Der Dawes-Plan (1924): Unterschrift und Annahme im Reichstag

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ipsili

Gast
Hallo,

ich habe eine Frage zum oben genannten Thema:

Der Dawes-Plan wurde ja am 16. April 1924 erklärte sich die deutsche Regierung dazu bereit, den Dawes-Plan anzunehmen. Am 29. August 1924 wurde über die Annahme des Dawes-Plan im Reichstag abgestimmt. Die Annahme durch den Reichstag fand also statt, nachdem der Vertrag schon auf internationaler Ebene ratifiziert wurde. Was wäre gewesen, wenn der Reichstag den Dawes-Plan am 29. August abgelehnt hätte? Deutschland wäre doch trotzdem dazu gezwungen gewesen, das Abkommen umzusetzen, weil dieses bereits auf internationaler Ebene ratifiziert worden ist... Oder????

Für Hilfe und Antworten wäre ich unendlich dankbar :)

Liebe Grüße.
 
Natürlich wurde der Dawes-Plan am 16. August (nicht April, am 9. April war er nur vorgestellt worden) auf der Londoner Konferenz nur unterschrieben, nicht ratifiziert. Er trat am 1. September in Kraft. Bis dahin müssen also die Ratifizierungen erfolgt sein. Ob es im Vertrag besondere Bestimmungen zur Ratifikation gab, musst du natürlich dort nachlesen. Aber normalerweise wird, wenn die verfassungsrechtlichen Bestimmungen zur Ratifikation erfüllt sind, den Vertragspartnern eine Urkunde darüber überreicht. Ob der Vertrag mit Ratifizierung in Kraft trat, oder der Termin vorgesehen war, kann ich nicht sagen, aber bei der Kürze der Zeit scheint mir ersteres der Fall. Andere mögen es genauer wissen.
 
Folgt man MacElligott, dann hatte RK Luther argumentiert, dass man nicht durch Säbelrasseln, sondern durch Verhandeln die Position der Weimarer Republik verbessern kann (Pos. 1392).

Der Dawes Plan wurde im RT mit 65 % der Stimmen verabschiedet. In der folgenden Wahl zum Reichstag im Dezember 1924 wurden die politischen Parteien mit Zustimmug "belohnt", die sich hinter den Dawes Plan gestellt habe. Und verzeichneten Stimmenzuwächste gegenüber der Mai Wahl auch in 1924.

Insgesamt wird das Jahr 1924 und die Verabschiedung des Dawes Plans als Beginn einer Stabilisierung der deutschen Position in Europa angesehen. Auch begünstigt durch ein wachsendes - finanzielles - Engagement der USA in Europa und durch die Wahlen in GB, die die "Wilsonianer" an die Macht brachte bzw. die Verteter eines "Friedens ohne Sieger", MacDonald.

Vor allem die Position Frankreichs (Poincare) wurde dadurch erschwert und Frankreichs Politik gegenüber der WR geriet in eine außenpolitische Isolation.

Die Vorteile des Daws Plans waren für die Reparationszahlungen der Weimarer Republik beträchtlich und retteten die WR vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch.

Man muss - leider - konstatieren, dass der Beitrag in Wiki lediglich einen schnellen und oberflächlichen Einstieg bietet. Teilweise sind die gebotenen Informationen falsch und zu einem großen Teil werden Behauptungen nicht durch entsprechende Literatur belegt. Auch deshalb eine Liste von Autoren, die das Thema ausführlicher behandeln, auch und vor allem von der wirtschaftlichen Seite. (die meisten Bücher liegen auch als deutsche Übersetzung vor, allerdings nicht mir (zu teuer))

Eichengreen, Barry J. (1995): Golden fetters. The gold standard and the Great Depression, 1919-1939. New York: Oxford University Press .
Feldman, Gerald D. (2007): The great disorder. Politics, economics, and society in the German inflation, 1914-1924. 1st published as paperback 1996, [reprinted]. New York: Oxford University Press.
Kershaw, Ian (2016): To hell and back. Europe, 1914-1949 .
MacElligott, Anthony (2014): Rethinking the Weimar Republic. Authority and authoritarism, 1916-1936. London: Bloomsbury Academic.
Steiner, Zara (2005): The lights that failed. European international history, 1919-1933. Oxford, New York: Oxford University Press .
Tooze, Adam (2015): The deluge. The Great War and the remaking of global order, 1916-1931. [London]: Penguin.
 
