Erinnerungskultur - Was ist wichtig für die Deutschen?

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GruppeausPolen

Gast
Ich studiere Germanistik in Polen und jetzt mache ich mit meiner Gruppe ein Projekt, das mit sog. Erinnerungsorten verbunden ist.
Aus diesem Grund wollten wir die Deutschen um etwas für uns wichtiges fragen :)
Woran denken Sie, wenn Sie sich in der ersten Moment an der Geschichte ihres Landes erinnern?
Es können verschiedene Ereignisse, Personen (z.B. Nationalhelden), Orte, Gebäude, aber auch verschiedene Gegenstände, Märchen oder Legende sein, die nach ihrer Meinung wichtig für deutsche Geschichte sind. Es können positive, negative oder neutrale Assoziationen sein.
Wir werden Ihnen für jede Antwort sehr dankbar :)
 
Möglicherweise ist dieses Forum hier und dessen Nutzer nicht gerade repräsentativ, wenn es um die Beantwortung einer solche Frage geht. Umso mehr würde mich selber interessieren, wie die hiesigen Forumsnutzer antworten würden. Warum? Nun, ich selber zum Beispiel müßte gedanklich erstmal völlig um-fokussieren, weil die ersten geschichtlichen Ereignisse, die mir spontan in den Sinn kommen, unmittelbar gar nichts mit diesem Land zu tun haben. Das hat dann auch nichts mit klassischem "Erinnern" zu tun, welches nach meiner Auffassung persönliches Erleben voraussetzen würde und ausreichend stark gefühlsbeladen wäre, um ein vergangenes Ereignis spontan in den Vordergrund zu holen, sondern wäre ein gänzlich von Emotionen befreites Abrufen von Wissen. Aber vielleicht bin ich auch gar nicht repräsentativ für die Nutzer hier, wenn mich Geschichte nur rein rational beschäftigt und ansonsten völlig kalt läßt :abtauch:
 
Es geht mir vor allem um die Assoziationen, die jede Person mit eigenem Land hat, wenn sie über etwas aus der Geschichte gefragt würde. Es sind die wichtigsten und vielleicht die beruhmtesten Fakten, Personen, Orte usw. Für Polen können es z.B Piasten, die Christianisierung Polens, Mazurek Dąbrowskiego oder sogar die Legende über Lech, Cech und Rus sein. Wir brauchen ähnliche Antworten, aber über deutsche Geschichte und Kultur :)
Wir mussen ein Paar wählen und dann im Seminar besprechen. Jeder kann natürlich mehr als eine Assoziation geben, es wird uns sehr helfen :)
 
Drei Ereignisse aus der Geschichte finde ich prägend:

Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688 - 1697) mit seinen Auswirkungen auf die Bevölkerung am Oberrhein. Für viele Jahre konnte der starke französischen Nationalstaat das zersplitterte Deutschland nach Belieben drangsalieren. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg verfolgten die Franzosen das Ziel der "Verbrannten Erde". Viele Städte in der Gegend wurden komplett zerstört und der Bevölkerung ihre Lebensgrundlagen entzogen. Wenn man in der Gegend alte Gebäude sieht, dann stammen diese meistens aus der Zeit nach 1697 bzw. sind Ruinen aus dem Pfälzischen Erbfolgekrieg.

Ein "berühmtes" Beispiel ist das Heidelberger Schloss.
https://de.wikipedia.org/wiki/Heidelberger_Schloss

Der Zweite Weltkrieg
Deutschlands Traum von der Weltherrschaft fiel am Ende auf die Deutschen selbst zurück. Ihre Städte wurden durch Luftangriffe ausradiert. Wenn man heute durch die meisten deutsche Städte geht, erkennt man diese tiefe Narben des von Deutschland gewollten Krieges.

