Terrakotta-Armee - griechischer Einfluss?

El Quijote

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Europäische und chinesische Archäologen glauben, dass die Terrakotta-Armee von außen mitgestaltet wurde. Man will an einer Figur europäische mDNS gefunden haben (hoffentlich waren das nicht wieder verunreinigte Arbietsutensilien) und einige der Arbeitstechniken, die man im Rahmen der Gestaltung der dortigen Kunstwerke (über die Terrakottakrieger hinaus) angewendet hat, sollen für diese Zeit v.a. aus dem Mittelmeerraum bekannt sein.
 
BBC schrieb:
A separate study shows European-specific mitochondrial DNA has been found at sites in China's western-most Xinjiang Province, suggesting that Westerners may have settled, lived and died there before and during the time of the First Emperor.
Die Xinjiang-Provinz ist heute vor allem bekannt für seine turksprachige Bevölkerung, die Uiguren.
Dass die Uiguren mit den Turkvölkern in Westasien und Osteuropa näher verwandt sind, ist eine Binsenweisheit.

Eine genetische Verwandtschaft der Uiguren mit europäischen Völkern wurde vielfältig nachgewiesen: https://en.wikipedia.org/wiki/Uyghurs#Genetics
Es fehlt aber die Information mit welchen konkreten europäischen Völkern die Uiguren verwandt sein sollen, aber solche einfachen Fragen kann die Genetik offensichtlich nicht beantworten.

Was soll die mitochondriale DNS jetzt noch beweisen?
Das Missing Link zwischen Griechen und Chinesen sind ganz offensichtlich Türken und Tataren.
 
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Es fehlt aber all zu häufig die Information mit welchen konkreten europäischen Völkern die Uiguren verwandt sein sollen, aber solche einfachen Fragen kann die Genetik nicht beantworten.

Es kommt halt drauf an, welche Fragen man an die Genetik stellt. Wenn ein Gentest ergibt, dass Du mit den Marx-Brothers verwandt bist, wirst Du dann fragen: "Ja, mit welchem der Brüder bin ich denn jetzt konkret verwandt? Mit Groucho, mit Harpo oder mit Chico?"

Spaß beiseite:
Mit welchen Völkern die Uiguren verglichen wurden, lässt sich herausfinden, indem man die einzelnen Artikel anklickt. Die alle durchzuforsten, ist mir jetzt etwas zu umständlich, daher nur einen kleinen Schnipsel:

The results of Xu and Jin are unlikely to be biased due to marker selection because they used a large number of AIMs selected to distinguish Europeans from East Asians. However, the population coverage in their analysis was relatively sparse. They only analyzed Japanese, northern Chinese, and a very small sample (n = 10) of Mongols for the East Asian reference. For Europeans, they included some southern European populations, Russians, and Adygei. It is doubtful that this sparse population coverage can yield precise results. Although the cluster assignments can be interpreted as admixture under many circumstances, these reference populations may not serve as relevant ancestral populations for an admixture analysis of Uyghurs.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2790568/

Xu und Jin wollten also wissen, ob die Uiguren genetisch eher zu den "Ostasiaten" oder zu den "Europäern" tendieren und haben dazu zwei Kontrollgruppen herangezogen, die eine aus Japanern, Nordchinesen und Mongolen, die andere aus Südeuropäern, Russen und Adyge (Tscherkessen, Kaukasus). Li/Cho/Kidd haben versucht, das auf eine breitere Basis zu stellen. Die untersuchten Populationen sind auf dieser Karte zu sehen:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2790568/figure/fig1/
 
Na ja, dass es keinerlei Kontakte zwischen China und dem Hellenismus gab, ist genauso unwahrscheinlich, wie eine Vermutung eines Künstleraustauschprogramms.

Da aber Kunst sich recht schnell entwickeln kann, wenn der passende Hintergrund vorhanden ist -man denke an Echnaton oder den Jugendstil- ist in China die Frage, inwieweit sich die Kunst unmittelbar nach dem Ende der Zeit der Streitenden Reiche sich veränderte. Und ob hier die europäische Sichtweise eines monolithischen Chinas die Annahme eines Einfluss von außen befördert. In dem Zusammenhang ist wiederum die Frage nach Handelswege zu stellen.

Und das Phänomen, dass Erfindungen mehrmals unabhängig voneinander gemacht werden, wenn die Zeit reif ist, ist auch nicht unbekannt.

Daher sehe ich diese Theorie als Formulierung der Frage und nicht als Antwort. Aber als zu untersuchende Hypothese klingt es interessant. Da gab es vor einiger Zeit eine Dokumentation, in der auch andere Gegenstände verglichen wurde.

Irgendwie war ich der Meinung, dass das im Forum schon Thema gewesen sei.

Also von der Kunst her betrachtet. DNS im historischen Zusammenhang ist mir bisher zuviel Kaffeesatzleserei.
 
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Und das Phänomen, dass Erfindungen mehrmals unabhängig voneinander gemacht werden, wenn die Zeit reif ist, ist auch nicht unbekannt.
Ja gut, aber die Wachstechnik ist schon sehr speziell, um an verschiedenen Orten erfunden zu werden…

The Independent schreibt etwas mehr zu den Vermutungen über die künstlerische Beeinflussung, die jedoch ohne Bilder von den “acrobats and the bronze sculptures”, nur anhand der steif dastehenden, kurzarmigen Terrakottakrieger kaum nachzuvollziehen ist.

Im Artikel geht es aber auch um die erwähnte Wachstechnik: “Other evidence of connections to Greece came from a number of exquisite bronze figurines of birds excavated from the tomb site. These were made with a lost wax technique known in Ancient Greece and Egypt.”

Möglich wäre natürlich, dass jener “closed contact” in China lediglich aus dem Import der Technik besteht, ganz ohne die Anwesenheit von Griechen, sofern man unbedingt auf die Griechen verweisen mag. Seltsam ist aber jenes “lost wax technique” im Text; was genau soll »verloren« gewesen sein?

Denn eigentlich war das Wachsausschmelzverfahren bereits in der Indus-Kultur, um 2'500 AC bekannt; gar nicht so weit von China, und mehr als genug Zeit für die Überlieferung der Technik.
 
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Wachstechnik

Hallo

@mashenka
Ja gut, aber die Wachstechnik ist schon sehr speziell, um an verschiedenen Orten erfunden zu werden…

Komisch, selbst in Afrika sind Beninbronzen im Wachsausschmelzverfahren gegossen worden. Das ist also absolut keine nobelpreisverdächtige Technik. Da kommt jeder Schmied drauf, wenn er mal die Hirnzellen anschmeißt.

mfg
schwedenmann
 
@ verloren: Das bezieht sich wohl auf die Form, die zerschlagen wird. Hier mag auch die Model gemeint sein, die ja schmilzt. Das zweite ist aber lediglich eine Vermutung.
 
Komisch, selbst in Afrika sind Beninbronzen im Wachsausschmelzverfahren gegossen worden. Das ist also absolut keine nobelpreisverdächtige Technik. Da kommt jeder Schmied drauf, wenn er mal die Hirnzellen anschmeißt.
»Hirnzellen Anschmeißen« ist leider kein Argument, schwedenmann. Man wird wohl oder übel auch in Bénin ein Weilchen auf die Wachstechnik gewartet haben müssen.

@ verloren: Das bezieht sich wohl auf die Form, die zerschlagen wird. Hier mag auch die Model gemeint sein, die ja schmilzt. Das zweite ist aber lediglich eine Vermutung.
Blöd von mir! :rotwerd: Stimmt, nicht die Technik, sondern das Wachs dürfte gemeint sein. Danke!
 
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