Gescheiterte Gesetzesanträge Weimar

Laura123

Mitglied
Hallo liebes Geschichtsforum,

ich habe ein Anliegen etwas anderer Art diesmal J

Ich hatte eine Idee für den Unterricht, zur Vertiefung des Themas „Parteien in der Weimarer Republik“: eine Abstimmung über Gesetzesanträge (Schüler müssen ihrer Partei gemäß abstimmen und Mehrheitsverhältnisse würde ich dem Zeitpunkt anpassen)

Es sollten dann eben am besten 2-3 Gesetzanträge sein, die zeigen, dass die Gesetzesanträge knapp scheitern, um so deutlich zu machen, dass die sehr verschiedenen Interessenslagen und auch die Zunahme der extremen Lager, das Regieren erschwerten.

Hatte jemand einen Tipp worüber ich abstimmen könnte und wie die Mehrheitsverhältnisse waren.



Die Idee ist bestimmt noch nicht perfekt, also bitte nicht komplett vernichten J



Danke für eure Hilfe im Voraus.
 
Ich habe noch nicht so ganz dein Vorhaben verstanden. Sollen die SuS so abstimmen, wie sie selber fühlen, oder sagst du:
"Alina, Kevin und Muhannad, ihr seid jetzt KPD, Torben-Dietrich, Maxi und Apple, ihr seid jetzt SPD, Maria-Sophie, Annette und Roderich, ihr seid jetzt DNVP und das sind bitte euere jeweiligen Abstimmungsergebnisse?"
 
Finde ich nicht ganz unproblematisch, ehrlich gesagt.
Wäre ich heute noch Schüler, wäre ich nicht unbedingt amused darüber z.B. auf Anordnung Nazi-Meinungen vertreten zu müssen, auch das Auffordern zur Nachahmung extremistischer Positionen insgesamt im Rahmen des Schulunterrichts halte ich für nicht gänzlich unproblematisch.
Außerdem erschließt sich mir der praktische Lerneffekt jetzt nicht so unmittelbar.

Kommt hinzu, dass die Parteien ja selbst in vielen Fällen gar keine eindeutige Meinung zu einem entsprechenden Entwurf hatten und Gesetzgebung via Parlament in der Weimarer Zeit ja auch nicht der einzige Weg war Änderungen auf den Weg zu bringen (mit Notverordnungen hantierte nicht erst Hindenburg herum, sondern das hatte in Ebert durchaus schon einen Vorläufer, der dieses Mittel ebenfalls aufgriff, so wie der Weg des Volksentscheids, der ja in Sachen "Young-Plan" und "Fürstenenteignung" beschritten wurde.

Wenn es um die notorisch instabilen Mehrheitsverhältnisse geht, wäre es vielleicht sinnvoll sich die Zusammensetzung des Reichstags schwerpunktmäßig ab 1928, das Scheitern der Jeweiligen Regierungen und den Übergang zur Praxis der Präsidialkabinette näher anzusehen?


Von der Idee Abstimmungen über Gesetzesentwürfe im Rahmen der Parteipolitik nachzuexerzieren, würde ich aus oben genanntem Grund abraten.
Wenn du die Gesezgebung als Aufhänger für unklare Mehrheitsverhältnisse (nicht nur im Reichtag, sondern auch in den verschiedenen Millieus im Volk) unbedingt beibehalten willst, würde ich dir einen Bezug auf die beiden Volksentscheide zur "Fürstenenteignung" und zum "Young-Plan" nahelegen:


Fürstenenteignung – Wikipedia

Volksentscheid gegen den Young-Plan – Wikipedia

und zwar unter Berücksichtigung dessen, wer sich dem jeweiligen Begehren anschloss und wer nicht und in welcher Form das den gewöhnlichen Linien der Kooperation verschiedener Parteien im Reichstag entsprach oder nicht. Da zeigen sich, wenn man sich das näher anschaut nämlich einige Bruchlinien, an denen das Dilemma der weimarer Politik durchaus augenfällig wird.
In dem Rahmen könnte man das sicherlich auch spielerisch angehen, weil man da niemanden in eine fragwürdige Rolle drängen müsste.
Man kann daran aber ganz gut das für- und wider für einige Minuten diskutieren, nach Meinungen fragen und anschließend eröffnen und diskutieren, welche Parteien sich welchem Standpunkt anschlossen und warum, gleichzeitig wie deren Kooperation oder Nichtkooperation auf der Ebene des Reichstags sich gestatete.

Das könnte allerdings insgesamt eine nicht vollends einfache Aufgabe werden. Darf ich fragen für explizit welche Jahrgangsstufe und gegebenenfalls Grund-/Leistungskurs du dir die Aufgabe ausgedacht hast?
 
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Ich teile die Bedenken von ElQ und Shinigami. Zumal im "Nachstellen" den Schülern nicht klar wird wie unterschiedlich das Verständnis der Parteien in der Weimarer Republik in Bezug auf die Unterstützung der Regierung waren, im Vergleich zur Bonner / Berliner Demokratie.

Gleichzeitig müßte beim "Nachstellen" deutlich gemacht werden wie stark relevante und machtvolle Interessenvertreter, Industrie und - konservative - Presse zunehmend einen Einfluss auf das Regierungshandeln gewonnen haben. Somit die Rolle von "Veto-Players" bzw. "Pressure-Groups" mit zu beachten wäre.