Die Wiedervereinigung 1989/1990
Viele Jahre versuchten uns eine Mehrzahl der deutschen Intellektuellen zu erklären, dass diese Teilung die gerechte Strafe für die deutschen Verbrechen unter Hitler sei. Eine Wiedervereinigung sei revisionistisches Teufelswerk und habe zu unterbleiben. Problematisch nur, dass man solche Reden gerne in der Toskana schrieb und dabei sich an dem selbstgezogenen Bio-Wein labte - während die so Verspotteten in Bitterfeld oder Espenhain höchstens von Ungarischer Mädchentraube träumen konnten. Dann macht sich plötzlich eine Bevölkerung auf und stimmt mit den Füßen über den Sozialismus ab und innerhalb weniger Wochen implodierte eine Ideologie. Die westdeutschen intellektuellen Eliten waren ausnahmsweise mal sprachlos. Und ein Großteil der Welt applaudierte zum Fall der Mauer. Das ist sicherlich für mich das bedeutendeste geschichtliche Ereignis, welches ich erlebt habe.
 
Es geht mir vor allem um die Assoziationen, die jede Person mit eigenem Land hat, wenn sie über etwas aus der Geschichte gefragt würde.
Kurzum, dir geht es um die statistische Grundgesamtheit "der Deutschen". Wir hier sind allerdings kein repräsentativer Querschnitt der Grundgesamtheit, so dass sich bei uns das Ergebnis der "Befragung" schon alleine deshalb verfälscht. Mit einer schnellen Frage in einem Onlineforum werdet ihr - ganz egal wo ihr fragt - nie zu einem repräsentativen Ergebnis kommen, weil ihr so eure Grundgesamtheit, die ihr zudem noch sauber definieren müsstet, nicht adäquat kontrollieren könnt, um ein qualitatives Ergebnis zu erhalten. Eine solche Meinungsbefragung - so dass sie wissenschaftlich sauber ist - dauert mit den entsprechenden Prä- und Posttests und einer passenden Befragungsevaluation in etwa 6 Monate, sofern ihr bereits über das wissenschaftliche Know-how verfügt. Habt ihr dieses Know-how nicht, müsstet ihr euch das vorher auch noch aneignen, wofür der Durchschnittsstudent etwa 2 bis 3 Semester braucht, so ist es zumindest an den meisten Universitäten in D in den empirischen Sozialwissenschaften angelegt. Kurzum: das was ihr wollt, bekommt ihr in der Kürze der Zeit nicht. Aber: und das ist für euer Anliegen durchaus angemessen: der Rückgriff auf bestehende Befragungen und die gibt es zu eurem Thema nun wirklich reichlich. Also einfach mal google anschmeißen. ;)
 
Die Paulskirche in Frankfurt ist wichtig (Revolution 1848, Paulskirchenparlament). Der Zweite Weltkrieg überdeckt im Geschichtsbewusstsein eigentlich alle vorherige Geschichte. Flavius Sterius sagte es schon, er hat das Bild der deutschen Städte nachhaltig verändert. Wobei ich weniger an die deutschen Städte gedacht habe sondern eher an Buchenwald, Dachau, Auschwitz...
Dann natürlich die Teilung nach dem Weltkrieg: Innerdeutsche Grenze, Berliner Mauer.

Die Einigungskriege, die 1871 zur Gründung des Deutschen Reiches führten, sind im Geschichtsbewusstsein kaum da, der Erste Weltkrieg ist besonders 2014 noch mal ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt worden, wegen seines hundertjährigen "Jubiläums". Und da der Zweite Weltkrieg einen Ersten Weltkrieg benötigt, ist er natürlich immer irgendwie da im Bewusstsein.
 
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In meiner Schulzeit in den 50er Jahren wurde uns nichts mitgeteilt, was einen besonderen Stolz auf Deutschland hätte auslösen sollen. Über die Nazizeit, den 2. Weltkrieg, die Konzentrationslager wurde geschwiegen. Das trat erst später voll ins Bewusstsein und löste eine starke Abneigung gegen alles "Nationale" aus. Das Bild von Europa und ein Aufgehen von Deutschland darin war für mich ein guter Gedanke. Mitterand und Kohl, Hand in Hand an Kriegsgräbern, Willy Brandt und sein Kniefall in Polen haben mich stark beeindruckt. Die deutsche Fahne war für mich nie ein besonderes Symbol und ich hätte es immer richtig empfunden sie nicht demonstrativ zu zeigen.

