Heute vor 100 Jahren starb Kaiser Franz Joseph in Schloss Schönbrunn.
Er war in seinem 87. Lebensjahr und hatte 68 Jahre, 11 Monate und 3 Wochen regiert. Mit 18 bestieg er einen Thron, der von der 1848er Revolution erschüttert war. Als er starb, war der Erste Weltkrieg in vollem Gange. Das Hasburger Reich würde zwei Jahre nach dem Tod des Kaisers nicht mehr existieren.
Ich beobachte derzeit zwei Phänomene in Bezug auf die Persönlichkeit und Ära von Kaiser Franz Joseph. Lassen wir die Zuckerguss- und Kitschvariante der Tourismusindustrie (die auf den allgemein bekannten Filmen aufbaut) beiseite.
Im deutschen Sprachraum - aber ausgehend von Österreich - dominiert eine beinahe fundamentalkritische Betrachtung dieses Monarchen. Dabei ist es interessant, welche Ereignisse der beine 7 Jahrzehnte überdauernden Herrschaft erwähnt und in einen Kausalzusammenhang gesetzt werden - und welche unerwähnt bleiben. Da gibt es einen direkten Konnex zwischen Krimkrieg und der Gegnerschaft zu Russland Anfang des 20. Jahrhunderts (obwohl über 50 Jahre und das doch recht stabile Drei-Kaiser-Abkommen dazwischen liegen), da wird genüsslich der Ausgleich mit Ungarn als Beispiel für die Nicht-Föderalisierung und Ursache des Zerfalls gebracht. Dass die "Länder Heiligen Krone" eine fast 900-jährige eigenständige Tradition hatten (außerhalb des HRR und Deutschen Bundes) wird gerne ignoriert. Auch die diversen Abkommen mit nach 67 - kroatischer, galizischer, mährischer Ausgleich, jener in der Bukowind, davon hört man nix. Die Krawalle in Folge der Badenischen Sprachenverordnung 1897 - gut dokumentiert von Mark Twain - werden als Argument des unmittelbar bevorstehenden Zerfalls wie eine Prozessionsfahne getragen. Über die Reichsratswahl 1911 nach der sich über Nationalitäten- und Sprachgrenzen gehende Fraktionen bilden, hört man kaum etwas.
Ganz anders hingegen die Rezeption Franz Josephs in Tschechien. Hier gibt es einen völligen Wandel in der Betrachtung dieser Epoche. In einer fast zwei-stündigen Doku samt Historikerdiskussion letzten Samstag im Tschechischen Fernsehen wurde vor allem der Reformer Franz Joseph gewürdigt, sein streng konstitutioneller Regierungsstil, seine Versuche des nationalen Ausgleichs und die wirtschaftliche und kulturelle Blüte seiner Zeit. Voll Stolz wurde darauf hingewiesen dass es "Tschechien ist, das als einziger Nachfolger noch heute mit der Krone bezahlt".
Er war in seinem 87. Lebensjahr und hatte 68 Jahre, 11 Monate und 3 Wochen regiert. Mit 18 bestieg er einen Thron, der von der 1848er Revolution erschüttert war. Als er starb, war der Erste Weltkrieg in vollem Gange. Das Hasburger Reich würde zwei Jahre nach dem Tod des Kaisers nicht mehr existieren.
Ich beobachte derzeit zwei Phänomene in Bezug auf die Persönlichkeit und Ära von Kaiser Franz Joseph. Lassen wir die Zuckerguss- und Kitschvariante der Tourismusindustrie (die auf den allgemein bekannten Filmen aufbaut) beiseite.
Im deutschen Sprachraum - aber ausgehend von Österreich - dominiert eine beinahe fundamentalkritische Betrachtung dieses Monarchen. Dabei ist es interessant, welche Ereignisse der beine 7 Jahrzehnte überdauernden Herrschaft erwähnt und in einen Kausalzusammenhang gesetzt werden - und welche unerwähnt bleiben. Da gibt es einen direkten Konnex zwischen Krimkrieg und der Gegnerschaft zu Russland Anfang des 20. Jahrhunderts (obwohl über 50 Jahre und das doch recht stabile Drei-Kaiser-Abkommen dazwischen liegen), da wird genüsslich der Ausgleich mit Ungarn als Beispiel für die Nicht-Föderalisierung und Ursache des Zerfalls gebracht. Dass die "Länder Heiligen Krone" eine fast 900-jährige eigenständige Tradition hatten (außerhalb des HRR und Deutschen Bundes) wird gerne ignoriert. Auch die diversen Abkommen mit nach 67 - kroatischer, galizischer, mährischer Ausgleich, jener in der Bukowind, davon hört man nix. Die Krawalle in Folge der Badenischen Sprachenverordnung 1897 - gut dokumentiert von Mark Twain - werden als Argument des unmittelbar bevorstehenden Zerfalls wie eine Prozessionsfahne getragen. Über die Reichsratswahl 1911 nach der sich über Nationalitäten- und Sprachgrenzen gehende Fraktionen bilden, hört man kaum etwas.
Ganz anders hingegen die Rezeption Franz Josephs in Tschechien. Hier gibt es einen völligen Wandel in der Betrachtung dieser Epoche. In einer fast zwei-stündigen Doku samt Historikerdiskussion letzten Samstag im Tschechischen Fernsehen wurde vor allem der Reformer Franz Joseph gewürdigt, sein streng konstitutioneller Regierungsstil, seine Versuche des nationalen Ausgleichs und die wirtschaftliche und kulturelle Blüte seiner Zeit. Voll Stolz wurde darauf hingewiesen dass es "Tschechien ist, das als einziger Nachfolger noch heute mit der Krone bezahlt".
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