Berühmte Piraten?

Brissotin

Aktives Mitglied
Ich habe mich bei dem hier rezensierten Film Spielfilme angesiedelt im 18.Jh. gefragt, was macht einen Piraten zu einem berühmten Piraten?

Woran misst man das?

Liegt es eventuell an der Quellenlage?
Hängt es von der Menge an Beute ab?
An seinem Erfolg? Doch wie definiert man den?

Nehmen wir als Beispiel Blackbeard, d.h. Edward Teach.
Was hat er getan? Was wissen wir über ihn?
Wir wissen, dass er Ende des 17.Jh. geboren wurde. Offenbar hatte er im Spanischen Erbfolgekrieg gedient. Danach findet er sich im Umkreis von Kapitän Hornigold (+1719) mit dem er 2 Jahre zusammen operierte. 1718 war er dann als eigenständiger Pirat ein Anführer eines kleinen Geschwaders, dem sich Major Stede Bonnet (1688-1718) anschloss, der dem damals scheinbar schon recht berüchtigten Teach unterstellte. Blackbeard erkannte wohl Bonnets seemännische Unfähigkeit und dass sich Bonnet auch als Anführer nicht behaupten konnte. Diese Vorstellung mit mehreren Schiffen erfolgreicher unterwegs zu sein d.h. Opfer jagen zu können finden wir auch bei Zeitgenossen wie Charles Vane (+1721) und Edward England (+1720). Besonders viel wissen wir über die Phase als Blackbeard vor allem an der amerikanischen Ostküste seinem Piratenunwesen nachging. Blackbeard war dafür bekannt, dass er vor allem auf seinen Ruf setzte, den er dadurch verfestigte, dass er sich zum einen furchterregend kleidete, zum anderen aber auch möglichst gewaltlos die Schiffe erbeutete. Ähnlich wie andere Piraten nahm auch Blackbeard 1718 das königliche Pardon an, wurde dann aber rückfällig und kaperte mit einem kleinen Fahrzeug, das ihm der Gouverneur Eden zugestanden hatte und er in seiner Piratenlaufbahn genommen hatte, wieder ein französisches Handelsschiff. In dem Fall soll kein Besatzungsmitglied überlebt haben und Teach behauptete das Schiff als herrenloses Fahrzeug gefunden zu haben. Der Gouverneur von North-Carolina Charles Eden (1673-1722) steckte dermaßen mit Teach unter einer Decke, dass er Blackbeards Version bestätigen ließ, woraufhin das Schiff als Beweisstück verbrannt wurde. Interessant an der Stelle ist nämlich dass England damals eigentlich mit Frankreich in dem War of the Quadrupel Alliance verbündet war, die Wegnahme eines französischen Schiffes also höchst fragwürdig war und auf keinen Fall unter das Kriegsrecht fiel, während Spanier damals sowieso als Feinde zu betrachten gewesen wären. Überhaupt soll in recht kurzer Zeit trotz seiner Eheschließung Teach sein übliches Räuberwesen wiederaufgenommen und daher von Gouverneur von Virgina, Spotswood (1676-1740), per Proklamation gesucht wurde. Ein moderates Kopfgeld wurde auf die Piraten ausgesetzt und der Leutnant Maynard hat schließlich Blackbeard mit zwei Sloops zur Strecke gebracht*.

Was machte Blackbeard nun zu einem erfolgreichen Piraten?
Er hat wohl gelegentlich auch größere Schiffe wie die "Concorde" genommen, die er unter dem Namen "Queen Anne's Revenge" übernahm; aber er jagte nicht wie andere die großen spanischen Goldschiffe sondern seine Beute waren oftmals kleinere Fahrzeuge. Über seine Beute gibt es unterschiedliche Ansichten. Wir haben anders als bei berühmten Kommandeuren des 17.Jh., die ganze Flotten zusammen brachten, keine zigtausende Pfund, die man damals mit dem Angriff auf große Schiffe oder ganze Städte erbeutete. Nach der Blockade von Charleston scheint Blackbeard auf sowas wie dem Zenit seines Erfolges gestanden zu haben. Nun erwies er sich als besonders ruchlos auch gegenüber seinen Gefährten mit denen er die Beute offenbar nicht teilen wollte. Sein Schiff und die beiden kleineren Schaluppen ließ er auf Grund setzen und machte sich mit einem Teil der Mannschaft von dem er ein paar Leute sogar noch aussetzte aus dem Staub. Stede Bonnet hat die armen Teufel dann später wieder aufgelesen, als er sein Schiff worauf er offenbar wieder als Kommandeur eingesetzt war, selber wieder flott bekam. Später gab es die Legende, er habe seine Beute irgendwo versteckt, was dann die Vorlage zu Robert Louis Stevensons "Die Schatzinsel" war, wo Blackbeard unter dem Namen Käpt'n Flint auftaucht. Angeblich soll man dem famosen Schatz auch in den Befragungen der dann im November 1718 gefangenen Gefolgsleute Blackbeards nachgeforscht haben. Möglicherweise hat Teach aber auch seine ganze Beute in der kurzen Zeit, die ihm nach der (Selbst-)Versenkung seines Schiffes noch von seinem Piratenleben blieb, wieder verprasst.
Für den individuellen Piraten unter Blackbeard und Bonnet war das Piratenleben offenbar wenig einträglich. An den aufgegriffenen Leuten von Bonnet, die sein Schicksal im Dezember 1718 teilten, fand man nur ein paar wenige Pfund.
Blackbeards Leben ist enorm gut erforscht. Wir wissen wie er ausgesehen haben könnte und haben Berichte über ihn wie den von Maynard.
Meine Theorie ist, dass er nie so besonders erfolgreich war und die Truhen voller Goldstücke eher ins Reich der Legende Blackbeard gehören zu der er durch sein martialisches Auftreten und sein zwielichtiges Verhalten selbst beigetragen hat.

