Arbeiteraufstand DDR

K

Kathi_schneider

Gast
Brauche dringend Hilfe bei folgender frage:
Welche Relevanz hatte der Arbeiteraufstand von 17.6.1953 für den kalten Krieg bis 1990 ?
 
:confused: Brauche Hilfe. :confused:

0. Was hast Du bereits gemacht?
1. Was sagt Wiki?
2. Was sagst Du dazu?
3. Wo gibt es weitere Probleme?

In dieser Reihenfolge der Schritte könnte ein erfolgversprechender Ansatz liegen. :pfeif:
 
Direkte Einflüsse auf den Kalten Krieg (KK) sind mir nicht bekannt, es sei denn, man würde den Mauerbau, der aber ganze acht Jahre später stattfand, als solchen interpretieren. Wobei man auch zu fragen hat, ob denn der Mauerbau - der zwar als "antifaschistischer Schutzwall" apostophiert wurde, aber eigentlich die "Abstimmung mit den Füßen" (also die Abwanderung von Fachkräften) beenden sollte - wirklich als Teil des KK zu begreifen ist. Immerhin die Rhetorik stimmte: Die Anzettler des Aufstandes waren aus Sicht der DDR-Propaganda faschistische Maulwürfe aus dem Westen, die Mauer (warum zur Hölle war sie dann nach innen gerichtet?) der "antifaschistische Schutzwall". Von Westseite aus nannte man die Verlängerung der Straße Unter den Linden - also auf der Westseite des Brandenburger Tors - in Straße des 17. Juni um, also die Straße, die quasi (wenn sie noch durchgängig gewesen wäre), direkt auf die Staatsinstitutionen der DDR (Palast der Republik/Volkskammer) zulief. Und hier lag ja auch (auf Westseite!!!) das sowjetische Ehrenmal, wo immer Sowjetsoldaten als Ehrenwachen postiert waren (ich muss zugeben, ich weiß gar nicht, wie das heute ist). Das war einerseits eine adäquate Erinnerung an den Aufstand, andererseits aber auch eine kleine (aber harmlose) Stichelei gegen die DDR und die SU. Der 17. Juni war dann ja auch bis 1990 im Westen Der Tag der deutschen Einheit, seit 1990 ist das der 3. Oktober.
 
Relevanz!?
Wohl kaum, aber solcherart Ereignisse - es gab ja einige, siehe auch weiter unten - befeuern Aktivitäten im Kalten Krieg.

Den Kommunisten hat dieses Ereignis gezeigt, man muss immer auf der Hut sein (innen wie außen) um schnell und wirksam zurückzuschlagen. Erhaltung der Macht.

Der 17.06 fiel wohl schon in die Amtszeit von N.S. Chruschtschow. G. Malenkow hatte ja nur ein kurzes Gastspiel als Chef. Ein paar Monate zuvor war J.W. Stalin verstorben (März).

M.E. war dies auch mit ein Punkt (ein!!!) der die sozialistischen Staaten veranlasste, den „Warschauer Vertrag“ 2 Jahre später ins Leben zu rufen (Sicherheit nach Außen und Innen).

Dieses Bündnis hatte ja dann, schon 1 Jahr später, seine 1. Bewährungsprobe beim Volksaufstand in Ungarn. Die nächste war dann 1968 als es um den Pragerfrühling ging.
Man stimmte sich in diesen Bündnis ab und die UdSSR übernahm das militärische wie auch in der DDR.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für den Westen wurde das Datum eifrig für PR-Zwecke genutzt. Auf die Straße des 17. Juni und den "Tag der deutschen Einheit" bis 1990 hat ElQ ja schon hingewiese. Auch waren die Ereignisse (auch für die Bevölkerung in Ostdeutschland) ein unübersehbares Signal, dass SED und Sowjetunion auf ihren Herrschaftsanspruch nicht verzichten würden. Zusammen mit der Westbindung der Bundesrepublik war damit die Option eines i-wie geeinten Deutschlands nicht mehr gegeben, bis sich die Situation 1989 grundlegend änderte.

Und hier lag ja auch (auf Westseite!!!) das sowjetische Ehrenmal, wo immer Sowjetsoldaten als Ehrenwachen postiert waren (ich muss zugeben, ich weiß gar nicht, wie das heute ist).

Man müsste heute schon etwas suchen, um heute noch Sowjet-Solaten zum bewachen zu finden... ;)

Das Ehrenmal gibt es noch, aber bewacht wird es nicht mehr; bzw wenn dann von der Berliner Polizei. Aber es finden noch des öfteren Veranstaltungen dort statt, bspw am 9. Mai.
 
Die Vorgänge innerhalb der „SBZ/DDR“ waren unmittelbar relevant für die Ausrichtung und den Fortgang des Kalten Krieges. Mit dem Machtkampf um die Nachfolge von Stalin und dem verzögert auch in der SED stattfindenden Machtkampf, wurden zentrale Weichen gestellt in Bezug auf die Neutralisierung (Finnlandisierung?) von Deutschland oder der Zementierung des Status quo mit zwei separate deutschen Staaten. 1953 war kurzfristig vieles möglich.

Den Kommunisten hat dieses Ereignis gezeigt, man muss immer auf der Hut sein (innen wie außen) um schnell und wirksam zurückzuschlagen. Erhaltung der Macht.

Das ist zu pauschal und deswegen eine kurze Erklärung. Am 27.05.1953 tagte der Ministerrat in Moskau. Zu dem Zeitpunkt war, nach dem Tod von Stalin, Beria ein dominanter Machtfaktor im Kreml.

