Der Einfluss der Russischen Revolution auf die Gründung der KPD

hansi7000

Neues Mitglied
Hi, ich müsste wissen wie sich die Russ. Revolution auf die Gründung der KPD ausgewirkt hat? Ich danke im voraus!
 
Es stellt sich die Gegenfrage, was Du bisher selber getan hast, um das Thema aufzubereiten?

Dazu:
- Was ist die zentrale Fragestellung?
- Welche Arbeitshypothesen liegen vor?
- Welche Autoren wurden bereits gesichtet?
 
Wie schnell sich drängende Probleme erledigen können, wenn die eigene Motivation ins Spiel kommt.

Dennoch ein Hinweis zur Einschätzung der damaligen Situation. Es liegt für das „kindle“ zwei sehr umfangreiche (!!) Publikationen vor, die „fast umsonst“ (1,-€) bzw. umsonst sind. Und der Dokumentenband (Band 2) ein Bild der Hilf- und Ratlosigkeit in Kombination mit einem "revolutionären Zweckoptimismus" zeichnet, wie bereits die ersten Dokumenten, u.a. von Radek, belegen.

Interessant wird dieses Eingeständnis der „revolutionären“ – sprich organisatorischen – Schwäche der führenden KP-Funktionäre 1919 nach der Ermordung durch rechtsradikale nationalistische Freicorps- Offiziere (vgl. Radek, Dok. 11) im Jahr 1919 sehr deutlich. Und legt die Wurzeln frei, warum sich die deutsche KP an Moskau orientiert hatte.

Vergleicht man diese Entwicklung im Jahr 1919 mit der fast zeitgenössischen Einschätzung von Rosenberg, dann stellt er die These auf, dass Luxemburg und Liebknecht die nach ihrem Tod einsetzende zunehmende Orientierung an Lenin und an Moskau nicht zugelassen hätten.

In diesem Sinne war die Funktionalisierung der deutschen KP durch die nach 1920 gegründete Komintern ein Zeichen der eigenen Schwäche. Und ein Hinweis auf die spätestens im Jahr zusammengebrochene Hoffnung auf die „Proletarische Weltrevolution“. Und damit letztlich das Eingeständnis des Scheiterns der Hoffnungen von Lenin, wie Lars Lih in seiner Lenin-Biographie betont.

Albert, Gleb J.; Bayerlein, Bernhard H.; Drabkin, Yakov; Galkin, Aleksandr; Weber, Hermann (2014-15): Deutschland, Russland, Komintern. Überblicke, Analysen, Diskussionen : neue Perspektiven auf die Geschichte der KPD und die Deutsch-Russischen Beziehungen (1918-1943). 2 Bände, Band 1, Berlin, München, Boston, De Gruyter
Albert, Gleb J.; Bayerlein, Bernhard H.; Drabkin, Yakov; Galkin, Aleksandr; Weber, (2015): Deutschland, Russland, Komintern - Dokumente (1918-1943). Nach der Archivrevolution: Neuerschlossene Quellen zur Geschichte der KPD und den deutsch-russischen Beziehungen. 2 Bände, Band 2, Berlin, München, Boston, De Gruyter
Bayerlein, Bernhard (2003): Deutscher Oktober 1923. Ein Revolutionsplan und sein Scheitern. Berlin: Aufbau-Verlag
Lih, Lars T. (2012): Lenin. London: Reaktion Books (Critical lives).
Rosenberg, Arthur (1977): Entstehung der Weimarer Republik. 17. unveränderte Aufl. Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt.
 
Hi, also ich schreibe momentan eine Hausarbeit über die Auswirkung der russischen Revolution auf die Gründung der KPD und habe bereits eine Gliederung erstellt. Habt Ihr Vorschläge, was ich definitiv mit einbeziehnen müsste? Oder ist soweit alles in Ordnung?

- Linksradikale Strömungen innerhalb der SPD
- Spartakusgruppe
- Die deutschen Parteien und Bolschewiki im ersten Weltkrieg
- Die deutsche Revolution (Novermberrevolution) 1918/19
- Gründung der KPD
- Die endgültige Spaltung mit den Sozialdemokraten
- Der Spartakusaufstand
- Ermordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs


Ich hab irgendwie das Gefühl, dass mir etwas fehlt oder bin ich zu sehr detailbesessen?

