Die Panzerwagen der Antike
Kriegselefanten waren die gewaltigste Kriegswaffe der damaligen Zeit. Dennoch galten sie nicht als Garant für den Sieg. Weil die riesigen Wesen – im Gegensatz zu den sie regierenden Menschen – oft zu friedlich für den Krieg waren.... Sie sahen im Feind der Menschen nicht unbedingt auch ihren Feind.
Im Jahr 326 v.Chr kam es zur ersten größeren Elefantenschlacht der Weltgeschichte als der indische König Poros versuchte, mit über hundert grauen Fünftonnern Alexander den Großen zu stoppen. Vergebens – die Ursache der Pleite: Alexander hatte schon Jahre zuvor von persischen Fürsten Elefanten geschenkt bekommen und mit diesen Manöver abgehalten. Als guter Tierpsychologe erkannte der Grieche, dass die Dickhäuter andere Lebewesen nur dann niederwalzen oder sie mit Rüsselumschlingung hochschleudern, wenn sie in ihnen Feinde erblicken. Über militärische Gegner schritten sie zart fühlend hinweg... Wenn dieser sich nicht einschüchtern ließ sondern um die Gegenmittel wusste, waren Kriegselefanten für die Besitzer gefährlicher als für den Feind. Schrille Fanfarenstöße, geschwenkte Fackeln, Steinschleudern... sogar das ihnen entgegen Treiben grunzender Wildschweine erschreckten die Elefanten. Wenn es nun gelang, sie in Panik zu versetzen, hatte das für den Besitzer fatale Folgen: Die Tiere kehrt machten und trampelten statt des Gegners die eigenen Reihen nieder. Deshalb benutzte Alexander Elefanten nur, um seine Soldaten zu trainieren, keine Angst vor ihnen zu haben.
Ähnlich hielten es später die Römer. Sie wurden erstmals 280 v. Chr. mit Kriegselefanten konfrontiert, als König Pyrrhos von Epirus (Nordgriechenland) mit zwanzig Elefanten und seiner Armee nach Italien übersetzte. Ob seine schrecklichen Verlusten – man spricht heute noch von „Pyrrhossiegen“ – auf die eigenen „vierbeinigen Panzerwagen“ zurückzuführen waren, ist nicht überliefert. Pyrrhos Flotte wurde jedenfalls bei der Rückfahrt von einem Abstecher nach Sizilien in einer Seeschlacht vernichtet. Die vier überlebenden Elefanten wurden von den Römern im Triumphzug nach Rom gebracht.
Die nächste Begegnung mit Kriegselefanten hatten die Römer im 2. Punischen Krieg. Karthago besaß Ställe für 300 Kriegselefanten, die Fundamente sind heute noch sichtbar. Hanibals verlor bei seiner Alpenüberquerung nicht nur die Hälfte seiner 40 000 Soldaten sondern auch 29 der 37 Kriegselefanten (diese stürzten sich in den Schluchten zu Tode). Die verbliebenen wurden in der Po-Ebene in der Schlacht an der Trebbia (beim heutigen Piacenza) eingesetzt. Den Römern gelang es, mit dem Kurzschwert die Fersensehnen von sieben Elefanten zu durchschlagen, woraufhin die Tiere zu Boden stürzten. Was nichts am Sieg Hanibals änderte... Der Feldherr erhielt nach der Schlacht bei Cannae 40 neue Elefanten, die bereits in der nächsten Schlacht zwischen den Fronten außer Kontrolle gerieten. Die von den Puniern erfundene „Elefanten-Notbremse“ rettete die Karthager: Sobald ein Tier in die eigenen Reihen zurück raste, wurde es mittels einem in den Schädel gerammten Schlagbolzen getötet.
Auch die anderen punischen Feldherren machten mit den Kriegselefanten eher wenig gute Erfahrungen: Hanno landete 262 v. Chr. mit 60 Tieren bei Agrigent auf Sizilien. Dort schossen die Römer die Besatzung (Speerwerfer und Bogenschützen) von den Elefanten herunter und bemächtigten sich der Tiere. Hasdrubal landete 255 und 250 v. Chr. mit jeweils 140 Elefanten auf Sizilien. Beide Male jagten die Römer die Giganten in die Reihen der Karthager zurück. Ebenso scheiterte der Einsatz der Kriegselefanten bei der Entscheidungsschlacht 202 bei Zama. Die 80 eingesetzten Tiere wurden von den Römer mittels Trompeten in Panik versetzt....
Die römischen Legionen setzten die grauen Kolosse nur ein einziges Mal ein: Beim Bürgerkrieg Pompejus gegen Caesar waren 46 v. Chr. in der Schlacht bei Thapsus über hundert Elefanten beteiligt. Auch sie gerieten in Panik...
Insgesamt wurden zwei Elefantenarten für Kriegszwecke missbraucht: die des Pyrrhos waren Indische Elefanten, Karthago hingegen sezzte auf den relativ kleinwüchsigen Afrikanischen Waldelefanten, der damals in den Wäldern der Atlasgebirge in großer Zahl lebte. Die Römer ließen diese Tierart in den Gladiatorenspielen der römischen Arenen in Massen abschlachten. Dadurch wurde sie in Nordafrika ausgerottet.