Seine Generation weist eigentlich recht viele Parallelen auf. Mit seiner Generation meine ich jetzt die Piratenführer, die zwischen ca. 1680 und 1690 geboren wurden und um 1720 tätig waren. Sie waren 2-3 Jahre als Anführer mehr oder minder erfolgreich und wurden entweder wie Vane, Bonnet oder Rackham hingerichtet oder starben wie Roberts und Blackbeard im Kampf.
Durch ich Verflechtung mit den politischen Machthabern wie Eden wurde die Piraterie zum Politikum. Die entschlossene Vorgehensweise wie die Alexander Spotwoods konnte die gefürchtetsten Piraten aber durchaus zur Strecke bringen.

* Heinz Neukirchen: "Piraten - Seeraub auf allen Meeren" Verlag für Verkehrswesen, Berlin, 1980, S. 191-198
 
Ich habe mich bei dem hier rezensierten Film Spielfilme angesiedelt im 18.Jh. gefragt, was macht einen Piraten zu einem berühmten Piraten?

Das Beispiel Störtebeker und Michels im Konflikt mit der Hanse beleuchtet auch die politische Dimension, neben dem negativen Einfluß auf die "Englandfahrer" der Hanse (vgl. z.B. Puhle)

Sie waren ein Faktor im machtpolitischen System der damaligen Zeit, das nicht entscheidend war, aber Enfluss nahm.

Die Bedeutung von Piraten mißt sich an ihrem Erfolg und an dem Umfang der Maßnahmen, die notwendig waren, die Störungen des Handels und der politischen Friktionen zu begrenzen.

Puhle, Matthias (2012): Die Vitalienbrüder. Klaus Störtebeker und die Seeräuber der Hansezeit. 3., erw. Aufl. Frankfurt am Main: Campus-Verl.
 
Einen weiteren Faktor für Berühmtheit würde ich darin sehen, wenn sich, anders als bspw. bei Francis Drake der im Rahmen gewissermaßen vertrauter Grenzen agiert, wie am Beispiel der Vitalienbrüder die Piraterie quasi (auch) nach Innen richtet, da durch solches Handeln die (be)errschenden Ordnungen in Frage gestellt werden, worin ein gewisses Quantum an Faszination bei manch Beherrschten mitschwingt, bis hin zu aktiver Unterstützung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Einen weiteren Faktor für Berühmtheit würde ich darin sehen, wenn sich, anders als bspw. bei Francis Drake der im Rahmen gewissermaßen vertrauter Grenzen agiert, wie am Beispiel der Vitalienbrüder die Piraterie quasi (auch) nach Innen richtet, da durch solches Handeln die (be)errschenden Ordnungen in Frage stellt werden, worin ein gewisses Quantum an Faszination bei manch Beherrschten mitschwingt, bis hin zu aktiver Unterstützung.
Francis Drake würde ich als einen der berühmtesten Kaper ansehen, was aber an seiner Weltumseglung und an seiner recht engen Beziehung zur Königin Elizabeth liegen mag.
Was Du schreibst spricht aber m.E. dafür, dass unabhängige Piraterie mehr Berühmtheit erlangte als staatliche gesteuerte (Stichwort Kaperbriefe). Dagegen sprächen Prominente wie Robert Surcouf oder etwa Sir Henry Morgan. Wobei ich zugeben würde, dass international Blackbeard bspw. mir berühmter vorkommt, allein schon wenn man sich die Auswertung im Filmgeschäft anschaut (auch "Blacksails" und "Crossbones" mehr oder minder erfolgreich orientiert an Blackbeard und die Zeit der Piraten auf New Providence).

Bei Blackbeard hatte ich daran gedacht, ob es nicht vielleicht damit zusammenhängt, dass er direkt unter der heutigen US-Küste agierte. Das heißt dass die US-Filmindustrie, welche an dem Nachhall bis heute sicher beiträgt, Blackbeard sozusagen vor der Nase hatte.

Aber vielleicht hast Du Recht, dass es wichtiger ist, dass die Menschen meinten man sähe an den Piraten wie man der Staatsmacht eine Nase drehen konnte.
Sehr geeignet wären zur Verklärung dann aber auch die Piratenrepubliken und ihre Anführer wie Misson auf Madagaskar. Wobei Libertatias tatsächliche Existenz heute in Frage gestellt wird. Die Frage ist wohl auch, ob sich archäologisch heute noch etwas fände.
 
Was mir gerade auffällt ist, das fast nur von Piraten aus dem Englischen Sprachraum gesprochen wird.
Robert Surcouf, Jacques Cassard oder auch Piet Heyn werden kaum erwähnt.

Robert Surcouf – Wikipedia
Jacques Cassard – Wikipedia
Piet Pieterszoon Heyn – Wikipedia

Liegt das an unseren fremsprachkentnisen, das wir fast nur Englische Piraten kennen oder an Hollywood?

