Dominicus und der Hund

El Quijote

Moderator
Teammitglied
In mittelalterlichen Kirchen bei Rittergräbern findet man manchmal einen kleinen Hund, der häufig am Fußende der Grabskulptur sitzt (bin mir jetzt nicht sicher, meine das aber vorwiegend aus Großbritannien zu kennen). Dieser Hund symbolisiert die Treue des Ritters gegenüber seinem Lehnsherren. Ob man das nun so interpretieren darf, dass man ihm postmortem zugestand, seinem Herrn ein treuer Ritter gewesen zu sein oder aber ob das einfach die Forderung an die Ritterschaft war, der mit einer solchen Skulptur Ausdruck verliehen wurde, sei dahingestellt.

Die Dominikaner als Inquisitionsorden wurden pseudoetymologisch auch mal als domini canes "ummorphologisiert": 'Die (Spür-)Hunde des Herren' (oder meinetwegen auch Bluthunde). Ich habe das bisher immer eher als distanzierten Witz von Inquisitionskritikern interpretiert.

Nun habe ich aber bei meinem letzten Besuch in der Kathedrale von Córdoba im September erstmalig der Schatzkammer einen Besuch abgestattet. Darin befand sich u.a. eine barocke Statue des Hl. Dominik, zu dessen Füßen ein Hund war (ich meine, ich hätte sie fotographiert, müsste ich noch mal schauen). Da kamen mir natürlich als erstes die domini canes in den Sinn. Spott oder Distanzierung kann man hier ausschließen, das Barockzeitalter war die Blütezeit der Inquisition in Spanien. Muss man diese Darstellung als Stolz lesen, dass man als Inquisitionsorden als domini canes bezeichnet wurde oder handelt es sich um ein Treuemotiv, ähnlich wie bei den Hundedarstellungen an mittelalterlichen Rittergräbern oder gibt es eine Szene in den Lebensdarstellungen des Hl. Dominik, an die hier erinnert werden sollte?
 
Bilder aus dem Netz: Das erste zeigt die Skulptur (bei Wikicommons gibt es ein weiteres, unscharfes Bild, das nur Dominicus zeigt)

CORDOBA.LA+MEZQUITA.INTERIOR.CAPILLA+DE+SANTA+TERESA.CUADRO+DE+ANTONIO+PALOMINO+MARTIRIO+DE+SAN+.jpg

Das zweite ein Gemälde, das auch den Hund zeigt:

Santo+Domingo+de+ccoello.gif

Ich gehe davon aus, dass beides Bild und Skulptur in derselben Tradition stehen. Schon die Ähnlichkeit der Hunde ist auffällig.
 
Hat wohl nichts mit der Interpretation des Hundes als Treuesymbol

Doch, auch:

Domini Canis Oder Treue und Wachtsamkeit Im Haus Gottes Dess grossen Patriarchen S. Dominici Stiffter dess heiligen Prediger-Ordens. An dessen glorreichem Fest-Tage, Den 4. Augusti Anno Domini 1721. In der Kirchen der Wohl-Ehrwürdigen P.P. Dominicanern bey S. Adalbert in der Königlichen Statt Aussig an der Elbe, Gegen Volckreicher Versammlung /


https://search.books2ebooks.eu/Record/nkcr_stt20110022278
 
Da freut sich der Historiker. Ab wann ist denn der Traum in den einschlägigen Hagiographien belegt? Dazu steht in dem Buch leider nichts. Edit zur Präzisierung meiner Gedanken: War das vor der Prägung der Domini|canes oder danach?
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant ist auch dieser Ausschnitt von einer Darstellung von Simone Martini in der Kirche Santa Maria Novella in Florenz:

dom1.jpg

Oberer Bildteil: Ein Dominikaner, womöglich Dominicus selbst, predigt und erfährt wohl von seinen Zuhörern teils Zustimmung, teils Ablehnung.

Unterer Bildteil: Hund, Wölfe(? Vielleicht auch Füchse...) und Schafe/Lämmer.
Die Hunde bekämpfen die Wölfe, welche die Lämmer wegschleppen.

Wenn man sich das Gesamtbild anschaut, sieht man eine Landschaft, durch welche mehrere Dominikaner die Christen/Seelen gen Himmel geleiten.
 
