Dion
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Zu dem, was der Kanzlerkandidat Franz Josef Strauß 1980 gesagt hat – Zitat aus dem Spiegel vom 06.10.1980 (Fettschreibung von mir):
Während die Fahnder noch Zeugen vernahmen und Spuren verfolgten, die auf eine "Organisationstat" (Generalbundesanwalt Kurt Rebmann) zu deuten schienen, erklärte -- zweitens --Franz Josef Strauß bereits, "alles" spreche "dafür, daß es sich um die Tat eines einzelnen gehandelt" habe, eben jenes Geologiestudenten Gundolf Köhler, 21, dessen Leiche am Tatort gefunden worden war.
Obendrein -- drittens – wagte Strauß sogleich die Prognose, was als rechtsradikal erscheine, könne sich bald als linksradikal erweisen: "Spuren des Attentats" führten in eine "ganz andere Richtung" als angenommen.
Zwei Tage nach dem Anschlag antwortete Strauß in einem "Bild"-Interview auf die Frage, ob "der Rechtsradikalismus nicht ernst genug genommen" worden sei: In Bayern, wo ich für die Dienste zuständig bin, wurde alles getan. Im Bund gibt es leider eine " Fülle von Versäumnissen.
" Ich habe zum Beispiel Informationen, wonach rund zwei Dutzend " " Mitglieder einer rechtsradikalen Splittergruppe aus der "DDR" " " kommen. Sie sollen zum Teil sogar von der Bundesregierung " " freigekauft worden sein und unter Beobachtung des " " Verfassungsschutzes stehen.
Auch hier: Für den Anschlag ist ein Einzeltäter verantwortlich, und wenn nicht dann die Linksradikalen, und wenn es doch Rechtsradikale sein sollten, wurden sie von der DDR geschickt, also von Linken.
Zu der Frage nach der Vernichtung der Asservate im Jahr 1997 schrieb die Süddeutsche vom 17. Mai 2010 (Fettschreibung von mir):
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hat die Asservate von damals schon vor Jahren vernichtet - darunter auch die Splitter der Bombe und Teile einer Hand, die keinem der Opfer zugeordnet werden konnte und die deshalb als Hinweis auf einen zweiten Täter galt.
Die Bundesanwaltschaft bestätigte der Süddeutschen Zeitung, dass keine Spuren des Attentats mehr vorhanden sind. "Die Asservate wurden Ende des Jahres 1997 vernichtet, weil der Fall als aufgeklärt gilt und sämtliche Ermittlungen nach eventuellen Mittätern ergebnislos verlaufen sind", sagte Sprecher Frank Wallenta.
Es gebe keinen Zweifel am damaligen Ermittlungsstand, wonach es sich bei dem Attentäter Gundolf Köhler um einen Einzeltäter gehandelt hat. "Der heutige Erkenntnisstand bietet keinen Anlass, die Ermittlungen wieder aufzunehmen", sagte Wallenta.
Eine Wiederaufnahme der Ermittlungen hat der Anwalt mehrerer Opfer gefordert, die damals zwei Kinder verloren hatten und selbst schwer verletzt worden waren. Sie wollen, dass die Spuren von damals mit den neuen DNS-Methoden untersucht werden. "Für die Angehörigen ist es eine offene Wunde, dass sie nicht wissen, was damals wirklich passiert ist", sagt Anwalt Werner Dietrich.
Doch wo es keine Spuren mehr gibt, kann auch nichts mehr verglichen werden. "Das erschwert die Aufklärung des Falls massiv", sagt Dietrich. "Bei einem Verfahren wie diesem" sei die Vernichtung der Asservate "durchaus ungewöhnlich".
Und in der Süddeutschen vom 8. September 2014 steht – Zitat:
In den Aschenbechern von Köhlers Auto, das 200 Meter vom Tatort entfernt parkte, fanden Ermittler 47 Zigarettenkippen sechs verschiedener Sorten. "Selbst wenn Köhler verschiedene Marken rauchte, so wohl kaum auf der Rückbank und teilweise mit oder ohne Filter", sagt Dietrich. Heute würden die Kippen dank neuer Labormethoden wohl Aufschluss geben über Mitfahrer und Kontakte Köhlers. Die Zigaretten wurden 1997 aber zusammen mit anderen Asservaten vernichtet, unter anderem mit Fragmenten einer bei der Explosion abgetrennten Hand. Dietrich sagt, dass die Hand nie zugeordnet werden konnte. "Wenn jemand eine Hand verliert und sich nicht meldet, spricht das ebenfalls gegen die Einzeltäterthese."
Der genetische Fingerabdruck wurde in Deutschland erstmals 1988 als Beweis in einem Strafprozess vor Gericht anerkannt. Ich bin sicher, dass auch das Bundeskriminalamt das gewusst hatte als es 9 Jahre später die Attentat-Asservate vernichten ließ. Und dass man mit der DNA-Analyse von den Zigarettenkippen und der abgetrennten Hand in den Ermittlungen weiterkommen könnte, wussten die zuständigen Behörden auch. Dass es nichts mehr zu ermitteln war, ist eine Schutzbehauptung, denn wofür hat man dann 15 Jahre lang die Asservate gehalten, wenn nicht dafür, um es im Falle eines Falles doch einmal zu weiteren Ermittlungen zu gebrauchen. Eher wird es so sein: Sie wollten in diesem Fall nicht mehr weiter ermitteln.
Wie man weiß, hat die Bundesanwaltschaft, nicht zuletzt wegen der Presseberichte, die Ermittlungen doch wieder aufgenommen. Dabei wird wohl nicht mehr viel herauskommen - die Spuren hat sie ja vor Jahren schon restlos vernichten lassen.
