Fahrendes Volk!

Draupnir

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Hallo, ich wollte fragen wer alles zum "Fahrenden Volk" zählte?

Ich weis das Schausteller (Zirkus / Artisten) dazu gehörten, doch sicher auch Spielleute, Krämer, Bader und wandernde Handwerker! Oder etwa doch nicht, wo war die Grenze?
Ich weis das es ehrenhafte und unehrenhafte Berufe gab! Gibt es da einen Zusammenhang?

Schon Mal Danke,
Gruß Draupnir!
 
Dass das Fahrende Volk (FV) im MA als "unehrlich" galt, ist vielleicht etwas zu pauschal ausgedrückt. Zu unterscheiden ist zwischen der offiziellen rechtlichen Situation und dem darin fixierten Image des FV und dem Bild, das die ´normale´ Bevölkerung in der Realität von ihm hatte.

Rechtlich galt das FV in der Tat als amoralisch, was sich darin zeigt, dass es keinen relevanten Rechtsschutz gegen Übergriffe genoss. Ein Rechtsschutz implizierte z.B. das Wergeld, das ein überführter Schädiger an einen Geschädigten zu zahlen hatte. Das FV konnte darauf keinen Anspruch erheben, sondern durfte im Rahmen einer "Scheinbuße" lediglich den Schatten des Übeltaters schlagen. Es war also nicht völlig rechtlos, da solche Scheinbußen den "Geschlagenen" öffentlich in symbolischer Form als Straftäter markierten. Im Fall der Tötung eines Fahrenden kam der Mörder allerdings straffrei davon, da das FV als "vogelfrei" galt.

Die Sicht des gewöhnlichen Volkes auf das FV war allerdings differenziert, da es von ihm in vielerlei Hinsicht profitierte und die Fahrenden u.a. als Entertainer, Handwerker und medizinische Helfer in Anspruch nahm. Ursprünglich gehörten auch viele Dirnen zum FV, wie z.B. in der Zeit des 1. Kreuzzugs, als über 1000 von ihnen sich an das französische Heer hängten. Sie wurden im späteren Mittelalter aber in Bordellen organisiert, über die ausgerechnet der Scharfrichter den Vorsitz führte (was dem Wort "Scharfrichter" eine zusätzliche Note verleiht).

Natürlich gab es innerhalb des FV eine Hierarchie, welche die Arbeitenden von den Bettlern unterschied. Die Arbeitenden legten großen Wert auf diese Abgrenzung, um nicht am schlechten Image der Bettler teilzuhaben. Einzelne Fahrende konnten, wenn sie besonders talentiert waren, die Gunst eines Adligen erlangen, z.B. als Musiker, Dichter oder "Hofnarr", lebten dann aber ständig in der Sorge, Opfer eines Stimmungsumschwungs zu werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
...über die ausgerechnet der Scharfrichter den Vorsitz führte [...].
Der zwar nicht zum fahrenden Volk gehörte aber auch unehrlich war. Die Tätigkeit wurde häufig in Personalunion mit dem Abdecker und der (Auffsicht der) städtischen Müllentsorgung ausgeübt. Geld - freilich illegal - machte mancher Scharfrichter mit seinem anatomischen Wissen, weshalb sie häufig anstelle der (quaksalbernden) Bader und Ärzte bei medizinischen Problemen und Wehwechen aufgesucht wurden.

Ebenso standortgebunden waren die Müller, die zu den Unehrlichen gehörten und deren Unheimlichkeit sich auch in Sagen und Märchen und darüber bis in die Literatur hinzog (Krabat, Tyll). Da Müller einerseits technisches Wissen hatten, andererseits aber wegen ihrer Angewiesenheit auf Wind manchmal nacht arbeiteten und sowie meist etwas außerhalb der Siedlungen arbeiteten und lebten, waren sie den Menschen unheimlich.
 
Das soviel in dem Thema steckt, hab ich ja gar nicht geahnt! Bitte nur zu, bin da wie ne Kuh und lern immer noch dazu!

PS.: Bei mir ist Mal n Abdecker dran vorbei gefahren! Also, wer da nicht beim ersten Mal kot*t der ist echt hart im nehmen! Ja, gewürgt hat's mich gewaltig!
 
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Hallo, ich wollte fragen wer alles zum "Fahrenden Volk" zählte?