Oder trennen wir scharf zwischen Piraten, Kaperern, Freibeutern und Kriegsmarine? Wobei hier eigentlich die Übergänge fliessend waren oder auch sind.

Kaperei – Wikipedia
Flibustier – Wikipedia

Von den Korsaren der Barbaresken-Staaten ganz zu schweigen.

Barbaresken-Korsaren – Wikipedia
 
Liegt das an unseren fremsprachkentnisen, das wir fast nur Englische Piraten kennen oder an Hollywood?

Oder trennen wir scharf zwischen Piraten, Kaperern, Freibeutern und Kriegsmarine? Wobei hier eigentlich die Übergänge fliessend waren oder auch sind.
Ich denke sowohl als auch.

In Deutschland kennt man die französischen Piraten und Kaper einfach weniger, weil über diese höchstens in Gesamtdarstellungen zur Piraterie wie Mondfeld oder Neukirchen auftauchen. In der Literatur, die am meisten verfilmt wurde, wie in der "Schatzinsel" tauchen nunmal auch nur englische Piraten auf. Hornblower ist da vielleicht eine Ausnahme, da sind die Gegner französische Korsaren. Aber die Piratenfilme v.a. die neueren orientieren sich stark an der Vorlage der "Schatzinsel". Wie auch ein verbuddelter Schatz der Klassiker ist (wie z.B. in "Die Piratenbraut". Der Wikipediaartikel hat da schon recht:
Treasure Island is an adventure novel by Scottish author Robert Louis Stevenson, narrating a tale of "buccaneers and buried gold". Its influence is enormous on popular perceptions of pirates, including such elements as treasure maps marked with an "X", schooners, the Black Spot, tropical islands, and one-legged seamen bearing parrots on their shoulders.
Quelle: Treasure Island - Wikipedia

Ich wüsste jetzt bspw. nichtmal von neueren französischen Piratenfilmen, obwohl ich ein begeisterter Kinogänger bin.

In Deutschland scheint mir Störtebeker noch einer der berühmtesten Seeräuber zu sein. Er hat es auch in die öffentliche Wahrnehmung und massiv in die Medien geschafft. Ich sollte auch mal was über ihn schreiben. :)

Die meisten Dokus, die ich bislang gesehen habe, thematisierten auch eher englische Piraten.
 
Das Beispiel Klaus Störtebeker finde ich auch ganz interessant. Obwohl oder vielleicht weil (?) man wenig über ihn weiß, ist er wohl der berühmteste deutsche Pirat.

Störtebeker wurde im 14. Jh. geboren. Verschiedene Städte werden als Geburtsort angegeben so beispielsweise Wismar.
Allerdings weiß man über sein Leben so gut wie nichts. Von daher ist auch die lange Diskussion um seine Taten als Likedeeleranführer etwas müßig. Die Likedeeler sollen sich dadurch ausgezeichnet haben, dass sie gerecht untereinander die Beute teilten, ein Aspekt der zu einer Verklärung Störtebekers bis hin zu einer Art Robin Hood führte. Gemeinhin nahm man an, dass er ein Kapitän der Vitalienbrüder war, die vom Deutschen Orden aus Visby vertrieben wurden. 1394 sollen er und Gödeke Michels erstmals erwähnt worden sein. Als historische Tatsache wurde gemeinhin der Kampf Störtebekers gegen die von den Hamburgern ausgesendete "Bunte Kuh" vor Helgoland und die Hinrichtung Störtebekers auf dem Grasbrook angenommen. Doch wird dies heute angezweifelt, da ein bisweilen mit Klaus Störtebeker identifizierter Johann Störtebeker noch 1413 in Danzig lebte. Die neueren Forschungen stellen die Gefangennahme und Hinrichtung Störtebekers insgesamt in Frage, v.a. mangels zeitnaher Quellen (die dazu erschienene Doku "Der wahre Schatz des Störtebeker" habe ich damals auch gleich im TV gesehen).

Relativ rasch aber verbreitete sich das Bild vom mutigen und charismatischen Seeräuberanführer Störtebeker. Die Figur des Gödeke Michels wurde mit der Zeit immer stärker in den Hintergrund gedrängt. Eines der bezeichnendsten Zeugnisse ist ein Lied auf Störtebeker. Es entstand wohl schon deutlich nach der ersten gesicherten Erwähnung in der „Chronica novella“ von 1435. Dann aber erfreute sich das Lied einer großen Beliebtheit im 16. Jahrhundert und erschien in zahlreichen Fassungen. Die Zutaten statteten dann Störtebeker mit einer unglaublichen Vita aus. So fuhr er laut einer Version vom Anfang des 17.Jh. bis ins Morgenland und wollte dort die Tochter des Sultans heiraten. Doch sein Ehrgeiz trieb ihn noch vor der Hochzeit zurück in die Nordsee. So ist auch eine Lehr' aus der Geschichte: "Wären sie in der Heidenschaft gewest,\sie hätten es lieber entboren."
In Deutschland war noch im 18.Jh. Störtebeker populär und das Störtebekerlied taucht noch um 1783 bspw. in einer Liedersammlung auf. Der Schwerpunkt des Liedes ist aber vor allem der Kampf der Vitalienbrüder gegen die Bunte Kuh, Störtebekers und Michels Ehrgeiz und ihr Ende auf dem Grasbrook. Störtebeker selbst aber ist in dem Lied noch angetrieben von "ihrem bösen Röwersinn" - also hier noch kein Held.
V.a. im 20.Jh. gaben Romane und Filme dem Kult um Störtebeker einen großen Auftrieb und strichen ihn als eindeutigen Führer der Likedeeler heraus. Bredel und Barthel beispielsweise arbeiten in ihren Romanen mit verschiedenen Spekulationen über die Herkunft Störtebekers und seiner Motivation überhaupt Seeräuber zu werden.
Bis heute ist Störtebeker als Filmfigur (z.B. "12 Meter ohne Kopf") und auf der Theaterbühne nicht zuletzt auf den nach ihm benannten Störtebeker-Festspielen auf Rügen vielgesehen. Seine Verklärung reicht bis in die Punkszene mit dem Lied "Störtebeker" der Hamburger Band Slime, das auch schon öfter gecovert wurde.