So war es für mich ein ganz besonderes Erleben 2006 und auch 2014, als überall, ich nehme doch an meistens von jungen Menschen, die deutsche Fahne stolz gezeigt wurde. Man denke an all die kleinen Fähnchen, angeklemmt an die Autos. Da hat sich etwas verändert im Bewusstsein.
 
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Die aus meiner Sicht wichtigsten Ereignisse/ Personen in der Geschichte dieses Landes? In chronologischer Reihenfolge:
- Die "Reichsgründungsepoche" zwischen 1848 und 1871. Allein deshalb schon, weil wir erst ab diesem Zeitpunkt eigentlich von "diesem Land" sprechen können meines Erachtens.
- Scheidemanns Ausrufung der Republik am 9.11.1918.
- Der Gesamtkomplex "Drittes Reich/Weltkrieg" von 1933 bis zur Gründung der Bundesrepublik 1949.

Geschichtliche Personen und Ereignisse vor meiner Lebenszeit berühren mich allerdings nicht, wie gesagt. Was tatsächlich etwas in mir selber anrührte damals, bis zu einem gewissen Grad immer noch anrührt, liegt zwangsläufig noch nicht so lange zurück:
- Außer Konkurrenz, weil nicht spezifisch auf dieses Land bezogen: Die Mondlandung 1969. Die TV-Übertragung guckte ich in stockfinsterer Nacht auf einem tragbaren Empfänger mit handtellergroßem Schwarzweiß-Bildschirmchen.
- Willy Brandts Kniefall in Warschau 1970. Eine so einfache, so schlichte und gleichzeitig so große, so vielsagende Geste.
- Der Tod von Franz-Josef Strauß 1988. Damals habe ich mich gefreut, ja gejubelt - endlich weg, der Kerl! Heute schäme ich mich dafür, beim Tod eines Menschen Freude empfunden zu haben.
- Ade D-Mark, Willkommen Euro am 1.1.2002. Damals dachte ich voller Hoffnung, das Ende der Nationalstaaten in Europa sei endlich gekommen.
 
Danke für eure bischerigen Antworte!

Ihr schreibt sehr viel über die representativen Ergebnisse. Ich sehe jetzt, dass ich meine Frage nicht so gut erklärte. Wir wissen natürlich, dass an Foren nicht immer objektive Antworten sind. Und das ist eigentlich unser Ziel ;)
Es geht um keinen Objektivismus, sondern um Subjektivismus. Wir wollen auch ähnliche Frage an anderen Foren stellen, nicht nur an historischen. Und wir werden es auch ein bisschen beschreiben.

Wie ich früher schrieb, sagen wir in unserem Projekt über Erinnerungsorte. Es sind die Orte, in denen etwas wichtiges für jede Nation geschah. Sie können aber nicht nur materiell, sondern auch immateriell gebunden mit der Staatsbürger sein. Es sind Phänomene, die sich an das Gedächtnis der Nation beziehen und schaffen die nationale Identität. Erinnerungsorte erlauben also die Nation mehr zu verstehen.
Mehr über diese Erinnerungsorte spricht der französische Historiker Pierre Nora in seinem Buch "Das Abenteuer der Lieux de memoire", wo schreibt er, dass jede Nation (im diesem Fall Frankreich) hat verschiedene Phänomene in der Kultur, die eine symbolische Bedeutung für jede Nation haben. Nora wollte solche Phänomene sammeln und ordnen also untersuchen und beschreiben. Wir wollen etwas ähnliches machen. Es gibt viele Bücher über die deutschen Erinnerungsorte, wo sie präsentiert werden, aber wir wollen etwas besonders wichtiges und interesantes wählen :)

Ich hoffe, dass es einigermaßen sinvoll klingt ;)
 
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Der Zweite Weltkrieg überdeckt im Geschichtsbewusstsein eigentlich alle vorherige Geschichte. Flavius Sterius sagte es schon, er hat das Bild der deutschen Städte nachhaltig verändert. Wobei ich weniger an die deutschen Städte gedacht habe sondern eher an Buchenwald, Dachau, Auschwitz...
Dann natürlich die Teilung nach dem Weltkrieg: Innerdeutsche Grenze, Berliner Mauer.
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der Erste Weltkrieg ist besonders 2014 noch mal ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt worden, wegen seines hundertjährigen "Jubiläums". Und da der Zweite Weltkrieg einen Ersten Weltkrieg benötigt, ist er natürlich immer irgendwie da im Bewusstsein.

