1.karthagisch-römische Vertrag Hintergründe

sabisaurusrex

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Hey-Ho liebe Community,

ich habe schon des öfteren als stille, unangemeldete Leserin Hilfe und gute Denkanstöße in einigen Beiträgen gefunden und erhoffe mir nun ein wenig Unterstützung bei meinem Problem.

Ich studiere Geschichte und besuchte im letzten Semester ein Seminar über Rom und Karthago, in welchem wir über die Verträge und die Kriege diskutiert haben. Für meine Seminararbeit bin ich nun die Unterlagen noch einmal durchgegangen, wobei mir auffiel, dass wir nie über die Hintergründe des 1.karthagisch-römischen Vertrages gesprochen haben.

Ein Vertrag wird ja nicht einfach aus der Luft heraus geschlossen, jedoch finde ich in der Sekundärliteratur keine Angaben, sondern nur Infos über den Inhalt. Den kenne ich zu genüge, jedoch interessiert mich, warum dieser Vertrag überhaupt zustande kam. Auf Polybios als eher romfreundlich wollte ich mich auch nicht komplett stützen, zumal auch er keine Details angibt, wie es überhaupt dazu kam, dass Rom und Karthago einen Vertrag schlossen.

Vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen und mir die eine oder andere Literatur oder Quelle empfehlen.
 
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Auf Polybios als eher romfreundlich wollte ich mich auch nicht komplett stützen, zumal auch er keine Details angibt, wie es überhaupt dazu kam, dass Rom und Karthago einen Vertrag schlossen.
Sofern ich das richtig sehe, wird dir nichts anderes übrig bleiben, als dich auf Polybios zu stützen, weil er die einzige (erhaltene) Quelle zum Vertrag ist. Du musst halt schauen, was du Polybios glauben kannst und was du begründet ihm zu glauben ablehnst.
 
Polybios stützt sich bei seinen Ausführungen über die rechtliche Situation vor Ausbruchs des 2.Punischen Krieges auf Tafeln beim Tempel des kapitolinschen Iupppiter im Aerarium.

Auch mir ist das als Quelle nur Polybios bekannt. Du wirst an ihm wohl nicht vorbeikommen.
 
Auch mir ist außer Polybios keine Quelle zum ersten karthagisch-römischen Vertrag bekannt. Über die Hintergründe schreibt er nichts, und dem von ihm wiedergegebenen Vertragsinhalt lassen sie sich auch nicht entnehmen. Somit muss wohl leider offenbleiben, ob es einen konkreten Anlassfall gab, der zum Vertragsschluss führte, oder ob der Vertrag bloß standardmäßig zur Abgrenzung der Interessensphären und Festlegung von Regeln für wechselseitige Kontakte abgeschlossen wurde. Verträge der Karthager mit Städten in Italien waren jedenfalls an sich nichts Ungewöhnliches; es gab auch Verträge zwischen den Karthagern und den Etruskern. (Insofern könnte der Vertrag schon "aus der Luft heraus geschlossen" worden sein, falls die Karthager solche Verträge standardmäßig mit küstennahen Städten Italiens schlossen.)
 
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... standardmäßig zur Abgrenzung der Interessensphären und Festlegung von Regeln für wechselseitige Kontakte...
So wird's gewesen sein. Tim Cornell erwägt immerhin, dass ein Zusammenhang mit dem Beginn des republikanischen Regimes in Rom bestehen könnte [1]:
Die neuen Führer der Republik hätten ihrerseits durch eine förmliche Vereinbarung mit Karthago die Anerkennung für sich gewinnen können und gleichzeitig ihren Anspruch auf die Vorherrschaft der Hegemonie in Latium, die die Könige früher besessen hatten, geltend machen wollen. Das erste Jahr der Republik ist daher ein plausibler Rahmen für einen Vertrag zwischen Rom und Karthago.
Der Autor geht auch recht ausführlich auf die Datierungsfrage ein.

[1] The beginnings of Rome. Italy and Rome from the Bronze Age to the Punic Wars (c. 1000-264 BC), 1996, S. 210-214 (214); maschinell übersetzt.
 
Es wäre halt interessant, wie Polybios den ersten Vertrag eigentlich datiert hat. Er datiert ihn gleich zweifach: In das Konsulat von Lucius Iunius Brutus und Marcus Horatius und 28 Jahre vor Xerxes' Zug nach Griechenland. (Die Angabe des Konsulats passt allerdings nicht mit den Überlieferungen bei Livius und Dionysios von Halikarnassos zusammen, denn ihnen zufolge amtierten die beiden genannten Konsuln zwar im selben Jahr, aber nicht als Kollegen, sondern Horatius war Suffektkonsul für den gefallenen Brutus und dessen nach kurzer Zeit verstorbenen Nachfolger.) Polybios macht keine Angaben dazu, wie er zu dieser Datierung kam, jedenfalls ergibt sich aus seiner Wiedergabe des Vertragsinhalts nicht, dass er sie dem Vertragstext selbst entnommen hätte.
Mir erscheint auch fraglich, ob der Vertrag in der (verlorenen) älteren römischen Geschichtsschreibung (vor Polybios) thematisiert wurde, da ihn später weder Livius noch Dionysios von Halikarnassos in ihren Darstellungen der römischen Frühgeschichte thematisiert haben.
 
Von der neueren Literatur sind Seibert, Huss und Barcelo recht ausführlich. Diese kommentieren auch die Quelle und ziehen Rückschlüsse.
Huss nimmt dabei eine pro Karthagische Handlung ein.
Der Hauptinhalt des Vertrages ist eine Abgrenzung der gegenseitigen Interessensphären, sowie das Einräumen gegenseitiger Handeslinterssen bzw. das Festlegen bestimmter Monopole, wo vor allem die Römische Seite nicht Handel treiben und mit Schiffen hinfahren darf.
 
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