Da ich davon ausgehe, dass der Fragende ein Schüler ist und ebenso wenig Geld, Zeit und Lust hat, sich durch die englische Literatur zu wuälen, kann er auch auf deutschsprachige zurückgreifen wie Hans Mommsen: Aufstieg und Untergang der Weimarer Republik, München 1989, mittlerweile in 3. Auflage erschienen. Die Seiten 218-241 sind dabei die richtigen. Da wird über die außenpolitische Konstellationen, die Ruhrbesetzung Frankreichs und wieso Poincares Position wirklich schwächer wurde, geschrieben. Auch steht da, dass das Dawes Abkommen wichtig für die innenpolitische Stabilisierung der Weimarer Republik war und wieso... und dass sogar die DNVP gezwungen war, dem abkommen zuzustimmen.

Und so kann der Fragende auch hier nochmal einen genaueren Überblick gewinnen.
http://www.bpb.de/izpb/55944/weimarer-republik
 
Zuletzt bearbeitet:
;-) sicherlich kann er. Ob es ein "Schüler" ist, ist angesichts der Vielzahl von "Schülern" und "Lehrern" im Forum reine Spekulation. Er kann auch die Übersichtswerke zur Weimarer Republik von Büttner, Kolb, Möller, Peukert oder von Erdmann nehmen, um nur ein paar zusätzlich zu nennen. Kann man alles machen, sind alles solide Publikationen.

War aber auch nicht der Punkt. H. Mommsen hat eine wichtige Publikation zu Weimar vorgelegt, die allerdings in die Jahre gekommen ist und für eine aktuelle Diskussion des Dawes-Plans nicht mehr angemessen ist.

Und ob die Betonung auf "deutschsprachig" ein relevantes Argument ist, das allerdings sehr gerne von Dir genutzt wird, kann man durchaus anders sehen. Mir ist dabei dieser Hinweis auf "deutschsprachig, der für mich "nationalistisch provinziell wirkt, eher egal. Ansonsten bist Du wohl schon seit längerem nicht mehr in der Schule gewesen, da Englisch verbindlich zum Lehrplan gehört. Und die meisten Bewerber bei Unternehmen vor allem ihre hervorragenden Englischkenntnissse herausstreichen. Um ein wenig darauf hinzuweisen, wie antiquiert das Argument gerade in Bezug auf "Schüler" ist.

Und methodisch sei zusätzlich angemerkt, dass es bei der objektiven Rekonstruktion von Ereignissen völlig egal ist, ob sie in deutscher oder englischer Sprache publiziert worden ist. Einzig und allein zählt die Qualität der Publikation.

Mir ging es vor allem darum die aktuelle und relevante Literatur aufzuzeigen, die Wiki nicht bietet und habe - eher nebenbei - die Frage beantwortet. ;-)

So sind die Motivationen unterschiedlich.
 
Genau das ist der Punkt weshalb ich hier gerne auf Konfrontation gehe: hier werden zu schnell Fragen als beantwortet abgezeichnet obwohl das nicht der Fall ist. Die Antworten werfen eher Fragen auf. Was wäre denn nun gewesen, wenn der Dawesplan nicht durchgekommen wäre? Wo bleibt Stresemann in deiner Antwort usw..?

Es gibt nun mal eine richtig gute deutschsprachige Weimarforschung. Und wenn ich dieses Argument aufwerfe hat das nichts mit nationslistisch zu tun. Aber warum sollte man sich das Leben schwer machen. Du hast auf deine Literatur ja selbst keinen Zugriff...
 
Dann zeige es doch fundiert auf. Du bekommst eine fundierte Antwort.

Was wäre denn nun gewesen, wenn der Dawesplan nicht durchgekommen wäre?

Wenn Du das kontrafaktisch diskutieren möchtest dürften sich eine Reihe methodischer Probleme auftun. Sicherlich genau die Art von Überlegungen, die "Schüler" in der Schule im Geschichtsunterricht lernen, zu stellen:cool:

Das ist sicherlich keine Fragestellung eines Geschichtsunterrichts
Was wäre gewesen, wenn der Reichstag den Dawes-Plan am 29. August abgelehnt hätte?

