Wie grüßt ein römischer Soldat?

Theophilus

Mitglied
Ist bekannt, wie der römische Soldat gegrüßt hat?
Oder ist man da auf die Fantasie von Filmemachern angewiesen?
 
Ohne eine Ahnung zu haben wie die Antwort lautet:

Wann ? Römische Soldaten gab es sehr sehr lange
Wie er WEN gegrüßt hat ? Vorgesetzter, Kamerad, jedermann ?
 
Die landläufigen Vorstellung vom römischen Soldatentum sind sehr stark durch moderne Erfahrungen geprägt. Man denke an Hollywood-Filme, in denen Legionäre ähnliche Frisuren wie US-amerikanische Soldaten tragen oder im schneidigen Exerzierschritt Befehle entgegennehmen. Um ein Bild davon zu bekommen, wie es damals wirklich gewesen sein wird, muss man sich zum einen die Quellen, zum anderen die bildlichen Darstellungen (besonders Reliefs anschauen). Schau mal über die Suchfunktion im Forum nach dem Begriff "salutatio" - wenn ich mich recht erinnere, wurde die Frage nach dem militärischen Gruß dort schon einmal ausgiebig diskutiert.
 
Die Quellenlage scheint insgesamt mehr als dünn zu sein. Ein mögliches Beispiel bietet der Grabstein des Metras aus der Nähe von Ephesos, 2-3. Jh. n. Chr. (I.Ephesos VII,1 3222: Ṃητ̣ρας Ἀνδρ̣ή̣α̣ παραφύλαξ Ἥρων). Der Verstorbene, ein paraphylax, gewissermaßen eine Art Polizist, wird zu Pferd dargestellt, vor ihm drei bewaffnete Untergebene. Der Grußgestus des sich zu Metras umdrehenden Mannes ist ein ausgestreckter rechter Arm mit geöffneter Handfläche.
 

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Schöne Quelle, wobei natürlich zu fragen ist, ob hier wirklich ein Gruß vorliegt. Das wäre klarer, wenn alle drei grüßten. So kann man aber auch unterstellen, dass einer der drei Untergebenen gestikulierend Bericht erstattet: "Und gestern waren wir in XY [weist in die Richtung], da haben wir den Räuber Hyperboulos geschnappt..."
 
Schöne Quelle, wobei natürlich zu fragen ist, ob hier wirklich ein Gruß vorliegt. Das wäre klarer, wenn alle drei grüßten. So kann man aber auch unterstellen, dass einer der drei Untergebenen gestikulierend Bericht erstattet

Klar, endgültige Sicherheit ist hier schwer zu erlangen, aber so einer 'common-sense Deutung' widerspricht mE, dass diese Bilderwelten eben keine unmittelbare, sondern eine hoch konzeptualisierte, kulturell sinnstiftende Wiedergabe von Lebenswirklichkeit sind. Man darf also vermuten, würde ich behaupten, dass der Gestus im Kontext der Bildbedeutung steht und kein bloßes Lebenswirklichkeit illustrierendes bzw. evozierendes Gestikulieren ist.
 
Ein schönes Beispiel, Aquilifer, allerdings unterscheidet sich der Gestus nicht wesentlich von dem, was man etwa von Congiaria-Szenen auf Münzen kennt. Es mag sich tatsächlich um eine Geste des Grüßens handeln, aber dann stellt sich immer noch die Frage, inwieweit es sich um ein militärisches Spezifikum handelt.

Angesichts dessen, dass sich ein dezidiert militärischer Gruß nicht ohne Weiteres aus dem antiken Material herauslesen lässt und (mir zumindest) nicht einmal ein entsprechendes Verb bekannt ist, möchte ich Zweifel erheben, ob es überhaupt so etwas wie einen militärischen Gruß gab. Vielleicht sollten wir die Frage einmal umdrehen: Unter welchen Umständen und warum entwickelt sich überhaupt ein bestimmter Gruß als militärische Tradition? Worin besteht der Vorteil gegenüber "normalen" Grußgesten, wie man sie aus dem Alltag kennt? Ist eine bestimmte Form des Grüßens überhaupt notwendig?
 
Ja, auch bei einigen adlocutio-Szenen auf der Trajanssäule findet sich dieser Gestus beispielsweise wieder und, würde ich jetzt mal auf die Schnelle behaupten, ist in diesem Fall wie auch auf deinen Münzen vielleicht im Sinne einer acclamatio zu verstehen. Und natürlich ist die ausgestreckte und geöffnete Hand ziemlich unspezifisch, um als rein militärischer Gruß zu dienen, da hast du vollkommen recht. Dennoch sind die antiken Heere seit der Spätklassik in zunehmendem Maße professionelle Militäreinheiten (und eben nicht mehr ausschließlich das Aufgebot der prinzipiell gleichberechtigten Bürger einer Polis), so dass es eigentlich nicht vorstellbar ist, dass sich hier im Einklang mit der strengen Hierarchisierung nicht auch spezifische soziale Umgangsformen ausgebildet haben, von denen wir freilich keine bis wenig Ahnung haben.
 
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