Kana'anäer vs Israeliten? Israeliten = Kana'anäer? - ethnische vs soziale Deutungen

Dieter

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Über "Gefühle politischer Solidarität" zu spekulieren, wie oben erfolgt, oder kulturelle Zusammengehörigkeiten, bzw. kulturelle "Beeinflussungen", Homogenitäten oder Volksstamm-Kontinuitäten, ist angesichts der Quellenlage und über einen Jahrtausend-Zeitraum nahezu absurd.

Die nomadischen Hebräer trafen in Palästina auf die hochentwickelte Stadtkultur der Kanaaniter. Sie war den hebräischen Erfahrungen besonders in jenen Punkten überlegen, die für die Entwicklung einer Staatlichkeit bedeutsam sind. Die Kanaaniter verfügten über Erfahrung beim Aufbau einer zentralen Verwaltung und bei der Organisation eines effektiven Heerwesens. Schon hier nutzten die Hebräer kanaanitisches Wissen.

Bei der Eingliederung der Kanaaniter in die entstehenden israelitischen Staaten integrierten die Hebräer auch deren Götter und kulturelle Bräuche. Gerade die Beliebtheit kanaanitischer Gottheiten unter den Hebräern forderte immer wieder den Fluch der Propheten heraus. Hier sind besonders die Baalgötter zu nennen, die erst zurücktraten, als die israeltischen Staaten gefestigt waren und sich der Allmachtanspruch Jahwes durchgesetzt hatte,

Man kann also durchaus sagen, dass die Hebräer von den unterworfenen Kanaanitern zahlreiche kulturelle und zivilisatorische Impulse erhalten haben. Sogar der salomonische Tempel in Jerusalem wurde mit Hilfe phönizischer Baumeister und somit unter Anleitung von Kanaanitern errichtet.
 
Phönizisch zählt zusammen mit dem Punischen zu den kanaanitischen (oder kanaanäischen) Sprachen.

Vielleicht sollten wir lieber von einer kanaanäischen Sprache sprechen. Die sich natürlich im Laufe vieler Jahrhunderte entwickelt und regionale Dialekte ausgeprägt hat.


Hebräisch als Sprachbezeichnung
...
Der Ausdruck ist insofern unsachgemäß, als er ursprünglich einen soziologischen, keinen ethnischen oder geographischen Begriff darstellt. Außerdem ist Althebr. keine selbständige Sprache, sondern als pal[ästinensische] Mundartengruppe geschichtlich im Kan[aanäischen] verwurzelt.
(Rudolf Meyer, Hebräische Grammatik 1992)

Als Sprache im eigentlichen Sinn bezeichnet Rudolf Meyer das Kanaanäische, das er in drei Mundartengruppen unterteilt:

a) Nordkanaanäisch (Ugaritisch)
b) Mittelkanaanäisch (Phönikisch/Punisch)
c) Südkanaanäisch (Vorhebräisch/Hebräisch, Moabitisch)
 
Phönizisch zählt zusammen mit dem Punischen zu den kanaanitischen (oder kanaanäischen) Sprachen. Somit sind beide Bevölkerungsgruppen eng miteinander verwandt oder sogar identisch.

Hier machst Du "Identität" an der Sprache fest.
Dann ist allerdings diese Aussage unsinnig:

Die nomadischen Hebräer trafen in Palästina auf die hochentwickelte Stadtkultur der Kanaaniter.

Sprachlich gesehen, sind die Hebräer nichts anderes als Kanaaniter.

Sogar der salomonische Tempel in Jerusalem wurde mit Hilfe phönizischer Baumeister und somit unter Anleitung von Kanaanitern errichtet.
Auch wenn die Tempelbauherren lokale Baumeister herangezogen hätten, wäre der Tempel unter Anleitung von Kanaanitern erbaut worden.

"Israel und Kanaan waren in Wirklichkeit nicht zwei einander entgegengesetzte Kulturen, sondern verschiedene Phasen ein- und derselben Kultur." (Othmar Keel)
 
Wobei die biblischen Texte schon zwischen Israeliten und Kanaanitern unterscheiden. Dort werden die Kanaaniter, soweit ich das überblicke, immer als Fremdkörper wahrgenommen. Was natürlich nicht unbedingt die gemeinsame Ethnizität beider Gruppen berührt sondern schlicht auf die (unterstellten) polytheistischen Glaubensvorstellungen der als Kanaaniter bezeichneten Gruppe und die (unterstellten) monotheistischen Glaubensvorstellungen der als Israeliten Gekennzeichneten hinweisen kann (uneingedenk der in der Bibel beschriebenen polytheistischen Rückfälle und Häresien der Israeliten).
 