Ansonsten:
Es gibt nun mal eine richtig gute deutschsprachige Weimarforschung.

Dann zeige uns doch die Qualität (die ich nie bestreiten würde) auf, wobei ich befürchte, dass die neuere Forschung vermutlich auf die Literatur verweist, die ich bereits angeführt habe.

Du hast auf deine Literatur ja selbst keinen Zugriff...

Das ist ein Irrtum, die angeführte Literatur habe ich uneingeschränkt im direkten Zugriff. Und meine fundierte Antwort würde auf dieser Literatur basieren. Zumal mir die Kindle-Versionen die Fundstellen direkt liefern, deswegen die Positions-Anzeige und kein Hinweis auf Seitenzahlen ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hm, ich kenne kaum einen Schüler, der in der Lage ist, anspruchsvolle oder wissenschaftliche Literatur in einer Fremdsprache zu lesen. (Bei der eigenen Muttersprache sind bei der wissenschaftlichen Literatur auch Zweifel angebracht. Ein Inhalt des Studiums ist ja das Verstehen dieser Literatur.) In der Regel lernt man das an der Uni autodidaktisch. Und viele Studenten drücken sich davor, lassen sich teils auch heute noch Literatur für einfache Hausarbeiten übersetzen! Was natürlich oft daran liegt, dass ihnen Lehrer eingeredet haben, sich selbständig nicht in der fraglichen Sprache zurechtzufinden, statt zu erklären, dass schon Lesen hilft. So einen Lehrer hatten wir auch: Wer nicht einige Monate im fraglichen Sprachgebiet verbringen würde, hätte keine Chance die Sprache richtig zu verstehen. Gott sei Dank, kam danach ein anderer Lehrer, der uns drängte auch mal Bücher im Original zu lesen. Und natürlich nicht mit Shakespeare anzufangen. Natürlich ist ein längerer Aufenthalt in einem Sprachgebiet in vieler Hinsicht das Beste Mittel. Und Sprachunterricht allein bringt in der Regel recht wenig. Aber gerade in der Schule sollte ein Ausgangspunkt erreicht werden, von dem aus man nach Geldbeutel und Interessen schnell zum benötigten Nutzungslevel kommt. (Ich ergänze das, damit meine ersten Bemerkung nicht von der Lektüre fremdsprachiger Literatur abschrecken. An Büchern schreckt viele das Vokabel-Nachschlagen ab. Doch haben die meisten Autoren einen recht beschränkten Wortschatz. Dadurch erledigt sich dies häufige Nachschlagen recht schnell.)

Die Fähigkeit, die englische Sprache zu verstehen, hat im Übrigen nichts mit Nationalismus oder Provinzialität zu tun, sondern mit einer entsprechenden Bildung, die in Deutschland leider immer noch vom Zufall abhängt.

Niemand bestreitet die Relevanz der genannten Literatur. Aber in einem Forum, in dem regelmäßig Schüler fragen, dürfte der Verzicht auf deutschsprachige Artikel nicht ganz Adressatengerecht sein.

Zur Frage nach den Folgen eines Scheiterns des Vertrags: Was wäre wenn Fragen sind eigentlich nicht historisch. Überleg einfach mal, was die Folgen für die Wirtschaft wohl gewesen wären. Und ob Deutschland die Reparationen hätte aufbringen können, bzw. noch entfernter davon gewesen wäre als mit dem Plan. Und wie insbesondere Frankreich auf eine Einstellung der Zahlungen hätte reagieren können. Da gibt es schon einige naheliegende Möglichkeiten, die aber keinesfalls zwingend sind. Es ist nicht meine Zeit und ich antwortete, damit die Frage nicht zulange ohne Reaktion blieb. Dennoch gebe ich ungern solche Spekulationen zum Besten. Denn es ist auch die Frage, ob die Folgen eines Gelingens oder Scheiterns des Vertrags damals wirklich abzusehen waren.
 
