Hygiene im Römischen Reich

Aurelia

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Ich lese z.Zt. ein Buch, das im Prostituiertenmilieu von Ephesos spielt. Ausführlich werden die Vorgänge in einem Lupanar beschrieben. In diesem Zusammenhang interessiert mich, ob es zu dieser Zeit bereits Geschlechtskrankheiten gab (die Syphilis ist m.E. erst viel später nach Europa gekommen) und welche andere sexuell übertragbare Krankheiten existierten. Ich habe nirgendwo Zufriedenstellendes zu diesem Thema lesen können; vielleicht kennt sich ja hier jemand damit aus.

Schon mal vielen Dank.
 
Aurelia schrieb:
Ich lese z.Zt. ein Buch, das im Prostituiertenmilieu von Ephesos spielt. Ausführlich werden die Vorgänge in einem Lupanar beschrieben. In diesem Zusammenhang interessiert mich, ob es zu dieser Zeit bereits Geschlechtskrankheiten gab (die Syphilis ist m.E. erst viel später nach Europa gekommen) und welche andere sexuell übertragbare Krankheiten existierten. Ich habe nirgendwo Zufriedenstellendes zu diesem Thema lesen können; vielleicht kennt sich ja hier jemand damit aus.

Schon mal vielen Dank.

Sicherlich die selben, wie heute auch. Nur hatten sie wahrscheinlich einen anderen Namen.

Merke-- Mikroben lassen sich nicht betrügen.
 
Aber es gibt Mikroben die als Einwanderer kamen.
Syphilis stammt aus Südameika (ursprünglich eine Lamaerkrankung).

Ich denke eine leichte Ahnung von antisepitischen Mitteln hatten sie wahrscheinlich schon. Essigwaschungen und ätherische Öle gegen Entzündungen kannte man damals, aber ich denke diese Anwendungen beruhten eher auf Erfahrung als auf das Wissen über Infektionswege.
 
In „Prostitution in der Römischen Antike“ von Bettina Eva Stumpp gibt es ein Kapitel „Medizinische Aspekte der Prostitution“ sowie die Unterkapitel „Sexuell übertragbare Krankheiten“, "Krankheitsbilder", "Behandlung und Prophylaxe". Ich kann das Buch nur empfehlen, habe selbst die preisgünstigere Taschenbuchvariante, es enthält viele Details und auch Interessantes über die römische Gesellschaft.
Die Überlieferung berichtet – so steht es im Buch – immer wieder von Geschwüren, deren Erreger verschiedener Natur sein können.
„Überblickt man zusammenfassend den gegenwärtigen Stand der medizinhistorischen Forschung, so gibt es bislang keinen zuverlässigen Anhaltspunkt für die Existenz der Syphilis in den antiken Zivilisationen.“
(Zitat aus o.g. Buch, S. 113)
 
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Ich denke eine leichte Ahnung von antisepitischen Mitteln hatten sie wahrscheinlich schon. Essigwaschungen und ätherische Öle gegen Entzündungen kannte man damals, aber ich denke diese Anwendungen beruhten eher auf Erfahrung als auf das Wissen über Infektionswege.

Hatten Legionäre nicht auch etwas Essig dabei zu medizinischen Zwecken ? :grübel:
 
Hatten Legionäre nicht auch etwas Essig dabei zu medizinischen Zwecken ? :grübel:

Der Essig hatte mehrere Zwecke. Mit Wasser verdünnt gibt das eine gute Schorle, genannt Posca. Das Standardgetränk der Soldaten. Ich nehme allerdings an, das die Römer hierzu Trinkessig verwendeten. Der kommt als Dessertwein grad wieder in Mode. Recht teuer, da er heutzutage kaum hergestellt wird.

Natürlich kann man damit auch seinen Kloschwamm desinfizieren.

Der Spiegel-Artikel kommt etwas oberflächlich daher. Auch scheint den Autoren der Unterschied zwischen einer Theorie und einer Hypothese oder Vermutung nicht geläufig zu sein.

Daß die antiken Zivilisationen auch unter Parasiten litten ist schon lange bekannt. Exkremente werden nicht erst seit gestern intensiv untersucht. Ich bezweifle allerdings, daß der zu Grunde liegende Artikel eine umfassende Analyse von Hygiene und Gesundheit in der Antike im Vergleich zum Mittelalter vorgelegt hat. Alle mir bekannten Untersuchungen zur Lebenserwartung sprechen für die Antike.
 
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Der Spiegel-Artikel kommt etwas oberflächlich daher. Auch scheint den Autoren der Unterschied zwischen einer Theorie und einer Hypothese oder Vermutung nicht geläufig zu sein.