Sprachlich gesehen, sind die Hebräer nichts anderes als Kanaaniter.

Hier geht es doch um etwas ganz anderes.

Nämlich um die Tatsache, dass die halbnomadischen Hebräer von der Bevölkerung der kanaanitischen Stadtstaaten bedeutsame kulturelle Impulse erhielten.

Ob man allerdings die Hebräer als Kanaaniter bezeichnen kann, wage ich zu bezweifeln. Kulturell und historisch haben beide Bevölkerungsgruppen sehr unterschiedliche Schicksale und unterscheiden sich demzufolge erheblich.

Inwieweit das Hebräische mit der Sprache identisch war, die in den kanaanitischen Stadtstaaten gesprochen wurde, ist meines Wissens unbekannt. Es mag immerhin sein, dass sich die halbnomadischen Eindringlinge mit ihren städtischen Rivalen gut verständigen konnten. Allerdings gab es unter den kanaanitischen Ethnien auch Hurriter und Amoriter, die anders sprachen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, Dieter, das, was uns der biblische Text als Hauptquelle unseres "Wissens" über die Region und ihre Bevölkerung erzählt, steht nicht unmittelbar zu den Ereignissen, ist also von Quellengattung her kein Dokument, sondern ein Monument. Es handelt sich um eine historische Meistererzählung. Sprich, die Geschichte wird als einigermaßen geradlinige Entwicklung erzählt, aus dem Ergebnis der redaktionellen Gegenwart heraus.
 
Naja, Dieter, das, was uns der biblische Text als Hauptquelle unseres "Wissens" über die Region und ihre Bevölkerung erzählt, steht nicht unmittelbar zu den Ereignissen, ist also von Quellengattung her kein Dokument, sondern ein Monument. Es handelt sich um eine historische Meistererzählung. Sprich, die Geschichte wird als einigermaßen geradlinige Entwicklung erzählt, aus dem Ergebnis der redaktionellen Gegenwart heraus.

Das ist doch völlig klar. Einige wie Finkelnstein zweifeln auch die Historizität von Salomon an, womit er sogar richtig liegen mag.

Die Stadtstaaten der Kanaaniter sind allerdings archäologisch nachgewiesen, ebenso die der Phönizier. Ferner die neue Bevölkerungsschicht der Hebräer, die die vormalige Bevölkerung überschichtete. Dass sie von der kulturelle Impulse aufnahm, ist sehr wahrscheinlich.
 
Die nomadischen Hebräer trafen in Palästina auf die hochentwickelte Stadtkultur der Kanaaniter.
Nämlich um die Tatsache, dass die halbnomadischen Hebräer ...

Die Vorstellung von den "eindringenden", "nomadischen Hebräern" ist keine "Tatsache", sondern eine reine Hypothese, ein Erklärungsmodell.

Im Laufe der Forschung wurden verschiedene Modelle für die "historische" (Re-)Konstruktion der im Buch Josua erzählten "LAndnahme" entwickelt: Lange sind die Schilderungen des Buches Josua wegen der auf den ersten Blick recht guten geographischen Angaben für "historisch" gehalten worden. [...] Doch schon bald wurde deutlich, dass gerade die zentralen Schauplätze der "Landnahme" in der angenommenen Zeit weder Spuren von Eroberungen noch von Zerstörungen aufweisen, ja dieses sogar in der Frage kommenden Zeit nicht besiedelt waren [....]
Doch ist dieses Erklärungsmodell nicht mehr mit den Ergebnissen der Nomadenforschung in Einklang zu bringen, die aufweisen konnte, dass es in dieser Zeit noch kein beduinisches Nomadentum gab. Zudem spricht die Kontinuität der materialen Kultur nicht für eine neue, fremde Bevölkerung im Land; Wanderbewegungen größeren Ausmaßes sind ebenso nicht nachzuweisen.