Zunächst mal finde ich es müßig über deine „grandiose“ Literaturliste zu reden. Lese hier einfach selbst. Ps: McElligott ist sicher gut, aber unbedingt in der Frage des Dawes-Plan? Seine Meriten liegen eher in der neuen Periodisierung der Weimarer Republik…
Ausgeforscht? Die Weimarer Republik als Gegenstand historischer Forschung | bpb

Um den Dawes-Plan und dessen Einfluss auf die Weimarer Republik verstehen zu können müssen erst mal die Bedingungen erklärt werden. Zunächst einmal ist hier Gustav Stresemann zu nennen. Dieser sah es als seine Aufgabe an, Deutschlands Machtstellung über einen vielstufigen Prozess mittels Verhandlungen und Verständigung zurückzugewinnen. Ausschlaggebend waren dabei zwei Punkte:

Erstens, da Deutschland militärisch machtlos war konnte es nur über den Einsatz des deutschen Wirtschaftspotenzials gehen. Am 21.11.1925 sagte er dazu vor seiner Partei: „Ich glaube, die Benutzung weltwirtschaftlicher Zusammenhänge, um mit dem Einzigen, womit wir noch Großmacht sind, mit unserer Wirtschaftsmacht, Außenpolitik zu mache, ist die Aufgabe, die heute jeder Außenminister zu lösen hätte.“ https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1967_4_5_turner.pdf S. 23.

Zweitens: Eine Revision des Versailler Vertrages hätte nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn das französische Sicherheitsbedürfnis befriedigt wird. Und dafür musste sich Deutschland Frankreich annähern.

Zur Kanzlerschaft Stresemanns, beginnend im Herbst 1923 und die Hundert Tage dauerte, war die deutsche Inflation beendet und die deutsche Währung saniert worden – weshalb thanepower auch zu Recht von relativ „stabilen Jahren“ spricht. Durch diese Stabilität stellten sich nun neue Voraussetzungen für einen Neubeginn der Reparationszahlungen ein. Dafür strengte Stresemann eine realistische Kalkulation der deutschen Leistungsfähigkeit an, die eine Vertrauensbasis für die Gewährung internationaler Anleihen an das Deutsche Reich durch die Siegerstaaten schuf. Und diese Grundlage hierfür war der Dawes-Plan von 1924. Der Dawes-Plan hatte innenpolitisch den Vorteil, dass die politische Instrumentalisierung der Reparationsfrage ablöste und sie durch eine realistischere, auf Grundlage des wirtschaftlich Möglichen, ersetzte. Auf der anderen Seite verbanden sich die Anleihen mit den amerikanischen ökonomischen Interessen, welche auf massiven Kapitalexport angewiesen waren.

In der Kommission unter dem Vorsitz von Charles G. Dawes zeigte sich allein durch die amerikanische Dominanz darin, dass sie bereit dafür waren, die Reparationszahlungen zu lösen und auf diese Weise einen europäischen Wirtschaftsfrieden herzustellen. Dies geschah unter französischen Protest, denn sie wollten im Gegensatz zu England, Italien und die USA lediglich eine Sachverständigengespräche und keine Konferenz, die die Zahlungsfähigkeit Deutschlands innerhalb der Bestimmungen des Versailler Vertrages untersucht. Doch aufgrund des Druckes der drei Partner und dass die entente cordiale nicht zusammenbrach gab Frankreich nach und so wurde am 30.11.1923 beschlossen, eine Reparationskommission einzuberufen. Dieser Plan hatte weder eine endgültige Gesamtsumme noch eine Dauer festgelegt, sondern regelte lediglich die Höhe, Zusammensetzung und Sicherung der jährlichen Zahlungen Deutschlands und setzte so formell die Londoner Beschlüsse von 1921 außer Kraft. Der Dawes-Plan bewirkte, dass sich durch die Beilegung der außerordentlich hohen Reparationszahlungen die Beziehung zwischen Deutschland und den Alliierten beruhigte und leistete so eine Starthilfe für Deutschland, indem Deutschland im ersten Zeitabschnitt bis Ende August 1925 lediglich 200 Milliarden Reichsmark selbstzahlen musste und die restlichen 800 Milliarden RM durch internationale Anleihen aufgebracht wurden. Zusätzlich regelte der Plan, aus welchen Quellen die Reparationszahlungen geleistet werden und setzte in Berlin einen Reparationsagenten ein, welcher Bericht erstatten sollte und auf die Stabilität der deutschen Währung achten. Auf der Londoner Konferenz wurde dieser Plan akzeptiert und Deutschland erhielt zusätzlich die Zusicherung der Räumung des Ruhrgebietes.

