Größe der Sonne

Nergal

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Seit wann ist dem Menschen eigentlich die Größe der Sonne bekannt?

Ich nehme mal an dass dies zur Zeit des Geozentrischen Weltbilds noch nicht der Fall war, oder?
 
Wenn ich mich nicht irre muß man erst mal die Entfernung zur Sonne kennen um über trigonometrische Funktionen die Größe der Sonne zu errechnen, und die Entfernung bekommt man ja auch nur über die Kenntnis der Erdbahn. Wenn man also annimmt die Erde Stehe still muß das doch schiefgehen, oder?
 
Seit wann ist dem Menschen eigentlich die Größe der Sonne bekannt?

Ich nehme mal an dass dies zur Zeit des Geozentrischen Weltbilds noch nicht der Fall war, oder?
Meinst Du die richtige Größe oder überhaupt eine Angabe zur Größe der Sonne?

Aristarch von Samos hat die Größe der Sonne als etwa 19mal so groß wie den Mond bestimmt. Mit einigen weiteren Beobachtungen und Berechnungen erhielt er für den Durchmesser der Sonne das 6,7-fache des Durchmessers der Erde.

Kepler erkannte dann, dass die Annahmen zu verschiedenen Winkeln im Sonnensystem nicht stimmten, so auch die Parallaxe der Marsbahn. Damit wurde der Sonnendurchmesser erstmals in der richtigen Größenordnung bestimmt. Seitdem gab es nur noch Fortschritte in der Genauigkeit.
 
6,7 x den Erddurchmesser, das wären knapp 89000km, ganz schön wenig.

Also hat Keppler die Größe der Sonne als erster berechnen könnnen?
Gab es denn damals irgendwelche akzeptanzprobleme dadurch, oder sgaen wir mal, "narzistische Kränkungen" dass die Sonne nun derart viel größer war als die Erde auf welche Gott den Menschen gesetzt hatte?
 
Wenn ich mich nicht irre muß man erst mal die Entfernung zur Sonne kennen um über trigonometrische Funktionen die Größe der Sonne zu errechnen, und die Entfernung bekommt man ja auch nur über die Kenntnis der Erdbahn. Wenn man also annimmt die Erde Stehe still muß das doch schiefgehen, oder?

Richtig ist, dass man den Sonnendurchmesser weiß wenn man den Abstand zu Sonne kennt. Als Himmelserscheinung nimmt der Duchmesser einen messbaren Winkel ein. Mit steigender Entfernung steigt ebenso linear der reale Durchmesser. (bei geringer Entfernung kann ja ein Apfel am Strauch die gleiche scheinbare Größe haben)

Es ist nicht notwendig von einer um die Sonne bewegten Erde auszugehen, um aus den vorhandenen Erscheinungen die Entfernung zu bestimmen.
Aristarch (gestorben 230 B.C.) macht eine Berechnung die den Mondabstand zum Sonnenabstand ins Verhältnis setzt. Er kommt zu dem Schluss, dass die Sonne sehr viel weiter von der Erde entfernt sein müsse als der Mond.
Er schaut sich den Halbmond an und geht davon aus, dass die erhellte Fläche der Sonne senkrecht zugewandt ist. Also die Sonne selbst sich in der lotrechten Linie auf der Geraden der Schattengrenze finden müsste.
Sehr schön dargestellt ist das hier.
(Es ist hier übrigens der Winkel zwischen Erde, Sonne, Mond übertrieben groß dargestellt, weil das Bild sonst nicht auf das Blatt passt.)

Was mir besonders daran gefällt?
Wenn Du wieder mal einen Halbmond siehst, vielleicht bei Sonnenuntergang, dann kannst du es sinnlich nachvollziehen.
Steht der Halbmond über Dir, dann befindet sich die Sonne am Horizont.
Die Sonne muss also sehr viel weiter weg sein als der Mond, ob die Erde nun stillsteht oder nicht.

.. jetzt müsste man noch wissen wie weit der Mond weg ist.

Grüße hatl
 
Zuletzt bearbeitet:
.. jetzt müsste man noch wissen wie weit der Mond weg ist.

Aristarch stellt fest, dass die Sonne sehr viel weiter weg ist von der Erde als der Mond (deren Kugelgestalt bereits seit geraumer Zeit (spätestens Aristoteles 4. Jhd. BC) bekannt war)
Dass der Mond weit weg sein muss, gemessen an irdischen Maßstäben, sollte auch bekannt gewesen sein. Wenn nun die Sonne sehr weit weg ist, sollte deren Licht an verschiedenen Orten der Erdkugel nahezu parallel einfallen.
Daraus, und aufgrund eines glücklichen Zufalls, bestimmt Eratosthenes (ungefähr geboren als Aristarch 230 BC verstarb) ziemlich korrekt den Durchmesser der Erde.
Kennt man diesen Durchmesser hat man auch eine Vorstellung wie groß der Schatten sein muss den die Erde im Licht der sehr weit enfernten Sonne wirft.
Hipparch, geboren ungefähr als Eratosthenes stirbt (ca. 190 BC), geht ebenso wie letzterer von einem annähernd parallelen Sonnenlicht aus. Aus der Tatsache, dass der Mond ca. 2,5 mal in den Erdschatten passt, beobachtbar bei einer totalen Mondfinsternis, schließt er ca. 150 BC in Kenntnis des Erddurchmessers, auf die reale Größe des Mondes. Ein Vergleich mit dem scheinbaren Durchmesser am Himmel ergibt dann die Entfernung.
Das alles stimmt nun schon vor mehr als 2000 Jahren ziemlich genau: Erdurchmesser, Monddurchmesser und Mondentfernung.
Diese Leistung ist erstaunlich, und auch der Antrieb eine solche zu vollbringen erstaunt nicht weniger.