Ich danke im voraus!
 
Ja. Ich suche eine Kapitel über die Russische Revolution..
Nach deiner Gliederung könnte das Thema auch "Die Spaltung der SPD in USPD und KPD" heißen
 
Du kannst ja ein Kapitel zum Verhältnis der KPD zur Komintern und zur Russischen Partei machen?!
 
Wenn du einen Zugang zur Bibliothek hast, dann kann ich dir diese Literatur empfehlen:

U. EUMANN, Eigenwillige Kohorten der Revolution. Zur regionalen
Sozialgeschichte des Kommunismus in der Weimarer Republik,
Frankfurt a. M. u. a. 2007.

B. HOPPE, In Stalins Gefolgschaft. Moskau und die KPD 1928–
1933, München 2007.

H. JENTSCH, Die KPD und der „Deutsche Oktober“ 1923, Rostock
2005.

D. SCHUMANN, Politische Gewalt in der Weimarer Republik 1918–
1933. Kampf um die Straße und Furcht vor dem Bürgerkrieg,
Essen 2001.

O. WENZEL, 1923. Die gescheiterte „Deutsche Oktoberrevolution“.
Mit einer Einleitung von Manfred Wilke, Münster 2003.

Und zur durchaus berechtigten Angst einer bolschewistischen Revolution in der Weimarer Republik:

A. WIRSCHING, „Stalinisierung“ oder entideologisierte „Nischengesellschaft“?
Alte Einsichten und neue Thesen zum Charakter
der KPD in der Weimarer Republik, in: VfZ 45 (1997), 449–466.

A. WIRSCHING, Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg? Politischer Extremismus
in Deutschland und Frankreich 1918–1933/39. Berlin
und Paris im Vergleich, München 1999.

H. WEBER, Kommunismus in Deutschland 1918–1945, Darmstadt
1983.

M. SABROW, Der Rathenaumord. Rekonstruktion einer Verschwörung
gegen die Weimarer Republik, München 1994.
 
Hallo,

ich schreibe gerade an einer Hausarbeit und wollte Frage, ob ich bei meinem Thema - ,,Auswirkung der Russischen Revolution auf die Gründung der KPD" - die Russische Revolution in den historischen Kontext einordnen soll? Meine Gliederung sieht wie folgt aus:

1. Einleitung

? 2. Einordnung in den historischen Kontext?

3. Entstehung der KPD
3.1. Linksradikale Strömungn innerhalb der SPD
3.2. Die Spartakusgruppe
3.3. Novemberrevolution

4. Gründung der KPD
4.1. Der Spartakusaufstand
4.2. Ermordung von Liebknecht und Luxemburg

5. Fazit


Ich bin für Verbesserungsvorschläge und Kritik offen. Falls ich noch irgendwas definitv mit einbeziehen sollte bitte sagen.

Vielen Dank im Voraus.
 
Guten Abend,

Welche Bedeutung hatte die Russische Revolution für Deutschland? (NICHT FOLGEN! Bloß nur die Bedeutung)

Vielen Dank im Voraus
 
Stell doch die Frage danach, wie die russische Revolution in der deutschen Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. War die Öffentlichkeit beängstigt dadurch, wer war der Revolution positiv gestimmt, wer negativ? Wie reagierten Politiker darauf?

Musst du das alles für eine Hausarbeit machen?
 
Eine generelle Antwort auf die Schnelle. Die Art der Russischen Revolution hatte sehr gravierende Auswirkungen auf die Innen- und vor allem auch Außenpolitik der Weimarer Republik.

1. Innen: Die Art der militanten Revolution inklusive Bürgerkrieg strukturierte die Wahrnehmung des sowjetischen Marxismus in der Interpretation durch Lenin und andere durch die deutschen Parteien und durch die deutsche Gesellschaft.

Das betraf vor allem die Konstruktion der Feindbilder sowohl auf der Linken wie auf der Rechten und diese Feinbilder konnten und wurden universell instrumentalisiert, indem jeweils der politische Gegner mit dem sowjetischen Marxismus identifiziert wurde. Und die russische Revolution wurde damit zur Projektionsfläche von Hoffnungen auf der einen Seite und zum "Alptraum" für ihre Gegner.