So viel zum Dawes-Plan selbst.

Auf die durchaus berechtigte Frage des Fragenden:

Es war fraglich ob der Dawes-Plan im Reichstag eine Mehrheit finden wird, da zwar grundsätzlich Zentrum, SPD, DVP und DDP zustimmen würde – aber: da im Plan geregelt wird, dass wesentliche Einnahmen aus der Reichsbahn umgehend in die Tilgung der Anleihen fließen würden, benötigte eine Änderung des Reichsbahngesetztes – weil dies eine Verfassungsänderung ist – eine Zweidrittelmehrheit, die nur mit Hilfe der Stimmen von der DNVP erreicht werden würden. Diese bekämpfte den Dawes-Plan schon lange mit dem Argument, dies wäre ein neues Versailles. Und nur unter Druck der industriellen und agrarischen Interessenverbände votierten rund die Hälfte der DNVP für die Annahme, da sonst erhebliche Vorteile für die deutsche Industrie und Landwirtschaft verloren gehen würden.

Der Dawesplan verknüpfte relative Stabilität in der Außen- und Innenpolitik. Die deutsche Wirtschaft war durch die Ruhrbesetzung und den Belastungen durch die Reparationszahlungen arg geschwächt und da Deutschland gute Handelsbeziehungen zu England pflegte und ein Interesse an außenpolitischer Stabilität bestand, war dieser Plan eine Win-Win Situation für den Moment. Ohne diesen wäre unter den strikten Bedingungen des Versailler Vertrages die Zahlungen nicht einzuhalten gewesen, was nicht nur in Deutschland zu hohen Belastungen geführt hätte.

Die französische Revisionspolitik, Deutschland durch die Ruhrbesetzung in die Knie zu zwingen endete als Fiasko, denn die französische Finanzkrise geriet in immer stärkere internationale Abhängigkeit und die deutsche Position verbesserte sie. Die sogenannten „goldenen Zwanziger“ währen auch ohne diesem Vertrag nicht möglich gewesen, weil dieser die Reparationszahlungen zu erträglichen Bedingungen machte.



Mommsen, Hans: Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar 1918-1933, München 1989.

Pohl, Karl Heinrich: Weimars Wirtschaft und die Außenpolitik der Republik 1924-1926. Vom Dawes-Plan zum Internationalen Eisenpakt, Düsseldorf 1979.

Ritschl, Albrecht: Deutschlands Krise und Konjunktur 1924-1934, Berlin 2002.

Rupieper, Hermann J.: The Cuno Government and Reparations 1922-1923, Den Haag 1979.

Witteck, Thomas: Auf ewig Feind? Das Deutschlandbild in den britischen Massenmedien nach dem Ersten Weltkrieg, München 2005.

Für Thanepower:

Schuker, Stephen A.: The End of French Predominance in Europe. The Financial Crisis of 1924 and the Adoption oft he Dawes Plan, Chapel Hill 1976.
 
Hallo ihr Liebe,

also ich muss sagen, dass ich dieses Forum schon jetzt liebe :D

Zunächst möchte ich mich für die Antworten bedanken. Im Übrigen bin ich keine Schülerin ;).
Die Literatur, die hier angegeben wurde, habe ich zum größten Teil gesichtet. Meine Frage zielte weniger auf die Auswirkungen des Dawes-Planes ab als vielmehr auf die vertragsrechtliche Dimension dieses Abkommens.
Am 16. April (!!!) erklärte sich die deutsche Regierung zur Annahme bereit. Am 16. August (!!!) wurde der Vertrag ratifiziert. Da es hier um einen völkerrechtlichen Vertrag geht, fand die Ratifikation bereits am 16. August statt (siehe Definition des Wortes "Ratifikation"). Allerdings wurde die Annahme des Vertrages zu diesem Zeitpunkt noch nicht vom Reichstag bewilligt. Dies ist ein wesentlicher Punkt, da zur Durchführung des Vertrages eine Gesetzesänderung benötigt wurde (Reichseisenbahngesetz). Aus diesem Grund fand ich die kontrafaktische Annahme spannend, was passiert wäre, wenn der Reichstag sich gegen die Annahme des Abkommens ausgesprochen hätte, äußerst spannend. Ein rein akademisch Interesse meinerseits.
Ich denke jedoch, dass ich meine Antwort bereits gefunden habe :D.
 