Ansonsten: Es gab einen Konflikt, der Bau bzw. die Bewilligung der "Panzerkreuzer A", bei dem die grundsätzlichen Konfliktlinien deutlich wurden. Die Alternative waren der Ausbau des Sozialstaates vs. einer erneuten Militarisierung. Wer war also für die Verbesserung der Lebenssituation der breiten Volksschichten und wer wollte Geld für prestigehafte Rüstung ausgeben. Welche ideologischen Tiefenkonflikte haben eine Rolle gespielt? Und wer hat von den unterschiedlichen Projekten profitiert? Zumal an diesem Thema die problematische Rolle der Reichswehr im Zusammenspiel mit konservativen Teilen der Politik für die politische Kultur von Weimar verdeutlicht werden kann.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kabinett_Müller_II#Streit_um_den_Panzerkreuzer_A

An diesem Punkt kann man das interessenorientierte Handeln verdeutlichen, auch in seiner Komplexität und, wenn man mag auch einen "Übersprung" finden zum heutigen Lobbyismus mit seinen wenigen Vorteilen und vielen Nachteilen.
 
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Ich habe noch nicht so ganz dein Vorhaben verstanden. Sollen die SuS so abstimmen, wie sie selber fühlen, oder sagst du:
"Alina, Kevin und Muhannad, ihr seid jetzt KPD, Torben-Dietrich, Maxi und Apple, ihr seid jetzt SPD, Maria-Sophie, Annette und Roderich, ihr seid jetzt DNVP und das sind bitte euere jeweiligen Abstimmungsergebnisse?"
Ja ich dachte, dass sie sich in der Vorstunde mit den Parteiprogrammen das Profil der Parteien erarbeiten und dann im Rahmen der erarbeiteten Partei abstimmen.

Finde ich nicht ganz unproblematisch, ehrlich gesagt.
Wäre ich heute noch Schüler, wäre ich nicht unbedingt amused darüber z.B. auf Anordnung Nazi-Meinungen vertreten zu müssen, auch das Auffordern zur Nachahmung extremistischer Positionen insgesamt im Rahmen des Schulunterrichts halte ich für nicht gänzlich unproblematisch.
Außerdem erschließt sich mir der praktische Lerneffekt jetzt nicht so unmittelbar.

Ich gebe dir völlig Recht, das ist definitiv problematisch. Deswegen würde ich über etwas abstimmen wollen, was nicht ideologisch bewertbar ist, um sie da auf keinen Fall in die Lage zu bringen, sich mit der Ideologie zu identifizieren.
Als Lerneffekt hatte ich mir erhofft, dass man daran "anschaulich" zeigen kann, wie instabil die Mehrheitsverhältnisse waren und wie schwierig ein stabiles Regieren war. Bei der Lerngruppe handelt es sich um eine 9. Klasse und eben keine Oberstufe. Ich war einfach auf der Suche nach einer Idee, wie man diese für die meisten Schüler sehr abstrakten Themen, etwas "griffiger" gestaltet.

Gleichzeitig müßte beim "Nachstellen" deutlich gemacht werden wie stark relevante und machtvolle Interessenvertreter, Industrie und - konservative - Presse zunehmend einen Einfluss auf das Regierungshandeln gewonnen haben. Somit die Rolle von "Veto-Players" bzw. "Pressure-Groups" mit zu beachten wäre.
Stimmt, dass ist ein wichtiger Faktor, denn ich so noch nicht bedacht hatte. Hättest du eine Idee,wie man das einbringen könnte?

Vielen Dank auch für eure Vorschläge zum Abstimmen, da muss ich mich erst noch einlesen, dann melde ich mich nochmal expliziter dazu!
 
Das hieße, du müsstest die Klasse in Gruppen entsprechend der Vertretung der einzelnen Parteien im Reichstag zum gewünschten Zeitpunkt aufteilen und hättest somit ganz unterschiedliche Gruppengrößen, wobei eine Gruppe mit 6 SuS genau dieselbe Arbeit hätte, wie eine mit 2 SuS?
 
Das hieße, du müsstest die Klasse in Gruppen entsprechend der Vertretung der einzelnen Parteien im Reichstag zum gewünschten Zeitpunkt aufteilen und hättest somit ganz unterschiedliche Gruppengrößen, wobei eine Gruppe mit 6 SuS genau dieselbe Arbeit hätte, wie eine mit 2 SuS?

Ja oder man verteilt Parteien mit vielen Sitzen mehrmals und bei der Abstimmung setze ich sie dann zusammen als einen Block und sie könnten sich nochmal beraten.
 
Ich gebe dir völlig Recht, das ist definitiv problematisch. Deswegen würde ich über etwas abstimmen wollen, was nicht ideologisch bewertbar ist, um sie da auf keinen Fall in die Lage zu bringen, sich mit der Ideologie zu identifizieren.
Als Lerneffekt hatte ich mir erhofft, dass man daran "anschaulich" zeigen kann, wie instabil die Mehrheitsverhältnisse waren und wie schwierig ein stabiles Regieren war. Bei der Lerngruppe handelt es sich um eine 9. Klasse und eben keine Oberstufe. Ich war einfach auf der Suche nach einer Idee, wie man diese für die meisten Schüler sehr abstrakten Themen, etwas "griffiger" gestaltet.

Das Problem ist nur, dass diejenigen politischen Fragen, die tatsächlich gesellschaftliches und politisches Spaltungspotential hatten eo ipso ideologisch aufgeladen waren, weswegen du um diesen Effekt und dessen Einbeziehung nicht herum kommen würdest.
Der Versuch das einfach auszublenden und die Angelegenheit auf die Mehrheitsverhältnisse zu reduzieren, bringt das Problem mit sich, dass du dann zwar möglicherweise die Tatsache knapper Mehrheitsverhältnisse erklären kannst, aber nicht deren tiefere Ursachen im Hinblick auf übertriebene Starrsinnigkeit und Klientelpolitik der Parteien.
 
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