Daß die antiken Zivilisationen auch unter Parasiten litten ist schon lange bekannt. Exkremente werden nicht erst seit gestern intensiv untersucht. Ich bezweifle allerdings, daß der zu Grunde liegende Artikel eine umfassende Analyse von Hygiene und Gesundheit in der Antike im Vergleich zum Mittelalter vorgelegt hat. Alle mir bekannten Untersuchungen zur Lebenserwartung sprechen für die Antike.


Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Beim Spiegel kann man allerdings auch nichts anderes erwarten. Das größere Problem lag wohl eher darin, dass viele weniger wohlhabende Stadtbürger, die in insulae wohnten, ihre Fäkalien regelmäßig auf die Straßen entsorgten. Besonders nachts konnten dabei Wagenladungen von Nahrungsmitteln verunreinigt werden.
 
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AIDS kam erst in den 1980er-Jahren auf. Das ist allerdings die einzige STD, die ich finden konnte, die in der Antike noch nicht existiert hat. Damals schon häufige Geschlechtskrankheiten waren bspw. Tripper, Krätze, Herpes und Herpesartige Viren.
 
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Ich bezweifle allerdings, daß der zu Grunde liegende Artikel eine umfassende Analyse von Hygiene und Gesundheit in der Antike im Vergleich zum Mittelalter vorgelegt hat. Alle mir bekannten Untersuchungen zur Lebenserwartung sprechen für die Antike.

Könntest du etwas Näheres zu den Untersuchungen zur Lebenserwartung sagen? Mir sind keine speziellen bekannt, wäre mal interessant, da was dazu zu lesen. Allerdings scheint es mir wegen der prekären Datenlage sehr schwierig zu sein, einigermaßen verlässliche Aussagen zu erhalten. Soweit ich weiß, kommt man bei Auswertung der schriftlichen Unterlagen aus dem römischen Ägypten zu einer Lebenserwartung unter 20 Jahren, was seltsam wenig ist.

Nimmt man Skelette etc. aus anderen Teilen des römischen Reiches dazu, kommt man scheinbar auf ca. 20 bis 30 Jahre durchschnittliche Lebenserwartung, habe ich mal gelesen. Ein 20-jähriger Mann hatte im Schnitt noch eine 20-jährige durchschnittliche Lebenserwartung. Das entspricht frappierend dem üblichen allgemeinen Schnitt vorindustrieller Gesellschaften. Von der Steinzeit bis ins 19. Jhd. gibt es da eigentlich keinen wirklichen Fortschritt, einzelne Regionen und Orte unterscheiden sich oft mehr voneinander als verschiedene Zeiten.
 
Könntest du etwas Näheres zu den Untersuchungen zur Lebenserwartung sagen?

Ich habe die einschlägigen Untersuchungen gerade nicht parat. Die Datenlage ist in der Tat prekär.

Aufgrund der hohen Kindersterblichkeit ist die durchschnittliche Lebenserwartung nicht allzu aussagekräftig. Ich habe mir folgende Zahl gemerkt: War ein Römer erst ein mal 15 Jahre alt geworden, dann wurden Männer im Schnitt 45, Frauen wegen der Geburten im Schnitt nur 35 Jahre alt.
 
Ich habe die einschlägigen Untersuchungen gerade nicht parat. Die Datenlage ist in der Tat prekär.

Aufgrund der hohen Kindersterblichkeit ist die durchschnittliche Lebenserwartung nicht allzu aussagekräftig. Ich habe mir folgende Zahl gemerkt: War ein Römer erst ein mal 15 Jahre alt geworden, dann wurden Männer im Schnitt 45, Frauen wegen der Geburten im Schnitt nur 35 Jahre alt.

Ich denke diese Aussage widerspricht sich. 45 und 35 Jahre dürften unter der Berücksichtigung der Kindersterblichkeit die durchschnittliche Lebenserwartung gewesen sein.
 
Ich denke diese Aussage widerspricht sich. 45 und 35 Jahre dürften unter der Berücksichtigung der Kindersterblichkeit die durchschnittliche Lebenserwartung gewesen sein.

Nein. Was soll sich da widersprechen? Die durchschnittliche Lebenserwartung macht wie gesagt wenig Sinn. Deshalb wird für vorindustrielle Zivilisationen oft dieser Wert ab 15 Jahre benutzt.
Daß Frauen eine höhere Sterbewahrscheinlichkeit durch Geburten haben, ist auch klar. Daher werden sie im Schnitt auch nur 35, sofern sie das 15te Lebensjahr erreicht hatten
 
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