Statt mit einer Zuwanderung Israels von außen zu rechnen, wie die ersten beiden Modelle, geht das dritte, das sog. "Revolutionsmodell", davon aus, dass "Israel" im Land durch Einzelne oder Gruppen entstanden sei. Diese seien aus der Ordnung der Städte herausgefallen. Diese Entwurzelten und sozial Marginalisierten hätten eine neue, egalitäre Gesellschaft im Bergland geschaffen. Zu diesen sei eine aus Ägypten geflohene Gruppe hinzugegkommen, die der Bewegung durch den Glauben an JHWH ihre gemeinsame theologische Basis verliehen hätte. Diese Gruppen wurden häufig mit den "Hapiru" in Verbindung gebracht.
Barbara Schmitz, Geschichte Israels, 2. aktualisierte Auflage, S. 139/140, Paderborn/Stuttgart 2015


Ob man allerdings die Hebräer als Kanaaniter bezeichnen kann, wage ich zu bezwifeln
Es ist einfach die Frage, wie wir "die Kanaaniter" definieren.

1. Sprachliche Definition? Dann sind die Hebräer zweifellos Kanaaniter. (Sie bezeichneten sogar selber ihre eigene Sprache als "Sprache Kanaans".)

2. Geographische Definition? Dann sind die Hebräer zweifellos Kanaaniter.

3. Kulturelle Definition? Da wird es schwierig. Denn wie genau ist "die kanaanitische Kultur" zu definieren? Was sind die eindeutigen Merkmale?

4. Ethnische Definition? Da wird es auch schwierig. Fühlten sich "die Kanaaniter" als einer Ethnie zugehörig, grenzten sie sich von anderen Ethnien ab?
 
Vielleicht sollten wir lieber von einer kanaanäischen Sprache sprechen. Die sich natürlich im Laufe vieler Jahrhunderte entwickelt und regionale Dialekte ausgeprägt hat.



(Rudolf Meyer, Hebräische Grammatik 1992)

Als Sprache im eigentlichen Sinn bezeichnet Rudolf Meyer das Kanaanäische, das er in drei Mundartengruppen unterteilt:

a) Nordkanaanäisch (Ugaritisch)
b) Mittelkanaanäisch (Phönikisch/Punisch)
c) Südkanaanäisch (Vorhebräisch/Hebräisch, Moabitisch)

So wie ich Meyer richtig verstehe, zieht er darauf ab, Hebräisch als Sprache einer Teilgruppe der Kanaaiter zu sehen. Oder was meinter mit "soziologischen Begriff"?

Kommt darauf an. Wenn man Kana'an tatsächlich auf ein hurritisches Etymon zurückführen kann, wäre es mit phoinikes derselbe Begriff in verschiedenen Sprachen, so wie Ägypter und Mitzraim/Miṣriyyūn dasselbe ist. Führt man den Begriff Kana'an auf ein semitisches Etymon zurück, dann handelt es sich um unterschiedliche Begriffe, die zunächst einmal nichts miteinander zu tun haben. So wie wir Deutschen bzw. Dtld. teils nach den Germanen (russ./hebr. Germania, Germany) nach germanischen Stämmen (Allemagne, Alemania, Almaniyya, Saxland) teils nach unserem Unvermögen, vernünftig zu sprechen (Němc, Nimc, Nijemci) teils nach unserer Selbstbezeichnung (deutsch < thiudisk: Tyskland, tedeschi) benannt werden.

Also unterschiedliche Bezeichnung für dasselbe Volk/Gruppe. Danke.
 
So wie ich Meyer richtig verstehe, zieht er darauf ab, Hebräisch als Sprache einer Teilgruppe der Kanaaiter zu sehen. Oder was meinter mit "soziologischen Begriff"?

"Hebräer" bezeichnet laut Meyer eine Gruppe mit "minderer sozialer Rechtsstellung" (vgl. Barbara Schmitz: "Entwurzelte und sozial Marginalisierte").
Sprachlich und ethnisch unterschieden sie sich nicht von den anderen Kanaanäern, die in derselben Region lebten, d. h. es gab weder eine "hebräische Sprache" noch ein "hebräisches Volk".
 
Die Vorstellung von den "eindringenden", "nomadischen Hebräern" ist keine "Tatsache", sondern eine reine Hypothese, ein Erklärungsmodell.

Soweit mir bekannt ist, geht die Forschung mehrheitlich von einer Einwanderung der Hebräer in Palästina aus. Also kann man durchaus für diese Hypothese votieren.

"Die Flucht einiger Hebräer aus Ägypten, die sich zeitlich nicht festlegen lässt, wurde zum Fixpunkt der Geschichte ... Dieser Vorgang, den man sich Landnahme zu nennen angewöhnt hat, zog sich über viele Generationen hin."
(Manfred Clauss, Das Alte Israel, München 1999, S. 13, 15)

Es ist einfach die Frage, wie wir "die Kanaaniter" definieren.