Ich weis das Schausteller (Zirkus / Artisten) dazu gehörten, doch sicher auch Spielleute, Krämer, Bader und wandernde Handwerker! Oder etwa doch nicht, wo war die Grenze?
Ich weis das es ehrenhafte und unehrenhafte Berufe gab! Gibt es da einen Zusammenhang?

Schon Mal Danke,
Gruß Draupnir!

Der Zusammenhang ist, so meine ich, ein anderer. Es geht hier, so scheint mir, um "Standeslose", welche sowohl unter den unehrenhaften Berufen als auch dem fahrenden Volk zu finden waren. Die Ständegesellschaft (Adel, Klerus, Bürgertum/Bauernstand) war in den mittelalterlichen Wertvorstellungen derart bestimmend und verankert, dass Standeslose, d.h. Personen, die keinem "Stand" angehörten, automatisch zu Aussenseitern wurden. Zwischen unehrenhaften Berufen und Fahrenden besteht ansonsten aber kein Zusammenhang. Die wandernden Handwerksgesellen, Händler oder Soldknechte waren unter dem fahrenden Volk zu finden, galten aber weder als unehrenhaft noch als standeslos. Akrobat und Schausteller galt nicht als Beruf - weder ehren- noch unehrenhaft.

Vereinfacht lassen sich m.D. nach folgende Gruppen von Standeslosen zuordnen:

1) Unehrenhafte Berufe: Henker, Abdecker, Schinder, Lasttärger etc.
Bader (war nicht immer und überall unehrenhaft) / Bader waren nicht nur fahrende Heiler und Händler sondern auch Badehaus- und Bordellbetreiber
Müller (nur zeitweise unehrenhaft, wie von El Q. erwähnt), auch der Schmied gehörte zu Beginn des Mittelalters in einigen Regionen dazu (Eisenverabeitung hatte einen magischen Anstirch)

2) Fahrende: Schausteller, Akrobaten, Bettler, fahrende Spielleute, Zigeuenr
Kesselflicker (waren Fahrende und unehrenhaft, galten im Alpenraum aber nicht als unehrenhaft, da ihre Produkte zur Käseherstellung wichtig waren)

3) Religiös Ausgestossene: Juden, Ketzer, Hexen

4) Kranheitsbedingte Ausgrenzung: Aussätzige, "Siechen" (Leprakranke)

5) Kriminelle: Diebe, "Beutelschneider", Räuber, Mörder, Brandstifter, Geächtete (unter der Acht Stehende)

6) ev. die "Aussteiger" dess Mittelalters: die sogenannten "Wilden Männer"
 
Ich denke, das soziale Stigma sogenannter "unehrlicher Berufe" wurde in der älteren Forschung (z. B. Werner Danckert) überbewertet. Eine Abdeckerei oder auch eine Mühle ernährten in der Regel ihre Besitzer nicht schlecht. Viele Scharfrichter waren sogar wohlhabend. In vielen Städten war dem "Meister Hans", dem Scharfrichter gestattet, sich nicht an die üblichen Kleider- und Luxusvorschriften zu halten, was viele Scharfrichter auch taten. Bei den Henkern und Scharfrichtern, den unehrlichstem unter den "unehrlichen" Berufen lag das Problem darin, dass der Beruf in der Regel erblich war. Ein Sohn aus einer Scharfrichterfamilie hatte in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaft praktisch keine andere Berufschance, als den des Scharfrichters auszuüben. Das Scharfrichteramt war in der Familie Sanson über mehr als 100 Jahre erblich. es war ein Sanson, der den Königsattentäter Damiens auf scheußliche Art ums Leben brachte wie man bei Casanova nachlesen kann, und ein Sanson exekutierte Marie Antoinette und Ludwig XVI.. Einer der späteren Familienmitglieder hasste seinen Job und wäre lieber Arzt geworden. Das Amt musste aber besetzt werden, und seine Mutter machte ihm so lange zu schaffen, bis er Henker von Paris wurde. Dieser Sanson soll, wie viele Kollegen, dem Alkohol verfallen sein und verscheuerte im Suff die Guillotine.