Dem schließe ich mich an. Da ich über mehrere Jahre hinweg im vom 2. Weltkrieg durch Kriegsereignisse nicht berührten europäischen Ausland aufgewachsen bin, war und ist meine Wahrnehmung des deutschen Städtebilds immer wieder ein mich an den 2. Weltkrieg erinnernder Aspekt. Auch die medial sehr große Präsenz von Bildern zu den Kapiteln WK I, WK II, Zweistaatlichkeit und Wiedervereinigung trägt in der Wirkung nachhaltig zu meiner primären Wahrnehmung der deutschen Geschichte bei.

Wenn ich diese Kapitel der deutschen Geschichte mal überblende, tritt im zweiten Gedankengang ein mit lokalhistorischem Kolorit angehauchter Aspekt hervor. Bei mir hat sich in Kindheitstagen, ausgelöst durch die Begegnung mit Märchen und Sagen sowie eines an der mittelalterlichen Geschichte des deutschen Südwestens sehr interessierten und wanderfreudigen Großvaters eine Welt von Burgen, Rittern, Köhlermeilern, Flößern, Glashütten, Mühlenwesen, Klöstern usw. recht tief in meinem historischen Bewusstsein zur Geschichte Deutschlands verankert - sicher auch weil es meine erste Begegnung mit der Geschichte war.

Besten Gruß ins Nachbarland!
 
Hiermit klammerst du natürlich die Ostdeutschen aus und bezeichnenderweise kommt die Teilung auch nicht vor. :winke:
Nein, so wenig wie die Annexion Elsass-Lothringens 1871 oder dessen Wiederangliederung an Frankreich 1919, so wenig wie Schleswig, Schlesien, Posen, Ost- und Westpreußen, Eupen-Malmedy... Nationalstaaten und ihre Grenzen sind wandelbar.

Ich behaupte ja nicht, meine Liste hätte allgemeinverbindliche Gültigkeit. Meine Liste ist höchst persönlich. Und mir persönlich geben Nationalstaaten halt nichts, entsprechend auch keine Wiedervereinigung zweier jahrzehntelang getrennter Nationalstaaten. Die Reichsgründung 1871 hätte mich wahrscheinlich positiv berührt, hätte ich damals gelebt (und genauso gedacht wie heute), weil ich sie als einen ersten Schritt gesehen hätte hin zum großen Ziel, nämlich der Auflösung der Nationalstaaten (so schizophren das klingt, da 1871 ja das Ergebnis eines erwachten/wachsenden Nationalismus war). Unter genau dem selben Aspekt hat mich 2002 der Euro berührt, weil ich ihn als Schritt in eben diese Richtung betrachtet habe.

Aber ganz ehrlich: Ich diskutier' neuere Geschichte nicht gern. Zeitzeugen sind tendenziell emotionaler als Mauerreste, Scherben, Knochen oder Dokumente.
 
Der größte Feind des Zeitzeugen ist der Historiker.
Der größte Feind des Historikers ist der Zeitzeuge.
 
Wichtig für Dtl.? Wichtig für die Deutschen aus ihrer eigenen Perspektive?

Ich habe oftmals den Eindruck, dass für viele die deutsche Geschichte primär aus Mittelalter und WK2 bzw.3. Reich besteht. Die Buchhandlungen sind doch oftmals ein Spiegel dessen. Man macht keine Bücher, bzw. sie finden keine Verleger, wenn sie nicht abgenommen werden.
Meine Erfahrungen auch in großen Ausstellungen war, dass Staufer z.B. noch ganz gut gehen. In Ausstellungen mit Schwerpunkt FNZ geht es schon deutlich "ruhiger" zu - war z.B. mein Eindruck in der Gr. Landesausstellung dieses Jahr in Karlsruhe.

