M
Misanthrop
Gast
Hallo Leute,
Gibbon ist heute bekannt dafür, dass er ein Büchlein über die römische Geschichte geschrieben hat. Vielleicht der "Vater der modernen Geschichtswissenschaft"; freilich dies in einem Zeitalter, in dem die Idee schon in der Luft lag, siehe D. Hume usw.
Inzwischen ist Gibbon allerdings durch den Abstand von über 200 Jahren und der Tatsache, dass sein Buch über Generationen gelesen wurde und dabei durchaus Politiker, Schriftsteller und weitere Historiker beeinflusst hat, selbst zu einer historischen Figur geworden.
Gerne nehme ich daher die Pflicht auf mich, diesen herausragenden Autor einen eigenen Thread zu widmen.
Die heutige Beurteilung des Werkes von Gibbon ist meines Wissens durch zwei Hauptkritikpunkte geprägt:
1. Hume hat bekanntlich auch an einer Geschichte Englands gearbeitet. Wie ist da der Einfluss zu sehen? Wie unterschied er sich von diesem Autor?
2. Welche Rolle hatte der Historiker überhaupt?
Soweit ich weiß hat sich die Funktion und Aufgabe des Historikers historisch (geiler Wortwitz?) doch sehr gewandelt.
3. Eine interessante Frage ist auch, welchen Einflüssen das Werk eines Autors unterlag, auch Historiker sind ja keine aus der Zeit gefallenen (auch wenn das manchmal unterstellt wird), neutralen Beobachter, sondern Zeitgenosse.
Ich habe diese Frage mal in drei Teile aufgesplittet.
3.1.Welchen Einfluss hatten andere Geschichtsschreiber auf sein Werk?
Beispielsweise den "Historischer Pyrrhonismus"?
Teilweise werden seine Quellen ja ihrerseits ein Geschichtsbuch geschrieben haben und wollten darin z. B. Augustus verherrlichen.
3.2. Welchen Einflüssen in Sachen Literatur und Philosophie seiner Zeit unterlag der Autor?
Aufkommende Romantik, Aufklärung und der englische Empirismus werden doch sicherlich eine Rolle gespielt haben. Bei einem gebildeten Mann, der immerhin auch mehrfach die Religion gewechselt hat ist so eine geistige Beschäftigung doch zu erwarten, oder?
3.3. Welchen politischen Einflüssen seiner Zeit unterlag der Autor?
Gibbon war ein Mitglied des englischen Parlaments für einige Sitzungsperioden. Er gehörte den Whings an, also nach heutigen Maßstäben den linken, den liberalen Flügel; dabei war er als Landadliger eigentlich doch eher ein Mandant der Torys, die die Interessen des Landadels vertraten.
4. Als vierten und letzten Punkt frage ich nach den übrigen Werken von Gibbon.
Natürlich, man schreibt kein mehrbändiges Werk, wertet systematisch Quellen aus und geschreibt über tausende Druckseiten, nur um eine politische Polemik abzufassen. So funktioniert der Mensch nicht und das hätte man damals sicherlich billiger haben können.
Gibbon ist heute bekannt dafür, dass er ein Büchlein über die römische Geschichte geschrieben hat. Vielleicht der "Vater der modernen Geschichtswissenschaft"; freilich dies in einem Zeitalter, in dem die Idee schon in der Luft lag, siehe D. Hume usw.
Inzwischen ist Gibbon allerdings durch den Abstand von über 200 Jahren und der Tatsache, dass sein Buch über Generationen gelesen wurde und dabei durchaus Politiker, Schriftsteller und weitere Historiker beeinflusst hat, selbst zu einer historischen Figur geworden.
Gerne nehme ich daher die Pflicht auf mich, diesen herausragenden Autor einen eigenen Thread zu widmen.
Die heutige Beurteilung des Werkes von Gibbon ist meines Wissens durch zwei Hauptkritikpunkte geprägt:
- Er stützt sich im Gegensatz zu den heutigen Historikern fast ausschließlich auf schriftliche Quellen.
Dies sei im historischen Kontext seiner Zeit zwar erklärbar, aber dennoch ein Markel seines Werkes. Damals gab es wohl noch keine richtig wissenschaftlich arbeitende Archäologie, auf die er sich in seiner Arbeit stützen konnte.
Dafür gebührt ihn der Ruhm, nicht einfach von anderen Quellen abgeschrieben zu haben, sondern diese systemtaisch gesammelt und ausgewertet zu haben; heutige Quellenkritik steckte noch in den Kinderschuhen
- Seine Beurteilung von Ostrom als orientalische Despotie, seine Dekadenztheorie, der er laut Wikipedia allerdings selbst widersprach und generell seine Wertungen scheinen nicht durchweg angemessen.
Ich weiß nicht, in wie weit ihn seine Zeit da entschuldigt. Man darf diesen Autor jedenfalls nicht wegen politischer Entwicklungen, die erst viel später folgten, beurteilen.
1. Hume hat bekanntlich auch an einer Geschichte Englands gearbeitet. Wie ist da der Einfluss zu sehen? Wie unterschied er sich von diesem Autor?
2. Welche Rolle hatte der Historiker überhaupt?
Soweit ich weiß hat sich die Funktion und Aufgabe des Historikers historisch (geiler Wortwitz?) doch sehr gewandelt.
3. Eine interessante Frage ist auch, welchen Einflüssen das Werk eines Autors unterlag, auch Historiker sind ja keine aus der Zeit gefallenen (auch wenn das manchmal unterstellt wird), neutralen Beobachter, sondern Zeitgenosse.
Ich habe diese Frage mal in drei Teile aufgesplittet.
3.1.Welchen Einfluss hatten andere Geschichtsschreiber auf sein Werk?
Beispielsweise den "Historischer Pyrrhonismus"?
Teilweise werden seine Quellen ja ihrerseits ein Geschichtsbuch geschrieben haben und wollten darin z. B. Augustus verherrlichen.
3.2. Welchen Einflüssen in Sachen Literatur und Philosophie seiner Zeit unterlag der Autor?
Aufkommende Romantik, Aufklärung und der englische Empirismus werden doch sicherlich eine Rolle gespielt haben. Bei einem gebildeten Mann, der immerhin auch mehrfach die Religion gewechselt hat ist so eine geistige Beschäftigung doch zu erwarten, oder?
3.3. Welchen politischen Einflüssen seiner Zeit unterlag der Autor?
Gibbon war ein Mitglied des englischen Parlaments für einige Sitzungsperioden. Er gehörte den Whings an, also nach heutigen Maßstäben den linken, den liberalen Flügel; dabei war er als Landadliger eigentlich doch eher ein Mandant der Torys, die die Interessen des Landadels vertraten.
4. Als vierten und letzten Punkt frage ich nach den übrigen Werken von Gibbon.
Natürlich, man schreibt kein mehrbändiges Werk, wertet systematisch Quellen aus und geschreibt über tausende Druckseiten, nur um eine politische Polemik abzufassen. So funktioniert der Mensch nicht und das hätte man damals sicherlich billiger haben können.