Ernährung & Industrialisierung

Maxibli

Neues Mitglied
Hallo,

ich bin ein Schüler und bin in der 10. Klasse. Ich muss in einigen Wochen ein Referat über das Thema "Wie hat sich die Ernährung durch die Industrialisierung verändert?" halten. Ich habe schon in zahlreichen Büchern nachgelesen, aber keine passenden Informationen gefunden. Deshalb hoffe ich in diesem Forum passende Antworten für diese Frage zu finden. Ich hoffe auf schnelle Antworten und bedanke mich schon mal im voraus.

 
Ich habe dir eine Frage gestellt. Die Antwort auf die Frage zu finden ist keine Zauberei und erfordert lediglich ein Minimum an selbständigem Denken. Sie würde dir aber deine Frage erhellen.
 
Hallo,

ich bin ein Schüler und bin in der 10. Klasse. Ich muss in einigen Wochen ein Referat über das Thema "Wie hat sich die Ernährung durch die Industrialisierung verändert?" halten. Ich habe schon in zahlreichen Büchern nachgelesen, aber keine passenden Informationen gefunden. Deshalb hoffe ich in diesem Forum passende Antworten für diese Frage zu finden. Ich hoffe auf schnelle Antworten und bedanke mich schon mal im voraus.


Lieber Maxi,

das ist auch kein einfaches Thema und ich verstehe natürlich, dass die Recherche Mühe macht. Die typische Lehrerreaktion auf Deine Frage siehst Du am Quijote, er ist einfach genervt und stellt Dir Gegenfragen. Vielleicht auch, weil er die Antwort gar nicht kennt =)

Also, um zu wissen, wie sich mit der Industrialisierung die Ernährung verändert hat, muss man wissen, wie man sich vor der Industrialisierung ernährt hat. Das war die Zeit des 18. Jahrhunderts vor allem. Die meisten Menschen waren damals Bauern und aßen nur das, was sie selber anbauten: Getreide! Ganz früher als Brei, später zu Brot gebacken. Vielleicht saisonal auch etwas Obst und Gemüse, ganz selten Fleisch von einer Ziege oder einer Kuh, die man schlachten musste, weil sie zB keine Milch mehr gab.

Es war ein kärgliches Leben und eine Mangelernährung. Viele kamen nicht auf die erforderliche Kalorienzahl, um zu überleben. Nur in Städten, wo Handwerker wohnten, die auch Geld hatten oder in den ganz kleinen Adelskreisen sah es besser aus, auch unter Mönchen im Kloster. Diese Schichten lebten zum Teil auf Kosten der Bauern und konnten sich viel eher Fleisch oder Käse leisten, um die erforderlichen Kalorien zu erreichen.

Wenn aber das Wetter eines Jahres schlecht war für die Landwirtschaft, so bedeutete dies Ernteausfälle, und viele mussten hungern, wenn nicht sterben. Die Anbaumethoden waren so, dass die Felder im Vergleich zu heute wenig hergaben. Auch die Pflanzen und Tiere, die man nutzte, waren nicht so hochgezüchtet wie heute. Entsprechend bekamen auch Mütter schlechte Nahrung, viele Kinder starben im Säuglingsalter.

Mit der Industrialisierung kam die Dampfkraft, sprich, die Eisenbahn. Mit der konnte man Hungersnöte in bestimmten Regionen eher ausgleichen, indem man da Nahrung hinschickte. Das kam aber selten vor. Der Warenaustausch nahm zu, man konnte Eisen und Stahl leichter produzieren, entsprechend wurden die Bearbeitungsgeräte fürs Feld besser.

Industrieller Dünger erhöhte die Ausbeute der Erde, es konnte auf kleinerer Fläche mehr angebaut werden. Es gab erste Maschinen für die Ernte. Das Korn musste nicht mehr mit dem Holzschlegel aus der Ähre gehauen werden, stattdessen gab es Maschinen! Es wurde weniger und weniger Handarbeit nötig, erst recht mit der Elektrifizierung.

Die Ernährung verbesserte sich weiter, die Lebenserwartung stieg. Industrielle Großbetriebe sorgten irgendwann für sehr gute, preiswerte Ernährung, die für weite Teile der Bevölkerung bezahlbar war. Früher gab es nur ganz selten Fleisch, heute kann man es jeden Tag essen, was aber auch nicht gesund ist. Man kann sagen, dass die Industrialisierung die Ernährung von viel mehr Menschen ermöglichte, was man am weltweiten Bevölkerungswachstum sieht.

Wären die Ressourcen heute gleich verteilt, müsste es keinen Hunger auf der Welt mehr geben. Aber da einige immer mehr als andere haben wollen, ist dem nicht so. Ich hoffe, Dir weitergeholfen zu haben :winke:

Grüße Peterchen
 
Um ehrlich zu sein, die Veränderung der Landwirtschaft durch die Industrialisierung hatte ich gar nicht im Blick (klar, John Deere ist z.B. dadurch groß geworden, dass er den Bauern in den Great Plains den ersten Stahlpflug verkaufte, so dass diese erstmal auch dort trockenheitsresistente Weizensorten anbauen konnten), dagegen, dass viele Arbeiterhäuser in Industriesiedlungen über einen kleinen Ziegenstall (Milchkuh des kleinen Mannes) verfügten und einen kleinen Subsistenzgarten, wo dann Gemüse angebaut werden konnte. (Freilich, wenn man sich die Schilderungen aus dem Ruhrgebiet oder von Fritze Engels aus Manchester ansieht, dann weiß ich nicht, ob ich wirklich das Gemüse aus dem Industriearbeitergarten hätte essen wollen.)
Die typische Lehrerreaktion auf Deine Frage siehst Du am Quijote, er ist einfach genervt und stellt Dir Gegenfragen. Vielleicht auch, weil er die Antwort gar nicht kennt =)
Ich dachte, das wäre die Berufsbeschreibung und deshalb fragen Lehrer immer so viel.
 