Was wichtig für die wäre, ist gefühlt für mich zuviel. Hängt aber auch mit der "Kleinstaaterei" und den vielen unterschiedlichen Staaten zusammen. Das ist immer ne Gradwanderung. Muss jeder Deutsche wissen, was Friedrich II. in Preußen für Reformen und Projekte unternommen hat? Ist das wichtiger als die eigene Landesgeschichte, wenn man z.B. aus der Pfalz, Bayern oder dem Münsterland stammt bzw. dort wohnt?
 
Besten Gruß ins Nachbarland!
Aus der Schweiz, wenn ich die Hinweise im Beitrag richtig deute?

Ich bin ja schon froh, daß hier bisher niemand* das "Wunder von Bern" in die Liste der prägendsten historischen Ereignisse eingereiht hat. Wobei ich wetten würde, in anderen deutschen Foren mit eher die Allgemeinheit repräsentierender Nutzergemeinde kommt das ganz sicher und sehr prominent, dicht gefolgt vom Wembley-Tor und München 1974...

* Was ich hiermit "fahrlässig" nachgeholt habe :scheinheilig::devil:
 
Erinnerungskultur...
Für mich, alles was mit deutschen Humanismus zu tun hat.
Da verstehe ich, Denken und Handeln im Bewusstsein der Würde des Menschen; streben nach Menschlichkeit.

Und da hat Deutschland, die Deutsche Geschichte und auch die Gegenwart viel, sehr viel zu bieten.
Genau wie Polen, die polnische Geschichte und Gegenwart da auch vieles zu bieten hat. Und die anderen Länder ebenfalls.

Persönliche Favoriten gibt es da bei mir nicht, höchstens Beispiele.

Wenn ich dies nach Jahrhunderten gliedere und mal nur das 20. Jahrhundert herausgreife, wäre dies für mich z.B. die Entstehung der Weimarer Republik, die Entstehung der Bundesrepublik und das es uns Deutschen gelungen ist, wenn auch sehr spät, die Teilung Deutschlands, als Folge des II. Weltkrieges so zu überwinden, dass uns der freiheitlich - demokratische und soziale Rechtsstaat Bundesrepublik erhalten geblieben ist. Hätte ja anders kommen können, ist aber so gekommen und das war und ist gut so.

Dann gibt es viele, viele kleinere Ereignisse die da bei mir in Erinnerung sind, und sich hier einordnen.

Alles andere und da gibt es wohl einiges, ist nun mal dagewesen, kann man nicht wegdiskutieren, aber hat wenig bis gar nichts mit den deutschen Humanismus zu tun.

Und dann gibt es auch Grenzfälle, die man im Einzelfall einordnen und bewerten sollte.

Aus der Vielzahl ein Beispiel:
Als Ålesund 1904 fast vollständig abbrannte, gab der deutsche Kaiser Wilhelm der II. aus seinem privaten Vermögen einen sehr hohen Geldbetrag für den Wiederaufbau dieser Stadt. Was uns Deutsche auch noch später zugute kommt.
Die Norweger erinnerten sich z.B. zum Zeitpunkt des Überfalls und Besetzung daran, es gab/gibt auch andere Deutsche.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine Frage, die sich im historischen Kontext einer differenzierten Erweiterung stellen muss, um einer objektiven Antwort gerecht zu werden. Wobei sich dies nicht nur auf eine Nation bezieht, sondern sich gesellschaftspolitisch mit historischen Hintergrund auf viele Nationen beziehen kann.

Dazu werden regionale Wertungen sicherlich eine hohen Stellenwert spielen, wie auch überregionale Ereignisse in der deutschen Geschichte einfließen müssen.

Genauso wird sich der Grund einer Erinnerungskultur erklären müssen, da Deutsch sein bis heute viele Facetten in sich trägt und nicht immer von der Herkunft auf einen Anspruch auf eine deutsche Erinnerungskultur schließen lässt.

Somit lässt sich eine Frage, über die Wichtigkeit der Erklärung der Historischen Ereignisse einer Nation oder hier im speziellen der Deutschen Nation nicht über eine so allumfassende Frage beantworten.

Grundsätzlich, können alle Ereignisse in der deutschen Geschichte, ob positiv oder negativ, entscheiden in der Erinnerungskultur aufgefasst und verwertet werden.