Die Frage wer alles zum "fahrenden Volk" gehörte, lässt sich nicht erschöpfend behandeln, da diese Gruppe zwischen Mittelalter und früher Neuzeit variieren konnte und das "fahrende Volk" kein homogener Block war. Arbeitslosigkeit, Schicksalsschläge, Kriege und Seuchen konnten Menschen dazu zwingen und dazu führen, dass sie zum "herrenlosen Gesindel" absanken wie es in obrigkeitlichen Mandaten heißt.

Manche Gruppen waren aber besonders gefährdet, bzw. ihren Angehörigen wurde es verboten, sich irgendwo niederzulassen:

Juden

In der alteuropäischen Gesellschaft durften sich nur Juden, die sich einen Schutzbrief leisten konnten niederlassen. Die meisten Städte verboten fremden Juden die Ansiedelung. Nur wenige berufe boten Juden eine Existenzgrundlage. Diese prekäre Lage verschärfte sich um die Mitte des 17. Jahrhunderts. In der heutigen Ukraine kam es im Verlauf eines Kosakenaufstands unter Bogdan Sczelmnicki zu fürchterlichen Pogromen. Moderne Schätzungen schwanken zwischen 50 und 100.000 Juden, die getötet wurden, die Überlebenden flüchteten nach Westeuropa, wo sie das Heer der Betteljuden verstärkten.

Zigeuner
Waren die Juden immerhin in die Gesellschaft und Wirtschaft eingebunden, galten die Roma, die erstmals im 15. Jahrhundert das Territorium des Heiligen Römischen Reichs betraten, als kriminell und asozial. Man hielt sie für Spione der Türken und bekämpfte sie äußerst brutal. Wurden Vaganten meist ins jeweilige Nachbarterritorium abgeschoben, kam es vor, dass man Zigeuner kurzerhand umbrachte wie es um 1704 im fränkischen Berneck geschah. Vielen Zigeunern blieb kaum eine andere Chance, als die Kriminalität. Allerdings galt in der frühen Neuzeit schon Nichtsesshaftigkeit als Delikt. Es gab Legenden, dass die Roma entweder der heiligen Familie Obdach verweigert hätten und als Buße müssten ihre Nachkommen durch die Welt ziehen. Eine andere Legende berichtete, sie wären unter türkischer Herrschaft vom christlichen Glauben abgefallen. Noch im 18. Jahrhundert hatten manche Sippen Dokumente von Kaiser Sigismund, dass sie 7 Jahre umherziehen müssten.

Soldaten
Die Armeen pochten zwar darauf, dass der Soldatenstand ehrbar war, und es gab sogar ein eigenes Ritual, um Angehörige sogenannter "unehrlicher Berufe" in die Armee aufzunehmen. Um Kriegsinvaliden scherte sich aber kein Fürst, und eine Alters- oder Invaliditätsfürsorge gab es gar nicht oder nur rudimentär. Angehalfterte Soldaten vermehrten, wenn sie nicht mehr gebraucht wurden das Heer der Vaganten.

Schausteller, Spielleute
Einige wenige konnten Glück haben, in einer Stadt oder einem Adelshof eine Festanstellung zu finden, aber ein Großteil der Musikanten lebte in erbärmlichen Lebensverhältnissen.

Gauner, Bettler und Vaganten
erfüllten in der mittelalterlichen Gesellschaft durchaus einen wichtigen Zweck. Victor Hugo beschreibt in seinem historischen Roman "Der Glöckner von Notre Dame (Notre Dame de Paris) den Mirakelhof (Cour de Miracle), einen eigenen Stadtteil, in dem diese leben. Dorthin verirrt sich der abgehalfterte Poet Pierre Gringoire, eine historische Persönlichkeit, der um zu überleben entweder seine Geschicklichkeit als Beutelschneider beweisen oder eine Gaunerin heiraten muss, wenn er nicht von den Gaunern gehängt werden will. Invalidität, Schicksalsschläge konnten in der mittelalterlichen Gesellschaft leicht dazu führen, dass man unter die Gauner geriet. Einer der prominentesten war wohl Francois Villon, ein Poet, der zeitweilig kriminell werden musste und das poetisch verewigte.

Et de la cord de toise
scaura mon col,
que ma cul poise... dann wird mein Hals wissen, wieviel mein A... wiegt.