Die "völkerechtliche Dimension" ist unzutreffend dargestellt. Der Wikipedia-Text stellt das ebenfalls unscharf dar. Die korrekte Einordnung (bzgl. der im International Law verwendeten Terminologie) zur Londoner Konferenz erfordert diese Differenzierung:

initialing - signing - ratification (hier nicht erforderlich)

So auf den Punkt gebracht im Rubrum des Agreements vom 30.8.:
"Signed at London, August 30, 1924 after initialing on August 16; not subject to ratification; effective by virtue of the operation of the Experts’ (Dawes) Plan beginning September 1, 1924"

Ich hatte mir oben bei der Frage allerdings bereits gedacht, dass hierauf gezielt war.
 
Hallo,

ich habe eine Frage zum oben genannten Thema:
Der Dawes-Plan wurde ja am 16. April 1924 erklärte sich die deutsche Regierung dazu bereit, den Dawes-Plan anzunehmen. Am 29. August 1924 wurde über die Annahme des Dawes-Plan im Reichstag abgestimmt. Die Annahme durch den Reichstag fand also statt, nachdem der Vertrag schon auf internationaler Ebene ratifiziert wurde. Was wäre gewesen, wenn der Reichstag den Dawes-Plan am 29. August abgelehnt hätte? Deutschland wäre doch trotzdem dazu gezwungen gewesen, das Abkommen umzusetzen, weil dieses bereits auf internationaler Ebene ratifiziert worden ist... Oder????

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Ich kann das nicht einfach zu beantworten, versuche aber ein paar Gedanken dazu:

Für die WR war der Dawes-Plan ja in jedem Fall ein Fortschritt in ihrem Sinne,
denn dieser stellte ja eine beträchtliche Abmilderung der vorhandenen, und formell fortbestehenden Beschlüsse der Londoner Konferenz vom März 1921.
(Die Nichtannahme dieser Beschlüsse führte unmittelbar danach zum Einmarsch durch französische Truppen in Düsseldorf und Duisburg und schließlich die Nichterfüllung 1923 zur Ruhrbesetzung.)
Man also nicht direkt sagen, dass in der Abmilderung eines Zwanges eine Zwangsmaßnahme zu erblicken ist.

Eine andere Frage wäre die nach einem Internationalen Recht, welches nach meinem Verständnis noch in den Windeln lag.
Und ob die WR überhaupt hätte gezwungen werden können den Plan umzusetzen ist zweifelhaft.
Denn die Ausführung selber konnte ja nicht von außen bewerkstelligt werden.
Zudem waren die Alliierten selbst uneins und Frankreich hatte mit der Ruhrbesetzung seine Möglichkeiten bereits wirtschaftlich überspannt.

Und für Deutschland war der Dawes-Plan ein Segen. (Ganz im Gegensatz zur rechtsradikalen Propaganda dieser Zeit)
Eine Tatsache auf den die Regierung hinzuweisen verzichtete, um nicht französische Empfindlichkeiten in riskanter Weise zu kitzeln.

Interessant hierzu vielleicht:
https://elib.uni-stuttgart.de/bitstream/11682/5241/1/young.pdf – Kapitel 2
und Mommsen – Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar – Kapitel 6
 
Die Erfolge der Reichsregierung mündeten im vorläufigen Konsens vom 9.8. zur Abwicklung der Reparationen.
Die Mechanik der Umsetzung erforderte im nächsten Schritt, durch Gesetzgebung im Deutschen Reich die Voraussetzungen zu schaffen.