Es wäre interessant ob unser Klaus Störtebeker auch im Ausland so wahrgenommen wird und irgendwie bekannt ist. Ein bisschen lassen sich ja auch Parallelen zu Robin Hood ziehen, dessen historische Wurzeln immer gesucht werden und gerade die vielen Spekulationen über ihn zu zahlreichen Varianten und Stoff für Legenden führte.
 
Obwohl es in Frankreich mit Jean Bart und Admiral de Grammont ein paar bedeutende Kaper gab, sticht doch einer heraus: Robert Surcouf.

Surcouf hat sich hochgedient. Mit Anfang 20 hatte er sein erstes eigenständiges Kommando, als er mit die Émilie von der Isle-de-France aus im Indischen Ozean britische Handelsschiffe aufbrachte. Seine berühmtesten Erfolge erfocht er mit deutlich kleineren Schiffen gegen das 26-Kanonen-Schiff "Triton" und das 40-Kanonen-Schiff "Kent".
Die Gemälde der Gefechte verdeutlichen den Großenunterschied von Surcoufs "Hasard" bzw. "Confiance" gegenüber den britischen Ostindienfahrern.
Robert Surcouf - Wikipedia
Robert Surcouf - Wikipedia
Mit 27 war Surcouf nach der Kaperung der "Kent" 1800 bereits sowas wie eine lebende Legende. Was Surcouf auch auszeichnete war eine gewisse Weitsichtigkeit. So gab er die Passagiere der "Kent" auf ein Handelsschiff, dem er kurz nach dem Sieg begegnete. Interessant ist, dass sich Surcouf nach dem Erfolg nicht in die französische Marine stecken ließ. So lehnte er die Beförderung zum Kapitän ab. Das bewahrte ihn wohl vor der Einhaltung einer Befehlskette, die sowieso nicht zum Charakter seiner Kaperfahrten gepasst hätte. Nachdem Surcouf sich von seinen Aktivitäten für einige Jahre zurückgezogen hatte, kam er 1807 wieder nach Isle-de-France und nahm seine Tätigkeit des Kaperns erneut auf. Nun natürlich wieder von den Briten gejagt. Er nahm in dem Jahr im Indischen Ozean nicht weniger als 16 Schiffe, diesmal etwa in der Größe seiner "Revenant" oder kleiner. Trotz eines exorbitanten Kopfgeldes, das auf ihn ausgesetzt wurde, konnten ihn die Briten nicht schnappen und er kehrte nach seiner erfolgreichen Episode 1809 nach St. Malo zurück, um nicht wieder als Kaper zur See zu fahren.

Sein Leben ist schon sehr interessant. Weder starb er im Kampf, noch ließ er sich wie vor ihm Jean Bart von der Regierung so völlig vereinnahmen, sondern setzte sich mit unter 40 mehr oder minder zur Ruhe, blieb aber als Eigentümer einer Handelsflotte der See treu. Eigentlich das Ideal so manches Seeräubers.

Sein Leben wurde in Frankreich verfilmt (in den 1960ern, allerdings mit vielen erheblichen Abweichungen von der historischen Figur) und ein Denkmal in seiner Heimatstadt erinnert an wohl einen der erfolgreichsten französischen Kapitäne aller Zeiten.
 
Störtebeker wurde im 14. Jh. geboren. Verschiedene Städte werden als Geburtsort angegeben so beispielsweise Wismar.
Das einzige zeitgenössische Dokument, was einen Nicolao Stortbeker nennt, ist eines aus Wismar, wo er, wenn ich mich richtig erinnere, als Bürger bezeichnet wird. Er geriet damals in eine Kneipenschlägerei.

Störtebeker ist, natürlich unter verschiedenen Vorzeichen, auch ein Star der links- und der rechtsradikalen Szene. Bei den Linken als Likedeeler, bei den Rechten als "deutscher Held".
 
Das einzige zeitgenössische Dokument, was einen Nicolao Stortbeker nennt, ist eines aus Wismar, wo er, wenn ich mich richtig erinnere, als Bürger bezeichnet wird. Er geriet damals in eine Kneipenschlägerei.

Störtebeker ist, natürlich unter verschiedenen Vorzeichen, auch ein Star der links- und der rechtsradikalen Szene. Bei den Linken als Likedeeler, bei den Rechten als "deutscher Held".
Zu den Rechten: Obwohl er doch eigentlich primär, wenn es ihn denn in der Form gab, gegen deutsche Kaufleute gekämpft hat.
Ich hatte mich auch schon gefragt, ob dieses Piratenimage vom FC St. Pauli nicht auch von Störtebeker herrührt, auch wenn es etwas absurd ist, wenn er gerade in der Stadt so gefeiert wird, die gegen ihn - so die Geschichte stimmt - am stärksten zu Felde zog.