Neben den erwähnten und angedeuteten Aspekten könnte man auch die Nachteile der Massenproduktion von Esswaren ansprechen, wie die Präferenz von Monokulturen, Artenschwund durch Gewinnorientierung, Vergiftung der Umwelt durch Pestizide, etc.
Als Errungenschaft müssten nicht nur leichtere Produktion und Verteilung, sondern auch die verbesserten Methoden zur Haltbarmachung erwähnt werden. Die Industrialisierung brachte auch die Verfügbarkeit von Eis für die Massen und später den elektrischen Kühlschrank, der wesentlich zur längeren Lebenserwartung beigetragen hat.

Zur »Veränderung der Ernährung« gehören aber auch die unterschiedlichen Kochgewohnheiten und deren Gründe, die anderen Speisen, sowie das Verhalten beim Essen.
 
Zur »Veränderung der Ernährung« gehören aber auch die unterschiedlichen Kochgewohnheiten und deren Gründe, die anderen Speisen, sowie das Verhalten beim Essen.

Sicherlich ein wesentlicher Punkt.

Wieviel Zeit blieb noch, frisch zu kochen und alles von Grund auf selbst zu machen? Beispiel: Brühen und Fonds, aufwändig selbst gekocht aus Markknochen vs. Tütensuppen und Streuwürze, die gerade in jener Zeit aufkamen und offensichtlich sehr dankbar angenommen wurden.

Wieviel Zeit blieb noch für eine gemeinsame Mahlzeit? Wie oft konnte die ganze Familie noch an einem Tisch versammelt werden? Die Taktung der Tage wurde anders, der Rhythmus durch die Arbeitsschichten in der Fabrik bestimmt und nicht mehr von Sonnenauf- bzw. untergang oder den Bedürfnissen des Viehs.
 
Neben den erwähnten und angedeuteten Aspekten könnte man auch die Nachteile der Massenproduktion von Esswaren ansprechen, wie die Präferenz von Monokulturen, Artenschwund durch Gewinnorientierung, Vergiftung der Umwelt durch Pestizide, etc.

Liebe Mashenka, das ist eine moderne Perspektive auf das Thema. Sicher wird eine vegane, politisch korrekte Junglehrerin, die den Maxi vielleicht unterrichtet, genau darauf hinauswollen. Das wäre aber etwas einseitig.

Die Industrialisierung ist bis heute die Basis für unser aller Überleben. Auch Bioprodukte und "ethisch" einwandfreie Produkte stammen aus industrieller Mast bzw. industriellem Anbau. Anders wären sie für Normalmenschen nicht bezahlbar. Wer könnte 50 Euro für ein Suppenhuhn zahlen? Wer wollte 500 Euro für ein Rinderfilet zahlen? Wer will 10 Euro für einen Laib brot zahlen?

Fast so gut wie alles, was wir heute essen, stammt aber direkt oder indirekt von den Top-Five Oligopolisten aus dem Nahrungsbereich Nestlé, Heinz, Unilever, Mondelez, der fünfte fällt mir grade nicht ein. Die produzieren das gentechnisch veränderte Soja- und Maismehl, das als Nahrung für so gut wie alle Mast- und Milchtiere zum Einsatz kommt, das unter Fertigprodukte kommt, zur Düngung dient usw. usf. Das ist eine der Kehrseiten, aber das ist dann nicht mehr historisch, finde ich.

Wenn man dann noch Palmöl dieser Konzerne dazurechnet, das auf ehemaligen Regenwaldflächen angebaut wird, dann kann man damit alles machen: Fertigpizza, Fertiggerichte, Fertigsuppen, Billigbrot vom Discounter usw. Diese Sachen bestehen aus wenigen Komponenten, gepeppt mit Farbe, Geschmacksbooster und Konservierung.

Dass uns das Industriezeug nicht mehr schmeckt, hängt aber auch mit der ideologisierenden Werbung von neuen Bio-Konzernen zusammen, das muss man fairerweise dazufügen. Heute kannst Du ja auch bei Lidl und Aldi/Hofer angebliche Bioprodukte für ein Geld kaufen, dass man mehr als leise daran zweifeln muss, ob das wirklich "bio" ist... aber das ist ein andere Thema.

Guten Appetit ! :winke::friends:
 
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Sicher wird eine vegane, politisch korrekte Junglehrerin, die den Maxi vielleicht unterrichtet, genau darauf hinauswollen. Das wäre aber etwas einseitig.
Dieses »Junglehrerin« scheint mit verdächtig, liebes Peterchen… Du magst vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht haben, aber mehr Objektivität wäre dennoch wünschenswert! :D Außerdem wird auch Maxi eine gute Bewertung anstreben, anstatt die Konfrontation zu suchen. Also ran an die Monokulturen, Pestizide, Abgase und Hühnerfabriken mit vielen, vielen antibiotikaresistenten Mikroviechern.
 
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