Das ist zwar schon etwas älter, aber immer noch hochinteressant:
Franz Irrsiegler/Arnold Lasotta Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker -Außenseiter in einer mittelalterlichen Stadt

Ernst Schubert Atme Leute, Bettler und Gauner im Franken des 18. Jahrhundert Neustadt/Aisch 1983
Carsten Küther Täuber und Gauner in Deutschland
derselbe Menschen auf der Straße (schon etwas überholt, aber immer noch gut lesbar

Kathrin Lange Gesellschaft und Kriminalität- Räuberbanden und die Justiz

Chistian Benedikt Ave´-Lallement Das deutsche Gaunertum in seinem sozialen und linguistischen Bestand 3 Bände Lübeck 1855


Martin Lange Räuber und Gauner ganz privat-Räuberbanden und die Justiz im 18. und frühen 19. Jahrhundert Marburg 2007
 
Juden

In der heutigen Ukraine kam es im Verlauf eines Kosakenaufstands unter Bogdan Sczelmnicki zu fürchterlichen Pogromen. Moderne Schätzungen schwanken zwischen 50 und 100.000 Juden, die getötet wurden, die Überlebenden flüchteten nach Westeuropa, wo sie das Heer der Betteljuden verstärkten.

Hier muss ich mich korrigieren Bei den Pogromen im Zusammenhang des Kosakenaufstands kamen nach Schätzungen 150- 300.000 Juden ums Leben- eine gigantische Zahl von Opfern, mehr als in ganz Europa vom Spätmittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts dem Hexenwahn zum Opfer fielen. Für vorindustrielle Gesellschaften geradezu eine Wahnsinnszahl von Opfern, auch wenn man bedenkt, dass sicher nicht alle direkte Maßnahmen zurückzuführen waren, sondern durch Flucht, Vertreibung, Obdachlosigkeit, Hunger und Kälte zurückzuführen waren. Die Ereignisse hatten tiefgreifenden Einfluss auch auf Judengemeinden in Mittel- und Westeuropa, die gar nicht direkt davon betroffen waren und führten dazu dass das System der jüdischen Armenfürsorge zusammenbrach durch Überlastung.
 
Zigeuner
Waren die Juden immerhin in die Gesellschaft und Wirtschaft eingebunden, galten die Roma, die erstmals im 15. Jahrhundert das Territorium des Heiligen Römischen Reichs betraten, als kriminell und asozial. Man hielt sie für Spione der Türken und bekämpfte sie äußerst brutal. Wurden Vaganten meist ins jeweilige Nachbarterritorium abgeschoben, kam es vor, dass man Zigeuner kurzerhand umbrachte wie es um 1704 im fränkischen Berneck geschah. Vielen Zigeunern blieb kaum eine andere Chance, als die Kriminalität. Allerdings galt in der frühen Neuzeit schon Nichtsesshaftigkeit als Delikt. Es gab Legenden, dass die Roma entweder der heiligen Familie Obdach verweigert hätten und als Buße müssten ihre Nachkommen durch die Welt ziehen. Eine andere Legende berichtete, sie wären unter türkischer Herrschaft vom christlichen Glauben abgefallen. Noch im 18. Jahrhundert hatten manche Sippen Dokumente von Kaiser Sigismund, dass sie 7 Jahre umherziehen müssten.

Eine kleine Ergänzung:
Diese Legenden stammen allerdings aus nachmittelalterlicher Zeit. In den mittelalterlichen Quellen (z.B. in der Berner Chronik des Diebold Schilling) erscheinen die Zigeuner als "getaufte Heiden", was sie anfänglich vor Verfolgung bewahrte, obwohl die freibeuterische Lebensweise ihnen den Vorwurf des Stehlens eintrug. Erst gegen Ende 15. Jahrhunderts wurden sie lästig und gerieten in Verdacht, Spione der Türken zu sein.
 
Hallo, ich wollte fragen wer alles zum "Fahrenden Volk" zählte?

Ich weis das Schausteller (Zirkus / Artisten) dazu gehörten, doch sicher auch Spielleute, Krämer, Bader und wandernde Handwerker! Oder etwa doch nicht, wo war die Grenze?
Ich weis das es ehrenhafte und unehrenhafte Berufe gab! Gibt es da einen Zusammenhang?

Schon Mal Danke,
Gruß Draupnir!


