Herkunft v. »Atlant«

Mashenka

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Eine kurze Frage, zu der ich (auf die Schnelle) keine bereits formulierte Antwort finden konnte: Von wo und wann kam der Ausdruck »Atlant« (Sg. für ›Gebälkträger‹) ins Deutsche? Könnte man behaupten, dass der Begriff mit dieser Endung im Sg./Nom. von Jacob Burckhardt im 19. Jh. aus der Pluralform abgeleitet und eingeführt wurde (der für die, die Renaissance favorisierende Begriffsschöpfung »Protorenaissance« für ›Toskanische Romanik‹ bekannt ist)?

Er verwendete die Form in Sätzen wie, »Wie schön und tüchtig er sonstige Aktfiguren zu behandeln wusste, zeigt der colossale Atlant oder Cyclop im untern Gang der Zecca.«, oder »Sein schlechter Atlant in der Biblioteca wurde schon erwähnt; etwas besser sind die Tragfiguren des Kamins in der Sala dell' Anticollegio des Dogenpalastes.« (Jacob Burckhardt, Der Cicerone : Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens, Basel, 1855; @ dwds.de)

Gefunden habe ich aber aus 1685:
»Ein hoher Geist verschnaubet unter der Last und Jupiter selbsten lässet sich zuweilen von dem Atlante den Himmel stützen:« (Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz, Nürnberg, 1685; @ ebd.) Da müsste man aber die Endung eindeutig als Dativ von »Atlas« interpretieren (zumal die Gottheit und nicht ein steinerner Atlant gemeint ist). Oder nicht?

Was meint Ihr?
 
Wenn ich dich richtig verstehe, willst du eigentlich wissen, warum bei dem Träger nicht von Atlas sondern von Atlant gesprochen wird? Denn die Herkunft ist dir ja im Grunde klar.
 
Wenn ich dich richtig verstehe, willst du eigentlich wissen, warum bei dem Träger nicht von Atlas sondern von Atlant gesprochen wird? Denn die Herkunft ist dir ja im Grunde klar.
Da hast Du recht; mit »Herkunft« ist natürlich nicht der Ursprung des ganzen Wortes gemeint. Es ist mir auch bewusst, dass die Form »Atlant« im Deutschen älter ist, allerdings auf das Kartenwerk bezogen und nicht auf den Gebälkträger. Das Warum für die Verwendung auf Letzteren wäre natürlich auch interessant; möglich wäre vielleicht ein Einfluss aus dem Französischen, falls der Basler Burckhardt tatsächlich der Urheber wäre.(?)
 
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Mich stört aber dann doch noch der Atlant; das scheint mir eher ein Kultismus (also ein Lehn- und kein Erbwort) zu sein, dann würde natürlich meine Aussage, dass der romanische Lehnwortschatz i.d.R. aus dem Akk. stammt irrelevant sein.
 
Mich stört aber dann doch noch der Atlant; das scheint mir eher ein Kultismus (also ein Lehn- und kein Erbwort) zu sein, dann würde natürlich meine Aussage, dass der romanische Lehnwortschatz i.d.R. aus dem Akk. stammt irrelevant sein.
Verstehe ich nicht ganz… Lehnwort aus dem franz. »atlante« und eher weniger aus der im 19. Jh. im Deutschen bereits vorh. Bezeichnung für das Kartenwerk? Mir war auch der Gedanke gekommen, dass die Form (möglicherweise von Burckhardt) aus dem Franz. vielleicht mit dem Hintergedanken übernommen sein könnte, da sie wie ein Partizip Präsens Aktiv anmutet (obwohl natürlich kein Verb zugrundeliegt), d.h. der ›Atlasierende‹, der Gebälkträger tue nur so, als ob. Ist das abwegig?
 
Ich bewege mich rein auf der sprachlichen Ebene. Ich hatte darauf hingewiesen, dass im romanischen Erbwortschatz den Substantiven i.d.R. nicht der Nominativ (also das ursprüngliche Lexem) sondern der Akkusativ zugrunde liegt (bei atlas wäre das atlant|em). Dabei habe ich nicht bedacht, dass Atlas eher ein Kultismus ist und daher unwahrscheinlich, dass es sich um ein Erbwort handelt, dementsprechend wäre der Hinweis auf die Regeln der Erbworte obsolet, irrelevant.
 
Ich bewege mich rein auf der sprachlichen Ebene. Ich hatte darauf hingewiesen, dass im romanischen Erbwortschatz den Substantiven i.d.R. nicht der Nominativ (also das ursprüngliche Lexem) sondern der Akkusativ zugrunde liegt (bei atlas wäre das atlant|em). Dabei habe ich nicht bedacht, dass Atlas eher ein Kultismus ist und daher unwahrscheinlich, dass es sich um ein Erbwort handelt, dementsprechend wäre der Hinweis auf die Regeln der Erbworte obsolet, irrelevant.
Wenn ich Dich richtig verstehe, meinst Du also, dass »Atlant« möglicherweise ein ›Internationalismus‹ ist (wie bspw. »Aktion«), und deshalb im Deutschen die Endung »-nt« erhielt?
 
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