Es finden sich drei kanaanäische Bevölkerungsgruppen, die sich vor allem hinsichtlich ihrer Geschichte und Kultur voneinander unterscheiden:

1. Die in Palästina sesshaften Kanaanäer.

2. Ihre halbnomadischen Brüder. Sie lebten zum Teil neben ihren sesshaften Verwandten, wanderten aber zu anderen Teilen vermutlich Ende des 2. Jahrtausends zu.

3. Die seefahrenden Kanaanäer, die wir später als Phönizier kennen. Sie sind sowohl mit der kanaanäischen Stadtbevölkerung zu Lande als auch mit den zu Beginn nomadisierenden Hebräern verwandt.

Die unterschiedlichen Schicksale und kulturellen Ausdrucksformen dieser drei Bevölkerungsgruppen führten dazu, dass sie schon in zeitgenössischen Quellen mit eigenen Namen auftauchen.
 
Soweit mir bekannt ist, geht die Forschung mehrheitlich von einer Einwanderung der Hebräer in Palästina aus. Also kann man durchaus für diese Hypothese votieren.

Mir ist wichtig, Hypothesen von Tatsachen zu trennen.

Ein Erklärungsmodell ist kein Nachweis.

Wenn Du etwas als "nachgewiesen" bezeichnest, dann solltest Du den Nachweis liefern können - oder Dich ggf. korrigieren.

Die Stadtstaaten der Kanaaniter sind allerdings archäologisch nachgewiesen, ebenso die der Phönizier. Ferner die neue Bevölkerungsschicht der Hebräer, die die vormalige Bevölkerung überschichtete.

Dagegen Barbara Schmitz:

"Zudem spricht die Kontinuität der materialen Kultur nicht für eine neue, fremde Bevölkerung im Land..."


Wie sehen denn die "archäologischen Nachweise" für eine "neue Bevölkerungsschicht" konkret aus?
 
Es finden sich drei kanaanäische Bevölkerungsgruppen, die sich vor allem hinsichtlich ihrer Geschichte und Kultur voneinander unterscheiden:

1. Die in Palästina sesshaften Kanaanäer.

2. Ihre halbnomadischen Brüder. Sie lebten zum Teil neben ihren sesshaften Verwandten, wanderten aber zu anderen Teilen vermutlich Ende des 2. Jahrtausends zu.

3. Die seefahrenden Kanaanäer, die wir später als Phönizier kennen. Sie sind sowohl mit der kanaanäischen Stadtbevölkerung zu Lande als auch mit den zu Beginn nomadisierenden Hebräern verwandt.

Wenn ich Dich richtig verstehe, würdest Du die Hebräer zur zweiten Gruppe rechnen.
Also wären die Hebräer nach Deiner Darstellung eine kanaanäische Bevölkerungsgruppe.
 
Wenn Du etwas als "nachgewiesen" bezeichnest, dann solltest Du den Nachweis liefern können - oder Dich ggf. korrigieren.


Habe ich nicht.

Ich sagte oben:

"Soweit mir bekannt ist, geht die Forschung mehrheitlich von einer Einwanderung der Hebräer in Palästina aus. Also kann man durchaus für diese Hypothese votieren."
 
Also wären die Hebräer nach Deiner Darstellung eine kanaanäische Bevölkerungsgruppe.

Sie zählten zu den kanaanäischen Ethnien Palästinas, die zunächst halbnomadisch lebten. Allerdings gibt es mehrere kanaanäische Populationen, die sich in Geschichte und Kultur so stark voneinander unterscheiden, dass sie in der Geschichtsschreibung unter verschiedenen Namen bekannt sind.

Nicht zu vergessen ist, dass auch Hurriter und Amoriter zu den kanaanäischen Ethnien zählen, die - vor allem die Hurriter - völlig andere Sprachen haben. Im Norden Palästinas gründeten sie im 18. Jh. v. Chr. die hurritische Stadt Hazor, welche die größte Stadt in Kanaan im 15. bis 13. Jh. v. Chr. war.
 
Wenn Du das nicht so formuliert hast, von wem stammt der Text dann?

Das ist doch Haarspalterei.

Nachgewiesen ist, dass es in der Bronzezeit Stadtstaaten in Kanaan gab. Welche das sind, kannst du überall nachlesen.