Laut Gromyko formulierte Beria folgendes: „Wir brauchen nur ein friedliches Deutschland. Aber ob es dort den Sozialismus gibt oder nicht, ist uns ganz gleich…Die DDR? Was ist sie wert, die DDR? Sie ist ja noch nicht einmal ein richiger Staat. Sie wird nur von sowjetischen Truppen am Leben erhalten, ….“(zitiert in Wolle, S. 248)

Auch wenn sich Beria im Machtkampf zwischen dem militärisch-administrativen Komplex und der Partei nicht durchsetzen konnte, steht er durchaus auch für eine kritische Sicht aus Teilen der politischen Elite in Moskau. Wichtig ist, dass die Optionen des Kreml in Bezug auf Deutschland zu dem Zeitpunkt nicht auf die Maximierung des eigenen Einflussbereichs abzielten.

Ansonsten: Wer nun im einzelnen „Kommunist“ war, sei dahingestellt und „Nikita“ („erinnert sich“) war einer, der abstritt, dass Beria ein „Kommunist“ gewesen sei.

Fortsetzung: Am 2. Juni 1953 wurden 3 Genossen (Ulbricht, Grotewohl und Oelßner (Übersetzer) des ZK der SED nach Moskau bestellt (Wolle, S. 246). Es wurde ihnen folgender Beschluss des ZK der KPdSU überreicht (vgl. Link)

17. Juni 1953 | Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage

Es war eine drastische „Abrechnung“ mit den Fehlern der SED (teils auf Veranlassung aus Moskau) und im Resümee wurde festgehalten, dass diese falsche Politik die Existenz der DDR gefährden würde. Stattdessen wurde ein Bündel an Maßnahmen vorgeschlagen, die in der praktischen Umsetzung zunächst auf eine Verzögerung des Prozesses der sozialistischen Umgestaltung der DDR hinauslief. (vgl. Wolle, S. 248 und entsprechend auch Staritz oder Meuschel).

Am 5. Juni 1953 versammelt sich das ZK der SED in Berlin und „Es schien, als habe die Kritik aus Moskau alle Schleusen geöffnet“ (ebd. S. 250) und lief auf eine deutliche Demokratisierung hinaus und es kam zu einer „Revolte gegen Ulbricht“. Protagonisten waren vor allem Herrnstadt (Kandidat des PB) und Zaisser (PB) und sie waren es vor allem, die sich für den „Neuen Kurs“ eingesetzt haben.

Am 11. Juni erschien im „Neuen Deutschland“ ein Kommunique des PB des ZK der SED vom 9. Juni, in dem drastisch ein Eingeständnis der Fehler der vergangenen Jahre zugegeben wurden und wurde als „Bankrotterklärung“ des Regimes wahrgenommen. Mit verheerenden Konsequenzen auch für die mittleren Kader der SED, die sich „von Oben“ verraten fühlten.

Insgesamt kam diese Entwicklung sehr plötzlich und verlief bis dahin unter höchster Geheimhaltung (vgl. die Darstellung dazu von Wolf, durchaus interessant) .

In diese Situation kam aus einer Reihe von ökonomischen Erfordernissen, im wesentlichen um die Modernisierung der Volkswirtschaft zu leisten, die Erhöhung der „Normen“.

In diesem Sinne reagierte Grotewohl im Juni 1953 durchaus zutreffend, als er die revoltenartigen Proteste der Arbeiter beschrieb: „Wenn Massen von Arbeitern die Partei nicht verstehen, ist die Partei schuld, nicht die Arbeiter.“ (zitiert in Staritz, S. 85)

In der Folge nehmen zwischen 300.000 bis 350.000 Teilnehmer an Protestaktionen teil.

In diesem Sinne kamen die Proteste zu einem Zeitpunkt, zu dem das Regime extrem schwach war und durchaus Gefahr lief, auf der vielfältigen Widersprüche zu implodieren. Diese Situation hätte das machtpolitische Gefüge in Mitteleuropa destabilisiert und daran hatte eigentlich keiner Interesse.

Der Westen hatte sich relativ zurück gehalten, teils sogar mäßigend sich geäußert. Und an diesem Punkt ergibt sich dann die relevante außenpolitische Erkenntnis.

Trotz des „Theaterdonners“ und markiger Sprüche hat sich der Westen nicht im Rahmen von Interventionen in die Politik des sowjetischen Einflußbereichs eingemischt. Und damit den Status quo bestätigt und somit „Verläßlichkeit“ signalisiert.

Möglicherwiese eine „vertrauensbildende“ Maßnahme, die bewußt oder unbewußt in der Zukunft wichtig sein sollte, dem Kreml nicht das Gefühl zu geben, erneut um seine Existenz kämpfen zu müssen. Was fatal gewesen wäre im Hinblick auf die folgenden Krisen um die Mauer und um Kuba.

Meuschel, Sigrid (1992): Legitimation und Parteiherrschaft. Zum Paradox von Stabilität und Revolution in der DDR, 1945-1989. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, speziell 17. Juni S. 116 ff
Staritz, Dietrich (1985): Geschichte der DDR. 1949 - 1985. Frankfurt am Main: Suhrkamp, speziell 17. Juni, S. 78 ff
Wolf, Markus (1999): Spionagechef im geheimen Krieg. Erinnerungen. 3. Aufl. München: Econ & List Taschenbuch-Verl., speziell 17. Juni, S. 76 ff
Wolle, Stefan (2014): Die DDR. Eine Geschichte von der Gründung bis zum Untergang. Bonn: bpb: Bundeszentrale für politische Bildung (Schriftenreihe, Band 1517)., speziell 17. Juni, S. 245 ff
 
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