PS: Ich betone, dass ich dieses hier nur nach Druck von silesia schrieb, denn eigentlich geht es diesem Thread um den Reichtagbrand von 1933.
Während die Fahnder noch Zeugen vernahmen und Spuren verfolgten, die auf eine "Organisationstat" (Generalbundesanwalt Kurt Rebmann) zu deuten schienen, erklärte -- zweitens --Franz Josef Strauß bereits, "alles" spreche "dafür, daß es sich um die Tat eines einzelnen gehandelt" habe, eben jenes Geologiestudenten Gundolf Köhler, 21, dessen Leiche am Tatort gefunden worden war.
Obendrein -- drittens – wagte Strauß sogleich die Prognose, was als rechtsradikal erscheine, könne sich bald als linksradikal erweisen: "Spuren des Attentats" führten in eine "ganz andere Richtung" als angenommen.
Zwei Tage nach dem Anschlag antwortete Strauß in einem "Bild"-Interview auf die Frage, ob "der Rechtsradikalismus nicht ernst genug genommen" worden sei: In Bayern, wo ich für die Dienste zuständig bin, wurde alles getan. Im Bund gibt es leider eine " Fülle von Versäumnissen.
" Ich habe zum Beispiel Informationen, wonach rund zwei Dutzend " " Mitglieder einer rechtsradikalen Splittergruppe aus der "DDR" " " kommen. Sie sollen zum Teil sogar von der Bundesregierung " " freigekauft worden sein und unter Beobachtung des " " Verfassungsschutzes stehen.
Auch hier: Für den Anschlag ist ein Einzeltäter verantwortlich, und wenn nicht dann die Linksradikalen, und wenn es doch Rechtsradikale sein sollten, wurden sie von der DDR geschickt, also von Linken.
Zu der Frage nach der Vernichtung der Asservate im Jahr 1997 schrieb die Süddeutsche vom 17. Mai 2010 (Fettschreibung von mir):
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hat die Asservate von damals schon vor Jahren vernichtet - darunter auch die Splitter der Bombe und Teile einer Hand, die keinem der Opfer zugeordnet werden konnte und die deshalb als Hinweis auf einen zweiten Täter galt.
Die Bundesanwaltschaft bestätigte der Süddeutschen Zeitung, dass keine Spuren des Attentats mehr vorhanden sind. "Die Asservate wurden Ende des Jahres 1997 vernichtet, weil der Fall als aufgeklärt gilt und sämtliche Ermittlungen nach eventuellen Mittätern ergebnislos verlaufen sind", sagte Sprecher Frank Wallenta.
Es gebe keinen Zweifel am damaligen Ermittlungsstand, wonach es sich bei dem Attentäter Gundolf Köhler um einen Einzeltäter gehandelt hat. "Der heutige Erkenntnisstand bietet keinen Anlass, die Ermittlungen wieder aufzunehmen", sagte Wallenta.
Eine Wiederaufnahme der Ermittlungen hat der Anwalt mehrerer Opfer gefordert, die damals zwei Kinder verloren hatten und selbst schwer verletzt worden waren. Sie wollen, dass die Spuren von damals mit den neuen DNS-Methoden untersucht werden. "Für die Angehörigen ist es eine offene Wunde, dass sie nicht wissen, was damals wirklich passiert ist", sagt Anwalt Werner Dietrich.
Doch wo es keine Spuren mehr gibt, kann auch nichts mehr verglichen werden. "Das erschwert die Aufklärung des Falls massiv", sagt Dietrich. "Bei einem Verfahren wie diesem" sei die Vernichtung der Asservate "durchaus ungewöhnlich".
Und in der Süddeutschen vom 8. September 2014 steht – Zitat:
In den Aschenbechern von Köhlers Auto, das 200 Meter vom Tatort entfernt parkte, fanden Ermittler 47 Zigarettenkippen sechs verschiedener Sorten. "Selbst wenn Köhler verschiedene Marken rauchte, so wohl kaum auf der Rückbank und teilweise mit oder ohne Filter", sagt Dietrich. Heute würden die Kippen dank neuer Labormethoden wohl Aufschluss geben über Mitfahrer und Kontakte Köhlers. Die Zigaretten wurden 1997 aber zusammen mit anderen Asservaten vernichtet, unter anderem mit Fragmenten einer bei der Explosion abgetrennten Hand. Dietrich sagt, dass die Hand nie zugeordnet werden konnte. "Wenn jemand eine Hand verliert und sich nicht meldet, spricht das ebenfalls gegen die Einzeltäterthese."
Der genetische Fingerabdruck wurde in Deutschland erstmals 1988 als Beweis in einem Strafprozess vor Gericht anerkannt. Ich bin sicher, dass auch das Bundeskriminalamt das gewusst hatte als es 9 Jahre später die Attentat-Asservate vernichten ließ. Und dass man mit der DNA-Analyse von den Zigarettenkippen und der abgetrennten Hand in den Ermittlungen weiterkommen könnte, wussten die zuständigen Behörden auch. Dass es nichts mehr zu ermitteln war, ist eine Schutzbehauptung, denn wofür hat man dann 15 Jahre lang die Asservate gehalten, wenn nicht dafür, um es im Falle eines Falles doch einmal zu weiteren Ermittlungen zu gebrauchen. Eher wird es so sein: Sie wollten in diesem Fall nicht mehr weiter ermitteln.
Wie man weiß, hat die Bundesanwaltschaft, nicht zuletzt wegen der Presseberichte, die Ermittlungen doch wieder aufgenommen. Dabei wird wohl nicht mehr viel herauskommen - die Spuren hat sie ja vor Jahren schon restlos vernichten lassen.
PS: Ich betone, dass ich dieses hier nur nach Druck von silesia schrieb, denn eigentlich geht es diesem Thread um den Reichtagbrand von 1933.