Hallo
Inwieweit sieht die heutige Forschung diese Quelle als wichtige Quelle an.
Wenn man sich den link durchliest, ist diese wichtige Quelle a priori keine verläßliche Quelle, ja eher als "Geschichte" zu werten.
Hat dies Auswirkungen auf Frühmittalaltergeschichte ?
http://elib.suub.uni-bremen.de/edocs/00102558-1.pdf
mfg
schwedenmann
P.S
Historiarum Libri Decem wird sie im pdf genannt, in wikipedia heißt sie wie in der Überschrift des threads
Einer derjenigen, der sie sehr hoch ansetzt, ist der Mediävist Georg Scheibelreiter in seinem Buch "Die barbarische Gesellschaft. Mentalitätsgeschichte der europäischen Achsenzeit 5.-8. Jahrhundert." Da Gregor jedoch so eine überragende Bedeutung für Scheibelsreiters Buch hat, war dieses nicht unumstritten. Es kam die Kritik, dass er aus der speziellen Quelle zuviel für allgemeine Beobachtungen ableitet.
Aus meiner Sicht ist bei der Bewertung der "Zehn Bücher Geschichte" zu berücksichtigen, das die Zahl anderer historiografischer Werke für die Merowingerzeit an einer Hand abgezählt werden kann. Gerade für den merowingischen Bürgerkrieg Ende des 6. Jahrhunderts gibt es keine ausführliche Quelle.
Auch qualitativ schneidet sie zumindest im Vergleich zu anderen zeitgenössischen Historiografien nicht schlecht ab. Als einer der "letzten Römer" im Frankenreich stand er sprachlich und bildungsmäßig über Schreibern wie dem "Pseudo-Fredegar", die gleichzeitig oder später Chroniken schrieben. Als Bischof war Gregor auch eine politische Persönlichkeit und vertrat, anders als die im Auftrage des Reichs handelnden, oft anonymen Annalenschreiber um 800 eigene Standpunkte.
Dies wird auch als Schwäche gesehen, macht aus meiner Sicht die Chronik als Zeitdokument in diesem Falle lebendiger. Die größten Probleme bereitet aus meiner Sicht - wie auch in anderen frühmittelalterlichen Quellen - Gregors Religiosität. Sie führte dazu, dass alle möglichen Wundergeschichten aufgenommen worden, und dass Gregor natürlich auch immer wieder auf Gottesstrafen für lästerliches Handeln verweist.
Wie man sieht, bin ich, wenn auch nicht in so extremer Weise wie Scheibelreiter, ein "Befürworter" der "Zehn Bücher Geschichte" als Quelle. Mal abgesehen von der historiografischen Bedeutung, finde ich es schade, dass die "Zehn Bücher", letztendlich ein Werk epischen Umfangs, in der kulturellen Erinnerung Europas kaum einen Platz gefunden haben. Die einzige Ausnahme bilden höchstens die Intrigen zwischen Fredegunde und Brunichild, die auch heute noch gelegentlich literarisch verarbeitet werden.