Neben den militanten Auswüchsen der Revolution gab es durchaus relevante Ansätze für die Entwicklung neuer gesellschaftlicher Strukturen und derartige Beispiele waren bei der Komposition von Feindbilder schwer zu integrieren. (vgl dazu beispielsweise Stites)

Stites, Richard (1991): Revolutionary dreams. Utopian vision and experimental life in the Russian revolution. New York [u.a.]: Oxford Univ. Press.

Diese Muster der Stigmatisierung war als Konflikt im "linken Parteienspektrum" vorhanden, aber war auch anzutreffen in der politischen Auseinandersetzung der Rechten mit der Linken generell.

2. Außen: Das Deutsche Reich bzw. die Weimarer Republik profitierte als Besiegter bei den Verhandlungen in Versailles und in der Folgezeit massiv von der Bedrohung, die durch den Vormarsch der Roten Armee auf Warschau (1920) ausging. In diesem Sinne wurde der Weimarer Republik durch die "Sieger" (vor allem GB) die Funktion eines "Bollwerks" gegen die Sowjetunion und die "Weltrevolution" zugeschrieben. Das wirkte sich sehr positiv aus, da ein unzufriedenes und zu stark geschwächte Weimarer Republik keine ausreichende "Widerstandskraft" gegen die Revolution gehabt hätte.

Insofern fiel vor allem die Umsetzung der Bedingungen des Versailler Vertrages für die Weimarer Republik relativ milde aus. Ein Umstand, der auf der "Rechten" nie wahrgenommen oder positiv angemerkt worden ist.

Die Weimarer Republik hat ähnlich von diesem frühen "Kalten Krieg" in den zwanziger Jahren profitiert wie später die Bundesrepublik der Nutznießer des "Kalten Krieges" war.

Die einzelnen Aspekte kann man runterbrechen und beispielsweise die Diskussion auf der Linken betrachten (entsprechende Literatur wurde empfohlen).
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine gute, neuere Beschreibung der Gründungsphase liegt von Jones vor. Anhand des "Liebknecht-Mythos" beschreibt er die symbolische Überhöhung von Liebknecht, die ihm ein revolutionäres Potential zuschrieb, das er nie besessen hatte. Die Grundlage für diese Legendenbildung waren dabei seine Kontakte in die russische Botschaft, in der die Bolschewisten saßen.

Vor diesem Hintergrund bezeichnete beispeilsweise die Fürsting Blücher, so Jones (Pos. 2123), die russische Botschaft als "Brutstätte des Bolschewismus und der Anarchie" und merkte an, dass Liebknecht dort regelmäßig ein- und ausgehe.

In diesen Kontext gehören dann auch Gerüchte, dass die Russen in großem Umfang Propagandamaterial nach Berlin schicken würden.

Nur um die obige Darstellung ein wenig konkreter werden zu lassen und die Konstruktion von Legenden, als Teil des Feindbildes, einen empirischen Beleg zu geben.

Jones, Mark (2017): Am Anfang war Gewalt. Die deutsche Revolution 1918/19 und der Beginn der Weimarer Republik. Berlin, Berlin: Propyläen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch wenn die Anfrage nicht mehr aktuell sein sollte, verdienen die Publikationen, die Manfred Hildermeier zur russischen Geschichte des frühen 20. Jahrhunderts verfasst hat, unbedingt als Standadwerke zum Thema erwähnt zu werden.
 
@ thanepower: Für mich ist an diesem Werk von Mark Jones interessant, daß auch nach so vielen Jahrzehnten noch immer die Gewichtigkeit der Kämpfe zwischen "Roter Armee" und der Reichswehr bzw. Freikorps und den Sicherungseinheiten sowie der dabei zutage getretenen Gewalt im Rahmen des "Kapp - Putsches" und danach keine rechte Würdigung findet. Hätte die "Rote Armee" gesiegt, dann wäre die Weltgeschichte wohl anders verlaufen, denn hier ging es um das industrielle und bevölkerungsmäßige Herz des Deutschen Reiches. Explizit war damals die Loslösung vom Reich und die Verbindung mit Rußland als Sowjetrepublik verlangt worden. Demgemäß wurden nicht nur Propagandamaterialien geliefert: "Nahe dieser Stadt ( Duisburg, Minouche ) waren unter Leitung eines russischen Offiziers Kampfkompagnien aufgestellt. Severing hat es bezweifelt und es als eine Mär hingestellt, daß Russen anwesend waren. Die Angabe ist aber ausdrücklich in der "Geschichte der Stadt Duisburg" von Averdunk-Ring, die auf authehtisches Quellenmaterial der Stadtverwaltung zurückgeht, erneut gebracht worden." (Spethmann, Hans, Die Rote Armee an Rhein und Ruhr, 2. Auflage 1930, S. 85 )