Bis dahin - wie bei einem Verhandlungsergebnis mit weiteren Voraussetzungen üblich - gab es eine keine bindende Verpflichtung, sondern eine vorformulierte "Geschäftsgrundlage" für ein Agreement. Rechtlich löste man das mit dem Initialing, dem ein signing erst bei Umsetzung der Rechtsgrundlagen im Deutschen Reich getaktet folgen sollte.

Beim Platzen der Geschäftsgrundlage (Scheitern der gesetzgeberischen Umsetzung im Deutschen Reich) wäre die Reparationsfrage weiter offen geblieben. Bei Schaffung der Gesetzesgrundlage konnten die verschiedenen Agreements finalisiert werden, die im Weiteren keiner Ratifizierung, sondern (nur) der faktischen Umsetzung bedurften.

Dokumente siehe hier:
Papers Relating to the Foreign Relations of the United States, The Paris Peace Conference, 1919, Volume XIII - Office of the Historian

Wie sich die Parteien beim Scheitern verhalten hätten, ist reine Spekulation.
 
Interessant ist, dass es nach Recherche keine speziellen rechtlichen Analysen des Dawes Agreements im Kontext der Londoner Konferenz gibt (nur eine Schwemme überholter oder tendenziöser Betrachtungen aus den 20ern und 30ern, oder eben Politik- ubd Wirtschaftshistorie).

Gefunden und durchgesehen - von den wenigen, aber auch "durchsetzt" - habe ich:
Cohrs, The First ‘Real’ Peace Settlements after the First World War: Britain, the United States and the Accords of London and Locarno, 1923–1925, Contemporary European History 2003, Seiten 1 - 31
 
Die Erfolge der Reichsregierung mündeten im vorläufigen Konsens vom 9.8. zur Abwicklung der Reparationen.
Die Mechanik der Umsetzung erforderte im nächsten Schritt, durch Gesetzgebung im Deutschen Reich die Voraussetzungen zu schaffen.

Bis dahin - wie bei einem Verhandlungsergebnis mit weiteren Voraussetzungen üblich - gab es eine keine bindende Verpflichtung, sondern eine vorformulierte "Geschäftsgrundlage" für ein Agreement. Rechtlich löste man das mit dem Initialing, dem ein signing erst bei Umsetzung der Rechtsgrundlagen im Deutschen Reich getaktet folgen sollte.

Beim Platzen der Geschäftsgrundlage (Scheitern der gesetzgeberischen Umsetzung im Deutschen Reich) wäre die Reparationsfrage weiter offen geblieben. Bei Schaffung der Gesetzesgrundlage konnten die verschiedenen Agreements finalisiert werden, die im Weiteren keiner Ratifizierung, sondern (nur) der faktischen Umsetzung bedurften.

Dokumente siehe hier:
Papers Relating to the Foreign Relations of the United States, The Paris Peace Conference, 1919, Volume XIII - Office of the Historian

Wie sich die Parteien beim Scheitern verhalten hätten, ist reine Spekulation.

Interessant. Ist ein platzen der rechtlichen Grundlagen in der WR aber nicht das Signing, während die Geschäftsgrundlage das Initialing darstellt?
 
Interessant. Ist ein platzen der rechtlichen Grundlagen in der WR aber nicht das Signing, während die Geschäftsgrundlage das Initialing darstellt?

Die Frage verstehe ich nicht. Kannst Du bitte nochmal näher erläutern, wie das gemeint sein soll?
"Geschäftsgrundlage" hatte ich sozusagen plakativ (und im Vergleich zum Zivilrecht) ins Spiel gebracht, gemeint ist hier das ausverhandelte Ergebnis iS des "Expertenplans" = Dawes Plan.
Das Initialing setzt im Völkerrecht dieses Ergebnis fest, plakativ vergleichbar mit einen (ebenfalls unterschriebenen) letter of intent. Die dann geschaffenen Grundlagen (vorbereitende Gesetzgebung des DR) waren die Voraussetzung für das (eigentliche) signing der Vereinbarungen am 30.8.1924. Bis zum signing bestandenen keine verbindlichen Erklärungen, sondern nur Absichtsbekundungen, wie man die Probleme lösen könne.

Wie oben beschrieben, standen dabei alle Akteure unter extremen Lösungsdruck, so auch das DR.
 
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