Mit der Mondentfernung sollte gem. Aristarch auch die Sonnenentfernung bekannt sein.
Blöderweise kommt da nicht viel mehr heraus als 'sehr viel weiter weg' als der Mond.
Dazu nochmal dieses Bild.
Wenn nämlich der Winkel Beta gegen 90° geht, wächst die Sonnenentfernung, und damit auch die Größe der Sonne, rasend schnell. D.h. dass kleine Messfehler sehr große Auswirkungen haben.

Wenn ich was falsch verstanden oder dargestellt habe, bitte um Korrektur.
Es ist ein Versuch etwas über die interessante Eingangsfrage herauszufinden,
und Spass daran zu haben.
 
6,7 x den Erddurchmesser, das wären knapp 89000km, ganz schön wenig.

Also hat Keppler die Größe der Sonne als erster berechnen könnnen?
Gab es denn damals irgendwelche akzeptanzprobleme dadurch, oder sgaen wir mal, "narzistische Kränkungen" dass die Sonne nun derart viel größer war als die Erde auf welche Gott den Menschen gesetzt hatte?

Keppler wurde wegen seiner gesamten Theorie stark angefeindet. Da war der Teil mit der Größe der Sonne eigentlich das kleinste Problem für seine Kritiker
 
Größe der Sonne?

2007 erschien dazu in „Welt der Physik“ folgender Beitrag:

Sonne ist etwas kleiner als gedacht“.
Dies ist zwar für Physiker von Bedeutung, für die Wissenschaftsgeschichte aber wohl kaum.
Denn hier geht es um eine Definition des Sonnenradius, die vor einigen Jahrzehnten noch als Haarspalterei gegolten hätte.

Eigentlich kann für die allermeiste Zeit nur die sichtbare Größe der Sonne interessant sein. ;)
 
Zur Geschichte der altgriechischen Astronomie las ich gerade in einer Erläuterung zu Pythagoras: Der ionische Naturphilosoph Anaximander, der nach Vorländer (Gesch. d. Phil. I) "auch den Gebrauch der Sonnenuhr in Griechenland eingeführt haben [soll]" (Kap. I, § 2.2), hätte eine Berechnung durchgeführt, der "zufolge [...] die Sonne 27 mal größer als die Erde [war]" (Paul Strathern, Pythagoras und sein Satz. Ffm: Fischer tb, 1997, S.19). Als die Quelle dafür finde ich bei Zeidler: Hipolytus in "Widerlegung der Häresien" (https://homepage.univie.ac.at/kurt.walter.zeidler/VO-L Antike.pdf zit. auf Folie 15)
 
Nachtrag: Entschuldigung!

Es heißt in dem kurzen Buch, das ich Erläuterung genannt habe, nur wenige Zeilen zuvor: "Seiner [Anaximanders] Meinung nach mußte die Welt eine gekrümmte Oberfläche haben, er kam aber nicht zu dem Ergebnis, daß sie in jeder Ebene gekrümmt war. Er dachte, die Erde habe die Gestalt eines Zylinders, sehe also aus wie ein Säulenstumpf, und die Menschen bewohnten eine der beiden Grundflächen." (Strathern, a. a. O. S.19)
@hatl: Danke für den Vortragstipp zum Thema der Entdeckung der Kugelgestalt der Erde. Den "Kreis des Mondes" berechnete Anaximander auch als größer: 19 Mal größer als den der Erde (K. W. Zeidler, Antike I. Folio 15, a. a. O.)
 
Folgt man Hawking, so machte sich bereits Aristoteles daran den Umfang der Erdkugel, und damit natürlich auch den Radius zu bestimmen.
Das ist ja naheliegend. Denn wenn die Gestalt selbst erkannt ist, dann besteht der nächste Schritt in der Abschätzung der Größe derselben.
Wir können wohl heute die Größe antiker Maßeinheiten nicht einfach nachvollziehen.
Daher ist es auch hier notwendig zu schätzen.
Es spricht, nach Hawking, einiges dafür, dass Aristoteles nur ca. Faktor Zwei daneben lag.
Damit wäre die Größenordnung in guter Weise erkannt!
"Aus der unterschiedlichen Position des Polarsterns für Beobachter in Ägypten und Griechenland glaubte Aristoteles sogar den Erdumfang errechnen zu können. Er kam auf 400 000 Stadien. Die exakte Länge eines Stadions ist nicht bekannt, sie dürfte aber über 180 Meter betragen haben, wonach Aristoteles’ Schätzung doppelt so hoch läge wie der heute angenommene Wert."
https://www.vlbtix.de/MediaFiles/cover/978364/400/9783644008618_leseprobe_01.pdf
 
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