Ich kann mich an die Kopfrekonstruktion im Museum für Hamburgische Geschichte, auch an ein Modell des angeblichen Kampfes zwischen Störtebeker und den Hamburger Schiffen erinnern.

Kennt sich jemand mit der orientalischen Sichtweise aus? Sind im Orient z.B. die Barbaresken auch so legendenumwoben? Ich denke jetzt vornehmlich an Chaireddin und Arudsch Barbarossa.
 
Einige Indizien, was Piraten berühmt machen könnte, liefert "Piraten - Schrecken der Meere" (ja es gibt ne Menge Bücher mit dem selben Titel) von John Matthews indem er Kategorien liefert.
Z.B. der mit der größten Beute:
John Taylor
und Henry Every.
Taylors (?-nach 1723) fetteste Beute war das portugiesische Schatzschiff "Nossa Senhora do Cabo" dessen Wert auf 600.000-1.000.000£ geschätzt wird. Nachdem John Taylor einen Pardon angenommen hat, verflüchtigt sich seine Spur. Vielleicht hat er sich zur Ruhe gesetzt.
Henry Every (1659-? - evtl. 1699 od. 1714) hatte die "Ganj-i-Sawai" erobert, welche angeblich eine Beute von 325.000-600.000£ Wert an Bord hatte. Selbst wenn man die Beute unter der Mannschaft verteilte, wäre der Anteil des Kapitäns noch gewaltig gewesen. Thomas Tew, der später mit Every zusammengearbeitet hat, hatte 1693 ein indisches Schiff mit über 100.000£ Beute aufgebracht.
Man müsste dagegen ins Feld führen, dass Henry Morgan mit seinen Angriffen auf mehrere spanische Städte gewiss insgesamt mehr Beute machte. Dafür musste Morgan aber auch mit einer größeren Zahl von Bukaniern teilen.
Oder der grausamste, womit er L'Olonais (1635-1667) und Edward Low (1690-1724) auszeichnet.
 
Ich habe mich bei dem hier rezensierten Film Spielfilme angesiedelt im 18.Jh. gefragt, was macht einen Piraten zu einem berühmten Piraten?

Woran misst man das?

Liegt es eventuell an der Quellenlage?
Hängt es von der Menge an Beute ab?
An seinem Erfolg? Doch wie definiert man den?



* Heinz Neukirchen: "Piraten - Seeraub auf allen Meeren" Verlag für Verkehrswesen, Berlin, 1980, S. 191-198

Ich denke, die Quellenlage oder besser gesagt ein überzeugender Biograph spielt mit Sicherheit als Faktor für Berühmtheit eine Rolle.

Auch die Menge an Beute und der Erfolg waren sicher nicht unwesentlich. Ein Pirat mochte noch so schillernd erscheinen, von sich reden machen, wenn auf seiner Erfolgsbilanz nur ein aufgebrachte Schiffe und ein paar Säcke mit Zucker, Kakao oder Tabak standen konnte man ihn nicht so recht ernst nehmen.

Es lässt sich Erfolg schon bemessen: an der Zahl der gekaperten Schiffe, geplünderten Städte und am Schaden/Beute.

Ich habe lange nachgedacht, ob man differenzieren sollte zwischen Piraten und Kaper-Kapitänen. Die Übergänge waren durchaus fließend, so fließend wie in der Antike Seehandel und Piraterie ineinander übergingen.

Als Telemachos nach seinem Vater Odysseus sucht, begrüßt ihn in Pylos der alte Nestor mit den Worten: Woher kommt ihr die Pfade die salzigen gezogen und in welchen Geschäften.... oder seid ihr Piraten, die die Meere durchstreifen, den Reisenden Übles ersinnend?

Piraterie war nicht ehrenrührig, Odysseus gibt sich später bei Eumaios für einen kretischen Kaper-Fahrer aus.

Für die Spanier waren Francis Drake, Henry Morgan Piraten für die Briten Privateers und Nationalhelden. Morgan oder Drake gingen sozusagen in Staatsdienst, und Morgan bekämpfte als Gouverneur von Jamaika seine alten Gefährten.

Mir scheint, die Quellenlage, ein guter Biograph machte viel aus, doch reichte das nicht aus, um ein berühmter Pirat zu werden. William Dampier war Kaperfahrer, ein hochgebildeter Mann, ein guter Navigator und Geograph. Nach ihm sind in Australien die Dampierstraße und der höchste Berg Neuguineas bekannt. Als Literat erreichte er Ruhm, aber er wurde nie zu einer Persönlichkeit, die jeder kennt, selbst wenn er kaum etwas darüber weiß.

Auch die Beute, die Zahl der aufgebrachten Schiffe macht noch lange nicht den berühmten Piraten aus.

Der nach Beute erfolgreichste Pirat dürfte Black Barty Bartholomew Roberts gewesen sein. Roberts kaperte weit mehr Schiffe als Blackbeard. Der Prozess gegen die Überlebenden seiner Crew war der größte Piraten-Prozess. Eine unschätzbare Quelle, man erfährt sehr viel über den Alltag. Die Justiz war interessiert an Grad der Schuld und Verstrickung. Roberts setzte vernünftige Bordregeln durch, er war ein Gegner des Glückspiels und trank sehr mäßig.

