Monarchieprojekte in der Neuen Welt

Ein typisches Beispiel für das starke Interesse der europäischen Großmächte in dieser Region ist die Intervention von Frankreich in Mexiko.

Die Interventionen der "alten" europäischen Mächte in der "Neuen Welt" spitzte aus der Sicht der USA die Bedeutung der "Monroe Doktrin" zu, die - auch - durch Interventionen der europäischen Mächte in Latein- und Mittelamerika eine Konkretisierung verzeichnete.

Die stärkste und früheste Erweiterung erfuhr sie 1861 durch Lincoln, indem einseitig die Rückkehr von Territorien zu den europäischen Großmächten im Status einer Kolonie als nicht akzeptabel mit dem Wertesystem der USA angesehen wurde. Präziser definiert in 1865, indem wieder einseitig durch Lincoln in Bezug auf Mexiko die Rückkehr zur Monarchie ausgeschlossen wird (vgl. Dent, S. 8)

Vor diesem Hintergrund ergeben sich die Rivalitäten und die Probleme der Intervention europäischer Staaten und die Etablierung von Monarchien in der "Westlichen Hemnisphäre".

https://de.wikipedia.org/wiki/Franz%C3%B6sische_Intervention_in_Mexiko

Die frühzeitige Akzeptanz der hegemonialen Position der USA in diesem Bereich durch GB führte ab ca. 1890 als Folge der "Venezuela-Krisen" zu der entscheidenden Annäherung einer Großmacht der alten Welt an die USA.

Und definierte damit für die folgenden Jahrzehnte die Konfliktlinien zwischen den alten und den neuen Großmächten, mit Auswirkungen auf die Staaten in Lateinamerika.

https://books.google.de/books?id=GHwWAAAAYAAJ&q=the+legacy+of+the+monroe+doctrine&dq=the+legacy+of+the+monroe+doctrine&hl=de&sa=X&redir_esc=y
 
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Ich empfehle dennoch die Lektüre diese Dissertation - sie lenkt nämlich den Focus weg von den europäischen Interventionen (vor allem der französischen in Mexico).
Besondern empfehlenswert der Diskurs der kreolischen Elite zwischen 1776 und der Unabhängigkeit.
 
Am Rio de la Plata erfolgte die Unabhängigkeit in zwei Schritten. 1810 wurde, da die Metropole von Frankreich besetzt war, der spanische Vizekönig abgesetzt und eine Junta ernannt die sich jedoch noch nicht offen von Spanien lossagte. Es wurden sogar delegierte gewählt und nach Cadiz geschickt. Erst 1816 erfolgte dann eine formale Unabhängigkeitserklärung.

In der Zwischenzeit gab es eine ganze Reihe von Entwicklungen und unterschiedlichen Vorschlägen, von der absoluten Loslösung über eine lockere Föderation bis zur wiederangliederung. Ein Kompromissvorschlag war eine spanische Prinzessin als Königin in Südamerika einzusetzen, die Infanta Carlota, Schwester von Ferdinand den VII.

Ein zeitweiliger Vertreter dieser Idee soll Manuel Belgrano gewesen sein, einer der Väter der argentinischen Unabhängigkeit. Dieser schuf z.B. 1812 die argentinische Flagge. Bis dahin, und auch eine Zeit danach, wurde noch die spanische Rot-gelbe Flagge geführt, obwohl man sich längst im Krieg gegen die spanische Truppen in Montevideo befand.
Eine der Theorien über den Ursprung der Farben der neuen Flagge, Hellblau und Weiss besagt, dass dieses die Farben der Boubonen waren. Dieses kann man z.B. an den Portraits von Goya der königlichen Familie sehen die alle eine Hellblau-Weisse Schärpe des Ordens von San Fernando tragen. Damit wollte er angeblich einer Annäherung an die Bourbonen vorschub leisten.

Die Faktion der "Carlotistas" soll am Rio de la Plata einen gewissen Rückhalt genossen haben, aber auch wenn sie sich durchgesetzt hätten, Ferdinand der VII. liess sich auf keine Art von Verhandlungen ein und versuchte den Konflikt rein militärisch zu lösen.

Der Fall Mexiko liegt da m.E. etwas anders, da es eine äussere Intervention war, keine eigene Initiative und das lange nach der Unabhängigkeit erfolgte.
 
sie lenkt nämlich den Focus weg von den europäischen Interventionen (vor allem der französischen in Mexico).

Kleinlercher schreibt in seinem Abstract folgendes und das läßt Zweifel zu an der These der isolierten Entwicklung.

Abstract "Die Emanzipation der spanischen und portugiesischen Kolonien in der Neuen Welt betraf nicht nur ihre europäischen Mutterländer, sondern berührte auch die Interessen aller europäischen Großmächte.

In der „Südamerikanischen Frage“ engagierten sich neben Großbritannien auch die Mitglieder der Heiligen Allianz (Frankreich, Russland, Österreich und Preußen), die in Verfolgung des Legitimitätsprinzips zunächst für die Aufrechterhaltung des Kolonialstatus eintraten.

Sobald aber die spanischen Wiedereroberungspläne als aussichtslos erkannt wurden, unterstützten die Mächte der Heiligen Allianz gegen den Willen des spanischen Königs Ferdinand VII. teils offen, teils im Geheimen monarchische Projekte.

