Zu Deinem Bild der Trojanischen Kriege
ass alle im Schiffskatalog angegebenen Gemeinwesen teilnahmen ist durchaus logistisch möglich. Jeder hätte 10 Mann stellen können und es wären nur 300 Mann gewesen. Was Thukydides hierzu widerlegt, ist die Zahl der angegebenen beteiligten Männer und Schiffe und das Fehlen von Versorgungsschiffen.
Das stimmt, allerdings hätten 300 Mann wohl kaum ausgereicht um eine so große, so schwer befestigte Stadt wie Troja einzunehmen. Armeen in dieser Größenordnung hätten die Trojaner wahrscheinlich zur Offensive ermutigt und wären schnell zurück ins Meer getrieben, wenn nicht gar sofort vernicht worden. Was man hier zum Vergleich bräuchte wäre natürlich die Bevölkerungszahl Trojas sowie die Zahl der Truppen der mit Troja verbündeten Städte und Stämme.
Ich bezweifle jedoch dass selbst 3000 Mann oder 6000 Mann ausgereicht hätten. Und durchschnittlich 2000 Mann (für 10 Jahre) zu stellen hätte damalige Poleis wahrscheinlich zu stark belastet.
Auch ein einsames Fort hätte der trojanischen Macht früher oder später weichen müssen.
Es gibt zig mögliche Erklärungen. Die Achäer hätten die Bucht besetzen können, in der die aus Westen und Süden kommenden Schiffe auf günstige Winde zu warten pflegten. Dort ein Fort zu unterhalten wäre auch länger als 10 Jahre möglich und regelmäßige Scharmützel mit den Trojanern zu erwarten. Nur als Beispiel.
Ein Fort zu errichten mag für eine organisierte Zivilisation wie Rom oder Ägypten einfach zu sein; die Achäer waren aber wie auch die Griechen in klassischer Zeit zerstritten, und ich bezweifle einfach dass sie ohne äußere Bedrohung zehn Jahre lang unter einer gemeinsamen Führung ein Krieg geführt hätten. Das Beispiel der Perserkriege zeigt ja schon, dass die Koalition der griechischen Staaten schwierig herzustellen war, im Kampf brüchig war und nach dem Friedensschluss auseinanderbrach.
Und ohne zentrale Befehlsgewalt gibt es keine Logistik, keine Aushebungen, keine gemeinsamen Expeditionen. Ohne gemeines griechisches Kommando hätten die Trojaner wohl keinen Finger rühren müssen, um den Krieg zu gewinnen. Natürlich könntest du auf Agamemnon verweisen - aber das ist eine Sagengestalt, wie du richtig feststellst. Einen wahren Agamemnon hat erst Makedonien hervorgebracht.
Deshalb halte ich es für unwahrscheinlich, dass in irgendeinem Krieg zwischen Achäern und Trojaner je alle Griechen gegen Troja gekämpft haben, wie es in der Ilias dargestellt wird. Ich halte die These von verschiedenen, "chronischen" Konflinkten zwischen der Troas/dem Hellespont und den Bewohnern Griechenlands als historischer Kern für die Sage Trojas am wahrscheinlichsten.
Anders sieht es natürlich mit der Ilias als Quelle für die Dunklen Zeiten aus.
In der es vielleicht tatsächlich Auseinandersetzungen zwischen dem, was wir heute Troja nennen, und Griechenland gab.
(Über eine bestimmte Sternenkonstellation kann die Heimkehr des Odysseus datiert werden, wenn wir die Sage wörtlich nehmen.)
Auf welches Datum weißt denn diese Sternenkonstellation hin? Ohne jetzt den Trojanischen Krieg datieren zu wollen, was einerseits schon unternommen wurde, und was andererseits bei einem fiktiven Ereignis recht müßig ist.
"Hohecker -äh- romanus00I, Sie sind raus!"
Das Opfer heißt Hoëcker; aber von der Schreibweise könntest du auch einen gewissen saarländischen Dachdecker meinen:grübel:
Die Ilias ist eine künstlerisch bearbeitete Sage. Ebenso wie das Nibelungenlied.
Ich gehe mal das Risiko ein wieder rauszufliegen und merke an, dass gerade das Nibelungenlied einen wahren Kern aufweist. Im Unterschied zur Ilias kennen wir den Kern natürlich, da uns aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. schriftliche Quellen zur Verfügung stehen.
Aber wie gesagt. Einen Trojanischen Krieg/Kriege (meine bevorzugte Version) mag es gegeben haben, und dass das zentrale literarische Werk der Griechen diesen Krieg behandelt, macht ihn nur wahrscheinlicher.