Ich lese gerade, dass Bernhard von Clairvaux' Mutter eine ähnlich Vison zugeschrieben wird (https://books.google.de/books?id=-jYbzdy768IC&pg=PA120&lpg=PA120&dq=lci+vi+clairvaux&source=bl&ots=GeJNSZ7GEw&sig=wL3SIudq9SPV3DMBaK31UmOZTYM&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjBk7OTtpvKAhXIjQ8KHQJ7C_QQ6AEIHTAA#v=onepage&q=lci%20vi%20clairvaux&f=false). Ich werde bloß aus dem Kürzel LCI nicht schlau. Es scheint sich dabei um eine hagiographische Quellensammlung zu handeln.
Edit: Lexikon der christlichen Ikonographie
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant ist auch dieser Ausschnitt von einer Darstellung von Simone Martini in der Kirche Santa Maria Novella in Florenz:

Anhang anzeigen 15829

Oberer Bildteil: Ein Dominikaner, womöglich Dominicus selbst, predigt und erfährt wohl von seinen Zuhörern teils Zustimmung, teils Ablehnung.

Unterer Bildteil: Hund, Wölfe(? Vielleicht auch Füchse...) und Schafe/Lämmer.
Die Hunde bekämpfen die Wölfe, welche die Lämmer wegschleppen.

Wenn man sich das Gesamtbild anschaut, sieht man eine Landschaft, durch welche mehrere Dominikaner die Christen/Seelen gen Himmel geleiten.

Im Unterschied zum einzelnen Hund mit brennender Fackel, der auf den Traum der Mutter des Heiligen Dominik zurückgeht, ist es hier eine Meute - domini canes - die einen Wolf - repräsentiert die Häretiker - verscheuchen, der das Lämmchen - die wahren Gläubigen - attackiert.

Der Bericht des Jordan von Sachsen:

http://www.holyrosaryprovince.org/2011/media/essencial/libellus.pdf

malt ein friedliches Bild der Anfänge des heiligen Dominik:
When they reached Toulouse, they discovered that many of its people had for some time been heretics. Dominic's heart was moved to pity at the great number of souls being so wretchedly deluded. At the inn where they found shelter in Toulouse, Dominic spent the entire night fervently exhorting and zealously arguing with the heretical innkeeper, who, no longer able to resist the wisdom and the spirit that spoke, returned by God's grace to the true faith.

Und von den Häretikern konnte man eigentlich nur lernen:
Look at the heretics! While they make a pretense at piety, while they give counterfeit examples of evangelical poverty and austerity, they win the simple people to their ways. Therefore, if you come with less poverty and austerity, you will give hardly any edification, you will cause much harm, and You will fail utterly of your objective.

Und wenn einfach nicht zu entscheiden war, wer nun recht hatte, ließ man Gott selbst entscheiden:
So they built a huge fire and cast the books therein. The heretical book was immediately consumed by the fire, but the one written by the man of God, Dominic, not only escaped burning, but, in the sight of all, leaped far from the fire. For a second and a third time, it was cast into the fire, but each time it leaped back and thereby openly testified to the truth of its doctrine and the holiness of the person who had written it.

Nur mehr zufällig entdeckt man bei Jordan von Sachsen die wirklich grausamen Seite der Verfolgung Andersdenkender:
Once when the servant of God, Dominic, was preaching in the Toulouse area, a number of heretics who had been arrested and convicted by him were turned over to a state tribunal, after they refused to return to the Catholic Faith. Since they were to be burned at the stake, he looked at one of them named Raymond de Grossi as though he observed the ray of divine predestination in him. "Release him," he said to the officials of the court, "and don't bum him with the others." Then, going up to him, he said gently, "I know, my son, I know that, although late, you will yet be a good, holy man." Then a marvelous thing worthy of being recorded took place. He was released and, for almost twenty years, remained in the blindness of his heresy, but at last, illumined by God's grace, he left the darkness and came into the light.

Die Gründung des Ordens durch Dominik in Toulouse geht Hand in Hand mit dem Kreuzzug gegen die Albingenser. Im Frühling 2015 erwirbt er ein Haus in Toulouse und zieht mit den ersten Brüdern ein. Im Dezember erleichtert Papst Innozenz III. den Grafen Raymond VI von Toulouse, Schutzherr der Katharer, um seinen gesamten Besitz und überträgt ihn dem eifrigsten Kreuzzügler Simon IV de Montfort.
 
