggestellt war. Die Kirche konnte also kein riesiger Bau sein, war also eher eine bescheidene Anlage der Frühromanik.

Wie das Gebäude genannt wird, hängt natürlich auch vom Sprecher ab. Ein Bischof darf die Kirche auch auf lateinisch nennen: vielleicht »Ecclesia Cathedralis Sancti Stephani«, oder »Basilica Sancti Stephani«. Ansonsten würde ich den Bau schlicht »Stephanskirche«, oder »Basilika« nennen.

Zur Baugeschichte der Kirche:
Historisches Lexikon Bayerns - Passau, Dom
 
Und: Du schreibst doch sicher keine Dokumentation des Mittelhochdeutschen und auch nicht auf Mittelhochdeutsch. Wenn es künstlerisch geboten ist, schreib St. Stephan(us).

Im Prinzip doch. Zumindest was diese Sache betrifft. Es soll sich um eine Inschrift (z.B.) auf einem Bischofsring aus der Zeit handeln. Von daher muss das schon authentisch sein. Die Bedeutung wird dann letztendlich von den Charakteren aufgeklärt. Hätte ich vielleicht früher erwähnen sollen :grübel:
 
Im Prinzip doch. Zumindest was diese Sache betrifft. Es soll sich um eine Inschrift (z.B.) auf einem Bischofsring aus der Zeit handeln. Von daher muss das schon authentisch sein. Die Bedeutung wird dann letztendlich von den Charakteren aufgeklärt. Hätte ich vielleicht früher erwähnen sollen :grübel:

"Amtliche" Inschriften wären dann aber eher auf Latein verfasst.

Und auf einem Bischofsring würde ich eher den Namen oder die Initialen des Bischofs erwarten:
1. Prag, Domschatz, Ring mit bräunlichem Stein und der Inschrift PAX VOBIS auf dem Reifen, angeblich der Bischofsring des hl. Adalbert. 10. Jh. Nach A. Podlaha und Ed. Šittler, Der Domschatz in Prag, Prag 1903, Abb. 114. 2. Mainz, Dommus., Ring des Erzbischofs Aribo († 1031), Grabfund. Gold. Inschrift ARIBO ARCHIEPS um den Stein. Phot. Prof. Dr. E. Neeb, Mainz.
3. u. 4. Krakau, Dom, Ring aus dem Grab des Bischofs Maurus († 1118). Gold, Inschrift im Reifinnern MAVRS.EPC. Phot. Adama Engelmana, Krakau.
5. Speyer, Domschatz, Ring des Bischofs Adalbero III. von Metz († 1072), gefunden im Grab Heinrichs IV. Auf dem Reif die Inschrift ADELBERO EPS. Gold. Auf der Ringplatte in Filigraneinfassung ein Saphir und drei Perlen. Höhe 3,7 cm. Phot. Hist. Mus. d. Pfalz, Speyer.
6. Basel, Hist. Mus., Ring aus dem Grab des Bischofs Johann von Venningen († 1478) im Baseler Münster. Auf der Siegelplatte die Initialen des Bischofs i.o.v.v. Vergoldete Bronze. Höhe 3,5 cm. Nach R. F. Burckhardt, Der Basler Münsterschatz, Basel 1933, Abb. 222.
Bischofsring ? RDK Labor


Zum weiteren Recherchieren könnte möglicherweise hilfreich sein:

Die deutschen Inschriften (hrsg. von den Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Leipzig, Mainz, München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien), Band 67:
Die Inschriften der Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662, redigiert von Christine Steininger. Wiesbaden 2006
 
Es soll sich um eine Inschrift (z.B.) auf einem Bischofsring aus der Zeit handeln. Von daher muss das schon authentisch sein. Die Bedeutung wird dann letztendlich von den Charakteren aufgeklärt. Hätte ich vielleicht früher erwähnen sollen :grübel:
Ja, hättest Du können. Sepiola hat da absolut recht: warum sollte der Name einer Kirche in einen Rind eingraviert sein? Da müsste also entweder der Name eines Bischofs, bzw. die Initialen stehen, oder dann halt der Name des Bistums, aber auf jeden Fall auf lateinisch (Dioecesis Passaviensis). Das Gebäude selbst wird aber kaum der Besitzer des Ringes sein…

Falls aber etwas »aufgeklärt« werden soll, würden sich da eher Abkürzungen eignen, oder ein spezieller Leitspruch. Vielleicht ein Ring als Pilgrimsche Fälschung? :p
 
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