In der Aufzählung ging es chronologisch durch einen ziemlich langen Zeitraum vom Spätmittelalter bis ins 17., 18. Jahrhundert. Menschen die mobil lebten und keinen festen Wohnsitz hatten oder die berufsbedingt mobil lebten, waren recht zahlreich. Schätzungen (bei Carsten Küther z. B.) gehen von bis zu 10% der Gesamtbevölkerung aus. Allerdings gab es da doch qualitative Unterschiede. Handwerksburschen, Scholaren/Studenten besaßen in der Regel ein Studienbuch oder einen Handwerksbrief, wo sie gearbeitet oder studiert hatten. Die Mobilität war in der Regel begrenzt. Seit dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit kam ein Pass und Meldewesen auf, und es versuchten geistliche und weltliche Obrigkeiten das fahrende Volk besser zu kontrollieren und die Ansiedelung und den Durchmarsch zu regulieren und unerwünschte Personen abzuschieben oder ihnen den Durchmarsch zu verbieten. Allerdings mangelte es meist an Personal, das auch durchzusetzen.

Eine gewisse Ausnahme bildeten in der frühen Neuzeit oft die Territorien der Reichsritter. Diese waren oft auf Gelder angewiesen und gewährten, wenn sie für Schutz bezahlen konnten, selbst gesuchten Banditen Unterschlupf. Nach den Pestepidemien und nach dem 30Jährigen Krieg gab es manche kleinere Herrschaften, die so entvölkert waren, dass sie Vaganten erlaubten sich niederzulassen. Von der territorialen Zersplitterung wurden Räuber- und Gaunerbanden sehr begünstigt. Es genügte in der Regel, nach der Tat in ein benachbartes Territorium zu fliehen, um vor Verfolgung sicher zu sein. Es kam selten vor, dass verschiedene Herrschaften grenzübergreifende Razzien organisieren konnten. Interessanterweise waren die Territorien, wo sich Banden und Banditen niederließen oft recht friedlich, da die Gauner nicht im eigenen Refugium aktiv wurden und versuchten, auch "Kollegen" davon abzuhalten.

Artisten, Gaukler, Schauspieler und -Steller, Spielleute, Juden, Prostituierte, Zigeuner und Vaganten fanden allerdings auf dem flachen Land weniger leicht Verdienstmöglichkeiten. bessere Existenzbedingungen fanden sich in größeren Städten, vor allem, wenn dort etwas los war, also Messen, Reichstage, Konzilien etc., etc. Was die Ausübung der Prostitution betraf, waren mittelalterliche Städte recht tolerant. Rom und Venedig hatten große Zahlen an Prostituierten, aber fast jede größere Stadt verfügte über ein sogenanntes Frauenhaus (Bordell) oft mit Anzeichen einer regelrechten Hetärenkultur. Die Prostituierten wurden ärztlich untersucht. Eine Bewerberin musste volljährig und gesund sein.
 
Mit den städtischen Frauenhäuser wurde allerdings auch versucht, die Prostitution zu kontrollieren. Daneben konnte sie unter städtischer Aufsicht auch genützt werden, um die "ehrbare" weibliche Bevölkerung bei öffentlichen Ereignissen (Reichstage, Konzilien, Messen etc.) vor sexuellen Übergriffen zu schützen.
 
Mit den städtischen Frauenhäuser wurde allerdings auch versucht, die Prostitution zu kontrollieren. Daneben konnte sie unter städtischer Aufsicht auch genützt werden, um die "ehrbare" weibliche Bevölkerung bei öffentlichen Ereignissen (Reichstage, Konzilien, Messen etc.) vor sexuellen Übergriffen zu schützen.

Natürlich, das war Sinn und Zweck der Ordnungen. Es gab durchaus in mittelalterlichen Städten so etwas wie Sperrbezirke. Die Ausübung der Prostitution war an bestimmte Zeiten und Orte gebunden, und in den meisten Städten war auch so etwas wie Uniform vorgeschrieben. Dirnen mussten meist rote oder gelbe Schleier tragen, und die Kennzeichnung war durchaus auch mit Stigmatisierung verbunden. Das Kölner Frauenhaus, der Berlich war ein erbärmlicher Puff, und viele Prostituierte versuchten, dieser Stigmatisierung zu entgehen und anonym zu bleiben. Gegen Dirnen und Kupplerinnen, die sich den obrigkeitlichen versuchen der Kontrolle entziehen wollten, ging man rigoros vor.
 
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