Roberts war ein guter Seemann, er hatte eigentlich alles, was man zu einem berühmten Piraten braucht, auch ein tragisches Ende. Doch er blieb schemenhaft. Ende der 1990er Jahre mutmaßte eine populärwissenschaftliche Biographie sogar, dass Roberts eine Frau gewesen war.

Es scheint, dass um ein berühmter Pirat zu werden, seemännische oder organisatorische Fähigkeiten, Bildung, Geist und Esprit zu besitzen, interessante Bücher zu schreiben oder geographische Entdeckungen zu machen, selbst die Fähigkeit außergewöhnlich erfolgreich Beute zu machen- allein noch nicht den berühmten Piraten ausmachen.

Morgan, Drake und Dampier sind in die Geschichte eingegangen, sie waren glänzende Seeleute, Navigatoren und Geographen- was Henry Morgan an Seemannschaft abging, das machte er mehr als wett durch Beharrlichkeit und Organisationstalent. Es sind Meerengen, Berge und Gewässer nach ihnen benannt.

Dennoch dürften die bei weitem bekanntesten Piraten Edward Teach, alias Blackbeard, William Kidd und Anne Boney sein. Was aber hatten diese Leuten wie Roberts oder Dampier voraus? Überlegene Seemannschaft, Überlegenheit an Charisma konnten es ja nicht sein. Darüber habe ich einige Zeit nachgedacht und kam zu diesen Punkten:

1. Subversivität, Rebellion die genannten gingen nicht in den Staatsdienst wie Morgan oder Drake.

2. Selbstdarstellung: Blackbeard inszenierte sich förmlich, kultivierte einen überaus auffallenden Habitus, und eine Persönlichkeit wie Anne Bonney fiel ebenfalls auf.

3. Ein tragisches Ende

William Kidd fing als Kaperkapitän an, und er wurde zum Piraten nolens volens. Er kaperte ein Schiff, dass er nicht hätte angreifen dürfen, er hatte Schwierigkeiten mit der Crew, und irgendwann gab es für ihn keinen Weg mehr zurück. Bei Anne Bonney ist ihr Schicksal unklar. Wegen Schwangerschaft wurde sie nicht exekutiert, und sie verschwindet einfach irgendwann aus der Geschichte.

Zumindest zu einem zünftigen Räuberleben gehörte irgendwo der Tod auf dem Schafott dazu. Auch der edle Räuber, auch der Sozialbandit und selbst Robin Hood ist am Ende dem Tode geweiht.

Dass man ausgerechnet von Räubern erwartet, sympathische Menschen zu sein, ist in sich schon ein Widerspruch, aber zur Projektionsfigur, zum Rebellen, zur Proto-Feministin, zum edlen Räuber eignen sich Typen wie Kidd, Blackbeard oder Bonney weit eher, als Piraten im Staatsdienst wie Morgan und Drake oder Intellektuelle wie Dampier.
Black Bart Roberts bringt Rebellentum, exzellente Seemannschaft, Subversivität mit, doch ihm fehlten die unverwechselbaren Züge, die Blackbeard besaß, und er fiel im Kampf und seine Crew warf ihn über Bord.

Selbstdarstellung und Selbstinszenierung scheinen große Bedeutung zu haben. Als Piraten haben Kidd und Blackbeard eigentlich Böcke geschossen: Kidd ließ sich von seiner Crew dazu bewegen ein Schiff zu kapern, das er hätte verschonen müssen, und Blackbeard überspannte den Bogen, als er Charleston blockierte wegen ein paar Medikamenten für wenig Geld. Manche haben vermutet, dass Blackbeard opiumsüchtig war oder sich mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt hatte.

Jedenfalls war die Blockade Charlestons ein Fehler. Er kostete Blackbeard die stillschweigende Unterstützung der Gouverneure. Danach wurde er wie ein Pablo Escobar oder El Chapo zum Staatsfeind und gejagt.
 
Dass man ausgerechnet von Räubern erwartet, sympathische Menschen zu sein, ist in sich schon ein Widerspruch, aber zur Projektionsfigur, zum Rebellen, zur Proto-Feministin, zum edlen Räuber eignen sich Typen wie Kidd, Blackbeard oder Bonney weit eher, als Piraten im Staatsdienst wie Morgan und Drake oder Intellektuelle wie Dampier.

theseahawk05.jpg


The Seahawk/Herr der sieben Meere; Schönling Errol Flynn als Geoffrey Thorpe (heftig angelehnt an Francis Drake)

Piraterie war nicht ehrenrührig, Odysseus gibt sich später bei Eumaios für einen kretischen Kaper-Fahrer aus.
Wie auch in späteren Zeiten: die Grenzen zwischen Kaperfahrer, Pirat, Soldat und Händler verschwammen oft. Bei "Homer" kommen die Phönizier als Piraten schlecht weg. Bei demselben "Homer" ist griechische Piraterie hingegen kein Problem, sondern eben Tagesgeschäft. Wenn wir die Vitalienbrüder betrachten, die ja zunächst auch als Freibeuter Teil einer Kriegspartei waren, so trieben die nach dem Krieg ihr Handwerk einfach weiter, nur dass sie nun über keine Kaperbriefe, die ihr Handeln zumindest für die eine Seite legalisierten, mehr verfügten.