Ich weiß nicht, ob das ganz so einfach ist. Dominik kam ja aus "Spanien". Während des Albingenserkreuzzuges nahmen aragonesische Königstruppen auf der Seite der Albingenser teil, Pedro II. starb sogar in der Schlacht von Muret. Der hatte zwei Jahre zuvor noch am päpstlichen Krezzug gegen die Almohaden teilgenommen. Die überkonfessionellen Verbindungen über die Pyrenäen waren noch von keiner inquisitorischen Denke überschattet.
 
Ich weiß nicht, ob das ganz so einfach ist. Dominik kam ja aus "Spanien". Während des Albingenserkreuzzuges nahmen aragonesische Königstruppen auf der Seite der Albingenser teil, Pedro II. starb sogar in der Schlacht von Muret. Der hatte zwei Jahre zuvor noch am päpstlichen Krezzug gegen die Almohaden teilgenommen. Die überkonfessionellen Verbindungen über die Pyrenäen waren noch von keiner inquisitorischen Denke überschattet.

Seit dem Jahre 1000 scheint ein relativ friedliches Nebeneinander der katholischen Kirche mit den Katharer/Albingenser bestanden zu haben. Köln scheint ein Ausgangspunkt gewesen zu sein. Aber diese Bewegung wurde für die katholische Kirche doch immer mehr zur Gefahr und mit dem Einsetzen der Inquisition 1233 hatte man dann ein Mittel geschaffen, diese „Konkurrenz“ endgültig zu beseitigen.

Wikipedia: „Eine erste ‚häretische‘ Welle wird für das erste Drittel des 11. Jahrhunderts bezeugt: Vertus in der Champagne um das Jahr 1000, Toulouse 1017, Orléans 1022, Monteforte in Italien 1034. Von 1050 bis 1100 beobachtet man einen merklichen Rückgang, der mit den Erfolgen der gregorianischen Reform zusammenfällt. Danach erlebt die Entwicklung einen neuen Aufschwung“ und die Anhänger der katharischen Lehre bildeten eine der größten religiösen Laienbewegungen des Mittelalters und galten als die Mitbegründer der Armutsbewegung. Nach 1100 hatte sich die Bewegung rasch ausgebreitet: „Antwerpen, Löwen und Brügge von 1110 bis 1115, Soissons 1114, Utrecht 1135, Lüttich 1135, Köln [1143 ..], Besançon 1163, Trier 1164, Vézelay 1167, Arras 1172, Reims 1180, Troyes 1200, London 1210, Straßburg 1211.“


Land der Hildegard - Hildegard von Bingen / Die Katharer

Im Rahmen ihrer Predigtreisen kam sie auch nach Köln, wo 1163 wie bereits 1143 eine Gruppe Katharer verbrannt worden war. In ihrer Predigt schilderte sie ihre Haltung zu den Häretikern, die sie aufgrund ihrer – nach Hildegards Ansicht nur oberflächlichen – Freundlichkeit, Keuschheit und ihres tadellosen Lebenswandels als sehr gefährlich erachtete. Die Kunde von dieser Ansprache drang bis nach Mainz, wo man auch zu hören wünschte, wie Hildegard „über die Irrlehren der Katharer“ dachte. Sie erfüllte diesen Wunsch und sandte einen Brief in die Domstadt: „Sie sind es, die die ersten Ursprünge leugnen, d.h., dass Gott alles erschaffen hat und befahl, dass es keime, wachse und sich entwickle“. Hildegard sah in den Katharern die Wegbereiter des Teufels und riet den Menschen, „das unreine und unheilige Volk“ zu vertreiben, bevor es sie verführen könne. Hildegard verurteilte aber nicht nur die Katharer, sondern tadelte auch die Kleriker, die der Kirche keine Stütze mehr und den Menschen in ihrem Streben nach Reichtum und Nichtigkeiten ein schlechtes Vorbild seien.

Hildegard verurteilte aber nicht nur die Katharer, sondern tadelte auch die Kleriker, die der Kirche keine Stütze mehr und den Menschen in ihrem Streben nach Reichtum und Nichtigkeiten ein schlechtes Vorbild seien.
 
Zurück
Oben