Sie verfolgten damit nicht nur das Ziel, damit die Ausbreitung des republikanisch-demokratischen Systems auf den gesamten amerikanischen Doppelkontinent und dadurch die Gefährdung der europäischen Monarchien zu verhindern, sondern hofften auch, die gebietsmäßige Ausdehnung der Vereinigten Staaten zu unterbinden."


1. Damit wird deutlich, dass es keine isolierte Entwicklung der monarchischen Projekte gab und auch die monarchischen Projekte der kreolischen Bevölkerung sich an den - europäischen - Vorstellungen von legitimer Herrschaft orientierten bzw. bewußt so aufgegriffen wurden.

2. Die europäischen Mächte ihre Politik in Lateinamerika als "Containment" der republikanischen USA verstanden haben und somit in ein sehr komplexes Netzwerk von Rivalitäten transatlantischer Natur eingebunden war, das sich mit fortschreitenden Jahrhundert zunehmend - auch als wirtschaftlicher Konflikt - zuspitzte

3. Vor diesem Hintergrund hatten somit die monarchischen Projekte des neunzehnten Jahrhunderts eine internationale Dimension, aber auch eine innenpolitische Bedeutung, um die Restauration des metternichschen System der repressiven Monarchien nicht zu gefährden.

4. Der Konflikt in Mexiko steht somit als Beispiel für eine konkrete Manifestation dieses Konflikts udn macht deutlich, dass ab einem gewissen Punkt die USA ihre Interessen ebenfalls mit militärischen Mitteln durchsetzte

Insofern bewegten sich die monarchischen Pojekte im Dreieck zwischen den alten europäischen Mächten, dem latein- bzw. mittelamerikanischen landesspezifischen Kontext und den Interessen der USA als Republik. (vgl. dazu: S. 341 "Resümee: Die Neue Welt als Teil des euro-atlantischen Systems")

Ansonsten: Empfehle ich natürlich auch die Lektüre dieser Dissertation!
 
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Am Rio de la Plata erfolgte die Unabhängigkeit in zwei Schritten. 1810 wurde, da die Metropole von Frankreich besetzt war, der spanische Vizekönig abgesetzt und eine Junta ernannt die sich jedoch noch nicht offen von Spanien lossagte. Es wurden sogar delegierte gewählt und nach Cadiz geschickt. Erst 1816 erfolgte dann eine formale Unabhängigkeitserklärung.
Man hatte ja in Cádiz auch heftig über die weltanschaulichen Grenzen von Liberalen und Konservativen hinweg für die Gleichstellung der Amerikaspanier gegenüber den Europaspaniern gestritten. Und eine der ersten Amtshandlungen Ferdinands war dann nach seiner Rückkehr aus der französischen Gefangenschaft 1814, die Verfassung von 1812 wieder außer Kraft zu setzen.

Ferdinand VII. liess sich auf keine Art von Verhandlungen ein und versuchte den Konflikt rein militärisch zu lösen.
Das passt durchaus ins Bild. Ferdinand scheint ein Monarch gewesen zu sein, der Initiative aus dem Volk überhaupt nicht zu schätzen wusste. Wichtige Guerrilleros, die in seinem Namen gegen die französische Besatzung gekämpft hatten, ließ er einsperren.

Ich bin der Auffassung, dass das Verhalten Ferdinands die Unabhängigkeitsbestrebungen in Lateinamerika noch verstärkt hat.

Der Fall Mexiko liegt da m.E. etwas anders, da es eine äussere Intervention war, keine eigene Initiative und das lange nach der Unabhängigkeit erfolgte.
Man sollte Agustín de Iturbide nicht vergessen, der ursprünglich als Offizier der spanischen Kolonialtruppen gegen die Unabhängigkeitstruppen kämpfte, sich dann aber zum Führer der Unabhängigkeitsbewegung aufschwang und zum Kaiser Mexikos krönen ließ.
 
Was Kleinlerchner vielleicht übersieht, ist folgendes: Die bourbonische Politik in Hispanoamerika war merkantilistisch. Die Kolonien durften sehr lange keinen eigenen Handel treiben sondern musste ihren Handel über die Metropole abwickeln (Sevilla, Cádiz). Wenn man bedenkt, dass die Kommunikation etwa zwischen Manila und Madrid, Lima und Madrid oder Buenos Aires und Madrid über das Vizekönigriech Neuspanien (~Mexiko) verlief, dann merkt man, wie schwierig das war. Es war also schon vorher im Interesse der Briten und Franzosen, die spanische Herrschaft in Lateinamerika zu brechen und es war auch eine der wichtigsten Forderungen der Amerikaspanier an die Metropole frei handeln zu können. In der Casa Ávila Adobe, die als ältestes Haus von L.A. gilt, findet man bis heute Möbel, die in Spanien hergestellt wurden. Für einen mexikanischen Rinderzüchter in Kalifornien, der seinen Reichtum zur Schau stellen wollte, mussten die Luxusgüter den langen Weg aus Europa über Spanien nehmen. Und so war es in den anderen Kolonien eben auch. Das lief im Grunde den Interessen aller außer der Casa Real in Madrid zuwider.
 
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