Entscheidens ist wohl hier, wie allgemein die Frage verstanden wird und was mit ihr beantwortet werden soll oder beantwortet werden möchte.

Gruß
Historiker Neu
 
In meiner Schulzeit in den 50er Jahren wurde uns nichts mitgeteilt, was einen besonderen Stolz auf Deutschland hätte auslösen sollen. Über die Nazizeit, den 2. Weltkrieg, die Konzentrationslager wurde geschwiegen. Das trat erst später voll ins Bewusstsein und löste eine starke Abneigung gegen alles "Nationale" aus. Das Bild von Europa und ein Aufgehen von Deutschland darin war für mich ein guter Gedanke. Mitterand und Kohl, Hand in Hand an Kriegsgräbern, Willy Brandt und sein Kniefall in Polen haben mich stark beeindruckt. Die deutsche Fahne war für mich nie ein besonderes Symbol und ich hätte es immer richtig empfunden sie nicht demonstrativ zu zeigen.

So war es für mich ein ganz besonderes Erleben 2006 und auch 2014, als überall, ich nehme doch an meistens von jungen Menschen, die deutsche Fahne stolz gezeigt wurde. Man denke an all die kleinen Fähnchen, angeklemmt an die Autos. Da hat sich etwas verändert im Bewusstsein.

....und nicht unbedingt zum Besseren. Den Stolz drauf, Deutscher zu sein, überlasse ich gern anderen. Das Lied der Deutschen weckt in mir keine Ergriffenheit, warum es am Rhein so schön ist, müsste ich japanische und amerikanische Touristen fragen. Beim Gedanken/Gedenken an Demokratie und Rechtsstaat stellen sich bei mir nur Verbitterung und Verachtung ein. Wenn die "echten Deutschen" aussterben, so werde ich sie weniger vermissen, als Wisente, Auerochsen, Maikäfer und Feldlerchen. Bei Alaaf und Helau möchte ich die Flucht ergreifen, und am Ballermann vor Fremdscham im Boden versinken. Wer Millionär, Superstar und Germanys next Flopmodel wird, geht mir am Gesäß vorbei. Wird die Bundesrepublik zu Grabe getragen, hoffe ich nur, dass ich weiter unten auf der schwarzen Liste des 4. Reichs stehe, und die Willkommenskultur im Exil nicht so warm ist wie in Hoyerswerda, Mölln, Rostock-Lichtenhagen oder der heruntergekommenen Baracke von nebenan, die kürzlich illuminiert wurde von großdeutschem Mob. Meine Heimat, das ist nicht Hessen oder die BRD, sondern meine Muttersprache, die so widersprüchlich ist wie das Land der Dichter und Denker/ der Richter und Henker. So hölzern pedantisch bürokratisch wie ein Anklageschrift, so klassisch erhaben wie Goethes Faust, so derb wie Luther, der dem Volk auf Maul schaute und so voller Wortwitz und Kreativität wie Heine, Tucholsky und Ringelnatz, die dem Untertanenvolk literarisch aufs Maul hauten. Germanisten wie die Brüder Grimm, Zertrümmerer aller Werte wie Nietzsche und Marx, und viele andere. Deutsche Literatur, die könnte ich nicht entbehren, und die besten ihrer Vertreter sind meistens auch an Deutschland verzweifelt, haben es scharfzüngig seziert und geliebt bis zum Hass.
 
Aus der Schweiz, wenn ich die Hinweise im Beitrag richtig deute?

Das "Wunder von Bern" hat nun aufgrund (d)einer falschen Deutung hier Eingang gefunden, denn nö, Alfirin, ganz und gar nix von wegen Schweiz!
Oder etwas bolzender ausgedrückt: "Rahn schießt... VOOOOOORBEI!" ;)

Meinen "Besten Gruß ins Nachbarland" hatte ich dorthin gerichtet von wo her dieser Thread ANgeSTOSSen wurde, nach Polen.
Apropos Anstoss, Alfirin, du dürftest auch gerne noch mal deuten - das wäre dann allerdings klar zu viel des OT.
Deshalb nun auch noch mein "Sorry" nach Polen! ;)
 
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