Besiedlung in Ostpreußen?

eden

Mitglied
Hm... ein zuegegben etwas dubioses Thema.
Heute habe ich eine Mail erhalten in der es um die Besiedlung Ostpreußens im (?) 16. Jahrhundert ging. Weiß jemand etwas über Englische bzw Schottische Einwanderer zu der Zeit +/- ein Jahrhundert?
Würde mir wirklich weiterhelfen.
 
Im letzten Absatz wird erwähnt, dass böhmische, holländische und schottische Protestanten nach Ostpreussen einwanderten...

http://www.provinz-ostpreussen.de/ostpreussen/os_herzogalbrecht1.html

In einem anderen Artikel, den ich auch noch anhänge wird von 1.300 Holländern und Schotten gesprochen, die ab 1523 einwanderten.
Obgleich mir die Jahreszahl als sehr früh erscheint.
Weiß jemand in wie weit die sich entwickelnde Lutherische Konfession sich schon da in Schottland ausbreitete, oder sind das andere "Protestanten" gewesen?
Hängt das vielleicht eher mit der Fusion der "Schottischen" Kirche mit der Katholischen zusammen?

http://www.prussen.org/besiedelung-bevoelkerungsentwicklung-ostpreussen.htm

(P.S. die Links hab ich ergoogelt und nur kurz überflogen, ich distanzuiere mich also im Vorfeld von eventuell falschen oder nicht ganz korrekten Aussagen in den Texten und hoffe, dass mir niemand nen roten Stern gibt)

Ist Stellaphobie eigentlich behandelbar?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das klingt sehr interessant.
Leider weiß ich (noch) zu wenig darüber.

Hängt das vielleicht eher mit der Fusion der "Schottischen" Kirche mit der Katholischen zusammen?

So weit ich weiß sind relativ viele Schotten zum Protestantismus gewechselt. Könnte es sich bei den Auswanderern vielleicht um Katholiken handeln?
Wie könnte man herausfinden woher sie kamen? Gibt es irgendwo Listen?
 
Enkidu schrieb:
In einem anderen Artikel, den ich auch noch anhänge wird von 1.300 Holländern und Schotten gesprochen, die ab 1523 einwanderten.
Obgleich mir die Jahreszahl als sehr früh erscheint.?
Wenn du genau hinschaust,
1300 Holländer und Schotten x 1,2534487 = 1629 Holländer und Schotten in 1656
sieht die Sache etwas anders aus.
 
Die Diskussion ist zwar bereits ein paar Tage her, aber vielleicht interessiert sich ja doch jemand noch für einen diesbezüglichen interessanten Aufsatz mit dazugehörigen Nachträgen:

Johannes Sembrzycki > SCHOTTEN und ENGLÄNDER in Ostpreussen, und die „Brüderschaft Gross-Britannischer Nation“ zu Königsberg. > in: Altpreussische Monatsschrift, 29. Band, 1892, S. 228 - 247 > https://archive.org/stream/altpreussischem02westgoog#page/n249/mode/2up
>>> PDF > [Gesamter Band (35,5MB)] > https://ia802706.us.archive.org/7/items/altpreussischem02westgoog/altpreussischem02westgoog.pdf [dort ab 250]
>>> Johannes Sembrzycki > Nachträge zu: Schotten und Engländer in Ostpreußen > in: Altpreussische Monatsschrift, 30. Band, 1893, S. 351 - 356 > https://archive.org/stream/altpreussischem33westgoog#page/n366/mode/2up
>>> PDF > [Gesamter Band (25,2MB)] > https://ia601403.us.archive.org/6/items/altpreussischem33westgoog/altpreussischem33westgoog.pdf [dort ab 368]

Gefunden bei > Deutschsprachige Medien weltweit [Teil 7: Ostpreußen]
 
Zuletzt bearbeitet:
Sembrzycki wird auch von Werner Sombart [1] zitiert als Beispiel für den "Anteil der Fremden am Aufbau der kapitalistischen Wirtschaft". Sombart verweist des Weiteren auf Fischer [2]. In den 1950er Jahren folgten noch Aufsätze in der Zeitschrift für Ostforschung.

Interessantes Thema, beinahe exotisch.


[1] Der moderne Kapitalismus. 5. Aufl. München/Leipzig 1922, Erster Band, zweiter Halbband, S. 890 f.
[2] Thomas Alfred Fischer, The Scots in Germany. Edinburgh 1902 (Neuauflage Edinburgh 1974)
 
Nachtrag

Es sei noch angemerkt, dass in der frühen Neuzeit die Verbindungen zwischen Schottland und Deutschland intensiver waren, als ich bisher annahm.

Das ergibt sich jedenfalls aus der ziemlich frischen Monographie von Kathrin Zickermann [1], aus der hier nur die Überschriften der Hauptkapitel zitiert sein sollen:

  • Handelsverbindungen und wirtschaftliche Netzwerke
  • Politische und militärische Netzwerke
  • Aufbau einer [evangelisch-]reformierten Gemeinde? Exile an der Elbe
Die Autorin notiert eingangs ihrer Zusammenfassung (S. 235), dass sich die britischen und die deutschen Historiker bisher für diese Aspekte nicht sonderlich interessiert haben. Vielleicht ist das Buch ein Ansporn für Regionalhistoriker, den Spuren nachzugehen.

[1] Across the German Sea: Early Modern Scottish Connections with the Wider Elbe-Weser Region. Leiden 2013
 
Ich habe jetzt nicht alles im thread gelesen, darum Entschuldigung, wenn ich etwas wiederhole. Ich hatte mich vor längerer zeit mal privat damit beschäftigt, da ich selbst einen schottischen Söldner des späten 17. Jahrhunderts unter meinen Vorfahren habe. Beziehungen zwischen beiden Regionen bestanden in vielfältiger Hinsicht, vor allem aber beim Handel und Militär. dabei waren zuerst die westlichen Teile des Ordensstaates, die westpreußischen Gebiete, interessant. als Siedler kamen Schotten aber erst im 16. und 17. jahrhundert, vor allem aber auch als fahrende Händler, oft zum Unwillen der Obrigkeit.
Begehrt waren auch militärische Fachkräfte. Hier lesen sich die Offizierslisten wie das Who is who des schottischen Adels, Ramsay, Erskine, Murray, Kerr, Macdougal, Hamilton, Sinclair, Steward, Graham, Crichton, Mackenzie, Maclean, Ruthven und Bruce und viele andere.
Eine dritte Gruppe von Einwanderern scheinen protestantische Geistliche.

Mit der Zeit wurde ihre Namen eingedeutscht oder ihre Töchter heirateten Einheimische. Wallace wurde Wallis, aus Cochrane Cockeren, Mackenzie zu Mekkentsien, Taylor zu Teler, Wood zu Wud, Allardyce zu Ardus, Crawford zu Craffert, Moir zu Muhr, Murray zu Morre oder Morra, Morris zu Moritz, Rutherford zu Riderfarth, Bruce zu Bruss. Manchmal wurde der Name auch einfach gegen die deutsche Bezeichnung ausgetauscht. So wurde Miller zu Möller, Smith zu Schmidt, Gardiner zu Gertner, Cook zu Koch. Manchmal, besonders im königlichen Preußen wurden polnische namensendungen angehängt,so wurde Ross zu Rossek oder Rosek, Cochranek, Tailarowitz, usw.
 
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