Es ist noch immer nicht im Bewußtsein der Historiker, daß im Ruhrgebiet 1920 ein regelrechter Krieg mit Frotlinien, Schützengräben und em Einsatz schwerer Geschütze bis zu 15 CM - Mörsern stattgefunden hat, an dem Zehntausende gediente Soldaten teilgenommen haben und undassbare Greuel von beiden Seiten geschahen.
 
(Spethmann, Hans, Die Rote Armee an Rhein und Ruhr, 2. Auflage 1930, S. 85 )
"Von Spethmanns Werk führt ein gerader Weg zur Geschichtsschreibung des Nationalsozialismus. Das zeigen nicht nur die Veröffentlichungen Spethmanns nach 1933, das zeigt auch die Tatsache, daß nach 1933 zahllose Gedenkartikel in Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren, Büchern erschienen sind, die nichts weiter tun, als Spethmanns Darstellung des Ruhraufstands abzuschreiben und auszuschmücken.
zitiert nach Erhard Lucas : Märzrevolution im Ruhrgebiet , Band I"
"Die rote Armee an Rhein und Ruhr"
 
Eine "Würdigung" der revolutionären Phase findet sich bei:

Feldmann, Gerald D./ Kolb, Eberhard/ Rürup, Reinhard: Die Massenbewegungen der Arbeiterschaft in Deutschland am Ende des Ersten Weltkrieges (1917-1920), in: Politische Vierteljahresschrift 13 (1972), S. 84-105.
Kluge, Ulrich: Die deutsche Revolution 1918/19. Staat, Politik und Gesellschaft zwischen Weltkrieg und Kapp-Putsch, Frankfurt a. M. 1985.
Kluge, Ulrich: Soldatenräte und Revolution. Studien zur Militärpolitik in Deutschland 1918/19, Göttingen 1975.
Mommsen, Wolfgang J.: Die deutsche Revolution 1918-1920.Politische Revolution und soziale Protestbewegung, in: Geschichte und Gesellschaft 4 (1978), S. 362-391.
 
"Von Spethmanns Werk führt ein gerader Weg zur Geschichtsschreibung des Nationalsozialismus. Das zeigen nicht nur die Veröffentlichungen Spethmanns nach 1933

Und was soll nun diese Aussage bezwecken, Ugh Valencia? Anzeigen, daß das Werk Spethmanns wertlos ist? Es durch den Fäulnisgeruch des NS mitstinken lassen?

Man bedenke, daß das Manuskript zur I. Auflage des Werks wohl schon 1925 vorlag, als der NS noch in den Windeln lag und allenfalls ein kleines Windchen von sich gab, dem damals noch niemand Aufmerksamkeit widmete.

Mich interessiert, was Spethmanns Buch an Falschdarstellungen beinhaltet. Nennen Sie mir doch bitte einige wenige Beispiele.

Danke!

Minouche
 
@ thanepower: Für mich ist an diesem Werk von Mark Jones interessant, daß auch nach so vielen Jahrzehnten noch immer die Gewichtigkeit der Kämpfe zwischen "Roter Armee" und der Reichswehr bzw. Freikorps und den Sicherungseinheiten sowie der dabei zutage getretenen Gewalt im Rahmen des "Kapp - Putsches" und danach keine rechte Würdigung findet
Daher „Würdigung“. Und es wird die revolutionäre Phase gewürdigt. Mit Beachtung der gewalttätigen Auseinandersetzungen u.a. Der Märzaktion. Da ich keine Wertung übernehme hab ich „Würdigung„ auch in Anführungszeichen gesetzt.
 
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