Dennoch dürften die bei weitem bekanntesten Piraten Edward Teach, alias Blackbeard, William Kidd und Anne Boney sein. Was aber hatten diese Leuten wie Roberts oder Dampier voraus? Überlegene Seemannschaft, Überlegenheit an Charisma konnten es ja nicht sein. Darüber habe ich einige Zeit nachgedacht und kam zu diesen Punkten:[
[...]
2. Selbstdarstellung: Blackbeard inszenierte sich förmlich, kultivierte einen überaus auffallenden Habitus, und eine Persönlichkeit wie Anne Bonney fiel ebenfalls auf.
[...]
Als Piraten haben Kidd und Blackbeard eigentlich Böcke geschossen:

Ich denke auch, dass die zeitgenöss. Darstellungen bis heute nachwirken. Offensichtlich war Blackbeard ja ein Pirat der sich zu inszenieren wusste und mit wildem Äußeren dargestellt wurde, was noch durch die wie Lunten rauchenden Haarsträhnen oder Dreadlocks unterstrichen wird. Das ist ja fast schon übermenschlich.


blackbeard.jpg


24865522_TheAdvertisingArchives-pa.jpg


(Einer der beiden Holzschnitte ist recht offensichtlich eine Kopie des anderen (siehe die Gestaltung des Baumes, siehe die Pistolen), nicht nur das erwartbare Schiff, sondern sogar das Faß ist "mitgenommen" worden.
 
theseahawk05.jpg


The Seahawk/Herr der sieben Meere; Schönling Errol Flynn als Geoffrey Thorpe (heftig angelehnt an Francis Drake)




blackbeard.jpg


24865522_TheAdvertisingArchives-pa.jpg


(Einer der beiden Holzschnitte ist recht offensichtlich eine Kopie des anderen (siehe die Gestaltung des Baumes, siehe die Pistolen), nicht nur das erwartbare Schiff, sondern sogar das Faß ist "mitgenommen" worden.[/QUOTE]

Drake war freilich sehr populär, es gibt eine Fülle von Anekdoten über ihn wie die Geschichte von der Boule-Partie im Angesicht der Schlacht gegen die Armada.
 
Es scheint, dass um ein berühmter Pirat zu werden, seemännische oder organisatorische Fähigkeiten, Bildung, Geist und Esprit zu besitzen, interessante Bücher zu schreiben oder geographische Entdeckungen zu machen, selbst die Fähigkeit außergewöhnlich erfolgreich Beute zu machen- allein noch nicht den berühmten Piraten ausmachen.

Ich äußere mal provokant die These, um ein berümter Pirat zu werden, musste man a) Europäer sein, b) in den Richtigen Gebieten sein Unwesen treiben.

Die meisten arabischen, indischen, malaiischen etc. Piraten habe es in die breite Rezeption nicht geschafft, da scheint dieses genre sehr eurozentrisch unterwegs zu sein.
Und so gut wie alle heute berühmten und allgemein bekannten Piraten aggierten vor allem im karibischen Raum, (jedenfalls was die Kaperei/Piraterie angeht) mit Ausnahme von William Kidd.

Ich hatte das schon mal an anderer Stelle geschrieben, ich halte es persönlich für durchaus bemerkenswert, dass die relativ kurzlebige Geschichte der Piraterie in der Karibik eine so breite Rezeption erfährt, während die eigentlich deutlich langlebigere Geschichte der Piraterie im Mittelmeer, auch in der Neuzeit, im Hinblick auf populäre Geschichtsbilder nahezu in Vergessenheit geraten zu sein scheint.
Dabei dürften viele hier beteiligte Akteure in Verbindung mit dem Sklavenhandel als Piraten/Korsaren/Freibeuter ähnlich erfolgreich gewesen sein, wie ihre "Arbeitskollegen" in der Karibik.
Auch die Biographie verschiedener Persönlichkeiten, die in den Auseinandersetzungen zwischen dem Osmanischen Reich und den Europäischen Seemächten als Abenteurer und Renegaten sinistre und wechselvolle Rollen irgendwo zwischen den Parteien und irgendwo zwischen sanktionierter Kaperei im Dienste eines Landesherren und offener Piraterie auf eigene Rechnung spielten, ist häufig nicht weniger interessant.
Wird aber nicht, oder kaum populär rezipiert.
 
Ich äußere mal provokant die These, um ein berümter Pirat zu werden, musste man a) Europäer sein, b) in den Richtigen Gebieten sein Unwesen treiben.

Die meisten arabischen, indischen, malaiischen etc. Piraten habe es in die breite Rezeption nicht geschafft, da scheint dieses genre sehr eurozentrisch unterwegs zu sein.
Und so gut wie alle heute berühmten und allgemein bekannten Piraten aggierten vor allem im karibischen Raum, (jedenfalls was die Kaperei/Piraterie angeht) mit Ausnahme von William Kidd.

