Meinst Du das wirklich so, wie das formuliert ist?
Gleich nach dem Posting wollte ich es in »treiben lassen« ändern, um Redundanzen mit dem ›Steuerpaddel‹ aus dem Weg zu gehen, dachte aber, das dies bei einer ungenauen Karikatur kleinlich sei. Warum genau sollten die Weltlichen denn sonst das Segel halten?
Inwiefern hat Grünpeck das Bild "missdeutet"?
Eben, insofern. Ich konnte in Grünpecks Text zur Abbildung keine Schuldzuweisung an die Weltlichen ausmachen. Hab ich’s übersehen?
Sind eigentlich weitere Arbeiten von diesem Künstler überliefert, aus denen sich Schlüsse ziehen lassen, wie gut er sein Handwerk verstanden hat?
Ist das Original von diesem Bild auch erhalten oder nur der Abdruck bei Grünpeck?
Es ist selten, dass die Originalzeichnung erhalten ist.
Hans Süss von Kulmbach (1480–1522) gehört zu den Malern der Nordischen Renaissance. Die Motive für Holzstiche wurden gerne von anderen Künstlern kopiert, insbesondere Dürers Werke, weshalb es immer sinnvol ist, auch bei ihm, bei Cranach und bei anderen nachzuschauen.
Von Kulmbachs Kunst folgt typischerweise dem recht derben nordischen Stil der Ära; er geht aber, wie seine Kollegen, oft ins Detail. Das Streben nach räumlicher Trennung in seinen Bildern ist klar erkennbar, die Mittel sind aber noch bescheiden; es handelt sich meist um Einpunktperspektiven, insbesondere bei Darstellungen mit Architektur, während in Landschaften meist keine klar definierten Fluchtpunkte vorhanden sind.
Bemerkenswert in Zusammenhang mit dem hier diskutierten Bild ist von Kulmbachs
Marter der hl. Ursula, wo er einen Holk mit großer Detailliebe darstellt, was die angebl. Unzulänglichkeiten in unserem Bild eigentlich in Frage stellt.
Fairerweise muss aber hinzugefügt werden, dass die Stiche in Grünpecks Buch nicht eindeutig von Kulmbach zugewiesen sind. Während die
NDB den Autor der Stiche klar mit Hans von Kulmbach benennt, schreibt
Christie’s z.B. von einer Zuweisung an den ebenfalls Nürnberger der selben Ära, Wolf Traut. Ändert aber nichts am Stil; Traut malte genauso detailliert, wie von Kulmbach.