Umstritten ist allerdings, ob es eine Einwanderung der Hebräer gab. Hier existiert gegenwärtig das Eroberungsmodell, das Migratiomsmodell und das Revoltenmodell.
 
Über "Gefühle politischer Solidarität" zu spekulieren, wie oben erfolgt, oder kulturelle Zusammengehörigkeiten, bzw. kulturelle "Beeinflussungen", Homogenitäten oder Volksstamm-Kontinuitäten, ist angesichts der Quellenlage und über einen Jahrtausend-Zeitraum nahezu absurd.
Die nomadischen Hebräer trafen in Palästina auf die hochentwickelte Stadtkultur der Kanaaniter. Sie war den hebräischen Erfahrungen besonders in jenen Punkten überlegen, die für die Entwicklung einer Staatlichkeit bedeutsam sind. Die Kanaaniter verfügten über Erfahrung beim Aufbau einer zentralen Verwaltung und bei der Organisation eines effektiven Heerwesens. Schon hier nutzten die Hebräer kanaanitisches Wissen.

Bei der Eingliederung der Kanaaniter in die entstehenden israelitischen Staaten integrierten die Hebräer auch deren Götter und kulturelle Bräuche. Gerade die Beliebtheit kanaanitischer Gottheiten unter den Hebräern forderte immer wieder den Fluch der Propheten heraus. Hier sind besonders die Baalgötter zu nennen, die erst zurücktraten, als die israeltischen Staaten gefestigt waren und sich der Allmachtanspruch Jahwes durchgesetzt hatte,

Man kann also durchaus sagen, dass die Hebräer von den unterworfenen Kanaanitern zahlreiche kulturelle und zivilisatorische Impulse erhalten haben. Sogar der salomonische Tempel in Jerusalem wurde mit Hilfe phönizischer Baumeister und somit unter Anleitung von Kanaanitern errichtet.
Das hat mit den oben behaupteten "Fakten" angeblich möglicher ethnisch-kultureller Abgrenzungen nichts zu tun.

Die Antwort schleicht um den heißen Brei herum, und geht mit keiner Silbe auf den Absurditätshinweis zu den ethnischen und kulturellen Konstrukten von über tausend Jahren ein.

Dankenswerterweise hat sepiola den Nachweis erbracht, dass der Unsinn von Haarmann stammt und hier verdeckt zitiert wurde.
 
Habe ich nicht.

Ich sagte oben:

"Soweit mir bekannt ist, geht die Forschung mehrheitlich von einer Einwanderung der Hebräer in Palästina aus. Also kann man durchaus für diese Hypothese votieren."

Abgesehen davon, dass das oben nicht als Hypothese, sondern zunächst als nachgewiesen behauptet wurde, ist Dir da Falsches bekannt.

Von "mehrheitlich" kann keine Rede sein, das ist völlig umstritten und offen.

Abgesehen davon hat das "kanaanitische Modell" nullkommanichts mit einer ethnischen Abgrenzung zu tun, sondern ist als geografische Abgrenzung zu verstehen.

Zum derzeitigen Stand:
"Of course, ‘Canaanite’ does not render here any ethnic affiliation but rather a geographical one; see Lemche, The Canaanites and Their Land."
Pfoh, The Emergence of Israel in Ancient Palestine, S. 162
 
Sprachlich und ethnisch unterschieden sie sich nicht von den anderen Kanaanäern, die in derselben Region lebten, d. h. es gab weder eine "hebräische Sprache" noch ein "hebräisches Volk".

Natürlich gibt es eine hebräische Sprache https://de.wikipedia.org/wiki/Hebräische_Sprache

Allerdings ist hinzuzufügen, dass das Althebräische dem Phönizischen und anderen kanaanäischen Sprachen noch so nahe steht, dass viele Sprachwissenschaftler lediglich verschiedene Dialekte unterscheiden wollen. Erst in späteren Jahrhunderten entwickelt sich das Hebräische weiter, bis es schließlich vom Aramäischen abgelöst wurde. Wie nahe Hebräisch um 200 v. Chr. noch dem Althebräischen stand, können nur Linguisten beantworten.

Ob man von einem Volk der Hebräer sprechen kann, da bin ich mir nicht sicher. Auf jeden Fall hat es zwei Staaten gegeben, nämlich den Nordstaat Israel und im Süden Juda. Man kann vermuten, dass sich die staatstragende Bevölkerung nach diesen Staaten benannte. Belegen kann ich das nicht.
 
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