Ich hatte das schon mal an anderer Stelle geschrieben, ich halte es persönlich für durchaus bemerkenswert, dass die relativ kurzlebige Geschichte der Piraterie in der Karibik eine so breite Rezeption erfährt, während die eigentlich deutlich langlebigere Geschichte der Piraterie im Mittelmeer, auch in der Neuzeit, im Hinblick auf populäre Geschichtsbilder nahezu in Vergessenheit geraten zu sein scheint.
Dabei dürften viele hier beteiligte Akteure in Verbindung mit dem Sklavenhandel als Piraten/Korsaren/Freibeuter ähnlich erfolgreich gewesen sein, wie ihre "Arbeitskollegen" in der Karibik.
Auch die Biographie verschiedener Persönlichkeiten, die in den Auseinandersetzungen zwischen dem Osmanischen Reich und den Europäischen Seemächten als Abenteurer und Renegaten sinistre und wechselvolle Rollen irgendwo zwischen den Parteien und irgendwo zwischen sanktionierter Kaperei im Dienste im Dienste eines Landesherren und offener Piraterie auf eigene Rechnung spielten, ist häufig nicht weniger interessant.
Wird aber nicht, oder kaum populär rezipiert.
Die Berberesken bedrohnten durchaus nicht nur die Mittelmeerküsten, auch sie erreichten Amerika. Und sie hatten durchaus auch internationale Verbindungen. Ich las mal etwas von einem Schiff, leider bekomme ich es nicht mehr ganz zusammen, es war aber in einem Beitrag zur Rechtsprechung im nordafrikanischen Raum. Ich behaupte jetzt mal, dass das Schiff ursprünglich portugiesisch war, von Berberesken aufgebracht wurde und von diesen dann an Engländer weiterveräußert wurde, um dann unter neuem Namen und englischer Flagge zu fahren. Ich bin mir sicher, dass der britische Stützpunkt Menorca eine Rolle spielte.
Der bekannteste Grabstein auf dem Friedhof von Nebel (Amrum) ist der des Hark Ohlufs, der als Seemann in die Gefangenschaft der Berbersken geriet, aber als reicher Mann in die Heimat zurückkehrte.
 
Die meisten arabischen, indischen, malaiischen etc. Piraten habe es in die breite Rezeption nicht geschafft, da scheint dieses genre sehr eurozentrisch unterwegs zu sein.
Da stellt sich die Frage, ob das mit der geringen Rezeption arabischer, indischer, malaiischer etc. Piraten auch für den arabischen, indischen, malaiischen etc. Raum gilt.

Zum Vergleich: Ein weiteres Klischee ist der (angeblich) mehr oder weniger selbstlose Räuber, der nur von den Reichen nimmt und den Armen gibt und so zum „Volkshelden“ wurde. In Europa und Nordamerika ist Robin Hood allgemein bekannt, in Deutschland in geringerem Maße noch der Schinderhannes. Zumindest in Japan gibt es aber auch mindestens drei sehr berühmte und populäre Robin Hood-Äquivalente, die außerhalb Japans kaum jemand kennt. (Gemeinsam haben all diese „Volkshelden“ nebenbei, dass ihr angeblich sozialrevolutionäres Verhalten historisch kaum oder gar nicht haltbar ist.)

Ich hatte das schon mal an anderer Stelle geschrieben, ich halte es persönlich für durchaus bemerkenswert, dass die relativ kurzlebige Geschichte der Piraterie in der Karibik eine so breite Rezeption erfährt
Ich vermute einmal, dass das daran liegt, dass der Großteil der berühmten Piraten in der Karibik Briten waren, obendrein teilweise mit Bezug zu den nordamerikanischen Kolonien. Das sicherte ihnen eine Rezeption im angelsächsischen Raum und weiter in Hollywood und dadurch letztlich fast weltweit.

Die Berberesken bedrohnten durchaus nicht nur die Mittelmeerküsten, auch sie erreichten Amerika.
Sogar Island (!).
 
Die meisten arabischen, indischen, malaiischen etc. Piraten habe es in die breite Rezeption nicht geschafft, da scheint dieses genre sehr eurozentrisch unterwegs zu sein.
Ich hatte als Kind ein "Was ist was"-Buch "Die Piraten". Dort wurde Chaireddin Barbarossa und den Barbaresken ein eigenes Kapitel gewidmet. Wenn das sogar in einem Kindersachbuch der 80er Jahre auftaucht, ist das ein Gegenbeispiel für den reinen Eurozentrismus der Piratenwahrnehmung.
Ich habe keine Ahnung, wo das Buch geblieben ist, ich meine aber weitere nicht-europäische Beispiele tauchen dort nicht auf.
 
Ich hatte als Kind ein "Was ist was"-Buch "Die Piraten". Dort wurde Chaireddin Barbarossa und den Barbaresken ein eigenes Kapitel gewidmet. Wenn das sogar in einem Kindersachbuch der 80er Jahre auftaucht, ist das ein Gegenbeispiel für den reinen Eurozentrismus der Piratenwahrnehmung.
Ich habe keine Ahnung, wo das Buch geblieben ist, ich meine aber weitere nicht-europäische Beispiele tauchen dort nicht auf.
Ich besaß das Buch auch und erinnere mich auch daran, dass die Berberesken vorkamen. Allerdings nur auf einer Doppelseite. Das entspricht zwar den Was-Ist-Was-Kapiteln (zumindest in den Ausgaben der 80er Jahre), ist aber etwas dürftig. Wenn ich mich nicht falsch erinnere, ist die Mittelmeerpiraterie in dem Buch allerdings sowieso sehr kurz gekommen. Auch die antike Piraterie hat in meiner Erinnerung maximal zwei Doppelseiten beansprucht. Allerdings räume ich ein, dass ich ein großer Piratenfilmfan war (Der Herr der sieben Meere, Der rote Korsar, Gegen alle Flaggen....) und daher mein Interesse womöglich auf der karibischen Piraterie (und der madegassischen: Gegen alle Flaggen) des 18. Jhdts. lag.
 
Zurück
Oben